Interview | Max Mutzke - "Der Grand Prix zeigt, wie Diversität funktioniert"

Fr 16.02.24 | 15:38 Uhr
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Max Mutzke tritt mit „Forever Strong“ bei der Probe zum «Eurovision Song Contest - Das deutsche Finale 2024» auf.(Quelle:picture alliance/dpa/C.Soeder)
Audio: Radioeins | 15.02.2024 | Interview mit Max Mutzke | Bild: picture alliance/dpa/C.Soeder)

Vor genau 20 Jahren wurde er Achter beim ESC: In diesem Jahr will es Max Mutzke nochmal wissen und tritt Freitag mit acht weiteren Kandidaten beim ESC-Vorentscheid in Berlin an.

Wer vertritt Deutschland beim ESC 2024 in Malmö? Das entscheidet sich an diesem Freitagabend (22:05 Uhr) in Berlin bei der ARD-Sendung "Eurovision Song Contest - Das deutsche Finale" [eurovision.de]. Zur Auswahl stehen neun Kandidaten. Die Show im Ersten und auf One wird von Barbara Schöneberger moderiert.

Vor allem Newcomer bemühen sich um den Startplatz, um am 11. Mai am ESC in Malmö teilnehmen zu können. Deutschland schnitt in den vergangenen Jahren beim ESC enttäuschend ab, im vergangenen Jahr belegte die Band Lord of the Lost den letzten Platz.

Der bekannteste Anwärter in diesem Jahr ist der Musiker Max Mutzke, der beim ESC vor 20 Jahren den achten Platz belegt hat.

rbb: Herr Mutzke, es macht den Eindruck, dass es in vielen Ländern Tradition ist, Deutschland bei der Punktevergabe einfach zu ignorieren. Warum tun Sie sich das an?

Max Mutzke: Ja, das ist eine sehr berechtigte Frage. Ich habe die letzten Jahre nichts mit dem Grand Prix zu tun gehabt. Bei der eigenen Teilnahme habe ich vor allem so viel zu tun gehabt, dass ich emotional nicht begriffen habe, was diese Veranstaltung für die Menschen bedeutet.

Aber ich hatte letztes Jahr das große Glück bei der ARD-Pre-Show mit Barbara Schöneberger dabei zu sein und so durfte ich Liverpool drei Tage als Zuschauer genießen. Und da habe ich gemerkt, meine Güte, das ist echt eine wahnsinnig schöne und friedliche Veranstaltung.

Es ist unglaublich vielfältig, bunt und divers. Und man hat so das Gefühl, wow, macht das einen Spaß, zuzuschauen. Und ich habe letztes Jahr gesagt, wenn ich nochmal mitmachen würde, dann muss ich das nächstes Jahr machen, weil dann ist 20-jähriges Jubiläum.

Ihr neuer Song heißt "Forever Strong" und darin heißt es "We are so good, so freaking good to make everything out of almost nothing" ("Wir sind so gut, so verdammt gut, dass wir aus fast nichts alles machen können.") Das klingt auch ein bisschen nach ESC-Optimismus.

Ja, aber das ist total richtig. Uns fliegt momentan viel um die Ohren, mit allen Konflikten weltweit, aber auch mit der Hetze in sozialen Netzwerken, mit der Hetze in privaten Netzwerken. Die Menschen verlieren diesen inneren Kompass, hat man gerade das Gefühl.

Und schönerweise ist eine Woche, nachdem ich den Song geschrieben habe, dieses intrinsische Gefühl in Deutschland angekommen, dass man wieder für Vielfalt und Toleranz auf die Straßen muss.

Jetzt gehen ja Hunderttausende auf die Straße, um für Demokratie zu demonstrieren. Und es scheint irgendwie vielen Menschen abhandengekommen zu sein, dass es so universelle Werte gibt, an denen man nicht rütteln kann. Man muss mit Respekt miteinander umgehen, man muss sich tolerieren.

Deswegen habe ich gedacht, man kann da schon wieder darauf aufmerksam machen, weil beim Grand Prix, bei dieser Veranstaltung zeigen Hunderttausende von Menschen in der Stadt, dass es nämlich funktioniert. Wenn es eine Veranstaltung gibt, die zeigt, dass Diversität funktioniert, dann der Grand Prix.

