Finanzprobleme - Stiftungsdirektor wehrt sich gegen Kürzungspläne bei Berliner-Mauer-Gedenkstätten

Mo 04.11.24 | 11:28 Uhr
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Touristen besichtigen die neu gestaltete Fotowand mit Bildern der bekannten Maueropfer in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße in Berlin, aufgenommen am 21.04.2011. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Bild: dpa

Die Stiftung Berliner Mauer trägt dazu bei, die Erinnerung an Opfer an der DDR-Grenze wachzuhalten. Ab 2025 könnte der Einrichtung weniger Geld zur Verfügung stehen. Das könnte am Ende weniger Ausstellungen und Führungen bedeuten.

Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, hat vor Kürzungen im Haushalt gewarnt. "Wir laufen ab Anfang 2025 in ein strukturelles Defizit", sagte Klausmeier dem Evangelischen Pressedienst (EPD). Unklar sei bislang, wie sich die vom Senat verhängte "pauschale Minderausgabe" für den kommenden Landeshaushalt auf die Arbeit der von Land und Bund finanzierten Stiftung auswirken wird.

Axel Klausmeier.
Der Stiftungsleiter Axel Klausmeier. | Bild: © imago-images/epd-bild/RolfxZoellner

Hinzu komme eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Land, nur zu finanzieren, wenn die jeweils andere Seite ihren Verpflichtungen nachkommt, sagte Klausmeier. Wenn der Bund etwa die Gehaltssteigerungen für die Mitarbeiter aus den Tarifverhandlungen der Länder nicht mitträgt, werde möglicherweise auch das Land Geld zurückhalten. "Wir können also im Moment noch nicht sagen, wie viel Geld uns zur Verfügung stehen wird", sagte Klausmeier.

Personalstellen werden nicht infrage gestellt

Zu möglichen Einsparmöglichkeiten sagte Klausmeier: "Wir haben laufende Verträge und Verpflichtungen, etwa beim Strom, der Pflege oder der nötigen Verkehrssicherung der Denkmäler." Zu überlegen sei, ob auslaufende Verträge erst einmal nicht verlängert werden. Existierende Personalstellen im Haus würden aber nicht infrage gestellt: "Wir haben nur Spielraum beim Inhalt: Das sind Führungen, Publikationen und Veranstaltungen", sagte Klausmeier.

Dabei sei die Nachfrage stärker als bislang: "Wir reißen gerade die bisherige Höchstmarke an Führungen. 2019, vor Corona, lagen wir bei rund 4.300 Führungen im Jahr; in diesem Jahr werden wir darüber liegen", sagte der Stiftungsdirektor.

East-Side-Gallery beispielsweise drei Wochen nicht reinigen

Über die Auswirkungen möglicher Einsparungen sagte Klausmeier: "Wir könnten beispielsweise an der East-Side-Gallery drei Wochen lang nicht mehr reinigen." Die Stiftung lässt dort auf eigene Kosten mehrmals in der Woche Müll entsorgen. "Sie können sich vorstellen, wie das dort nach drei Wochen aussehen wird. Ich glaube, dann bekämen wir das benötigte Geld." Würde die Stiftung an der Gedenkstätte an der Bernauer Straße die Bewässerungsanlage ausstellen, "wäre der Rasen sehr schnell Vergangenheit und wir bekämen eine Sandwüste", so Klausmeier.

Die Stiftung Berliner Mauer ist unter anderem für den Erhalt von sechs historischen Orten verantwortlich: die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, die East-Side-Gallery, die Gedenkstätte Berliner Mauer, die Gedenkstätte Günter Litfin, den früheren Checkpoint Charlie und das Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.11.2024, 19:30 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Nun, Ihre Formulierung und Deutung der Aussage des Textes lässt mich aufhorchen. Wer soll sich aus welchem Grund unterwerfen? Wie kommen Sie als Geschichtslehrer auf diese Aussage?

    Ich lese etwas anderes heraus, vielleicht lesen Sie sich den Text noch einmal in Ruhe durch, um ihn inhaltlich richtig zu verstehen. Kleiner Rat, der 2. Absatz beinhaltet bemerkenswerte und aufschlussreiche Fakten. Liebe Grüße.

  2. 6.

    Das, was den mordenden Unrechtsstatt ausmachte, wie er dachte, handelte und Folgen vertuschte - all das ist wichtig zu erhalten und zu kommunizieren. Gerade in einer Zeit und einer Region, die ziemlich schnell vergißt und nicht in der Lage ist schon die ersten Anzeichen der "Auferstehung" zu begreifen.
    Vielleicht sind das ja schon die ersten Signale der Unterwerfung unter einer BSW / AfD Denkweise die sich bei dem was dort zu sehen ist, erkannt und ertappt fühlt.

  3. 5.

    Um ggf. Missverständnisse auszuschließen: Perfektion ist für mich keineswegs ein positiver Begriff, dies im Vergleich zur recht lapidaren Auffassung vieler heutiger Jugendlichen, die darin schon einen Eigenwert sehen. - Das perfekteste, akribisch ineinandergreifende System von Anordnungen haben die Nazis geschaffen. Auch da war es das Berauschen daran, dass etwas "funktioniert" hat, was viele Zeitgenossen zum Mitmachen veranlasste.

  4. 4.

    Die Perfektions-Bemerkung bezog sich auf das Akribische der gesamten "Grenzlogistik", bis hin zum penibel geharkten Grenzstreifen. Nicht wegen des Akkuraten wegen, sondern dass der andere Grenzsoldat anhand der Fußspuren erkennen konnte, wohin der andere ggf. abgehauen ist. Von Kolonnenweg, Hundeauslaufstaffel u. ä. mal ganz abgesehen.

    30 Meter Breite ist schon enorm und wird allenfalls zwischen Nord- und Südkorea überboten. Da aber wächst der Grenzstreifen schlichtweg zu.

  5. 2.

    Also, schnell,schnell, aber schlecht durchdacht, das halte ich nicht für perfekt organisiert,
    Übrigens, die Folgen sind bekannt.

  6. 1.

    Wäre ich zynisch veranlagt o. geschäftlich durchtrieben, würde ich vorschlagen, dass am Checkpoint Charlie die Wollmützen-Angebote wieder aufgenommen werden, diesmal natürlich hochpreisig; dass wöchentlich zwei Panzer gegeneinander auffahren, nachdem der Falsche den Richtigen kontrolliert hat, dass die Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam bei Abenddämmerungen und an Wochenenden jeweils zur Filmkulisse wird, natürlich nicht unter 30 EUR Eintritt.

    Die Phantasie bei waltendem Kommerz wäre unendlich, wer denn auf dieser "Spur" unterwegs ist.

    Das Mauer-Gedenken entzieht sich jedoch der kommerziellen Logik und sie muss sich auch der vordergründigen Rechnerei entziehen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, wer denn wirklich verstehen will, warum Anfeindungen dazu führten, die Rolläden runterzulassen u. schließlich eine hermetische Trennung innerh. einer zusammengewachsenen Stadt zu vollführen.

    Keiner hätte das so perfekt organisiert wie die Deutschen.

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