Bundesweiter Aktionstag - Polizeiaktion gegen Hasspostings führt zu Vernehmungen in Brandenburg

Mi 13.11.24 | 07:18 Uhr
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Symbolbild: Einsatzkräfte der Polizei durchsuchen am 27.09.2023 ein Objekt. (Quelle: Picture Alliance/Jan-Philipp Strobel)
Picture Alliance/Jan-Philipp Strobel
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 12.11.2024 | Tim Jaeger | Bild: Picture Alliance/Jan-Philipp Strobel

Deutsche Strafverfolgungsbehörden sind am Dienstag bei einer bundesweiten Aktion gegen Hasspostings im Internet vorgegangen. Schwerpunkt des Aktionstags waren Postings mit antisemitischen Inhalten, wie das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilte. In Brandenburg wurden laut Polizei drei Männer vernommen. Sie leben in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz), Cottbus und Kloster Lehnin (Potsdam-Mittelmark) und hatten auf unterschiedlichen Plattformen strafbare rechtsradikale Postings veröffentlicht, teilte die Polizei dem rbb auf Nachfrage mit.

Zwei der Taten hätten sich demnach in diesem Sommer ereignet, die dritte bereits im Jahr 2022. Der betroffene Verdächtige habe erst vor Kurzem ermittelt werden können, hieß es. Gegen die drei Männer seien Verfahren wegen Volksverhetzung eröffnet worden, so die Polizei. Eine Beziehung zwischen den Beschuldigten bestehe nicht.

90 Ermittlungsverfahren

Insgesamt wurden bei der Aktion bundesweit 127 polizeiliche Maßnahmen durchgeführt. In über 90 Ermittlungsverfahren seien am Dienstag mehr als 50 Wohnungen durchsucht sowie zahlreiche Verfasser strafbarer Postings im Netz vernommen worden.

Die Maßnahmen fanden in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen statt.

Knapp zwei Drittel der Maßnahmen basierten laut BKA auf Ermittlungen im Bereich der politisch motivierten Kriminalität von rechts. Dazu kommen Fälle wegen ausländischer oder religiöser Ideologie. Die häufigsten Straftaten waren Volksverhetzung, Beleidigung von Personen des politischen Lebens und das Verbreiten von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

"Die polizeilich registrierten Fallzahlen von Hasspostings mit antisemitischer Gesinnung sind in den letzten Jahren erheblich angestiegen", berichtete das BKA. Die Zahlen hätten sich innerhalb von drei Jahren vervierfacht. 2020 waren es 368 Fälle, 2023 bereits 1.671. Das liege auch daran, dass eine zentrale Meldestelle "das Dunkelfeld im Netz immer weiter aufhellt". Dennoch müsse bei Hasspostings weiterhin von einem großen Dunkelfeld ausgegangenen werden.

Massive Steigerung nach dem 7. Oktober 2023

"Auch die insgesamt erfassten antisemitischen Straftaten sind deutlich gestiegen", teilte das BKA mit. Diese nahmen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 96 Prozent zu. Im Zehn-Jahres-Vergleich ergibt sich ein Anstieg von rund 224 Prozent. Mehr als die Hälfte dieser Vorfälle wurde nach dem 7. Oktober 2023, dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, registriert.

Der überwiegende Teil aller erfassten antisemitischen Straftaten wurde mit rund 59 Prozent dem rechten Spektrum zugeordnet. Die größten Steigerungen bei den antisemitischen Straftaten sind jedoch in den Bereichen ausländische oder religiöse Ideologie zu verzeichnen. "Die gestiegenen Zahlen zeigen daher auch, dass die Lage in Nahost unmittelbaren Einfluss auf das Radikalisierungsgeschehen und die Begehung von Straftaten in Deutschland hat", so ein Sprecher des BKA.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.11.2024, 19:40 Uhr

Kommentar

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23 Kommentare

  1. 23.

    Wie wird denn Hass hier definiert?

  2. 22.

    Das ist hundert pro Demokratieverteidigung.

  3. 21.

    "Knapp zwei Drittel der Maßnahmen basierten laut BKA auf Ermittlungen im Bereich der politisch motivierten Kriminalität von rechts."
    Danke, das verdeutlicht, dass Antisemitismus kein "eingeschlepptes" Problem ist, wie es so viele behaupten...

