Aus Steglitzer Kreisel wird "ÜBerlin" - Atemberaubender Blick und schwindelerregende Preise

So 08.12.19 | 08:19 Uhr | Von Daniel Marschke (Text) und Götz Gringmuth-Dallmer (Fotos)
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ÜBerlin: Blick vom Dach auf die Schloßstraße (rbb/Götz Gringmuth-Dallmer)
Bild: rbb/Götz Gringmuth-Dallmer

Der Steglitzer Kreisel ist ein Koloss aus Stahl und Beton und über 40 Jahre alt. Nun soll er zu "ÜBerlin" werden, dem höchsten Berliner Wohnhaus - mit 330 Eigentumswohnungen. Zu Preisen jenseits von Gut und Böse. Von Daniel Marschke

Seit über 40 Jahren schon ragt er in den Himmel über Berlin - ein Koloss aus Stahl und Beton: Der Steglitzer Kreisel ist 120 Meter hoch, hat 30 Stockwerke, und allein der Rohbau ist einige zehntausend Tonnen schwer. Für viele Berlinerinnen und Berliner im Südwesten ist er zu einer Art Wahrzeichen geworden - direkt am S- und U-Bahnhof Rathaus Steglitz gelegen und am südlichen Ende der Schloßstraße, einer der wichtigsten Einkaufsmeilen der Stadt. Und auch die Auffahrt zum Autobahnzubringer A103 ist in unmittelbarer Nähe.

Nun wollen der Bauunternehmer Christoph Gröner und die nach ihm benannte CG-Gruppe den Steglitzer Kreisel neu gestalten und aus dem früheren Skandalbau das höchste Wohnhaus der Stadt machen, das "ÜBerlin". Deutliche Fortschritte sind bereits zu erkennen: Das frühere Bürohochhaus ist bis auf sein Stahlgerüst entkernt. Hoch auf dem Dach steht ein Kran. Noch vor Weihnachten soll das Gebäude eingerüstet werden.

Christoph Gröner, Vorstandsvorsitzender der CG-Gruppe (rbb/Götz Gringmuth-Dallmer)
Der Bauunternehmer Christoph Gröner | Bild: rbb/Götz Gringmuth-Dallmer

Jahrelange Suche nach einem möglichen Investor

Für das Land Berlin geht damit eine Jahrzehnte lange Hängepartie zu Ende - denn seit den 70er-Jahren steht der Kreisel für einen der größten Bauskandale der Berliner Nachkriegsgeschichte, für eine teure Insolvenz und für einen jahrelangen Leerstand, der das Land und damit den Steuerzahler seit 2007 jedes Jahr rund 700.000 Euro kostete - einschließlich Strom und Heizung.

Grund für den Leerstand war eine zu hohe Asbestbelastung. Ein 2004 erstelltes Gutachten legte dem Bezirksamt Steglitz nahe, spätestens 2007 auszuziehen. Außerdem, so hieß es, müsse der krebserregende Stoff entsorgt werden - sonst sei eine spätere Nutzung ausgeschlossen.

Asbestsanierung für rund 18 Millionen Euro

Also gab die Stadt noch einmal 18,5 Millionen Euro für die Asbestsanierung aus und verkaufte den Turm dann an die Gröner-Gruppe, besenrein sozusagen. Medienberichte sprechen von einem Verkaufspreis von etwa 21 Millionen Euro. Laut Senatsfinanzverwaltung wurde auf diese Weise ein "Nettoerlös von über einer Million Euro" erzielt. Nicht erwähnt wurde dabei, dass das Land Berlin schon in den 70er-Jahren Millionen für den Kreisel aufwenden musste.

Allein die Pleite der Bauträgergesellschaft Avalon kostete den Senat 1974 rund 42 Millionen D-Mark - denn für diese Summe hatte das Land gebürgt. Die Bauarbeiten, die 1968 begonnen hatten, wurden für drei Jahre unterbrochen. Der damalige Finanzsenator Heinz Striek (SPD) trat wegen der Kreisel-Affäre sogar zurück.

