Mobilitätsgesetz - Brandenburg plant klimafreundlichere Verkehrspolitik

Di 11.07.23 | 14:43 Uhr
  126
Symbolbild: Eine Straßenbahn fährt am 05.04.2023 durch das Nauener Tor in Potsdam. (Quelle: picture alliance/Schoening)
Video: rbb|24 Brandenburg aktuell | 11.07.2023 | Katrin Neumann | Bild: picture alliance/Schoening

In Brandenburg sollen Bahnen und Busse sowie Fahrräder und Fußgänger künftig Vorfahrt genießen: Die Landesregierung hat jetzt das entsprechende Mobilitätsgesetz vorgestellt, mit dem das Land bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen will.

Brandenburg will mit einem Mobilitätsgesetz bundesweiter Vorreiter der Flächenländer bei der Verkehrswende werden. Der Gesetzentwurf wurde am Dienstag in Potsdam vorgestellt.

Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) sagte, Ziel sei, Klimaschutz und Verkehr zu verbinden und umweltfreundlichen Verkehrsmitteln Vorrang vor anderen Mobilitätsformen zu geben. Damit könne Brandenburg bundesweit Taktgeber werden.

ÖPNV soll deutlich ausgebaut werden

Der Gesetzentwurf wurde gemeinsam mit der erfolgreichen brandenburgischen Verkehrswende-Volksinitiative erarbeitet. Diese hatte Anfang 2021 rund 25.000 gültige Unterschriften für eine Verkehrswende eingereicht. Beermann sagte, der Gesetzentwurf solle im September in erster Lesung im Landtag behandelt werden.

Ziel sei eine zuverlässige, sichere und klimafreundliche Mobilität ohne Barrieren. Wichtiger Bestandteil sei zudem das Ziel "Vision Zero", um die Anzahl der Verkehrsopfer kontinuierlich zu reduzieren. Insbesondere soll die Verkehrssicherheit für die so genannten "ungeschützten" Verkehrsteilnehmenden im Rad- und Fußverkehr erhöht werden.

Beermann betonte, geplant sei ein flächendeckendes Netz aus Bus und Bahn sowie aus Radverkehrsverbindungen. Es würden regelmäßige und verlässliche öffentliche Nahverkehrsverbindungen im 60- bis 120-Minuten-Takt angestrebt.

Beermann: Auto bleibt wichtig

Das Auto werde zugleich auch künftig im ländlichen Raum eine wichtige Rolle spielen, so Beermann weiter. Der Anteil des Umweltverbundes aus öffentlichem Personennahverkehr, Rad- und Fußverkehr am Gesamtverkehr solle bis 2030 auf 60 Prozent erhöht werden. Laut Volksinitiative liegt der Anteil derzeit bei rund 40 Prozent.

Zuspruch findet das Gesetz sowohl von Fahrrad-Aktivisten als auch vom Verkehrsclub VCD. Christian Wessel, stellvertretender Landeschef des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) in Brandenburg, lobte vor allem das geplante "Radnetz Brandenburg": "Radschnellwege werden in der Hand des Landes gebündelt und Zuständigkeiten für selbstständige Radwege werden geregelt."

Fritz Viertel, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Brandenburg, betonte in seiner Stellungnahme, mit dem Mobilitätsgesetz werde klargestellt, "dass der öffentliche Nahverkehr das Rückgrat der Verkehrswende in Brandenburg sein muss. Ohne ein flächendeckendes, attraktives Bahn- und Busangebot werden wir die Abhängigkeit vom Auto nicht beenden können. Wir wollen deshalb mit dem Gesetzentwurf die Landesnahverkehrsplanung vom Kopf auf die Füße stellen."

Die Verhandlungen über das Mobilitätsgesetz waren im vergangenen Herbst ins Stocken geraten, weil es nach Ansicht der Initiative zu viele Punkte mit unterschiedlichen Auffassungen gab. Das Mobilitätsgesetz soll unter anderem mehr Radwege und mehr Angebote im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in Brandenburg bringen. Die Gespräche hatten 2021 begonnen. Dem Bündnis gehören zahlreiche Umwelt- und Verkehrsverbände an.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.07.2023, 19:30 Uhr

126 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 125.

    Ich habe mir tagesaktuellen Werte angesehen, an meiner Aussage ist nichts veraltet.