  4. 20.

    Es ist wie es immer ist. Bestimmte Dinge im Artikel werden durch die immer gleichen Leute hier schlichtweg ignoriert. Gewisse Entwicklungen sollten zu denken geben. Da sie es aber seit Jahren schon nicht machen, kann man hier nicht mehr viel erwarten.

  5. 19.

    Es geht auch und zuförderst gegen rechtsradikale Hetze im Netz! Davon gibts auch hier immer wieder Sympathiesanten, wie man liest, hoffentlich nicht mehr lange!

  6. 18.

    eingestuft als, so geht es auch mit den Hunderttausenden bis 2 Mio., die als Arbeit suchend, in Maßnahme eingestuft werden. Und somit aus der Arbeitsamt-Statistik herausfallen und diese damit aufhübschen. Im reuchsten Land Eurropas.

  7. 17.

    Nein, in der dt. Presse findet man so gut wie gar keine Kritik an Israels völker- und menschenrechtswidriger Politik und Kriegsführung, sondern ziemlich genau das Gegenteil. Totschweigen, relativieren oder gar gutheißen sind die wesentl. Bestandteile der dt. Berichtersttaung bzgl. Israels Verbrechen. Beweisen Sie, daß ich falsch - Spoiler, das können Sie nicht.

  8. 15.

    Nein, das ist eine Falschbehauptung. Kritik an der israelischen Regierung gibt es jeden Tag zigmal in Medien zu lesen, auch in deutschen selbstverständlich - ohne dass das als "antisemitisch" bezeichnet würde. Also bitte Belege.

  9. 14.

    Mehr von diesen Maßnahmen!

  10. 13.

    Nein, Antisemitismus ist nicht generell rechtsextrem, da schon Kritik am Staat Israel als antisemitisch bezeichnet wird.

  11. 12.

    Wurde auch höchste Zeit!

  12. 11.

    Habe ich gelesen. Ich kann es für Sie nicht noch näher erklären. Selbst wenn, was würde es bei Ihnen bringen?

  13. 9.

    Warum sollten Taten von nicht Deutschen nicht als rechte Taten gezählt werden? Im Artikel ist benannt dass der religiöse Anteil der Straftaten rausgerechnet wurde. Auch kann man die heutigen Neonazis nicht unbedingt an der Glatze erkennen. Schauen Sie sich doch mal die Sächsischen Separatisten an. Natürlich sind wiederAfR Mitglieder dabei.

  14. 8.

    Endlich! Sehr gut! Auch hier im Forum waren oft zu viele rechtsradikale Postings, meist versteckt, zu lesen! Augen auf, die braune Pest macht sich breit.

  15. 7.

    Dass Deutschland hier gegenüber Israel eine andere Verantwortung trägt, ist nach den geschichtlichen Geschehnissen ja wohl unstrittig. Dass Kritik bereits als Antisemitismus bezeichnet würde, ist aber eine absolute Schutzbehauptung. Kritik üben ist kein Thema, aber der schmale Grat zum Judenhass wird dabei nur all zu oft überschritten.

  16. 6.

    Nein, 59% der Hasspostings werden als politisch rechte Straftaten eingestuft. Das muss eben nicht zwingend mit der politischen Orientierung des Täters einhergehen. Da Antisemitismus aufgrund seiner Eigenschaft generell rechtsextrem ist, erfolgt die Zuordnung zum Straftatbereich rechts in der Regel bereits per Definition, ohne die Motivation des Täters zu kennen. Die Glatze, die Juden durch die Straßen jagt, ist inzwischen die Ausnahme, wie man auch in Amsterdam gerade sehr eindrucksvoll vorgeführt bekommt, auch wenn die Taten dort natürlich nicht in die deutsche Kriminalstatistik einfließen. Das Grundproblem ist aber dasselbe. Am Ende kann auf Basis der Kriminalstatistik niemand verlässlich sagen, wie viel Prozent der Straftaten wirklich von Rechtsextremen verübt wurde.

  17. 4.

    Die Beurteilung der Situation im Nahen Osten wird weltweit anders beurteilt in Politik und Medien als in Deutschland. Hier ist jede Kritik - da reicht es schon die Realität auszusprechen - bereits antisemitisch. Selbst die USA sind weitaus kritischer. Wir liefern Waffen für einen Genozid

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