Infobox

Neben Max Mutzke treten am Freitagabend gegeneinander an:

NinetyNine (mit dem Titel "Love On A Budget")
Leona ("Undream You")
Isaak ("Always On The Run")
Galant ("Katze")
Floryan ("Scars")
Bodine Monet ("Tears Like Rain")
Ryk ("Oh Boy")
Marie Reim ("Naiv")

Aber es ist eben auch eine Veranstaltung, in der Deutschland in den letzten Jahren eher schlecht abgeschnitten hat. Sie sind damals Achter geworden. Was ist Ihr ESC-Geheimnis?

Es geht um Authentizität. Das ist das Wichtigste, weil Menschen erkennen sehr schnell, ob das nur eine Show ist und ob man jemanden versucht zu kopieren. Deswegen werde ich auch bei diesem Auftritt meinen Fokus voll auf meine Kernkompetenz legen, nämlich meine Stimme.

Auch der Auftritt wird sehr reduziert sein. Ich werde da alleine stehen, keine Band, keine Tänzerinnen und Tänzer und werde aus meiner Stimme das rausholen, was ich kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Max Mutzke führten Meili Scheidemann und Max Ulrich, Radioeins.

Der Text ist eine redigierte und gekürzte Fassung. Das komplette Interview können Sie oben im Audioplayer nachhören.

Sendung: Radioeins, 16.02.2024, 18:10 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ja, Sorry, sie haben Recht.
    War eine Verwechslung mit dem von Heike genannten Johnny Logan.
    Michael Morgan hat natürlich nie teilgenommen.

  2. 17.

    Das ist richtig, aber ihre Weltkarriere startete später...

  3. 16.

    Was hat dieser Michael Morgan bitte mit dem ESC zu tun? Der hat da nie teilgenommen.

  4. 14.

    ESC - den Quatsch gibt's immer noch?

  5. 13.

    Sie haben Recht und auch Johnny Logan legte eine recht ordentliche Karriere hin. 1980 und 1987 gewann er den Titel:-)
    Aber wie Sie schon schreiben, auch ich erinnere mich heute an keinen Titel mehr...vielleicht noch Lena. Ich habe mir heute morgen unseren Isaak angehört. Es ist vielleicht nicht das schlechteste Lied, aber einfach viel zu belanglos.

  6. 12.

    Klar,ABBA ist sicherlich die erfolgreichste Band die der zu heutigen nicht mehr schöne Wettbewerb herausgebracht hat, da gebe ich Ihnen recht.
    Aber auch andere Interpreten wie Katja Ebstein, Michael Morgan und schon wie gesagt Nicole sind auch durch den ESC groß geworden.
    Zur Heutigen Zeit und den letzten 15 Jahren haben sie Recht.Da kommt nur Mist. Da wird keiner mehr wirklich groß und bekannt.
    Ich kann mich schon lange nicht mehr an den letztjährigen Siegertitel erinnern.
    Und Isaak ? Sorry ich befürchte das das auch kaum für einen guten Platz reicht.

  7. 11.

    ESC heißt nicht umsonst Escape....

  8. 10.

    ....der nächste letzte Platz.....Die größte Peinlichkeit des Abends: Frau Schöneberger !

  9. 9.

    Mit Ihrem letzten Absatz gebe ich Ihnen sehr gerne recht...:-)Ich denke jedoch, das Abba die erfolgreichste Band war.

  10. 8.

    Die europaweite Ausgabe sehe ich eigentlich ganz gerne.
    Da ist immer viel Abwechslung dabei.
    Mal was Schönes, was Experimentelles und auch mal was zum Lachen.
    Deutschland gibt zwar viel Geld aus, aber gemessen an der Menge, sollte man doch beim nationalen Vorentscheid etwas mehr Pomp und mehr Musikrichtungen anbieten.
    Da fehlt mir irgendwie das Fetzige, Besondere oder Einzigartige, wo man sagt: Wow, das war der Knaller!
    Vielleicht sollte man mal Dieter Bohlen an die Orga ranlassen.
    Pop, Klassik, Hiphop, Schlager, Metal, Schönes, Verrücktes
    Wo dann wirklich mal auch alle Menschen in Deutschland zuschauen und mitfiebern.
    Dies würde ich dann auch unter wirklicher Vielfalt verstehen.
    Barbara Schöneberger kann natürlich weiter moderieren.
    Sie macht das immer ganz gut und verleiht dem ganzen noch etwas Glamour.

