Treffen im Roten Rathaus - Wegner sieht Berliner Verwaltungsreform auf der Zielgeraden

Fr 11.10.24 | 17:59 Uhr
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Das Rote Rathaus in Berlin. (Quelle: dpa/Frank Fell)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.10.2024 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/Frank Fell

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht die geplante umfassende Reform der Berliner Verwaltung auf der Zielgeraden.

Nach einem Spitzentreffen zwischen Senat, Bezirken und den Oppositionsparteien Linke und Grüne am Freitag zeigten sich alle Seiten erneut zuversichtlich."Die gute Botschaft ist: Wir stehen immer noch alle beieinander", erklärte Wegner im Beisein der weiteren Teilnehmenden des Treffens.

Über die Verwaltungsreform werde in Berlin gefühlt seit 30 oder 40 Jahren diskutiert. "Und jetzt sind wir kurz vor der Zielgeraden", so Wegner weiter. Nun gehe es an den Textentwurf für ein Landesorganisationsgesetz.

Die Berliner Regierungskoalition hatte sich bereits 2023 zum Ziel gesetzt, die Verwaltung der Hauptstadt zu modernisieren und effektiver zu machen. Zudem wollen die Koalitionsparteien Zuständigkeitskonflikten vorbeugen und dem oft beklagten "Behördenpingpong" zwischen Bezirken und Senat ein Ende setzen, indem Aufgaben von Bezirken und Land klarer voneinander abgegrenzt werden.

Mitsprache von Bezirken soll geregelt werden

Außerdem soll festgeschrieben werden, wie mit Konfliktfällen umgegangen wird. Drei bis vier offene Fragen sollen bis zum nächsten Treffen der Gruppe im November geklärt werden. Dazu gehört etwa die Bezirksaufsicht.

Im September hatte die Senatskanzlei ein Eckpunktepapier präsentiert und betont, bei der Verwaltungsreform gehe es nicht um eine Entmachtung der Bezirke. "Eine Stärkung der gesamtstädtischen Steuerung soll zugleich mit einer Stärkung der Bezirke einhergehen", heißt es in dem Papier.

Die Bezirke sollen demnach stärkere Kontrollmöglichkeiten erhalten, um Entscheidungen der Senatsfachverwaltungen gegebenenfalls überprüfen zu können - wie beim Streit um den Bau eines Zauns um den Görlitzer Park, den der Senat will, der Bezirk aber nicht.

Grüne und Linke optimistisch

Der Rat der Bürgermeister soll zudem künftig das Recht haben, Vorschläge für Verwaltungsvorschriften zu machen "und auch Änderungen oder die Aufhebung von solchen mit Wirkung auf die Bezirke zu beantragen". Er soll aber auch die Möglichkeit erhalten, eigene Vorschläge ans Landesparlament zu richten.

Nach dem Verlauf des Spitzentreffens am Freitag zeigten sich auch die Vertreter der Oppositionsparteien Grüne und Linke, die an dem Prozess von Anfang an mitwirken, optimistisch. "Wir waren uns einig, dass diese Reform notwendig ist, auch um das Vertrauen in die Demokratie zu stärken", sagte Linken-Fraktionschef Tobias Schulze. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Werner Graf sprach von "beeindruckenden, konstruktiven Gesprächen".

Vorgängersenat mit ähnlichem Vorhaben

An diesem mittlerweile dritten Spitzengespräch nahm für die SPD im Senat die Bürgermeisterin und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey teil. Für die Bezirke waren der Neuköllner Rathauschef Martin Hikel (ebenfalls SPD) und die Friedrichshain-Kreuzberg Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) dabei. Die AfD ist zu den Beratungen über eine Verwaltungsreform nicht mit eingeladen.

CDU und SPD hatten 2023 schon in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die an vielen Stellen ineffizient organisierte Berliner Verwaltung zu modernisieren und die Zuständigkeiten von Land und Bezirken klarer zu trennen. Auch der rot-grün-rote Vorgängersenat hatte bereits das gleiche Ziel verfolgt und entsprechende Vorschläge erarbeitet.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.10.2024, 18:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Gott, wer will schon Nazis an der Gestaltung Berlins dabeihaben. Und andersherum wird ein Schuh draus: Gerade weil die AFD undemokratisch ist, muss sie eben draußen bleiben…

  2. 10.

