Preisverleihung im März - "Das Lehrerzimmer" von Berliner Çatak für Auslands-Oscar nominiert - auch Wenders im Rennen
Drei Deutsche können sich im März Hoffnungen auf einen Oscar machen: Die Schauspielerin Sandra Hüller sowie die Regisseure Wim Wenders und Ilker Çatak. Für "Das Lehrerzimmer" des in Berlin geboren Çatak wäre es nicht die erste Auszeichnung.
Der deutsche Film "Das Lehrerzimmer" des Regisseurs Ilker Çatak ist für den Oscar für den besten internationalen Film nominiert. Das teilte die US-Filmakademie am Dienstag mit. In derselben Kategorie ist auch "Perfect Days" des Regisseurs Wim Wenders nominiert, eine japanische Produktion.
Zudem kann sich die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller Hoffnungen auf einen Oscar machen, sie wurde für ihre Rolle im Film "Anatomie eines Falls" der französischen Regisseurin Justine Triet als beste Hauptdarstellerin nominiert.
Eskalierter Konflikt in der Schule und zufriedener Toiletten-Reiniger
"Das Lehrerzimmer" handelt von einem Konflikt an einer Schule, der aus dem Ruder läuft. Im Zentrum steht eine junge Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufklären will. Das Drama war im vergangenen Mai beim Deutschen Filmpreis unter anderem mit dem Hauptpreis für den besten Spielfilm ausgezeichnet worden. Der in Berlin geborene Çatak hat 2015 bereits einen Studenten-Oscar gewonnen. Sein Abschlussfilm "Sadakat" an der Hamburg Media School holte damals in der Sparte "Bester ausländischer Film" den Studenten-Oscar in Gold.
"Perfect Days" spielt in Tokio und erzählt von einem Mann namens Hirayama (Koji Yakusho), der als Toiletten-Reiniger arbeitet, mit seinem einfachen Leben zufrieden scheint und sehr im Moment lebt. Wenders reagierte mit Ehrfurcht auf seine Nomnierung: "Es ist so eine große Ehre für mich, Japan bei den Oscars zu vertreten, das Land meines großen filmischen Meisters Yasujiro Ozu! "Perfect Days" war von seinem Esprit getragen, also könnte ich nicht glücklicher sein über diese Nominierung."
Wenders war bereits dreimal für einen Dokumentarfilm-Oscar nominiert: 2000 mit der Musiker-Doku "Buena Vista Social Club", 2012 mit dem 3D-Tanzfilm "Pina" über Pina Bausch sowie 2015 mit der Doku "Das Salz der Erde" über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado.
Hüller schon mit Europäischem Filmpreis geehrt
In "Anatomie eines Falls" geht es um die Schriftstellerin Sandra, die mit ihrem Mann Samuel und ihrem fast blinden Sohn Daniel in den französischen Alpen lebt. Als Samuel tot vor dem Chalet gefunden wird, sieht alles nach einem üblen Sturz aus. Doch es dauert nicht lange, bis Sandra verdächtigt wird, ihren Mann umgebracht zu haben.
Die in Thüringen geborene Hüller machte ihre Ausbildung an der renommierten Schauspielschule Ernst Busch in Berlin. Ihren Durchbruch hatte sie mit "Toni Erdmann". Kürzlich war sie für einen Golden Globe nominiert gewesen, doch bei der Preisvergabe Anfang Januar unterlag sie in der Sparte "Beste Darstellerin in einem Filmdrama" der US-Amerikanerin Lily Gladstone ("Killers of the Flower Moon"). Im Dezember war Hüller mit dem Europäischen Filmpreis als beste Darstellerin ausgezeichnet worden.
Bislang vier deutsche Produktionen bei Oscars erfolgreich
Bei der Oscar-Verleihung im vergangenen Jahr hatte "Im Westen nichts Neues" von Regisseur Edward Berger mit vier Oscars deutsche Kinogeschichte geschrieben. Die Netflix-Produktion verpasste zwar die Chance, als erster deutscher Film den Hauptpreis für den besten Film zu gewinnen. Die Neuverfilmung des gleichnamigen Antikriegsromans von Erich Maria Remarque gewann aber mehr Oscars als je ein deutscher Film zuvor, unter anderem den Preis für den besten internationalen Film.
Erst vier deutsche Produktionen gewannen bislang den Preis für den besten internationalen (nicht-englischsprachigen) Film. Vor "Im Westen nichts Neues" war das zuletzt 2007 Florian Henckel von Donnersmarck mit dem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" gelungen. 1980 hatte die Romanverfilmung "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff den Auslands-Oscar erhalten, 2003 "Nirgendwo in Afrika" von Caroline Link.
Die 96. Oscar-Verleihung im Dolby Theatre in Hollywood ist für den 10. März geplant. Mit 13 Nominierungen geht der Film "Oppenheimer" über den "Vater der Atombombe" ins Rennen.
Sendung: rbb Inforadio, 23.01.2024, 16:00 Uhr