  2. 124.

    Man könnte auch mehr und preiswerteren Wohnraum in Berlin und Umland schaffen - dann spart man auch, teure Infrastruktur und Bahnausbau auf dem Brandenburger Lande.
    Aber daran hapert es doch genauso: fehlender und bezahlbarer Wohnraum in den Metropolen und deren Umland.
    Prignitz, Uckermark, Südbrandenburg sind doch so dünn besiedelt - welcher öffentliche Nahverkehr, soll dort sinnvoll sein ???
    Bus jede 2 Stunden und am Wochenende jede 4 Stunden, oder Radfahren bis nach Oberhavel oder Havelland zum nächsten Berlin-Anschluss ???

  3. 123.

    Schon traurig, das beim Ausbau und Unterhaltung der Schiene, immer die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht.
    Das Auto mit seinem Flächenverbrauch, seiner Klimabilanz, den Unfalltoten und den notwendigen teuren Reparaturen, usw. ist wahrscheinlich auch nicht gerade wirtschaftlich, bekommt aber sehr oft den Vorzug - halt Straßenausbau vor Bahnstrecken Ausbau.

  4. 122.

    Für mein E-Bike fehlen leider die durchgängigen Fahrradwege zum nächsten Bahnhof.
    Und die Landesstraßen sind im Berufsverkehr für Radfahrer, leider lebensgefährlich.
    Aber sonst gerne, E-Bike, E-Roller oder Fahrrad, wenn gute Wege vorhanden sind.

  5. 120.

    Komisch dass es für Straßen keine Wirtschaftlichkeit braucht für Gleise aber schon.

  6. 119.

    Man könnte auch nur die 15km zum Bahnhof mit dem Auto fahren. Im Sommer auch mit dem E-Roller.

  7. 118.

    Ich würde die Bahn sehr gerne nutzen - leider hat unsere Kommune aber keinen Bahnanschluss und der nächste Bahnhof, ist ca. 15 Km entfernt.
    Der Bus ist auch keine Alternative, da zu komplizierte Linienführung über sämtliche Dörfer und Fahrzeit von 50 Minuten nach Potsdam und 1 Stunde 30 nach Berlin.
    Bleibt also nur der eigene Pkw - eigentlich schade, die fehlende Bahnanbindung und auch sehr klimaschädlich.

  8. 117.

    Guter Satz : Armes Deutschland - alles nur Gefasel.

    Der Satz, passt zum Thema Nahverkehr und Verkehrswende in ,,good old Germany,,

  9. 116.

    Verkehrswende - an sich gut gemeint - nicht durchdacht. Wer soll´s richten, wenn keiner mehr für den Lohn bereit ist die Arbeit zu verrichten? Hier liegt auch ein Grund für Ausfall von Bus- und Bahnfahrten und Linien. Wenn kein Geld für die Mitarbeiter zur Verfügung steht, wird sich an der Lage auch nichts ändern. Wichtig ist nur, dass große Konzerne, die schon keine Steuen zahlen, noch Subventioniert werden. Armes Deutschland - alles nur Gefasel.

  10. 115.

    Das Dilemma der Öffentlichen fängt doch schon, bei unterdimensionierten Bahnhöfen, wie z.Bsp. Potsdam Hbf oder Spandau an.
    Dazu kommen kaputte Rolltreppen, zu schmale Treppen und fehlende Auffenthaltsqualität.
    Kleinere Bahnhöfe kein geeignetes Wetterschutzdach und die Anzeigetafeln stammen von 1975.
    Und nach 20 Uhr, kommen ,,die Geister,, raus.

  11. 114.

    Gerade wegen dem Klimawandel, werden viele Menschen
    dem eigenem Auto treu bleiben.
    Funktionierende einstellbare Klimaanlage,
    getönte abgedunkelte Scheiben.
    Schützendes Dach bei Regen , Hitze , usw.
    Abfahrtszeit nicht nur alle 60 oder 120 Minuten
    Frei wählbares Ziel, und vieles mehr.
    Solange die Bahn so marode und unzuverlässig ist, bleiben Sehr Viele, beim Auto, bzw. bei der Fahrgemeinschaft.
    Selbst die Berliner Ringbahn ist doch unzuverlässig- Polizeieinsätze wegen Suizid oder Bauarbeiten, sind an der Tagesordnung.

