Rechtliche Unsicherheit - Neukölln gibt Honorarkräften an Musik- und Volkshochschulen wieder Aufträge

Di 02.07.24 | 17:49 Uhr
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Symbolbild: Das Logo des Deutschen Volkshochschul-Verbandes. (Quelle: dpa/Martin Schutt)
Bild: dpa/Martin Schutt

Der Bezirk Neukölln will trotz rechtlicher Unsicherheiten die Honorar-Lehrkräfte an Musik- und Volkshochschulen weiter beschäftigen. Die bestehenden Vertragsstrukturen würden fortgeführt, teilte das Bezirksamt am Dienstag mit. Nun würden die einzelnen Lehraufträge für die Honorarkräfte zum anstehenden Schuljahr vergeben.

Hintergrund ist ein Urteil aus dem Juni 2022: Im sogenannten "Herrenberg-Urteil" hatte das Bundessozialgericht geurteilt, unter welchen Umständen Musikschullehrer tatsächlich selbstständig arbeiten können und wann es sich dabei um eine Scheinselbstständigkeit handelt. Viele Bezirke hatten deshalb gezögert, Honorarverträge zu verlängern.

Verschnaufpause bis Mitte Oktober

Kurz zuvor hatte der Berliner Senat den Musik- und Volkshochschulen zumindest bis Mitte Oktober eine Verschnaufpause verschafft. Mit der Deutschen Rentenversicherung Bund hat der Senat ausgehandelt, bis zum 15. Oktober auf Statusüberprüfungen bei Honorarlehrkräften zu verzichten. Damit besteht bis dahin nicht die Gefahr einer Nachzahlung von Sozialversicherungsabgaben für die Honorarkräfte. Der Senat hatte zudem den Bezirken laut dem Bezirksamt Neukölln Unterstützung zugesichert, sollte es zu solchen Nachforderung kommen.

Dennoch mahnte der Bezirk Neukölln den Senat zum Handeln an. "Wir brauchen eine Perspektive für die Musikschule, für die Lehrkräfte genauso wie für die vielen Kinder und
Jugendlichen in Neukölln, die die vielfältigen Angebote der Musikschule
wahrnehmen wollen", sagte Bezirksstadträtin Karin Korte (SPD). Der Senat müsse bis Oktober Vorschläge für ein einheitliches Vorgehen in Berlin machen.

Laut Korte unterrichten an der Neuköllner Musikschule Paul Hindemith 26 fest angestellte
Musiklehrer:innen und 180 Honorarkräfte. An der Volkshochschule Neukölln
unterrichten demnach bis zu 400 Honorarkräfte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.07.2024, 17 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Unglaublich, dass Musikschullehrer ihre eigenen Laptops, Drucker, Musikinstrumente und Bücher mitbringen, für ihre eigenen Kopien bezahlen und dann für eine Schule arbeiten, der sie vorschreiben, wann und wo sie zu arbeiten haben, zu wie vielen "zusätzlichen" Wochenendveranstaltungen und Wettbewerben sie kommen müssen, wie viele Stunden sie arbeiten dürfen und zu welchem Dumpingpreis. Die Lehrer waren immer nur scheinbar freiberuflich tätig. Fachkraft Mängel...

    Stellen Sie sich vor, jeder Grundschullehrer würde für 5 Unterrichtsstunden pro Woche an mehrere verschiedenen Schulen arbeiten.

    Nach all dem gibt es immer noch keine Entscheidung. Musiklehrer waren früher angestellt, bevor jemand beschloss, Geld zu sparen, indem er sie alle freiberuflich anstellte. Um all diese Rechnungen und Anwesenheitslisten jeden Monat bearbeiten zu können, sind in manchen Schulen 50 % des Gebäudes mit Verwaltungsangestellten belegt. Die haben natürlich einen Vollzeitjob. Was für ein Witz.

  2. 1.

    Ich finde die jahrzehntelange "Kopf-in-den-Sand-Strategie" diverser Berliner Senate unverantwortlich!
    Sowohl den vielen Lehrern als auch den musikbegeisterten Schülern gegenüber.
    Es ist sehr lange bekannt, daß bei Musikschullehrern keine echte Selbständigkeit vorliegt. Gehandelt wurde über Jahre dennoch nicht!
    Man hat noch nicht einmal die immerhin zwei Jahre seit dem Urteil von 2022 für die Suche nach einer juristisch einwandfreien und praktikablen Lösung genutzt!
    Schämt Euch!

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