Regionalverkehr - Odeg klagt über ständige Zugausfälle und Bauarbeiten auf RE1-Strecke

Mi 13.12.23 | 19:15 Uhr | Von Georg-Stefan Russew
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Symbolbild: Bauarbeiten im Gleisbett der DB Netz. (Foto: dpa)
Bild: dpa

Im 20-Minuten-Takt per Bahn zwischen Frankfurt, Berlin und Brandenburg pendeln. So sollte es auf der RE1-Linie planmäßig funktionieren. Doch Bauarbeiten und Probleme im Betriebsmanagement verhindern dies in aller Regelmäßigkeit. Von Georg-Stefan Russew

Die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) beklagt sich über die Deutsche Bahn. Hintergrund sind zahlreiche Streckensperrungen auf der Regionalbahnlinie RE1 aufgrund von Bauarbeiten sowie Verzögerungen im Betriebsablauf. In letzter Zeit seien das schon sehr viele, wie Lorenz Wünsch, Leiter des Odeg-Betriebsmanagement, dem rbb sagte.

Ganz aktuell seien Bauarbeiten zwischen Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde aus dem Ruder gelaufen. Eigentlich sollte die Streckensperrung nur zwei Tage - also von Montag bis Mittwochfrüh - andauern. Daraus ist aber ein Tag mehr geworden. Grund dafür ist nach Odeg-Angaben, dass eine Baumaschine der DB Netz kaputt gegangen ist. "Es musste von der Bahn Ersatz aus Hamburg geholt werden."

Dies bestätigte auf rbb-Anfrage auch die DB Netz. Dadurch seien die Arbeiten nicht rechtzeitig fertig geworden. Die Deutsche Bahn geht aber davon aus, dass die Züge am Donnerstag wieder fahren könnten.

Die gehäuften Streckensperrungen auf der RE1 seit November seien auf notwendige Baumaßnahmen zurückzuführen, so ein Bahnsprecher. Zu weiteren geplanten Baumaßnahmen auf der Strecke konnte er keine Aussage treffen.

"Sprunghafter Anstieg von Bauarbeiten im vergangenen Jahr"

Wenn so eine Maschine plötzlich ausfällt, dann sei das höhere Gewalt, erklärte Wünsch. Allerdings komme es sehr häufig vor, dass Bauarbeiten sich aus irgendwelchen Gründen verzögerten und dass die Odeg von der Bahn des Öfteren nicht rechtzeitig über entsprechende Verzögerungen informiert werde.

Zudem: "Man muss schon sagen, dass die Baustellen auf der RE1 im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen sind und, was uns bereits durch die DB Netz angekündigt wurde, dass Bauarbeiten auch in den nächsten Jahren noch fortgesetzt werden", so Wünsch. Dabei handele es sich um die Streckensanierung sowie kleinere Maßnahmen, wie den Austausch einzelner Betonschwellen im Nachgang des Zugunglücks von Garmisch-Partenkirchen.

Bei dem Unglück am 3. Juni 2022 war ein Regionalzug in Oberbayern entgleist - fünf Menschen starben, 78 wurden verletzt. Nach einem Zwischenbericht des Bundesamtes für Eisenbahnunfalluntersuchung hatten beschädigte Betonschwellen das Unglück verursacht. Die Bahn hat angekündigt, nach dem Unglück mehrere Hunderttausend Betonschwellen auszutauschen.

Probleme bestehen seit Betriebsübernahme

Die massiven Probleme mit Verspätungen und Zugausfällen bestehen generell seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 mit Übernahme der RE1-Linie durch die Odeg von der Deutschen Bahn. Als Ursachen nannte die Odeg vor einem Jahr unter anderem ein überlastetes Stadtbahnnetz in Berlin, Baumaßnahmen und einen hoher Krankenstand in den eigenen Reihen.

Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) reagierte damals angefasst. "Wir haben fünf Jahre Vorlaufzeit - und dass es dann nur ein paar Tage funktioniert und dann erstmal wieder nicht, das macht mich schon wütend." Unter anderem sollte durch eine Taktverdichtung auf der RE1 - alle 20 Minuten ein Zug - der Bahnverkehr für Pendlerinnen und Pendler attraktiver werden.

