Ende der Transferphase - Oliver Ruhnert baut Unions Offensive um

Do 01.02.24 | 20:36 Uhr | Von Till Oppermann
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Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert auf einer Pressekonferenz (Bild: Imago/Beautiful Sports)
Video: Der Tag | 01.02.2024 | Uri Zahavi | Bild: Imago/Beautiful Sports

Nach dem Deadline Day blickt Union Berlin auf eine turbulente Transferphase zurück. Oliver Ruhnert konnte den Köpenickern kurz vor Schluss ihren Wunschspieler sichern. Er ist Teil des Versuchs, die Mannschaft grundsätzlich neu aufzustellen. Von Till Oppermann

Beim 1. FC Union Berlin sind sie besonders stolz auf ihre zahlreichen Traditionen. Im Stadion wird gestanden, kein Fan geht vor dem Abpfiff und nach Toren erklingt kein Jingle, sondern nur der Jubel aus den Kehlen der Unioner, um nur einige zu nennen. Spätestens nach diesem Januar kann man getrost von einer weiteren Union-Tradition sprechen. Denn die letzte Woche im Wintertransferfenster war mal wieder richtig spannend.

Vor zwei Jahren ergriff Unterschiedsspieler Max Kruse Hals über Kopf die Flucht nach Wolfsburg, vor einem Jahr hatte der Spanier Isco sogar schon den Medizincheck überstanden und wechselte dann trotzdem nicht zu Union. Wer geglaubt hat, diese Posse sei nicht zu überbieten, kam in den vergangenen Tagen auf seine Kosten – gewissermaßen hielt diese Transferphase eine Mischung aus den beiden letzten Wintern bereit.

Vertessen kommt, Behrens geht

Denn während der Belgier Yorbe Vertessen trotz seines absolvierten Medizinchecks am Montag bis Donnerstagmorgen nicht vorgestellt werden konnte, verließ Angreifer Kevin Behrens Union urplötzlich – wie sollte es anders sein – nach Wolfsburg. "Die beiden letzten Nächte waren ziemlich kurz", sagte Oliver Ruhnert dem rbb. Schließlich habe es eine Menge zu klären gegeben. Details wie die Ablösesumme für den 32-jährigen Behrens, den sein letzter großer Vertrag an den Mittellandkanal lockte. Die belief sich auf 3,5 Millionen Euro.

Geld, das die Köpenicker gut gebrauchen konnten, um ihren Wunschspieler Vertessen zu bezahlen. Union wollte Vertessen schon lange haben, erklärte Ruhnert und musste sich dabei ziemlich gedulden. Denn sein alter Verein PSV Eindhoven legte kurz vor den letzten Unterschriften sein Veto ein. Nach langem Hin und Her konnte Union den Wechsel am Morgen des Deadline Days endlich verkünden. Ende gut, alles gut, auch für Oliver Ruhnert: "Den Tag heute haben wir im Endeffekt entspannt verbringen können", so der Sport Geschäftsführer des 1. FC Union.

Union krempelt Angriff um

Denn auch ohne Behrens seien die Eisernen in der Offensive gut aufgestellt, findet Ruhnert. Das stimmt, insbesondere, wenn sie wie in den ersten drei Rückrundenspielen weiter im 5-3-2-System spielen wollen. Denn zusätzlich zu Kevin Volland, Benedict Hollerbach, Mikkel Kaufmann und Vertessen steht mit Chris Bedia bereits seit gut zwei Wochen ein neuer Mittelstürmer im Kader. Ein Vorgriff auf Behrens Abgang, erklärt Ruhnert. Offenbar hatte der Verein die harmlose Offensive als einen der Hauptgründe für die miserable Hinserie identifiziert. Neben Behrens wurden auch Sheraldo Becker und David Datro Fofana abgegeben. Der neue Sturm soll es besser machen.

Dass Vertessen das kann, wissen sie in Köpenick seit knapp einem Jahr. Damals machte Vertessen im Europa League-Achtelfinale an der Alten Försterei im Trikot von St. Gilloise auf sich aufmerksam. An der Seite von Victor Boniface erzielte er ein Tor und legte zwei weitere vor. Vertessens Spielweise erinnert an Sheraldo Becker: Er ist beidfüßig, pfeilschnell und geht gerne in die Tiefe. Das soll Unions lahmen Angriff beleben.

