Trainer-Urgestein Karsten Heine - "Ich will nicht der Opa sein, der zuhause sitzt"

So 19.11.23 | 17:04 Uhr
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Trainer-Urgestein Karsten Heine ballt die Fäuste (imago images/Picture Point)
Bild: imago images/Picture Point

Seit 36 Jahren ist Karsten Heine als Trainer im Berliner und Brandenburger Fußball unterwegs. Nach zuletzt vier erfolgreichen Jahren bei Altglienicke wurde das Urgestein nun aber kürzlich entlassen. Im Interview spricht er über die Gründe und seine Zukunft.

rbb|24: Herr Heine, vor fast zwei Wochen wurde Ihr Abgang als Trainer von der VSG Altglienicke bekanntgegeben. Sicherlich war es kein perfekter Saisonstart, aber trotzdem kam die Trennung für viele überraschend. Auch für Sie?

Karsten Heine: Ja, die kam schon etwas überraschend. Und ich bin darüber auch enttäuscht. Aber es ist wie es ist. Jetzt gilt es, nach vorne zu gucken. Was ich aber an dieser Stelle auch noch einmal zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass ich der VSG sehr dankbar bin, dass ich vor vier Jahren die Möglichkeit bekommen habe, dort als Trainer arbeiten zu können. Und wir haben es in dieser Zeit ja auch alle zusammen geschafft, Altglienicke zu einem Spitzenteam in der Regionalliga zu formen. Dass es jetzt so endet, habe ich mir nicht gewünscht. Aber es ist halt so.

Zwölf Spiele haben Sie die VSG in dieser Saison geleitet, standen mit dem Klub im Tabellen-Mittelfeld und der Abstand nach oben war schon relativ groß. Eigentlich war der Verein mit hohen Ambitionen und namenhaften Neuzugängen in die Saison gestartet. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe, warum es bisher nicht so lief?

So wie meistens im Leben wird es dafür nicht nur den einen Grund geben. Wir haben 20 Spieler abgegeben und 23 neue verpflichtet. Und die waren längst noch nicht alle am ersten Tag der Vorbereitungsphase da, was nicht optimal war. Sie kamen scheibchenweise zu uns, teilweise sogar erst nach dem Saisonstart. Für eine Mannschaft ist es dann eine große Herausforderung, sofort reibungslos zu funktionieren. Das ist in der Regel schon ein Prozess, der etwas längere Zeit benötigt. Aber es bringt auch nichts, jetzt lange darüber zu diskutieren. Natürlich hätte auch ich mir insgesamt mehr Punkte erhofft. Es war klar, dass es in dieser Saison ein heißes Rennen gibt, weil ein Großteil der Mannschaften das Ziel hatte, ganz oben dabei zu sein.

Sie waren mehr als vier Jahre bei Altglienicke und haben mit dem Klub mehr als 140 Spiele als Trainer auf dem Buckel. Das war also keine kleine Station Ihrer langen Karriere. Fiel Ihnen der Abschied – auch von den ganzen Mitarbeitern – besonders schwer?

Ja. Wenn eine Sache so endet, ist es für keinen schön. Mein Ziel war es, bei der VSG meine Trainerlaufbahn zu beenden. Trotzdem geht es jetzt weiter und ich werde sehen, was die Zukunft bringt.

Wir haben in der Regel die meisten Tore geschossen und ein laufstarkes und gutes Pressing gespielt. So mag ich das: kein Beamtenfußball, sondern immer volle Kanne.

Karsten Heine über den Spielstil der VSG mit ihm als Trainer

Was waren Ihre Höhepunkte während der Zeit bei der VSG?

Wir waren im Landespokal zweimal im Finale und haben einmal den Pokal gewonnen. Ein tolles Erlebnis. Ansonsten waren wir in jedem Jahr oben in der Tabelle dabei und sind einmal nur durch die Quotientenregel um ein größeres Erfolgserlebnis gebracht worden. Darüber hinaus war es aber für mich immer von großer Bedeutung, laufstarken, leidenschaftlichen und attraktiven Fußball spielen zu lassen und mit aggressivem Pressing auf Torejagd zu gehen. So macht mir der Fußball Spaß und das ist uns ja auch häufig gelungen. Ich mag keinen Beamtenfußball.

Sie haben im Berliner und Brandenburger Fußball viel gesehen und viel erlebt. Mittlerweile sind Sie 68 Jahre alt und wollten – wie Sie gesagt haben – Ihre Karriere eigentlich bei Altglienicke beenden. Das kam nun schneller als gedacht. Wie gehen Sie jetzt die nächsten Monate an und was soll aus Ihrer Sicht noch kommen?

Da bin ich relativ relaxed, muss ich sagen. Aufhören im Fußball tätig zu sein, möchte ich aber noch nicht. Ich will nicht der Opa sein, der zuhause sitzt. Das ist nicht mein Ding. Ich will noch was tun und vielleicht ergibt sich ja das eine oder andere, wo ich meine Erfahrung einbringen kann. Da bin ich ganz gelassen.

Es muss also nicht unbedingt ein neuer Trainierjob sein, sondern Sie könnten sich auch eine andere Rolle vorstellen?

Richtig. Ich kann mir im Moment sogar eigentlich nicht vorstellen, dass ich noch einmal als Trainer tätig sein möchte. Aber in anderen Funktionen des Fußballs kann ich mir das gut vorstellen.

Dabei ist bei einem Ihrer Ex-Vereine kürzlich die Trainerposition vakant geworden. Gibt es noch Kontakt zum 1. FC Union Berlin?

Nein, da gibt es keine Kontakte. Außer zu Torsten Mattuschka, dem Botschafter des Vereins. Aber ich wohne in Köpenick und verfolge das natürlich. In meiner ganzen Familie und meinem Umfeld sind in der Regel alle Union-Fans. Deswegen bin ich da hautnah dabei und drücke die Daumen, dass Union das Schwierige schafft und unten wieder rauskommt. Was sie in den letzten Jahren erreicht haben, ist unfassbar und wird sicher immer mit dem Namen Urs Fischer verbunden bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 19.11.2023, 18 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Mit solch beeintruckender Legende und Vita sollte Union ihm den Cheftrainerposten nicht länger vorenthalten. Je früher er anfängt, desto besser.

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