Enard-Nachfolger Joel Banks - Der neue Mister Fantastic bei den BR Volleys

Fr 28.07.23 | 16:24 Uhr | Von Lynn Kraemer
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Joel Banks, Trainer der BR Volleys und der finnschen Nationalmannschaft [Bild: Imago Images/CTK Photo)
Bild: Imago Images/CTK Photo

Als neuer Trainer der BR Volleys könnte Joel Banks kaum in größere Fußstapfen treten. Cedric Enard hinterlässt ihm eine perfekte Meisterserie aus seinen fünf Jahren in Berlin. Doch Banks hat selbst hohe Ansprüche. Von Lynn Kraemer

"Fantastic!" statt "Fantastique!": Beim Lieblingswort wären sich der neue und alte Trainer der BR Volleys vermutlich schnell einig geworden. Doch nicht nur im Wortschatz ist Joel Banks seinem Vorgänger Cedric Enard ähnlich.

Mit dem 48-jährigen Briten haben die BR Volleys einen Trainer verpflichtet, der im gleichen Jahresrhythmus wie Cedric Enard arbeitet. Während Enard parallel zu den Berlinern die kroatische Volleyball-Nationalmannschaft der Männer trainierte, übernimmt Banks seit 2019 diese Rolle in Finnland.

"Ich mag diese Kombination aus Nationalteam und Klub. Aber das bedeutet auch, dass die Zeit im Sommer wirklich begrenzt ist. Dieses Wochenende geht es in Finnland los", so Banks. Sein Besuch in Berlin ist deswegen nur kurz. Für zwei Tage schaut Banks in Berlin vorbei, um die Saisonvorbereitung durchzugehen und den Staff besser kennenzulernen. Direkt danach geht es zurück zum Nationalteam. Vom 28. August bis 16. September findet die Europameisterschaft statt.

Der Nachfolger von Cedric Enard

Bereits im März verkündeten die BR Volleys, dass es die letzte Saison von Cedric Enard in Berlin sein würde. Dessen Vertrag ging eigentlich noch bis 2024. Mindestens genauso überraschend präsentierte der Klub am gleichen Tag Joel Banks als Nachfolger. Als Banks den Anruf seines Agenten bekam, habe er sich gefreut und sei gleichzeitig verwirrt gewesen: "Er sagte mir, dass Kaweh [Niroomand] mich für ein Gespräch nach Berlin einladen wolle. Ich war etwas überrascht, weil da noch nicht klar war, dass Cedric gehen würde."

Enard bat die BR Volleys im Winter um eine vorzeitige Vertragsauflösung, um sich eine Auszeit nehmen und mehr Zeit mit seiner Familie in Frankreich verbringen zu können. "Ich habe das Gefühl, die Zeit rennt und ich will so viel wie möglich davon mit ihnen verbringen", sagte der 47-Jährige zu seinem Abschied.

Volleyballtrainer Joel Banks und Cedric Enard begrüßen sich bei einem Spiel in der Champions League 2018 (Bild: Imago Images/Revierfoto)Erster Besuch in der Max-Schmeling-Halle: Joel Banks und Cedric Enard begrüßen sich beim Aufeinandertreffen in der Champions League 2018

Jetzt also Joel Banks. Dank ihm wird der Wasserkocher in der Geschäftsstelle der BR Volleys demnächst in Dauerbetrieb gehen. Der Brite trinkt nach eigenen Angaben acht bis neun Tassen Tee pro Tag.

Berlin und die Max-Schmeling-Halle kennt Banks bereits aus der Champions League. Als Trainer des belgischen Erstligisten VC Greenyard Maaseik kam er 2018 in die Hauptstadt und musste eine 1:3-Niederlage gegen die BR Volleys hinnehmen. Doch die Stimmung sei phänomenal gewesen: "Jeder, der schon mal in der Max-Schmelling-Halle gespielt hat, egal ob Champions League oder Bundesliga, vergisst die Atmosphäre nicht so leicht. Einfach fantastisch." Mit Greenyard Maaseik gewann Banks zwei Jahre in Folge die belgische Meisterschaft. 2022 zog es ihn nach Polen.

