Baustellen auf der A10 - Werder (Havel) befürchtet Verkehrskollaps

Mi 03.07.24 | 15:09 Uhr | Von Philipp Rother
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Archivbild: 31.05.2022, Brandenburg, Birkenwerder: Autos und LKW fahren auf der wegen der Baustelle auf zwei Spuren verengten Autobahn A 10. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
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Audio: rbb24 Inforadio | 03.07.2024 | Tim Korge | Bild: dpa/Soeren Stache

Im Stadtgebiet von Werder (Havel) staut sich der Verkehr aktuell deutlich mehr als sonst. Grund sind zwei Baustellen auf der A10. Die Stadt fordert, eine dritte geplante Baustelle zeitlich zu verschieben. Das ist aber keine Option. Von Philipp Rother

Die Menschen in Werder (Havel) im Landkreis Potsdam-Mittelmark leben idyllisch zwischen Seen und Havel. Aktuell mischt sich aber Frust in die kleinstädtische Ruhe. Denn für die sieben Kilometer aus der Innenstadt zum Supermarkt brauchen die Werderanerinnen und Werderaner derzeit teils mehr als 90 Minuten.

Mehr noch: Grundschüler aus einem Ortsteil der Stadt hätten zuletzt 2,5 Stunden für den eigentlich kurzen Heimweg gebraucht, berichtete Vize-Bürgermeister Christian Große (CDU) dem rbb: "Seit vier Wochen ersaufen wir hier im Umleitungsverkehr." Das sei nicht tragbar.

Bauarbeiten sollen anderthalb Jahre dauern

Grund sind zwei Baustellen zwischen dem Dreieck Werder und Leest auf der A10, die westlich des Werderaner Stadtgebiets verläuft. Schon länger läuft der Brückenneubau nahe Groß Kreutz, im Juni hat dann auch die Instandsetzung der Havelbrücke zwischen Phöben und Leest begonnen. "Das sind Brückenbauwerke, die saniert werden - teils seit dem letzten Jahr. Das ist nicht neu", sagte Ralf Brodel, Sprecher der zuständigen Autobahn GmbH, dem rbb.

Auf der Autobahn bilden sich durch die Baumaßnahmen regelmäßig Staus - auch am Wochenende. Viele Menschen verlassen dann die Autobahn und folgen der vermeintlich kürzeren Umgehungsstrecke. Der Verkehr verlagert sich nach Werder und in die an der Autobahn liegenden Ortsteile Glindow, Phöben sowie Derwitz.

"Hochmoderne Navigationsgeräte kennen alle Straßen - Anliegerstraßen werden daher auch von Schwerlasttransporter und 40-Tonner benutzt", so Große. "Massive Probleme" seien die Folge und kaputte Straßen: "Die ersten Borde sind durch den Schwerlastverkehr schon zertrümmert worden." Schon jetzt rechnet die Stadt mit 20.000 Euro Reparaturkosten.

Die Stadt sei von der zuständigen Autobahn GmbH des Bundes über die Baustellen nicht informiert worden, kritisierte Große. Insgesamt sollen die Bauarbeiten anderthalb Jahre dauern.

Weitere Baustelle auf der A10 in Planung

Im August soll dann auch noch die Fahrbahnsanierung zwischen dem Dreieck Werder und Groß Kreutz beginnen. "Wir reden aktuell von zwei Großbaustellen auf neun Kilometern", sagte Große. "Wenn jetzt noch eine dritte Baustelle hinzukommt, haben wir den Verkehrskollaps in der Stadt."

Die Stadt hatte den Dialog mit der Autobahn GmbH des Bundes gesucht. Das war laut Große wenig erfolgreich. Grundsätzlich sei zu begrüßen, dass die Autobahn GmbH die Infrastruktur pflegt und erhält. "Aber hier muss man ganz klar von einer unterirdischen Informationspolitik und einer saumäßigen Koordination sprechen", sagte Vize-Bürgermeister Große. Die Autobahn GmbH bewege sich nach Gutherrenart.

Die Autobahn GmbH reagierte verwundert auf die Vorwürfe und widersprach: "Es gab immer einen engen Austausch mit der Stadt Werder. Zudem gibt es eine sehr, sehr enge Abstimmung mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark", sagte Sprecher Brodel. "Wir gehen auch immer davon aus, dass die zweitgrößte Stadt des Landkreises in den Informationsfluss eingebunden ist."

Große fordert "ordentlichen Dialog"

Die Stadt kritisierte zudem, dass ihre Ideen abgelehnt worden seien - von der Polizei, von der Autobahn GmbH und auch vom Landestraßenbetrieb. Daraufhin hat sich die Stadt nun an das Verkehrsministerium gewandt: "Wir müssen jetzt Druck machen, dass die dritte Baustelle definitiv nicht kommt und bestimmte Straßen in unserer Stadt für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt werden", so Große.