ÜBerlin: Blick vom Dach in Richtung Grunewald (rbb/Götz Gringmuth-Dallmer)
Blick vom Kreiseldach in Richtung Grunewald | | Bild: rbb/Götz Gringmuth-Dallmer

"Reichtum ist nichts Schlechtes"

Immerhin ist das Land den Kreisel nun los, doch auch heute, 45 Jahre später, bleibt das Hochhaus umstritten. Mietwohnungen wird es keine geben, stattdessen plant Gröner Eigentumswohnungen im obersten Preissegment. Vor allem linke Politiker fürchten, dass das "ÜBerlin" damit ein sehr wohlhabendes Klientel anzieht, das den Kiez durch seine hohe Kaufkraft nachhaltig verändern könnte.

Mitte November treffen wir den Bauunternehmer und wollen mehr über seine hochfliegenden Pläne wissen und über die Herausforderungen, die ein Hochhaus-Umbau mit sich bringt. Doch ziemlich schnell kommt die Rede auch auf die Lage am Berliner Wohnungsmarkt. Dabei übt Gröner scharfe Kritik an der "investorenfeindlichen Politik" des Berliner Senats.

Wir sind in 25 Minuten am Flughafen Schönefeld, wir haben alle öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung, wir sind extrem gut angebunden.

Christoph Gröner

"Aus einem hässlichen Objekt etwas Wunderbares machen"

Zum Termin im Vertriebsbüro am Fuß des Kreisels erscheint der 51-Jährige mit perfekt sitzendem Anzug und offenem Kragen. Obwohl er an diesem Morgen schon den ersten Flug hinter sich hat, wirkt er hellwach und aufgeräumt. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begrüßt er per Handschlag.

Sieben Jahre sei es nun her, dass er den Steglitzer Kreisel zum ersten Mal wahrgenommen habe, erzählt Gröner - nach einem Besuch im Schlosspark-Theater von Didi Hallervorden, schräg gegenüber. Als er den schwach erleuchteten Turm in dieser Juni-Nacht gesehen habe, sei ihm der Gedanke gekommen, "aus einem ganz hässlichen Objekt etwas Wunderbares, Schönes zu machen".

Sofort habe er seinen Vorstandskollegen angerufen und gefragt, ob sich das Gebäude kaufen lasse. "Ein Projektentwickler, wie wir es einer sind, der wartet nicht, dass Angebote von Maklern kommen, sondern der läuft durch eine Stadt, der fährt mit dem Fahrrad durch eine Stadt, der versucht, eine Stadt zu verstehen und dann dabei herauszufinden, wo es Potenziale gibt, die entwickelt werden können."

ÜBerlin: Visualisierung der Fassade mit Balkon, in Richtung Norden (Quelle: CG Gruppe AG)
Visualisierung der "ÜBerlin"-Fassade mit Balkonen | | Bild: CG Gruppe AG

Einer der umstrittensten Bauunternehmer in Deutschland

Christoph Gröner, Jahrgang 1968, gehört zu den erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Bauunternehmern in Deutschland. Schon 1991 gründet er sein erstes Unternehmen. 1995 geht er nach Leipzig, im Jahr 2000 folgt dann der Sprung nach Berlin, wo heute die Firmenzentrale der CG-Gruppe sitzt. "Niemand hat so viele Altbauten, niemand hat so viele Büros, niemand hat so viele bestehende Gebäude umgenutzt oder saniert. Darauf sind wir stolz, das ist unsere Geschichte", sagt Gröner und lässt uns ahnen, was es heißt, ein Baulöwe zu sein - einer, der neuerdings im Fernsehen auftritt, um sich offen zu seinem Reichtum zu bekennen.

"Wir müssen aufklären, dass Reichtum keine Sünde ist, und auch nichts Schlechtes ist, und wir müssen die Neiddebatte beenden", sagte Gröner 2018 bei "Hart aber fair". Reiche Menschen würden in der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen, unter anderem, weil sie Arbeitsplätze schaffen und etwas bewegen würden - so wie mit dem Kreisel.

"In jeder Hinsicht Neuland"

Der aus Karlsruhe stammende Projektentwickler gilt als Luxussanierer, als Spezialist für "added value", jemand, der billig aufgekaufte Bestandsbauten aufwändig saniert und für ein Vielfaches ihres ursprünglichen Wertes weiterverkauft - so wie damals, als er Mitte der 90er-Jahre in Leipzig alles sanierte, was der Markt hergab. Heute rekonstruiert der vierfache Vater das Palais Hoym in Dresden, im Frankfurter Westend hat er die Oberpostdirektion erworben, in Leipzig den Alten Postbahnhof, in Berlin-Kreuzberg das Postscheckamt und in Steglitz den Kreisel.

