Sven Siebert - Hoppegarten entscheidet am Sonntag über die Abwahl seines Bürgermeisters

Sa 31.08.24 | 17:19 Uhr | Von Philipp Gerstner
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11.08.2024, Hoppegarten, Brandenburg, GER - Sven Siebert (parteilos), Buergermeister der Gemeinde Hoppegarten. (Quelle: dpa/Frank Sorge)
Audio: rbb Bradneburg Aktuell | 30.08.2024 | Philipp Gerstner | Bild: dpa/Frank Sorge

Muss er gehen, oder darf er bleiben? Hoppegartens Bürgermeister Sven Siebert steht vor der Abwahl. Er sei mit seinem Amt überfordert, werfen ihm seine Kritiker vor. Am Sonntag kommt es in Hoppegarten zum Showdown. Von Philipp Gerstner

Die Bürgerinnen und Bürger von Hoppegarten (Märkisch-Oderland) werden am Sonntag wieder zur Wahlurne gebeten: Sie sollen entscheiden, ob der jetzige Bürgermeister Sven Siebert (parteilos) im Amt bleiben soll oder den Posten räumen muss.

Im Juni hatten die Gemeindevertreter ein Abwahlverfahren gegen Siebert eingeleitet. Sie werfen ihm vor, dass er die Zukunft der Gemeinde ausbremse und mit dem Amt überfordert sei. Außerdem hat Siebert laut einem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes Märkisch-Oderland seine Kompetenzen als Bürgermeister überschritten.

Siebert ist seit 2020 Bürgermeister von Hoppegarten. Nun kritisiert ein großer Teil der Gemeindevertreter, dass er das Amt damals unterschätzt habe. Viele von ihnen wollten nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten und leiteten das Abwahlverfahren gegen ihn ein. Im Vorfeld verteilten einige Gemeindevertreter außerdem eine Zeitschrift an die Anwohner, in der sie klar ihre Position äußern. Darin werfen sie dem Bürgermeister vor, dass er mit der Führung der Verwaltung überfordert sei.

Bürgermeister: "Es gibt keinen Stillstand"

"Herr Siebert ist gut in den Versprechungen, gut im Kaffeetrinken und im Kaffeekränzchen, aber im Durchführen von Verwaltungshandeln ist er leider aus allen Sichtweisen nicht in der Lage", sagte Volkmar Seidel, SPD-Gemeindevertreter in Hoppegarten.

Viele Gemeindevertreter beklagen etwa eine hohe Abwanderung von qualifizierten Fachkräften. Siebert schüre ein Klima der Frustration und des Unverständnisses, heißt es von der Grünen-Fraktion. Außerdem soll er auf falsche Prioritäten setzen und Beschlüsse nicht durchführen. Von 102 Beschlüssen habe der Bürgermeister nur 21 umgesetzt und acht nur teilweise umgesetzt, schrieb der Gemeindevertreter Christian Arndt (Grüne) in der Zeitschrift.

Die geringe Umsetzung der Beschlüsse begründet Sven Siebert vor allem mit fehlendem Personal in der Verwaltung. Und das sei schwer zu finden. Trotzdem gehe in Hoppegarten einiges voran. "Es gibt keinen Stillstand", sagt Siebert. Mehrere Großprojekte wie eine Grundschule und eine Schwimmhalle am S-Bahnhof würden vorbereitet und das brauche seine Zeit, so der Bürgermeister.

Gemeindevertreter kritisieren prekäre Haushaltslage

Laut dem Rechnungsprüfungsamt des Landkreises hat Siebert zudem seine Kompetenzen als Bürgermeisters überschritten. Die Behörde stellte fest, dass insgesamt 107 sogenannte Ermächtigungsübertragungen mit rechtlichen Fehlern erfolgten, bei vielen fehlte die Genehmigung der Kämmerin, bei anderen fehlten Belege. Außerdem habe er im Winter 2021-2022 eigenmächtig einen Winterdienst beauftragt, ohne die Zustimmung der Gemeindevertreter. Somit seien Zusatzkosten in Höhe von einer Million Euro entstanden. Die Kommunalaufsicht leitete deswegen ein Disziplinarverfahren gegen Siebert ein, das noch läuft.

Außerdem sei die finanzielle Lage der Gemeinde prekär, so die Gemeindevertreter. Im Jahr 2020 sei Hoppegarten noch eine der wohlhabendsten Gemeinden des Landkreises gewesen. In den nächsten zwei Jahren sollen nach Auskunft der Kämmerin 25 Millionen Euro fehlen. Hoppegarten befinde sich damit auf dem Weg in die Haushaltssicherung.

Über die finanzielle Lage macht sich Bürgermeister Siebert jedoch keine Sorgen: "Es fehlt gar kein Geld in der Haushaltskasse. Unsere Liquidität liegt aktuell bei circa 48 Millionen Euro. Wir sind finanziell hervorragend aufgestellt." Laut Siebert zeigen die Ergebnisse der Jahresabschlussrechnung der vergangenen drei Jahre ein "positives Bild". Die Gemeinde habe eine einkommensstarke Bevölkerung und werde durch Gewerbesteuern weitere Erträge generieren.

