Ostprignitz-Ruppin - Reisanbau in Brandenburg läuft mit neuer Technik und gefräßigen Spatzen

Sa 12.10.24 | 07:51 Uhr | Von Alexander Goligowski
  6
Mit neuem Reismähdrescher aus China ist in Linum die zweite Reisernte Brandenburgs gelaufen. (Quelle: rbb/Goligowski)
rbb/Goligowski
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.10.2024 | Alexander Goligowski | Bild: rbb/Goligowski

Der Reisanbau in Linum war im Vorjahr ein Experiment, in diesem Jahr konnte der Ernteertrag deutlich gesteigert werden. Und es soll weitergehen - dank spezieller Technik aus China. Von Alexander Goligowski

Damian Widz sitzt auf einem Minimähdrescher. Das nigelnagelneue Gerät ist speziell für die Reisernte konzipiert und direkt aus China nach Ostprignitz-Ruppin importiert worden. Gemächlich erntet der Landwirt die letzten Quadratmeter des Reisfeldes in Linum ab - früher war es mal ein Karpfenteich. Der kleine Raupendrescher sinkt nicht ein, denn für den feuchten Boden ist er perfekt geeignet.

Trotz der geringen Größe war die rund 35.000 Euro teure Erntemaschine für den jungen Reisbaubetrieb eine nennenswerte Investition. Dafür ist aber auch die Anbaufläche von einem Hektar im Vorjahr auf dreieinhalb Hektar angewachsen.

Anleitung auf Chinesisch

Beim Auspacken der Maschine tauchte aber ein Problem auf: Die Anleitung war auf Chinesisch. Widz hat sich aber reingefuchst: "Für mich ist alles, was einen Motor hat und fährt, der pure Spaß", sagt der Technikfan lachend und dreht dabei weiter seine Runden über das sumpfige Reisfeld.

Beobachtet wird er dabei von Betriebsleiter Robert Jäkel. Seine zweite Reisernte ist die erste richtige. Nach etwas über 100 Kilogramm im Jahr 2023 kann sich der jetzige Ertrag mit zweieinhalb Tonnen schon sehen lassen. "Im letzten Jahr haben wir wirklich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte", fasst Jäkel die Erfahrungen aus dem Vorjahr zusammen. Man habe aus den Fehlern aber gelernt. Dennoch würden auch in diesem Jahr wieder welche gemacht, so Jäkel. Aber auch aus denen könne sein Ökobetrieb "Natur Konkret" wieder neue Rückschlüsse ziehen.

Weitere Karpfenteiche sollen umgewandelt werden

Im Frühjahr hatten Gänse und Enten die frischen Reistriebe abgefressen. Zudem haben sich Spatzen kurz vor der Ernte über die reifen Körner hergemacht. Zuletzt wüteten auch noch Wildschweine auf dem Feld. "Die Tiere wollen halt auch mal was Exotisches", vermutet Jäkel und lächelt dabei. Eine Lösung für das nächste Jahr hat er aber schon im Blick. Das bleibt vorerst aber sein Geheimnis.

Reis wird weltweit in verschiedenen Regionen angebaut, die bedeutendsten Anbaugebiete liegen in Asien. Reis aus Brandenburg beziehungsweise aus Deutschland ist weiterhin eine Rarität. Daher sei die Nachfrage groß, so Jäkel. Auch deshalb soll der Anbau im Teichland Linum definitiv weitergehen. Weil die Karpfennachfrage sinkt, sollen sogar noch weitere der 36 Teiche in Reisfelder umgewandelt werden. Möglich ist das, weil die Bewässerungstechnik in den Teichanlagen bestens für den Reisanbau geeignet ist. "Der Reis ist gekommen, um zu bleiben", sagt Betriebsleiter Jäkel.

Gastronomen wollen Reis aus Brandenburg anbieten

Dass in Linum Pionierarbeit für einen großflächigen Reisanbau in Brandenburg geleistet wird, glaubt Firmenchef Guido Leutenegger aber nicht: "Wir machen aus unseren Gegebenheiten hier einfach das Beste, auch im Sinne der Artenvielfalt." Zuletzt seien Schnepfenvögel und Rotbauchunken im Flachwasser gesichtet worden. Diese Tiere finden auf den Reisfeldern ideale Bedingungen vor.

In den Säcken landet Reis der Sorte "Loto" - Massenware ist es gewiss nicht. Daher wird der Reis aus Linum auch nur in Linum im Hofladen verkauft. Touristen nehmen ihn laut Leutenegger oft als Geschenk mit. 9,80 Euro kostet das Kilo vor Ort aktuell. Wenn die Effizienz beim Anbau gesteigert werden kann und die Anbaufläche weiter wächst, dann werde sich der Preis noch reduzieren, berichtet der Firmenchef. Spätestens dann öffnet sich auch ein weiterer Verkaufskanal: Gastronomen aus der Region haben schon Interesse angemeldet, Risotto mit Reis aus Brandenburg anbieten zu wollen.

Mit neuem Reismähdrescher aus China ist in Linum die zweite Reisernte Brandenburgs gelaufen. (Quelle: rbb/Goligowski)

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.10.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Alexander Goligowski

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

6 Kommentare

  1. 6.

    Wie bitte? Das kann nicht sein Heidi! Ich verbrauche z.B. nur 1xim Monat Wasser zum Duschen (5Min.!). Ansonsten Katzenwäsche und aller drei Tage Spülen. Dazu noch die Klospülung (so wenig, wie möglich). Also kann Ihr Zitat nicht stimmen! ich weiß, ich bin Extremsparer, aber es gibt noch andere!

  2. 5.

    Also, lt. meiner Wasseruhr sind's bei mir im direkten Verbrauch taäglich 40 Liter, Reis u. Nudeln und Kartoffeln gibt's bei mir nicht, hmmm. Aber was nun folgen wird - ich sehe schon die Artikel - Bauern fordern Reisschutz, Eindämmung der plötzlich invasiven Spatzen, die eigentlich Sperlinge sind, subventioniertes Wasser, EU-Reisprämie, subventionierten reis-senden Absatz per Ankauf durch Spahn o. Lauterbach mit Mindestgarantieabnahmemenge u-. Zwangsvernichtung trotz Dauerhaltbarkeit nach 1 Monat ....

  3. 4.

    "Bei einem Wasserfußabdruck von 219 Milliarden Kubikmetern hinterlässt jede Person in Deutschland durch ihren Konsum einen Wasserfußabdruck von rund 2.628 Kubikmetern jährlich – das sind 7,2 Kubikmeter oder 7.200 Liter täglich."
    Quelle: Umweltbundesamt
    Dagegen ist so'n Sack Reis schon fast Trockennahrung.

  4. 3.

    1 kg Reis benötigt für den Anbau 4000 Liter Wasser. Mehr muss man dazu nicht wissen.

  5. 2.

    Hihi, ein Herr Witz, ähm, Widz, der mit einer chinesischen Gebrauchsanleitung kämpft :D. Süß.
    Könnte der Risotto-Reis ja auch werden.
    Finde alles gut, wo Neues ausprobiert wird.
    Ich warte auf den erweiterten Weinanbau und die Maroniwälder.

  6. 1.

    Und das, obwohl Brandenburg das trockenste Bundesland ist? Wo kommt denn das WAsser für die Bewässerung her? Ich wünsche viel Erfolg bei der Vergrößerung der Anbauflächen, und die Massenhaltung der Karpfen hat ein Ende.

Nächster Artikel