    ... aber noch ein gehöriges Stückchen blasser, mit Trend zum Durchsichtigen !

  3. 9.

    Da soll die Mitsprache von Bezirken geregelt werden, aber die AfD ist zu den Beratungen über eine Verwaltungsreform nicht mit eingeladen. Das ist die Form der lupenreine Demokratie, die den größten Respekt vor dem Wähler und seiner Teilhabe sicherstellt. Leider ist das Wort Mitsprache unglücklich gewählt, weil es bei demokratischen Parteien keine Mitsprache gibt, sondern nur Absprachen, wie man andere aus dem politischen Diskurs am Besten fernhalten kann.

  4. 7.

    Da kann man nur lachen. Gibt es Herrn Wegener überhaupt noch?

  5. 6.

    @suse 2/2
    Für den 2ten Teil Ihres Kommentars gebe ich Ihnen völlig recht.Ein Wust an immer neuen Gesetzen ,Vorschriften und Regelungen, erhöht nur die Komplexität, solange siebdazu kommen und keine alten Gesetze etc. wegfallen.
    Das ist eben auch für Beamte alles andere als leicht, quasi im Monatsrythmus 2 Dutzend neue Regelungen in seine Arbeit integrieren zu müssen...
    In diesem Sinne... Hoffen wir weiter....
    Schönes Wochenende.

  6. 5.

    @suse
    Auch Beamte sind Arbeitnehmer und unterliegen einer Weisung von oben. Das ist in jeder Firma so. Daran haben sich auch Beamte zu halten.
    Ihre Aufforderung,warum tun Sie es dann nicht, zeigt von einem erheblichen Mangel an Kompetenz, dies zu bewerten. Die Wahlwerbeslogans zur Reformierung sind reine Lippenbekenntnisse.Das gilt für Bürgermeister aller Parteien. Wählern wird was zum Fraß vorgeworfen, und der beißt (sprich: fällt drauf rein.
    Der Rest ist Machterhalt und Günstlingswirtschaft.

  7. 4.

    Wie immer ohne Aussicht auf Erfolg. Die Theoretiker geben tolle Empfehlungen aber die Praktiker werden nicht gefragt. Nur die Beschäftigten wissen was zu ändern und verbessern ist. Wer den Ablauf nicht kennt kann ihn auch nicht ändern. Jahrzehntelange Erfahrung im öffentlichen Dienst.

  8. 3.

    Der von Ihnen als " Blindpese " entlarvte Kai Wegener konnte doch nur mit den Stimmen der AfD ins Amt gehievt werden, da ihm Teile seines eigenen Fußvolkes die Gefolgschaft und Unterstützung versagt hatte. Auch haben viele taktisch die CDU gewählt, um RRG zu beenden, die sonst eigentlich schon AfD gewählt hätten.
    Insofern ist Wegener's Wahlerfolg eigentlich im Endergebnis ein " AfD -Produkt " !

  9. 2.

    Wenn Sie es besser wissen und können - warum tun Sie es nicht ? Sie saßen ja scheinbar lange genug an der Quelle des Übels.
    So lange immer wieder und weiter für alle möglichen Bereiche neue Regelungen und Gesetze erfunden und damit die Bürokratie weiter ausgebaut wird (und das weniger auf Senats- als Bundesebene), ist m.E. eine derartige Reform eine Mammutaufgabe. Zu viele Gesetze und Vorschriften blockieren vieles im Land.

  10. 1.

    Wenn Stand jetzt, schon die Zielgerade in Sicht ist, dann muss die 1000de Meter lang sein, bei dem, was noch alles zu tun ist. Kai Wegner ist genau so eine Blindpese, wie alle anderen vor ihm, die meinten, sie können die Berliner Verwaltung reformieren. Dazu gehört Insiderwissen, daß alle letzten Bürgermeister einfach mal nicht hatten/haben. Wer Stellschrauben drehen will, sollte auch wissen, welche - und in welche Richtung.
    Beste Grüße von einem pensionierten Ex-Beamten aus dem roten Rathaus.

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