Ende 2023 hat sich wenig geändert

Aber auch ein Jahr später hat sich wenig verändert. Zwar haben Regionalbahnen auf der Berliner Stadtbahn jetzt weitestgehend Vorfahrt vor dem Fernverkehr und die Odeg ist eigenen Angaben zufolge personell gut aufgestellt, doch die Baustellensituation habe sich nicht gebessert. "Uns wurde Anfang Januar bereits weitere Bauarbeiten angekündigt", erklärte Lorenz Wünsch vom Odeg-Betriebsmanagement.

Beim sprunghaften Anstieg von Bauarbeiten seit der RE1-Übernahme der Odeg von der DB Regio würde Wünsch aber nicht so weit gehen, "das als eine bewusste Diskriminierung von uns als Privatbahn zu betrachten. Auch auf anderen Strecken wird viel gebaut. Aber es macht uns das Leben seit der Betriebsübernahme im vergangenen Dezember schwer."

Wünsch erklärte zudem, dass der 20-Minuten-Takt der Odeg eine ziemliche Herausforderung für die DB Netz sei. Im Regelbetrieb funktioniere alles. Da lägen der Odeg auch bestätigte Fahrpläne vor. "Bei Baumaßnahmen bekommen wir häufig von DB Netz die Rückmeldung, dass nicht alle drei Züge pro Stunde (Anm. d. Red: pro Fahrtrichtung) fahren können, sondern das ein- oder zwei Takte ausfallen müssen und wir zum Teil nur stündlich verkehren können." Das sei für die Odeg nicht in allen Fällen nachvollziehbar. "Manchmal haben wir den Eindruck, dass tatsächlich ein wenig mehr Umleitungsverkehr für uns möglich wäre als das, was von DB Netz uns zugesagt wird", unterstrich Wünsch.

Er räumte jedoch ein, dass der Verkehr zwischen Berlin und Frankfurt sich aufgrund der Zunahme des Fern- und Güterverkehrs in Richtung Polen sowie des Tesla-Shuttles massiv verdichtet hat. "Es ist praktisch Stau auf der Schiene. Es liegt keine Störung vor, aber die Züge verspäten sich dadurch", so Wünsch.

Priorisierung von stark frequentierten Zügen gefordert

Die Odeg würde sich von der DB Netz wünschen, dass nicht von jeder Linie ein Zug durch eine Engstelle geleitet wird, sondern schaut, was die "Linien mit den großen Gefäßen sind". Der RE1 kann mit seinen sechs- und achtteiligen Zügen sehr viele Menschen transportieren. Die Nachfrage sollte beim Betriebsmanagement dann eine Rolle spielen, wer Vorrang bekommen sollte, so Wünsch.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.12.2023, 15:30 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew

22 Kommentare

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  1. 22.

    Es ist einfach hanebüchen, wie lange die DB für Bauarbeiten braucht und wie weit die Sperrungen ausgreifen. Beispielsweise mehrere Tage Vollsperrung für den Austausch von Schwellen auf einem relativ kurzen Abschnitt: Früher wurde bei so etwas meines Wissens nach jeweils nur das Gleis gesperrt, auf dem gearbeitet werden musste, und auf dem Nebengleis konnten die Züge (langsam) passieren. In Polen und anderen Nachbarländern ist das anscheinend immer noch möglich - gab es da hierzulande irgendwelche neuen, höheren Anforderungen an den Arbeitsschutz?

    Bis vor wenigen Jahren brauchte die DB für die jährlichen Bauarbeiten im Nord-Süd-Tunnel der Berliner S-Bahn regelmäßig knapp zwei Wochen, heute vier bis sechs - obwohl die Zahl der Fahrgäste überall steigt und rasche Bauarbeiten deshalb immer wichtiger werden.

    Zum Güterverkehr nach Polen: Bitte auf keinen Fall die Ostbahn Richtung Küstrin ausbauen, das könnte die Strecke nach FFO ja entlasten und zu weniger LKWs führen.

  2. 21.

    Was für ein Quatsch! Die ODEG wollte unbedingt die Linie RE1 haben und wusste das die Srecke marode ist. Es wäre einfach hilfreich wenn die ODEG nicht behaupten würde Sie könne einen 20 Min Takt fahren und haben nicht das Personal dazu. Sie ist ja nicht mal in der Lage auf Ihrer eigenen Website zu schreiben welche Züge ausfallen, obwohl man sich vorher informieren solle, und das stets und ständig wegen Personalmangels!

  3. 20.

