Neue Studie des IW - Ausländische Arbeitskräfte erwirtschaften Milliarden für ostdeutsche Länder

So 25.08.24 | 13:48 Uhr
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Symbolbild: Techniker mit Bart und Helm arbeitet in einer Werkstätte. (Quelle: dpa/Gombert)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.08.2024 | Luise Burkhardt | Bild: dpa/Gombert

Ohne Ausländer schrumpft die ostdeutsche Bruttowertschöpfung: Das ist das Fazit einer neuen Studie des IW. Allein in Brandenburg tragen sie fast sieben Milliarden Euro zur märkischen Wirtschaft bei - anderswo im Osten ist es sogar mehr.

Ausländische Arbeitnehmer tragen fast sieben Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung in der Brandenburger Wirtschaft bei. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ausgerechnet. Sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer mit ausländischer Staatsangehörigkeit machen demnach 7,6 Prozent der Brandenburger Wirtschaftsleistung aus, so die Studie des IW. In allen ostdeutschen Flächenländern zusammengenommen liege die Bruttowertschöpfung von nicht-deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei fast 25 Milliarden Euro.

"Ausländische Beschäftigte stützen die ostdeutsche Wirtschaft", sagt Studienautor Wido Geis-Thöne. "Umso wichtiger ist es, dass die Region weltoffen bleibt - denn nur so bleibt der Osten wirtschaftlich erfolgreich."

Viele Arbeitskräfte aus Polen und Tschechien

Denn ohne neu hinzugekommene Ausländer wäre die Wirtschaft in den ostdeutschen Bundesländern aus Sicht des IW spürbar zurückgegangen - stattdessen sei sie gewachsen. Die Neuankömmlinge gleichen demnach den Wegfall deutscher Arbeitskräfte mehr als aus: Deren Zahl sei zwischen 2018 und 2023 um 116.000 gesunken, während im gleichen Zeitraum rund 173.000 Arbeitnehmende, die keinen deutschen Pass haben, dazugekommen seien. Sie kamen laut IW vor allem aus Polen und Tschechien, aber auch aus Rumänien und der Ukraine, sowie aus Indien und Vietnam. Sie arbeiteten vor allem im Baugewerbe, aber auch im Verkehrssektor und über Zeitarbeitsfirmen in Deutschland.

Davon profitierte vor allem Sachsen, wo Ausländer rund 7,9 Milliarden Euro erwirtschaftet hätten. In Thüringen seien es immerhin noch 3,9 Milliarden Euro, in Mecklenburg-Vorpommern 2,4 Milliarden Euro." Berlin wurde aufgrund seiner speziellen demografischen Entwicklung in der Studie nicht betrachtet.

Ostdeutschland nicht mit bestem Ruf

Ostdeutschland habe in puncto Gastfreundschaft allerdings nicht den besten Ruf, stellt das IW vor Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg fest. "Die AfD arbeitet sich an Migranten unermüdlich ab und freut sich über gute Umfragewerte - während viele Migranten die Sorge umtreibt. Dabei stützen gerade Ausländer die ostdeutsche Wirtschaft", so das Institut.

Die Bundesregierung hatte sich im Juli bei ihren Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2025 darauf geeinigt, die bürokratischen Hürden für die Arbeitsaufnahme von Ausländern zu senken. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte damals, es gehe darum, die Zulassungskompetenz der Ausländerbehörden umzudrehen. In Zukunft solle gelten: "Wenn sie nicht nach 14 Tagen widersprechen, dann gilt die Arbeit von Ausländern als genehmigt." Die Grünen wollen laut Medienberichten innerhalb der Koalition nun erneut dafür werben, dass das Arbeitsverbot für Geflüchtete abgeschafft wird. Zudem soll eine zentrale Einwanderungsagentur die Vermittlung von Ausländern in den deutschen Arbeitsmarkt beschleunigen.

Sendung: Radioeins, 25.08.2024, 14:00 Uhr

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68 Kommentare

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  1. 67.

    Falsch! Sie sind naiv! Es kann kein ,,Frieden'' mit Putin geben. Sie wollen die Demokratie zerstören, wie damals die Spinner, die den Reichstag stürmen wollten! Ihr seid Reichsbürger und Rechtsverdreher.

  2. 65.

    Momentan hacken ja die Medien auf das BSW ein, weil sie angeblich oder real Schnittmengen mit der AfD haben. Das ZDF nennt Wagenknecht Wladimira Putinowa oder kolportiert dies zumindest. Was für eine Ausgewogene Berichterstattung.
    Frieden statt Krieg, keine Waffen um den Krieg zu verlängern, Nordstream, Energiewende, Zuwanderung etc. Wächst da nicht der Anteil der Wähler mit den überwiegend gleichen Zielen?
    Auch viele Wähler der anderen Parteien denken so haben es aber noch nicht geschafft sich umzuorientieren. Denen kann man nur sagen.. nach den Wahlen ist die Messe für die nächsten 5 Jahre gesungen. Den resignierten Nichtwählern kann man nur raten geht wählen, es gibt die Chance auf Veränderung. Wenn ihr nicht wählt, dann wählen andere "für euch" die Anderen gehen nämlich fleißg wählen und überstimmen "euch" dann.

  3. 64.

    Nur mal so nebenbei - das Verhältnis Männlein-Weiblein im ländlichen von Bayern und NRW liegt bei 70% Männlein zu 30% Weiblein.
    Und das trotz da die Versorgung, auch im medizinischen, besser ist wie in Brandenburg/Ost-Gebieten.

  4. 63.

