Berlin - Senat erwägt erneut Böllerverbotszonen für die Silvesternacht

Mi 13.11.24 | 08:13 Uhr
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Archivbild: Polizisten stehen am 31.12.2023 auf der Sonnenallee in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/Paul Zinken)
Audio: Fritz vom rbb | 13.11.2024 | Marie Boll | Bild: Picture Alliance/Paul Zinken

Auch zu diesem Jahreswechsel wird das Abfeuern von Feuerwerkskörpern in manchen Berliner Kiezen wieder verboten. Wo genau, wird noch festgelegt. Die Grünen fordern derweil deutlichere Konsequenzen aus den Erfahrungen der Vergangenheit.

  • Senat und Polizei beraten über Böllerverbotszonen für die Silvesternacht
  • Beim vergangenen Jahreswechsel gab es 400 Festnahmen und 54 verletzte Polizeikräfte
  • Feuerwehr richtet sich mit Workshops an Jugendliche
  • Grüne fordern komplettes Böllerverbot innerhalb des S-Bahnrings

Auch für die kommende Silvesternacht erwägen der Berliner Senat und die Polizei wieder das Verbot von Feuerwerk und Böllern an einigen brisanten Orten der Stadt. Derzeit würde über solche "Pyrotechnikverbotszonen" noch beraten, die genauen Orte und Bestimmungen würden dann rechtzeitig vor Silvester veröffentlicht, antwortete die Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco, die der dpa vorliegt.

Für solche Verbote an Brennpunkten seien Gefahrenprognosen nötig. Dabei müssten auch die Erfahrungen der vergangenen Jahre ausgewertet werden, hieß es weiter. Zu klären sei, ob gefährliche Böllerei eingedämmt wurde und ob die Polizei so viele zusätzliche Einsätze leisten könne. Wie in den vergangenen Jahren solle es dann Absperrungen, Kontrollen durch die Polizei und ein "offensives Ansprechen relevanter Personen(-gruppen)" durch Polizisten geben.

Knapp 400 Festnahmen im vergangenen Jahr

In der letzten Silvesternacht hatte die Polizei mehrere Böllerverbotszonen eingerichtet, unter anderem auf der Sonnenallee in Neukölln. In vielen Stadtteilen gab es allerdings heftiges und zum Teil auch gefährliches Feuerwerk auf den Straßen. Die Polizei nahm knapp 400 Menschen vorläufig fest, oft wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. 54 Polizisten wurden meist leicht verletzt.

In diesem Jahr wollen Polizei und Ordnungsämter erneut an den drei Verkaufstagen für Feuerwerk vor Silvester genau kontrollieren. Zuständig für die Überprüfung der Verkaufsstellen auf offiziell zugelassene Feuerwerkskörper sind zunächst die Ordnungsämter, "um den sicheren Gebrauch erlaubter Produkte zu gewährleisten", heißt es in der Antwort der Senatsinnenverwaltung. Die Polizei unterstützt das mit gezielten Kontrollen.

Feuerwehr-Workshops mit Jugendlichen

Zusätzlich soll es vorbeugende Maßnahmen in Schulen und Jugendeinrichtungen geben, "um Jugendliche über die gesetzlichen Bestimmungen und potenziellen Gefahren im Umgang mit pyrotechnischen Erzeugnissen zu sensibilisieren", so die Senatsinnenverwaltung weiter.

Auch die Feuerwehr organisiert Workshops und Begegnungen mit Jugendlichen, um "mehr Nähe" zu ihnen und ihren Familien in den Kiezen aufzubauen. "Dies fördert einen respektvollen und gewaltfreien Umgang miteinander und ermöglicht das Verständnis für die Rolle von Rettungskräften als 'Helfer in der Not'."

Ein Verbot von privatem Feuerwerk in ganz Berlin oder ganz Deutschland sei nicht möglich, erklärte die Senatsinnenverwaltung. "Ohne Änderung des Sprengstoffrechtes durch den Bund kann das Land Berlin keine weiteren einschränkenden Maßnahmen ergreifen." Eine entsprechende Initiative habe keine ausreichende Unterstützung bei den anderen Bundesländern und der Bundesregierung gefunden.