    Nun ja, daß die Fahrzeuge besser sind, liegt in der Natur der Dinge. Sind zum Start in 2022 ja Neufahrzeuge gewesen. Und da sollte man schon aktuellen Standard erwarten können bzw.gibt es in den Ausschreibungen auch für Fahrzeuge Vorgaben. Bei der Zuverlässigkeit ,speziell bei den Toi‘s, ist allerdings Luft nach oben. Sitzkomfort finde ich persönlich nicht dolle.
    Beim Personal kann Glück haben oder auch richtig Pech. Da wird man schnell mal mit „Du“ angesprochen, deutlich rüden Ton „abgefertigt“, wenn man Serviceleistung einfordert und dann noch als „Streßfaktor“(original Wortwahl führt hier zur Sperre) in der innerbetrieblichen Diskussion deutlich hörbar betitelt.
    Die deutliche Kritik an den Schiennetzbesitzer/Betreiber sollte lauter werden, da diese Strecke seit mind.25 Jahren eine Dauerbaustelle ist und bleibt. Ein Versagen der Politik.

  4. 19.

    Ich bezog mich auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2022. Ich stand am Berliner Hauptbahnhof und jeder Zug der ODEG war ein Sonderzug. Die DB bestätigte damals den "Fehler" im System

  5. 18.

    Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Es würde schon deutlich besser, wenn die offensichtliche Benachteiligung der ODEG sanktioniert werden würde. Oder eben Schiene und Zug noch mehr entkoppelt. Damit ein fairer Konkurrenz-Betrieb möglich ist.
    Übrigens wird die von Ihnen beschriebene Methode der festen Strecken+Bahnhöfe im Regioverkehr in diversen asiatischen Großstädten erfolgreich praktiziert. Dedizierte Züge (teils in den Farben der Linie) auf dedizierten Strecken. Und das auch bei Buslinien! Scheint bestens zu funktionieren und nimmt sehr spürbar den Verkehr aus der Stadt. Und dieser besteht zu über 90 % aus eMobilität. Warum klappt das dort, aber bei uns nicht!?

  6. 17.

    Man hat hier den Eindruck alle Bauarbeiten wurde bis zur ODEG-Übernahme rausgeschoben, von Anfang an. Man will dem Unternehmen wohl gewaltig das Image versauen.

  7. 16.

    Es gab anfangs Toilettenprobleme, manchmal waren von vier Toiletten alle defekt

    Hier wird nicht davon berichtet, ob sie jetzt alle funktionieren?!

  8. 15.

    Alle 20 Minuten ist nicht wahr, die Bahn fährt gefühlt jede Stunde heißt, wenn sie dann pünktlich ist oder nicht ausfällt.

  9. 14.

    So unzuverlässig, leider stehe ich oft am Bahnhof und hoffe das der Zug pünktlich kommt.
    Leider viele Ausfälle und Verspannungen und ab Erkner immer so voll das man dann auch noch stehen muss.

  10. 13.

    Verkehrswende. Klimanotstand. Entbürokratisierung. Bonuszahlungen.

    Sie müssen sich darauf einstellen.


  11. 12.

    Für die Leute die in den kleineren Gemeinden, wie zum Beispiel Briesen oder Berkenbrück, leben hatte die Übernahme von der Odeg eigentlich nur Nachteile.
    Die Menschen haben nichts vom sogenannten 20 min Takt, da die Züge, egal zu welcher Uhrzeit nur einmal in der Stunde halten. Und dadurch das auch die Abfahrt zeiten ab Frankfurt (Oder) geändert wurden, müssen die Leute jetzt teilweise bis zu einer halben Stunde eher los zur Arbeit.
    Ich finde so bekommt man die Menschen nicht vom Auto auf die Schiene. Also keine Verkehrswende. Wenn dann 30 Minuten Takt für alle und auch für Spätschichtler die bis 22 uhr arbeiten müssen.

  12. 11.

    "Die ODEG fährt auf den Schienen der Konkurrenz." Denke Sie, daß es besser gehen würde, wenn man das Netz auch noch zerstückelt in mehrere Eigentümer? Eigentlich war doch mal ein wesentlicher Grund für die Gründung der DR, daß dieser Wildwuchs und unkoordinierte Wettbewerb aufhören konnte. Würde dann die ODEG auch eigene Bahnhöfe bauen? So wie früher, als es z.Bsp. in Bln ganz viele Bahnhöfe gab von verschiedenen Gesellschaften.

  13. 10.