Die Antwort vom Bundesverkehrsministerium steht noch aus. Große sagte, er hoffe, dass danach ein "ordentlicher Dialog" mit der Autobahn GmbH möglich ist. Bislang sei die Kommunikation "nicht hinnehmbar" gewesen. Die Städte und Kommunen an der Autobahn seien mit den Problemen allein gelassen worden.

Zuständigkeiten nicht klar definiert?

"Wir können von einem Unternehmen des Bundes erwarten, dass es unsere Stadt mit seinen Baustellen nicht ins komplette Chaos stürzt", sagte Große. Seine Forderung ist daher eindeutig: "Die dritte Baustelle muss ausgesetzt werden, bis wir hier alle gemeinsam zu halbwegs machbaren Lösungen gekommen sind."

Eine Verschiebung sei aber nicht möglich, sagtte der Sprecher der Autobahn GmbH. "Diese Projekte sind langfristig geplant, die sind miteinander koordiniert und abgestimmt - im Übrigen auch mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark, wozu die Stadt Werder auch gehört." Die Baumaßnahmen könnten daher nicht "mal eben so" verschoben werden.

Auf Anfrage erklärte der Landkreis Potsdam-Mittelmark dem rbb, dass die Zuständigkeiten "sonnenklar" seien: "Der Kreis ist bei der Instandsetzung der Havelbrücke nicht als Verkehrsbehörde zuständig und war daher folglich nicht an der Abstimmung mit der Autobahn GmbH des Bundes beteiligt – hier ist die Stadt Werder (Havel) als Straßenverkehrsbehörde Ansprechpartnerin für die Verkehrsführung und mögliche verkehrsrechtliche Fragen."

Fest steht in jedem Fall, dass das Verkehrschaos im Werderaner Stadtgebiet in den kommenden Wochen und Monaten nicht weniger werden wird.

Mit Material von Mario Köhne, Stefanie Brockhausen und Diana Azzam

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.07.2024, 10 Uhr

Beitrag von Philipp Rother

31 Kommentare

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  1. 31.

    Niemand möchte Baustellen, aber auch keine maroden Straßen. Augen zu und durch und hoffen, dass es schnell geht!

  2. 30.

    Ich muss jede Woche zweimal die Strecke über die Havelbrücke fahren und ich sehe, das dort nichts passiert.

  3. 29.

    Da haben sie sicher Recht. Dennoch sollten wir weiter den Finger auf die Wunde legen und bei jeder Gelegenheit auf die Folgen der chaotischen Durchführung und Planung von Infrastrukturmaßnahmen aufmerksam machen. Vor einer Stunde bin ich über besagte Autobahnbrücke gefahren.
    Stau bis weit hinter die Auffahrt Leest, 2 unbesetzte Baumaschinen auf der seit Wochen gesperrten Brücke. Keine Bautätigkeit. Einfach skandalös !

  4. 28.

    Der Werdersche Vize-BM scheint ein richtiger Verkehrsexperte zu sein! "Hochmoderne Navigationsgeräte kennen alle Straßen - Anliegerstraßen werden daher auch von Schwerlasttransporter und 40-Tonner benutzt" Jeder erfahrene Bkf fährt mit seinem Sattel- oder Anhängerzug bei jeder sich bietenden Gelegenheit durch Anliegerstraßen, weil´s dort so schön eng ist, meist parkende Fahrzeuge die Durchfahrt als Hindernisparcours gestalten und vor allem weil es das Navi sagt, iss klar. Vor allem SCHWERLASTTRANSPORTER (vgl. §46 STVO, §52 und 70 StVZO), die von den Behörden i.d.R. eine s.g. Fahrwegbindung vorgeschrieben bekommen (siehe RGST 2013), d.h. eine fest vorgeschrieben Fahrtroute, die nicht verlassen werden darf (Verstoß = Bußgeld + Punkte). Alle schieben ständig Hass auf den LKW, forciert von Medien. Wer, wenn nicht der LKW transportiert die Ware auf der letzten Meilen? Möchte mal sehen wenn die, die immer heulen ihr Zeug mitn Lastenfahrrad vom 50 km entfernten Paketzentrum abholen müssen.

  5. 27.

    Erstmal super Idee für nen Artikel über Potsdam-Mittelmark, Werden/H. und den Westlichen Berliner Ring einfach ein Bild zu nehmen, was die Baustelle auf dem Nördlichen Berliner Ring A10 am Anschluss Birkenwerder / Velten zeigt..! Das nenn ich mal Kreativ ;-) ! Ein Bild von der rund 735 Meter langen Havelbrücke war scheinbar nicht drin...