Grüne kritisieren Senat und fordern grundsätzliches Verbot

Der Grünen-Abgeordnete Franco kritisierte hingegen, der Senat gehe ein mögliches Verbot von Feuerwerk zumindest innerhalb des S-Bahnrings gar nicht erst ernsthaft an. In anderen Städten gebe es ähnliche Maßnahmen. "Eine Silvesternacht mit Hunderten von Bränden, zig Verletzungen und Gewalt gegen Einsatzkräfte durch Pyrotechnik sollten wir nicht als Normalität akzeptieren."

Die geplanten kleinen Verbotszonen seien nur symbolisch, die Kontrollen und die Regulierung von Schreckschusspistolen nicht effektiv, monierte Franco. Dabei habe sich die Zahl der Verstöße gegen das Waffengesetz in der Silvesternacht von 2022 (121) zu 2023 (346) fast verdreifacht. "Es gibt zahlreiche Kieze in Berlin, an denen sich die Menschen zu Silvester nicht mehr vor die Tür trauen", so Franco. Dem Senat fehle aber der Mut, "endlich ernsthaft für ein Ende der Böllerei einzustehen".

Sendung: Fritz vom rbb, 13.11.2024, 8 Uhr

84 Kommentare

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  1. 84.

    Böllerverbot sollte für alle gelten und zwar überall. CO2 wird dadurch eingespart. Die Firmen,die Böller verkaufen sollen sich anders orientieren.
    Ein grundsätzliches Böllerverbot hat nur Vorteile. Weniger CO2, weniger Verletzte etc.,weniger Feuerwehr- und Polizeieinsätze.

  2. 83.

    Was dagegen spricht? Die Idiotie, in Massen auftretenden traditionsverhafteten Egomanen.

  3. 82.

    @ tradionalist.
    Sagen Sie doch bitte etwas, wie es sich vermeiden lässt, dass es zu Brändne kommt, zu Verletzugen, Ängsten Abend in den Straßen, Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte wie in vergangenen letzten Jahren.
    Darum
    Geht es in der Diskussion.
    Es geht nicht um Sie alleine. Sie lesen doch die anderen Kommentare, wie sehr die Leute durch die Böllerei beeinträchtigt werden !!
    Wohnen Sie vielleicht in einer EFH Siedlung. Dort ist es ja meistens nicht so gefährlich. Im Zentrum schon.

  4. 81.

    Volle Zustimmunf. Genau so ist es. In Frankreich gibt es jedes Jahr zum 14.7. in den Gemeinden zentrale öffentliche Feuerwerke. Sehr schön und ziemlich entspannt für Alle. Das wäre doch prima. Was spricht den dagegen???

  5. 80.

    Ich kann Sie gut verstehen (auch zum Thema Kannabis). Ich hab das auch lange so gesehen. Hab Feuerwerk immer gemocht. Aber: damals war Feuerwerk was seltenes, worauf man sich das ganze Jahr gefreut hat. Heute knallt es wirklich jeden Tag (wohne am nördlichen Stadtrand), gerne auch mehr, gern auch mitten in der Nacht, 365 Tage im Jahr. Es ödet mich mittlerweile unglaublich an, diese Beliebigkeit. Ich bin da raus. Und ich wünschte, es gäbe kein Feuerwerk mehr.

  6. 79.

    Angefangen aufgrund von Aberglaube, um böse Geister zu vertreiben, sollte, diese nicht mehr zeitgemäße Unart, untersagt werden. Menschen machen schon zuviel Krach auf Erden, da können friedliche Jahreswechsel zur Besinnung führen.

  7. 78.

    Ich schrieb von dem Brauch, zur Wintersonnenwende die bösen Geister auszutreiben, auf welchen sich das traditionelle Sylvesterfeuerwerk zurückführen lässt. Selbstverständlich war damals das Schwarzpulver in Europa unbekannt. Erst viel später wurde dann Feuerwerk im heutigen Sinn Teil dieses uralten Brauchtums, der von den Kirchen keineswegs gerne gesehen wurde. Mir ging es nur darum aufzuzeigen, dass Sylvesterfeuerwerk nichts mit der Hexenverfolgung des 16. und 17. Jahrhunderts zu tun hat, wie von einem Mitkommentator behauptet.