Umbruch im vollen Gange

Gewissermaßen sind die zahlreichen Transfers in der Offensive eine Operation am offenen Herzen. Denn mit Behrens und Becker suchten nicht nur zwei verdiente Fußballer, sondern auch Führungsspieler das Weite. So ein Umbruch mitten in der Saison ist gewagt, steht anderen Mannschaftsteilen aber wohl noch bevor. Nach dem Ende der Ära Urs Fischer endet auch die Ära seiner Mannschaft. Kapitän Christopher Trimmel geht im Sommer auf jeden Fall, andere Führungsspieler könnten folgen.

Auch deshalb vollzogen die Unioner schon am Anfang des Monats einen wegweisenden Transfer. Innenverteidiger Kevin Vogt kam als ehemaliger Kapitän aus Hoffenheim und übernahm sofort eine sportliche Führungsrolle bei Union. Seine Anwesenheit scheint die verunsicherte Mannschaft schon etwas stabilisiert zu haben. Immerhin bekam Union mit Vogt in drei Spielen nur ein Gegentor.

Fehler aus dem Sommer korrigiert

Zum ersten Mal in seiner Amtszeit kam während der Hinrunde leichte Kritik an Oliver Ruhnert auf. Bis auf Benedict Hollerbach, der erst nach dem Trainerwechsel von Urs Fischer zu Nenad Bjelica aufblühte, erfüllte keiner der insgesamt zehn Sommerneuzugänge so wirklich die Erwartungen. Auch deshalb waren die Unioner in diesem Winter nicht vorrangig aktiv, um wichtige Spieler zu ersetzen.

Das Ziel war es von Anfang an, neue Leistungsträger zu finden. Zumindest in Vogts Fall scheint das gelungen zu sein. Vertessen und Bedia werden schnell die Chance bekommen, das ebenfalls zu beweisen. Viel Überredungskunst sei nicht notwendig gewesen, um sie von ihrer Unterschrift zu überzeugen, meint Ruhnert. "Union hat im Ausland an Reputation dazu gewonnen." Damit das so bleibt, müssen die Eisernen dringend die Klasse halten.

Sendung: rbb24, 01.02.2024, 21:45 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

17 Kommentare

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  1. 17.

    Und was ist bei Aue da anders? Wo ist denn die Tradition im Kader? Geschäft hin und her: Trimmel vom Hof gejagt / ausgebootet, Youngster vergrault…
    Ein Hoch auf Männel!!!

  2. 15.

    KeinEN Friseur?
    Siehe Rubrik "Deutsche Grammatik".
    ...
    Unnützes Wissen?
    Besser als Unwissen!

  3. 14.

    1.Seit wann duzen wir uns?
    2.Sie haben im 2.Kommentar mit Aue+ Männel angefangen.Also schön bei der Wahrheit bleiben.
    3.Ich begreife nur,daß es um Oliver Ruhnert und Union geht.

  4. 13.

    Es ist eine ANTWORT auf einen Kommentar und nicht auf den Artikel. Das solltest sogar Du begreifen.

  5. 11.

    Eigentlich heißt der Artikel:O.R. baut Unions Offensive um,und nicht wie lange ist Martin Männel in Aue.

  6. 10.

    Der Routinier bleibt dem Schacht erhalten: Martin Männel wird in seine 17. Saison bei FC Erzgebirge Aue gehen, hat seinen Vertrag bis Juni 2025 verlängert. Das gaben die Veilchen am Mittwoch (31. Januar) bekannt.
    (Zitat)
    Trimmel erwähne ich selber, wenn ich mit "Unionfans" rede. Ich wohne im Epizentrum.....und habe mir sogar mal die "Unionfamilie" im November 2019(?) beim Stadtderby angetan. "Rudelglotzen" im "CBC" ...

  7. 9.

    In Aue ist sehr viel Tradition.
    Die DNA in Aue und bei Berlin ist ziemlich nahe beieinander.

    Aber die Klubzugehörigkeit einzelner Spieler ist nicht der Maßstab. Wenn gibt es noch außer Männel? Außerdem ist der nicht 17, sondern 15 Jahre bei Aue, 2008 von Cottbus gekommem..

    Da kann man getrost Trimmel dagegenhalten, auch wenn der 5Jahre weniger bei Union ist als Männel bei Aue.

  8. 8.

    Ist das wirklich nur Tradition, wenn ein Spieler im Amateurbereich 17 Jahre spielt? Meinst Du nicht, das bei Angeboten und entsprechenden Zahlungen irgendein Spieler Nein sagt?
    Das wäre mir neu!
    Und Union ist bekannt dafür kurzzeitige und niederdotierte Verträge abzuschließen, weshalb es normal ist, das viel Wechsel stattfindet. Und die letzten Jahre sind sie gut gefahren.
    Eisernes HaHoHe

  9. 7.