    Ja die ewige Sanierung des Sanierungsstaus... Aber wen wundert es, dass die Brückenfahrbahn, die vor der Sanierung des A10 Abschnitts nördlich der Brücke zwischen Leest und Potsdam-Nord schon einmal komplett Saniert wurde, jetzt wieder kaputt ist? Mich nicht. Hat doch die Einspurige Baustelle zw. Leest und Potsdam-Nord seinerzeit ordentlich Stau produziert, der die Fahrbahn schön malträtiert hat, vor allem in der warmen/heißen Jahreszeit. Bei besserer Planung hätte man vielleicht erst die Autobahn erneuert und dann danach erst die Brücken saniert, hätte man sich 1x Bau & Stau gespart!

  6. 26.

    "Hier müsste Tag und Nacht mit Tempo gearbeitet werden ."
    Meine Rede,aber wir werden hier keine Besserung erzielen, denn die Verantwortlichen werden ja nicht zur Rede gestellt.
    Entweder traut sich keiner ran oder sie blocken ab. Arrogantes Auftreten gegenüber den von den Bürgerinnen und Bürgern gewählten Bürgermeistern sagt doch einiges aus über das Selbstverständnis dieser Leute.Meine Wahlentscheidung steht jedenfalls fest.

  7. 25.

    Never.....ich stell mich nicht 2h in den Stau, um mein Kind zum Schwimmtraining in die Therme zu fahren

  8. 24.

    Die Baustellen der A10 ist eine Dauerkatastrophe....seit Jahren ...
    Kaum ist eine weg, kommt die nächste dazu. Man sieht oft gar krine Bauarbeiten vor Ort. Mich irritiert das Schild, dass man für 1km 1 Jahr braucht ....völlig irre.

    Zumal in den Ferien ALLE zur Küste durchfahren müssen. Herzlichen Glückwunsch!!! Hier müsste Tag und Nacht mit Tempo gearbeitet werden .

  9. 23.

    Gute Idee. Nächstes Problem ist dann die Dauer der Arbeiten.
    Auf Grund der enormen Beeinträchtigungen für viele Bürgerinnen und Bürger sowie Gemeinden durch diese sich bis ins Unendliche ziehenden Bauarbeiten (vor Ort sind oft tagelang keine Aktivitäten zu beobachten), müsste die Politik mit strengen Vorgaben auf die Baufirmen einwirken. Tut sie aber nicht.

  10. 22.

    Wenn man für sieben Kilometer mit dem Auto neunzig Minuten braucht würde ich ja mal empfehlen aufs Rad umzusteigen, dann ist man ne Stunde schneller.

  11. 21.

    Gerne möchte ich auf Tirol in Österreich verweisen. Dort ist es dem nicht-orts-anliegendem Verkehr untersagt die Autobahn zu verlassen.
    Gleiches müsste für die Zeit der A10-Baustellen gelten, damit Einwohner von Werder (Havel) noch die Möglichkeit haben, unter 2 Stunden zum Bäcker oder zur Apotheke zu kommen.
    Darüber hinaus müssten 30-Zonen, wie z.B. Am Plessower See, für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Es gibt in diesen verkehrsberuhigten Straßen mit dem Autobahndurchgangsverkehr kein Vor- und Zurückkommen.

  12. 20.

    Ich wohne an einer der Ausfallstraßen im Ostzentrum Berlins, habe jeden Tag Autorennen vor meiner Haustür weil zehnspruiges Straßenkreuz. Sag mir nicht das ich scherze.

    Ich bin ja Bahnfahrer*in, daher kann ich über die Sperrungen sowie euer Stauproblem nur den Kopf schütteln. Ihr wollt ja mehr Beton, nur keine Baustellen, lol.

    Sinnvollerer Beitrag?

  13. 19.

    Auch wenn es gleich Einwände gibt, eine Umgehungsstraße hätte das Problem gelöst.

  14. 18.

    So kann man auch nachhaltig, die kommunale Infrastruktur zerstören - Verlagerung des Verkehrs/Schwerlastverkehr von Bundesautobahnen, auf Landesstraßen/Kreisstraßen/Ortsdurchfahrten.

  15. 17.

    Stimmt genau : im Potsdamer Norden sind die Auswirkungen der Bauarbeiten auf der A10, auch massiv zu spüren, Viele Grüße.

  16. 16.

    ;-)
    Ob noch jemand Aufträge für Bauarbeiten annimmt? Der Landkreis ist SPD geführt. Die Trutzburg Werder hat es da nicht leicht. Immer wieder lässt man Auflaufen?

  17. 15.

    Die Beschilderung müsste die Stadt Werder zahlen. Das was die Autobahnh GmbH verzapft.

  18. 14.

    Die Beschilderung müsste die Stadt Werder zahlen. Das was die Autobahnh GmbH verzapft.

  19. 12.

    Überraschung, auch die B273/Potsdamer Str. in Potsdam-Bornstedt ist massiv betroffen. Der ohnehin vorhandene Stau auf dieser Einfallsstraße hat noch einmal deutlich an Länge gewonnen, seitdem an der Havelbrücke auf der A10 gebaut wird. Auf der Amundsenstraße sieht es nicht besser aus. Die Baustellenabwicklung ist eine Katastrophe.

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