  8. 77.

    Verbotszonen. Wofür? Es wird das ganze Jahr rumgeballert bei irgendwelchen Partys. Ob Waldbrandstufen oder sonst was. Interessiert doch keinen mehr.

  9. 76.

    Vielleicht sollten sich hier alle ein wenig beruhigen, der Senat plant Böllerverbotszonen, kein Totalverbot. Damit sollten alle leben können, ob Böllerfreundlich oder Böllerfeindlich.

  10. 75.

    Erster Nachweis im 9. Jahrhundert in China. "Erfunden" im 14. Jahrhundert durch Berthold Schwarz in Deutschland. In diesem Zeitraum war das heutige Deutschland alles, aber nicht heidnisch.

  11. 74.

    Erstaunlich, aber ich habe hier bislang nur extreme Aggression von den Feuerwerksgegnern wahrgenommen. Könnten Sie mir freundlicherweise anhand meiner Beiträge belegen, wo ich aggressiv geworden bin? Ich wäre Ihnen sehr dankbar!

  12. 73.

    Ich habs doch gewusst, der wievielte Teichert sind Sie denn? Wenn ich Kommentare auch zu anderen Themen heranziehe,müsste es so etwa 6-10 unterschiedliche Teicherts geben.

  13. 72.

    Dieses Klein-Klein bringt erwiesener maßen nichts. Es muß für deie gesamte Stadt gelten! So schlimm ist es nicht, wenn es dieses Jahr mal nicht so laut und dreckig und Luftverpestend ist! Sorry, aber ich bin jung und habe ein absolutes Gehör!

  14. 71.

    .... Und wenn Sie iwo in Brandenburg leben sollten, verballern Sie doch alles, was Sie wollen.

    Das ist mir völlig mumpe und ich gönne Ihnen das, wenn Sie das für Ihr Wohlgefühl brauchen.

    Aber seien Sie auch bitte bereit zu akzeptieren, dass es zu Ihrem Böllerverhalten eine zweite, evtl. abweichende Meinung geben könnte.... Meinungsfreiheit und so ne Art von Gedöns....

    Ihre Aggressivität hilft niemandem weiter. aIhnen selber am wenigsten,...

  15. 70.

    Zu den "Wurzeln" des Silvesterfeuerwerks für den gewöhnlichen Bürger wurde bereits vortrefflich geschrieben, also berufen Sie sich auf keine Tradition im herkömmlichen Sinne sondern nur auf etwas, was einen Wirtschaftszweig ausmacht, der wegen des Profits Willen der Gesellschaft eine Tradition oktruieren möchte, die es soll nicht gibt und gab, bzw diese künstlich beatmet wird.

  16. 69.

    Haben Sie denn eine intelligente Begründung dafür, dass an Silvester Schwarzpulver überall ohne Rücksicht auf Mitbewohner, deren Haustiere und andere Passanten zur Explosion gebracht werden muss?

    Bin auf eine sachliche Begründung sehr gespannt.

    Liebe Grüße!

  17. 68.

    Genau so sehe ich es auch.
    Ich persönlich brauche es auch nicht. Abgesehen davon, wenn es sich um eine Nacht handeln würde, wäre es vielleicht noch zu akzeptieren.
    Bei uns knallt es jetzt schon seit Tagen und es wird sicher wieder noch Wochen nach dem 31.12. knallen.

  18. 67.

    Für eine saubere Umwelt -
    generell einschränken !

  19. 66.

    Na, Sie sind ja ein ganz kluger. Natürlich war zu heidnischer Zeit in Europa das Schwarzpulver noch unbekannt. Man konnte aber mit mancherlei Tricks auch damals einen hübschen „Feuerzauber“ veranstalten. Es ging mir nur darum, die Wurzeln des Sylvesterfeuerwerks darzulegen und zu zeigen, dass es nichts mit der Hexenverfolgung zu tun hat.

  20. 65.

    Warum missgönnt ihr den vielen friedlichen Feuerwerkfreunden zu einmal im Jahr ihren Pass? Ich z.B werde 365 Tage im Jahr durch stinkenden Cannabisrauch belästigt. Ist mindesten genau so schlimm, wie einmal jährlich Feuerwerk zu Sylvester.

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