    Habeck sagt, wenn sie nicht binnen 14 Tagen widersprechen... und weiß doch selbst genau, welche "Eile" Behörden heutzutage an den Tag legen. Es spielt in diesem Falle keine Rolle mehr, ob überhaupt noch gefragt wird. Die übliche Widerspruchsfrist beträgt übrigens 1 Monat.
    Wer solche Sprüche klopft, wie Habeck sollte doch erstmal seine eigene Arbeit auf Erfolg prüfen. Findet er da was?

  5. 62.

    Ganz dünnes Eis! BASF/IG Farben, Krupp, Thyssen, Blohm und Voß, von Braun, Globke, Filbinger etc., etc.. haben im Westen nahtlos weitergemacht und zum Wirtschaftswunder beigetragen. Die Nazibonzen sind doch nicht freiwillig in der SBZ geblieben.
    Mit der Entnazifizierung war es im Westen auch nicht weit her.

  6. 61.

    Die Wahrscheinlichkeit in Brandenburg einen AfD Wähler zu treffen ist eben wesentlich höher als einen einer anderen Partei. Oder gehen Sie davon aus, die 75% stellen eine homogene Wählerschaft dar? Die sind sich doch untereinander nicht einig, was die Poltik anbelangt.

  7. 60.

    Die Ablehnung aller anderen Parteien ist aber wesentlich größer als die der AfD bishin zum Rausflug aus dem Landtag. Die Grünen lehnen demzufolge 95% ab, die FDP 98%, die SPD 80%, die CDU 81% ab. Ein Demokratiedesaster. Also immer schön bei der gesamten Wahrheit bleiben.
    Sollte nicht die Partei mit der geringsten Ablehnung und den meißten Stimmen regieren als die mit der größten Ablehnung und den wenigsten Stimmen? Manche offenbahren hier ein Demokratieverständnis, dass einem die Haare zu Berge stehen.

  8. 59.

    "Wer sagt denn, dass die AfD in Brandenburg bei allen so beliebt ist? "

    Keine Ahnung, ich nicht. Es sind aber traurigerweise sehr viele.

  9. 58.

    Kurze Frage: es gibt ja einen Männer Überschuss in Brandenburg, und viele Bürgergeld Bezieher. Warum müssen wir dann a) denen Geld geben, die nix arbeiten und b) denen, die extra aus anderen Ländern hier her kommen, gleichzeitig Lohn zahlen? Was genau stimmt da nicht?

  10. 57.

    Menschen die zur Wertschöpfung beitragen und sich integrieren sind immer willkommen.
    Kriminelle Messerstecher und Vergewaltiger hingegen nicht.

  11. 56.

    Wie kommen Sie auf 20-30% Ausweisung und welche Gruppe betrifft das? Ausreisepflichtige? Illegale Zuwanderer? Der Staat hat einen kompletten Kontrollverlust über die Zuwanderung. Eine Entnazifizieruzng hat auch in Westdeutschland nie Stattgefunden, Ihr Vergleich Hinkt also.
    1933 wurde im übriges das Schriftleitergesetz erlassen. Denken Sie mal nach. Niewieder ist jetzt ! ! !

  12. 55.

    >“ist dann bei den Ostdeutschen so beliebten AfD auch der Maßstab?“
    Wer sagt denn, dass die AfD in Brandenburg bei allen so beliebt ist? Letzte Wahlumfrage war die bei 24%. 76% ,also die überwiegende Mehrheit, mögen die AfD nicht. Und das ist schon eine sehr meinungsgebende Mehrheit.

  13. 54.

    "Ausländische Arbeitnehmer in der Brandenburger Wirtschaft" üben laut Studie welche Arbeiten aus?
    Sind es auch hier ständig Lebende oder Saisonarbeitende?

    Habe letztens in ner Doku gesehen (öffentlich Rechtliche) wie Deutschland in Nigeria Fachkräfte abzuwerben versucht.
    Haben eh nicht viele, und Deutschland und andere Westliche wollen auch die dortig Wenigen qualifizierten Abwerben?
    Und dann wundern auf welchen Niveau die Dritte-Welt-Länder bleiben - der Westen sollte sich schämen!!!

  14. 52.

    "Gegen jene Ausländer, die zur Wertschöpfung beitragen, haben die Ostdeutschen nichts."

    Und noch ein Botschafter der für ganz Ostdeutschland spricht. Ach und gegen "wertschöpfende" Ausländer habe man ja nichts, AAAAABER 20-30% der Bevölkerung will man zwangsausweisen (zynisch Remigration genannt). Nee, alles klar. 1930er 2.0, mit neuem Anstrich. Das Problem ist, dass in der DDR nie eine Entnazifizierung stattgefunden hat, das wurde nur unter den Teppich namens Sozialismus gekehrt.

  15. 51.

    Was kosten die anderen Ausländer den Staat denn auf der anderen Seite?

  16. 50.

    "Gegen jene Ausländer, die zur Wertschöpfung beitragen, haben die Ostdeutschen nichts."

    So ändert sich die Zeiten! Erst hieß es von denn rechten Ostdeutschen, die Ausländer würden den Deutschen die Arbeit wegnehmen; dann hieß es sie würden die Löhne drücken; und nun werden sie plötzlich geduldet, wenn sie Tür Wertschöpfung beitragen...

    PS: ist dann bei den Ostdeutschen so beliebten AfD auch der Maßstab? Also beim Thema Remigration?

  17. 49.

    Also, eine wirtschaftliche Rückentwicklung hat es seit der Industrialisierung langfristig nicht gegeben.

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