Seine Trainerstation beim polnischen Erstligisten PGE Skra Belchatow hat Joel Banks allerdings weniger gut in Erinnerung. "Leider herrschte bei meinem Klub ziemliches Chaos. Von manchen Dingen wusste ich schon, als ich angekommen bin, andere wurden erst während meiner Zeit dort klarer", so Banks. Die Liga und das Spielniveau hätten ihn begeistert, aber sein Klub sei nicht gut organisiert gewesen.

PGE Skra Belchatow trennte sich vom 48-Jährigen in der zweiten Saisonhälfte. "Ich war enttäuscht, dass die Saison für mich früher vorbei war, aber gleichzeitig erleichtert, diese sehr toxische Umgebung hinter mir zu lassen."

Kluges Zeitmanagement gefragt

Da Banks während der Saisonvorbereitung mit der finnischen Nationalmannschaft unterwegs sein wird, übernimmt in der Zeit der ebenfalls neue Co-Trainer Markus Steuerwald. Er wird nach und nach die Spieler in Empfang nehmen. "Wir starten mit vier oder fünf Spielern. Nach der EM kommen nochmal ein oder zwei dazu. Und die anderen kommen erst ganz kurz vor Saisonstart", so Banks.

Dass Spieler wie Johannes Tille fehlen, liegt aber nicht etwa daran, dass sie länger Urlaub machen: "Wenn man gute Spieler hat, die für ihre Nationalteams antreten, sieht die Realität so aus, dass sie während der Preseason fehlen." Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris finden nicht nur die Nations League und Europameisterschaft, sondern auch ein Qualifikationsturnier für Olympia statt. Vom 30. September bis 8. Oktober spielen 24 Nationen in drei Gruppen um sechs Startplätze. Zu den Mannschaften gehören auch Deutschland, Finnland, Japan, die USA und Tschechien. In den (erweiterten) Nationalkadern stehen jeweils Volleys-Spieler.

Wenn sich die Bundesligisten vom 20. bis 22. Oktober in Hildesheim zum vorbereitenden Bounce House Cup treffen, werden die BR Volleys also nicht mal zwei Wochen in voller Kaderstärke miteinander trainiert haben. Eine Woche später, am 27. Oktober, starten die Berliner gegen Giesen dann in die Hauptrunde der Bundesliga.

"Es wird etwas Zeit brauchen, bis wir alle eine Verbindung aufgebaut haben", sagt Joel Banks. Er weiß, welche Erwartungen auf ihm ruhen. In der vergangenen Saison krönten sich die Berliner mit dem 13. Titel zum Rekordmeister. "Natürlich spüre ich den Druck. Die BR Volleys sind dafür bekannt, dass sie gewinnen. Auf dem Papier kann es nur bergab gehen." Er sei aber nach Berlin gekommen, um zu gewinnen. In der Champions League könne sich das Team noch verbessern. "Der Druck ist Teil des Jobprofils und ich persönlich mag das", sagt der 48-Jährige. Die hohen Standards der Volleys würden gut zu seiner Mentalität und seinem Charakter passen: "Das Ziel ist klar: Wir machen genau bei den Erfolgen weiter."

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.07.2023, 17:15 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

1 Kommentar

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  1. 1.

    Man kann gespannt sein auf das Team und das Zusammenspiel mit der neuen Trainercrew. Auf alle Fälle freue ich mich auf die neue Saison. Die Stimmung bei den Spielen ist einfach ansteckend gut und immer aggressionsfrei. Schon dafür lohnt es sich, die BR Volleys zu unterstützen.
    Hochachtung vor dem Manager und seinem Team. Sie schaffen es immer wieder, hochklassige Spieler nach Berlin zu holen, die sich hier noch weiterentwickeln. Leider fehlen der Sportart in Deutschland die starken Sponsoren.

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