    "Übrigens liegen weitaus mehr Vereine etatmäßig HINTER als vor dem FCU!"
    Welche Kennzahl meinen Sie in Ihrem Vergleich?
    Und wenn Sie schon vergleichen, dann Vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen bitte. Die 1. BL ist ein anderes Geschäft als die 2. oder 3.
    Dies musste Union ebenfalls erfahren.

    "Immer schön objektiv sein! "
    Immer schön sachlich und faktenbasiert bleiben!

  10. 6.

    Wer "definiert" denn, was "Tradition" ist?
    Was KONKRET wird denn weitergegeben?
    "Unionfamilie"?
    Inzwischen gibt es selbst in dieser "Familie" Mitglieder, die nach dem "Quo vadis" von Union fragen. Kürzlich sprach ein Berliner von "Konfettivereinsmitgliedern". Es ging um den steilen Anstieg der Mitgliederzahlen von 20 000 auf 60 000.
    Ich bin damals (1965 bis 1987)mit "meinen" SC-/Lok Leipzig-Spielern groß geworden und deretwegen ins Plachestadion
    gegangen. Ständig wechselnde FIGUREN hätten mich nie interessiert.
    Übrigens gibt es prinzipiell keinen richtigen Fußball im falschen! (sehr frei nach ADORNO). Auch der weniger limitierte FCU macht den Zirkus mit und unterstützt dieses System dadurch. Rund 9 Milliarden € Ausgaben für Transfers weltweit. Die deutschen Vereine lagen mit 1,11 Milliarden € bei der Einnahme für Abgänge an der Weltspitze.
    Übrigens liegen weitaus mehr Vereine etatmäßig HINTER als vor dem FCU!
    Immer schön objektiv sein!

  11. 5.

    Es gibt einen wichtigen Grundsatz unter uns Unionern: Zuerst kommt der Verein, dann die Fans und mit weitem Abstand die Mannschaft!
    Dieses spiegelt sich auch in der Haltung der Fans wider. Dass ein finanziell limitierter Verein wie der FCU jede Saison aufs neue schauen muss, wie der Kader effizient umgebaut werden kann, um den Anforderungen unterschiedlicher Wettbewerbe zu genügen, ist doch nur natürlich und hat nichts mit Werten oder Tradition des Vereins zu tun.

    Ich freue mich auf die Neu-Unioner, bin gespannt darauf, sie das erste Mal live spielen zu sehen und wünsche allen "Immer-Unioner" viel Glück und Gesundheit. Behre, zieh die BSG VW richtig ab, bevor du in den Ruhestand gehst ;-)

  12. 4.

    Nein, das ist nicht die Definition von Tradition. Da kann das Männel noch so lange in Aue spielen.
    Entscheidend ist, was weitergegeben wird und das stimmt im Verein immer noch. Bis heute.

  13. 3.

    O.R. wieder super Arbeit gemacht.

  14. 2.

    Dauerumbaustelle vs. Tradition?
    Nach Behrens' Abgang, der demnächst als Wolfsburger "Fußballgott" in Berlin erscheinen wird, kommt der nächste "Gott".
    Dass aber "Götter"(!) ständig ihre Religionen wegen des schnöden Mammons wechseln, wird die Götter aber irgenwann
    mal erzürnen. Erstrecht, wenn es Fußballgötter des einzigartigen FCU betrifft. Mit durchschnittlich 28 Monaten Religionszugehörigkeit (Saison 2022±1) der Götter war der FCU sogar Spitzenreiter der 1.Bundesliga. Eine hohe Fluktuationsrate spricht gerade NICHT für einen Verein, Betrieb etc. Da wird es selbst für Hardcore-Fans, die ständig die Tradition bemühen, schwer sich die Namen ihrer Götter zu merken! Die Götter von heute sind die Teufel von morgen.
    AMEN!
    Immerhin war Behrens ca. 30 Monate ein "Eiserner".
    Aues Torwart Männel mit bisher 511 Pflichtspielen geht im Sommer '24 in seine SIEBZEHNTE Saison für Aue.
    DAS ist Tradition.
    Rhetorische Frage: Womit beschäftigen sich Hardcore-Fans in der fußballfreien Zeit???

  15. 1.

    Ein Willkommen den Neuen und ein Dank an die Ehemaligen. Hoffen wir das der Umbruch den Eisernen hilft.
    Eisernes HaHoHe

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