"Der Bürgermeister sagt immer: 'Wir haben eine volle Haushaltskasse'. Doch wir haben noch Objektvorhaben umzusetzen in Höhe von 62 Millionen", kritisierte die Gemeindevertreterin Jana Köhler (Linke). Wenn Hoppegarten 48 Millionen Euro auf der hohen Kante habe, dann gebe es ein Defizit im zweistelligen Millionenbereich, so Köhler.

Einige Gemeindevertreter wollen ihn nicht abwählen

Doch nicht alle sind gegen den Bürgermeister: Ein kleiner Teil der Gemeindevertretung sieht eine Abwahl Sieberts nicht als Lösung des Problems. So zum Beispiel der Fraktion aus der Freien Mitte und der FDP. Dabei wird etwa infrage gestellt, ob die Enttäuschung über den klaren Wahlsieg von Siebert gegen den ehemaligen Bürgermeister der Linken ein Grund für den Streit in Hoppegarten sein könnte. Auch für Dagmar Wilde (Bündnis Hoppegarten für Vernunft und Gerechtigkeit) ist die Abwahl keine Lösung. Man sollte nicht vergessen, dass auch der Bürgermeister – genau wie die Gemeindevertretung – gewählt worden sei, hieß es von Wilde.

Siebert gibt zu, dass ihm Fehler passiert seien. Dennoch habe er sich auch in der Pflicht gesehen, Gefahren von seiner Gemeinde abzuwenden. Er wolle bis zum Ende seiner Amtszeit 2027 Bürgermeister bleiben. "Bilanz zieht man bei einem Bürgermeister ja auch nicht nach viereinhalb Jahren, sondern nach acht."

Die Fronten in Hoppegarten sind verhärtet. Am Ende werden aber die insgesamt rund 15.500 Wahlberechtigten am Sonntag entscheiden, wie es mit dem Bürgermeister weiter gehen soll. Von 8 bis 18 Uhr können sie ihre Stimme abgeben, manche haben es bereits per Briefwahl getan.

Sendung: rbb Brandenburg Aktuell, 30.08.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Philipp Gerstner

9 Kommentare

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  1. 9.

    Da alle Kommentator:innen hier eine links-grüne Verschwörung gegen Siebert wittern, sei mal angemerkt, dass auch CDU und AfD den Abwahlantrag unterstützt haben. Und schon fällt das Empörungskartenhaus in sich zusammen. :(

  2. 8.

    Wer von "Spezialdemokraten " schwafelt macht deutlch wo er steht, klar das so einer dann geht demokratische Parteien auskeilt.

    Welche "Pfründe"? Und die Verfehlungen Sieberts sind ja nicht zu übersehen.

  3. 7.

    Komisch, dass die Entmachtung von Linken, Spezialdemokraten und natürlich von den Grünen voran getrieben wird.
    Eben die Üblichen, deren Pfründe nicht gesichert sind.
    Ich hoffe, dass die Bürger das abgekarterte Spiel durchschauen und dem Ansinnen eine Abfuhr erteilen.

  4. 6.

    "Dabei wird etwa infrage gestellt, ob die Enttäuschung über den klaren Wahlsieg von Siebert gegen den ehemaligen Bürgermeister der Linken ein Grund für den Streit in Hoppegarten sein könnte."

    Klingt für mich absolut denkbar.

  5. 5.

    Es ist eigentlich seit Anbeginn der Wahl des Herrn Siebert auffällig, wie gegen ihn agiert wurde und wird!
    Es grenzt schon an Infantilität, wie mit ihm umgegangen wurde und wird.
    Ich weiß gar nicht, ob man ihm in seinem Interesse nicht sogar wünschen sollte, abgewählt zu werden.
    Dann muss er sich mit dem auffällig kindischen Verhalten einiger Gemeindevertreter nicht mehr auseinandersetzen und spart Nerven!

  6. 4.

    Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht!
    Das sind menschliche Querelen und Neid!

  7. 3.

    Ein amtierender Geschäftsträger - oder eben Politiker - ist praktisch immer der Gejagte. Kritiker haben es einfach kleinste Lücken als gigantische Probleme darzustellen und ob sie es tatsächlich besser gemacht hätten, ist bestenfalls Spekulation.

    In diesem Fall frage ich mich allerdings, ob nicht ein Teil der Gemeindevertretung den Bürgermeister hat ins offene Messer laufen lassen anstatt mit ihm zusammenzuarbeiten. Gerade weil da Parteigemauschel im Hintergrund steht.

  8. 2.

    Mal wieder ein klassisches Beispiel, wie aus m.M. reinem politischen Kalkül der rot grünen Gemeinevertreter, am Stuhl des demokratisch gewählten Bürgermeisters gesägt wird. Anstatt gemeinsam Politik für die Bürger und den Steuerzahler zu machen, wird lieber geschaut wie man Herrn Siebert zum Fall bringt damit man wieder selbst einen Roten oder Grünen Bürgermeister stellen kann, natürlich mit Neuwahl auf Kosten der Bürger. So oder so, hätte er keinen Winterdienst beauftragt, hätten sie ihm dies auch vorgeworfen. Haben Sie ihn vielleicht bewusst schachmatt gesetzt? Ich hoffe die Hoppegartener lassen sich nicht täuschen und stimmen gegen die Abwahl des Parteilosen Bürgermeisters.

  9. 1.

    Könnte man ja auf der Rennbahn sich entscheiden lassen :))

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