Bis Ende 2021 soll das "ÜBerlin" fertig sein, das höchste Wohnhaus der Hauptstadt - ein Mammutprojekt, das nicht nur den Bauherren, sondern auch Ingenieure und Bauleitung vor scheinbar unlösbare Aufgaben stellt. Denn die Konstruktion der Berliner Architektin Sigrid Kressmann-Zschach stammt aus den 60er-Jahren - sie war nie fürs Wohnen gedacht, und auch die Statik passt nicht zu dem, was nun entstehen soll.

"Es war von Anfang an klar, dass wir es hier mit einem Objekt zu tun haben, das der Idee der Wohnnutzung nicht so ohne Weiteres gerecht wird", sagt CG-Chef Gröner. Zwar habe sich herausgestellt, dass sich der Kreisel "ertüchtigen" lasse, dass über die "überdimensionierten Fundamente" zusätzliche Lasten abgeleitet werden könnten - doch all das nur mit einem großen baulichen Aufwand. Das sei "in jeder Hinsicht Neuland", sagt der Bauherr, "dass man tatsächlich aus altem Büro modernes Wohnen macht".

Tonnenschwere Stahlplatten ins Tragwerk geschweißt

Auch die Statik habe völlig neu berechnet werden müssen, denn die Fassade von "ÜBerlin", mit Innenbelüftung und Dreifachverglasung, wird deutlich schwerer sein als die des Kreisels, noch zumal jede der geplanten Wohnungen einen Balkon oder eine Loggia erhalten soll. Um diese an der Fassade zu verankern, "müssen wir von außen fünf bis acht Meter lange Stahlträger in die Konstruktion einbringen", sagt Marcel Mäurer, der verantwortliche Bauleiter.

ÜBerlin: Blick in das Auffanggeschoss im 4. Stockwerk (rbb/Götz Gringmuth-Dallmer)
Tragwerk im vierten Stockwerk, dem "Abfanggeschoss" | | Bild: rbb/Götz Gringmuth-Dallmer

Allein im vierten Stockwerk, dem sogenannten Abfanggeschoss, waren in den vergangenen Monaten umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich. Es trägt nicht nur den gesamten Turm, es verzweigt die vier Gebäudeflügel auch in entgegengesetzte Himmelsrichtungen. "Da wir durch die Balkone, Erker und Loggien ein neues Lastverhältnis bekommen, mussten wir die 4,80 Meter hohen Träger verstärken", erläutert Mäurer. Dazu habe man in das vorhandene Tragwerk tonnenschwere Stahlplatten eingeschweißt.

Stählernes Skelett leuchtet in der Nacht

Zuvor war das Gebäude komplett entkernt worden. Die alten Glasfassaden sind entfernt, die alten Fahrstühle durch Baufahrstühle ersetzt worden, bis hoch aufs Dach. Seit dem Sommer 2019 ist der Kreisel nur noch ein stählernes Gerippe, das während der Nachtstunden in unterschiedlichen Farben erstrahlt, angeregt durch das Lichterfestival "Berlin leuchtet". Seit dem ersten Advent nun leuchten 24 Weihnachtssterne am Hochhausgerüst - der Kreisel, oder vielmehr, was von ihm übrig blieb, als riesiger Adventskalender.

ÜBerlin: Adventsbeleuchtung am früheren Steglitzer Kreisel (Quelle: CG Gruppe AG)
Die Kreisel-Baustelle in der Adventszeit (Entwurf) | | Bild: CG Gruppe AG

Nach eigenen Angaben wird die CG-Gruppe rund 190 Millionen Euro in das neue Hochhaus investieren und 330 Eigentumswohnungen bauen, das sind - grob gerechnet - zehn Wohnungen pro Etage. Sie reichen vom 50 Quadratmeter großen Einzimmer-Appartment bis hin zu zwei Penthouses mit 150 und 300 Quadratmetern oben auf dem Dach - Objekte für besonders wohlhabende Menschen, denen im Verkaufsprojekt ein "Wohnen auf völlig neuem Niveau" versprochen wird. Dafür verlangt die CG-Gruppe aber auch schwindelerregende Preise: Sie sind so hoch, dass sie noch einmal toppen, was in guten Lagen inzwischen auch in Berlin üblich ist. Dabei werden die Preise von Stockwerk zu Stockwerk immer höher.