    Was ist denn die längste Zeitspanne, in der es mal keine Probleme auf der RE1-Strecke gab?

  14. 9.

    Ein 20 Minuten-Takt hat seit seiner Bekanntgabe nur in den allerwenigsten Fällen existiert und fahrplanmäßig zudem auch nur in den Hauptverkehrszeiten. Die meiste Zeit tagsüber herrscht ein 20 - 40 Minuten-Takt, der, weil er unrund ist, unattraktiver ist als der vorherige Takt alle halbe Stunde.

  15. 8.

    Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust… einerseits befürworte ich die dringend nötigen Baumaßnahmen, andererseits stehe ich oft am Alex und weiß nicht, ob ich es pünktlich zur Arbeit schaffe. Wenn denn wenigstens die Infos von der Bahn zu Änderungen rechtzeitig kommen würden… aber oft verschwindet ein RE1 plötzlich von der Anzeigetafel, als hätte es ihn nie gegeben und dann steht man da……

  16. 7.

    Die DB hat nicht die ODEG aus der Fahrplanauskunft genommen sondern die ODEG hat es über Monate nicht hin bekommen (und bekommt es weiter nicht hin) ihre Daten weiterzugeben, denn genau das müssen die Unternehmen tun, damit das funktioniert.

    Schauen Sie mal auf die Homepage der ODEG. Die schreibt einen Tag in Voraus, welche Züge Verzögerung im Betriebsablauf haben und meldet Ausfälle zwischen Lichtenberg und Grünewald - beides meine Bahnhöfe für Linien der ODEG..

  17. 6.

    Na ja, so wie versprochen sieht es nicht aus.

    Bei SEV wegen RE1-Bauarbeiten gibt es in Erkner eine Verkehrskatastrophe auf der rambonierten Landesstraße L30, viele vertrauen nicht dem SEV. Lange Fahrzeiten nach FW und FFO und Retour sind inklusive.

    Die Antwort unserer Politiker: Erkneraner fahrt nicht mit Auto zum Einkauf, neuer Bahnhof am Friedhof und Halt vom Fernzug aus und nach Polen in Fangschleuse, Shuttle für Tesla.

    Und das soll helfen?

    Wenn man ein System auslutscht, dann sind Probleme und Havarien wohl vorprogrammiert.
    Schaun ma mal.

  18. 5.

    Na ja, so wie versprochen sieht es nicht aus.

    Bei SEV wegen RE1-Bauarbeiten gibt es in Erkner eine Verkehrskatastrophe auf der rambonierten Landesstraße L30, viele vertrauen nicht dem SEV. Lange Fahrzeiten nach FW und FFO und Retour sind inklusive.

    Die Antwort unserer Politiker: Erkneraner fahrt nicht mit Auto zum Einkauf, neuer Bahnhof am Friedhof und Halt vom Fernzug aus und nach Polen in Fangschleuse, Shuttle für Tesla.

    Und das soll helfen?

    Wenn man ein System auslutscht, dann sind Probleme und Havarien wohl vorprogrammiert.
    Schaun ma mal.

  19. 4.
    Antwort auf [Ossi] vom 13.12.2023 um 19:35

    Ganau auf Ihre Reaktion freut sich die DB: der ODEG die Probleme in die Schuhe schieben.
    Die ODEG fährt auf den Schienen der Konkurrenz. Die davon wenig begeistert den ODEG-Verkehr behindert, wo es geht. Ich habe oft genug am Berliner Hauptbahnhof beobachtet, wie sinnlos verspätete DB-Züge von Osten zum Zoo (eine Station!) mit ca. 5 Fahrgästen vorgezogen worden sind - Hauptsache wir Pendler verpassen unseren Andchluss. Anstatt solche sinnlosen Züge - wie sonst üblich - weiter im Osten enden zu lassen.
    Ich bin stinksauer auf die DB, die ihren miesen Strauß auf unserem Pendlerrücken ausfechten.
    Wenn das so weitergeht, wende ich mich an das Kartellamt.

  20. 3.

    Die ODEG ist zuverlässig, wenn es nicht die DB gäbe. Zum Fahrplanwechsel 2022 nahm die DB auch alle Züge des RE1 aus der Fahrplanauskunft. Da hat man gesehen wie die DB, die Übernahme durch die ODEG fand. Die ODEG Züge sind besser und sauberer und das Personal freundlicher. Dasselbe gilt für Abellio.

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