  11. 7.

    >"Hauptsache bunt und divers ist nämlich nicht der Grund für Siege. "
    Wohl wahr. Wir Deutschen übertreiben es da gerne. Dieses geflügelte Wort "für alle Menschen" ist irgendwie out. Statt dessen werden neue Schubladen aufgemacht - bunt, divers, queer, inclusiv usw., auch in der Unterhaltungskunst.
    Bei der heutigen Auswahl sind schon so 4 Titel bei, die einfach nur für alle als Hit mit eingängigem Rhythmus und Text da sein könnten, ohne dass die sich durch Alleinstellungs-Attribute herausstellen wollen.
    Der ESC ist ein Wettbewerb der Unterhaltung und kein Theatertreffen mit Dramatik. Ein Drama ist allenfalls die Punktesammlung am Ende - oder eben keine Punkte ;-))

  12. 6.

    Bei den letzten Jahren kann ich Ihnen zustimmen. Seit 10 bis 15 Jahren hat der ESC stark nachgelassen und ist nichts mehr.
    Aber das nur ABBA durch den ESC groß geworden ist stimmt nicht.Früher sind durch den ESC schon mehr Sänger und Sängerinnen groß geworden. Da waren es aber noch ganz andere Zeiten beim ESC.
    ZB. Nicole mit Ein bisschen Frieden, ein Lied das heute wieder allermunde sein müsste.

  13. 5.

    Der ESC ist "Nichts" kostet eine Menge Geld und die einzigen die wirklich Karriere gemacht haben waren Abba 1974.

  14. 4.

    Der ESC zeigt, dass Deutschland entweder professionell an die Sache herangehen(wie damals z.B. mit Raab) oder den ganzen Bums lassen sollte. Man buttert nur jede Menge Kohle rein. Und nein, man wird nicht bestraft, weil man Deutschland als Land nicht mag, sondern weil das qualitativ die letzten Jahre seit Lena (und mit Ausnahme von Michael Schulte) nur der letzte Müll hingeschickt wurde. Hauptsache bunt und divers ist nämlich nicht der Grund für Siege.

  15. 3.

    >"Deutschland mit erhobenen Zeigefinger im europäischen Rahmen darstellt. Das gefällt nicht vielen..."
    Dass Resentiments gegenüber einigen Ländern eine so große Rolle beim ESC spielen, sehe ich nicht. Eher dass der Unterhaltungsgeschmack weiter Kulturkreise eine Rolle spielt. Es muss ein Song sein, der möglichst Elemente von Rhythmus, Vokalitäten und auch Performance vieler Kulturkreise enthält. Als Beispiel: Modern Talking haben rund um die Welt Hits gelandet und in vielen Ländern wurden ihre Hits in eigener Sprache interpretiert. Irgendwas hat Dieter Bohlen doch in diese Hits reingezaubert, dass die in vielen Kulturkreisen so super ankamen. Leidenschaftliche Jodelsongs waren die allesamt nicht.

  16. 2.

    Ich habe das Gefühl, dass Damen und Herren dieses Kunstbereichs sich mit den Jahren eine wundervolle Kunstblase geschaffen haben, aus der sie auf keinen Fall wieder herauswollen, auch wenn die restliche Eurowelt sie jedes Jahr neu abstraft. Aber vielleicht liegt es im Hintergrund auch daran, wie sich Deutschland mit erhobenen Zeigefinger im europäischen Rahmen darstellt. Das gefällt nicht vielen...

  17. 1.

    Ach Leute, das wird doch wieder nix. Deutsche Balladen von Traurigkeit und Weltenschmerz will keiner hören. Die letzten Jahre haben immer etwas lockere Popsongs gewonnen. Leider gewinnen im Vorentscheid ja nie meine Favoriten, in diesem Jahr Isaak oder auch NinetyNine oder etwas eigenwilliger Katze, sondern irgendwelche Jodellieder a la Scars. Mit sowas brauchst der Welt heute nicht mehr kommen. Oder darfs in diesem Jahr mal ein deutscher Popschlager von Marie Reim sein? Also ich habe vier schon mal zum Voting auf meinem Zettel.

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