  12. 113.

    Eine Verkehrswende kann ich in Deutschland und in Berlin/Brandenburg, nicht erkennen.
    Die Zulassungszahlen der Kfz, steigen von Jahr zu Jahr.
    Überall in den Städten und Gemeinden, werden günstige Anwohnerparklätze ausgewiesen und selbst Stadtbewohner kommen nicht, ohne Privat Pkw,s aus.
    Die Großstädte sind von Flächenländern umgeben und die Bahn, kommt in der gesamten Fläche, einfach nicht mehr an - durch Jahrzehntelange Stilllegungen oder ungenügende Taktung.
    Ohne bedeutende Investitionen in den Nahverkehr und in Radwege, wird es keine Verkehrswende in Brandenburg/Berlin und in der BRD geben.

  13. 112.

    Ist aber auch Niemand mehr da, der für Ordnung und Sicherheit auf den Bahnsteigen/öffentlichen Plätzen, sorgen würde.
    Bier trinken, Rauchen, Döner essen, Kaugummi kauen und mit dreckigen Arbeits Klamotten in Bus und Bahn und am Bahnsteig, ist doch der tägliche Alltag.
    Man muss doch schon aufpassen, ob die Sitze nicht als Toilette benutzt wurden und man sich, die eigenen Sachen versaut.

  14. 111.

    Endlich nach dem unsäglichen Zurückdrehen / Ausbremsen der Verkehrswende in Berlin eine positive Entwicklung in Brandenburg. Das Ziel ist erfreulich ambitioniert, aber auch dringend notwendig, wenn Mensch sich die täglich hereinkommenden Meldungen über Wetterkatastrophen und Hitzewellen in den Meeren und der Atmosphäre auf der ganzen Welt vor Augen führt - wir brauchen gute Alternativen zum Auto, wo immer möglich, damit der Umstieg attraktiv wird. Ich wünsche uns allen sehr, daß dieses Vorhaben mit der notwendigen Unterstützung und erfolgreich umgesetzt wird.

  15. 110.

    Der Klimawandel eignet sich gut für...
    wenn es nicht nachmessbar ist."
    Wossische Pünktchenandeutungen wirken nur in den seltensten Fällen besonders schlau.
    Eher bemüht.

  16. 109.

    Wäre schön wenn der ÖPNV, mit dem hohen Zuzug in Berlin und Brandenburg, mithalten könnte und mitwachsen würde.
    Die Wohnungen in den Gemeinden und Städten sind überall rappelvoll, aber der Nahverkehr wird einfach nicht ausgebaut oder saniert.
    Berlin + 76000 Einwohner:innen Brandenburg + 35000 Einwohner:innen - das ist pro Jahr, eine neue Großstadt, aber ohne dementsprechende Infrastruktur und Investitionen.

  17. 108.

    Der Knackpunkt wird wohl der Nachweis der Wirtschaftlichkeit im ländlichen Raum sein.
    Damit haben sich viele Projekte in Brandenburg, doch von selbst erledigt und die Politik ist fein raus.
    Es werden wohl nur einige politische Projekte übrig bleiben, da wo der Bund sowieso den Großteil bezahlt.
    Viele Projekte werden über die Wirtschaftlichkeit, einfach abgeblockt und vergessen werden.
    Bei diesen hohen Baupreisen, Lohnkosten, Auflagen und Anforderungen, sind doch nur wenige Projekte überhaupt noch wirtschaftlich zu bauen und zu betreiben - da kann doch fast jede Reaktivierung vom Bahnlinien, abgeblockt werden.

  18. 107.

    Das neue Mobilitätsgesetz hat ja auch den Arbeitstitel :
    ÖPNV 2075
    Das Ziel ist 2 Stunden mit Öffis bis zur nächsten Großstadt - sehr ambitioniertes Ziel und für tägliche Pendler auch sehr attraktiv.
    Die Großstadt kann dann heißen : Rostock, Magdeburg, Halle(Saale), Leipzig, Dresden, Stettin, Hamburg,oder Berlin.
    --Das Ziel ist damit fast schon erreicht und die Politik kann sich feiern und ausruhen--

Nächster Artikel