81 Quadratmeter für 780.000 Euro

Zwei Zimmer mit 61 Quadratmetern in der 13. Etage, Südwest-Seite, kosten 470.000 Euro, und für eine 2,5-Zimmer-Wohnung mit 81 Quadratmetern im 22. Stock sind es 780.000 Euro. Die beiden Penthouses werden derzeit noch nicht zum Kauf angeboten. Das größere, so hört man, soll über drei Millionen kosten.

Ende November 2019 waren laut CG-Gruppe bereits 120 Einheiten verkauft - in einem Stahlgerippe ohne Türen und Fenster. Gröners Talent scheint darin zu bestehen, eine Vision zu verkaufen - etwas, was man nicht sieht und das doch so wertvoll ist, dass man es gerne haben möchte.

Verkehrsgünstig gelegen

Abgesehen von den Baukosten, glaubt die CG-Gruppe, dass die Quadratmeterpreise im "ÜBerlin" durchaus gerechtfertigt seien, zum Beispiel durch die Verkehrsanbindung. "Wir sind hier in 25 Minuten am Flughafen Schönefeld. Wir haben alle öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung, Bus, U-Bahn, S-Bahn, hier im Objekt, ich brauche nur im Aufzug nach unten zu fahren. Ich bin in 15 Minuten auf dem Kurfürstendamm. Ich bin auch in 20 Minuten am alten Flughafen, wenn er auch nicht mehr lange geht", sagt CG-Chef Gröner. "Das heißt, wir sind extrem gut angebunden."

Für diese Wohnungen, die wir hier erstellen, gibt es keinen Preisvergleich.

Christoph Gröner

Zudem dürfen sich die wohlhabenden Käuferinnen und Käufer auf "modernste Technik" freuen, auf eine "schlanke Silhouette aus Glas, Stahl und Aluminium" sowie auf eine "magische Aussicht" - die im Westen bis zum Teufelsberg und im Norden bis zum Fernsehturm reicht. Das alles biete der Entwurf der Adlon-Architekten Fuchshuber, heißt es auf der Website von "ÜBerlin".

"In der Hochwertigkeit ganz, ganz oben angelangt"

Überhaupt sei der auf diese Weise ertüchtigte Kreisel mit keiner anderen Immobilie vergleichbar. "Für diese Wohnungen, die wir hier erstellen, gibt es keinen Preisvergleich, denn es gibt diese Wohnungen nun an dieser Stelle und in dieser Höhe. Und es wird diese Wohnungen auch nie wieder geben", betont Gröner.

Von Luxus will er dabei nicht sprechen. "Luxus ist, wenn sie goldene Wasserhähne haben, wenn sie Dinge einbauen, die kein Mensch braucht" - aber das finde im Kreisel nicht statt. "Wir sind hier hochwertig", sagt der Selfmade-Millionär und verweist auf Austattungsmerkmale und Qualität: vom Concierge-Service unten in der riesenhaften Lobby, über edle Küchen, Bäder und Bodenbeläge, bis hin zu Klima- und Wärmeschutz. Unter dem Strich heißt das: "Wir sind in der Hochwertigkeit ganz, ganz oben angelangt."

ÜBerlin: Musterwohnung im 13. Stockwerk, Richtung Südwesten (Quelle: rbb/Götz Gringmuth-Dallmer)
Musterwohnung im 13. Stock | Bild: rbb/Götz Gringmuth-Dallmer

"Jenseits des normalen Bürgers"

Doch wen will die CG-Gruppe mit Quadrameterpreisen, die bis in den fünfstelligen Bereich reichen, überhaupt ansprechen? Und wie werden sich diese superteuren Wohnungen auf den Kiez und seine soziale Strukturen auswirken?

Für Gröner ist klar, dass die Menschen, die sich im "ÜBerlin" eine Wohnung kaufen werden, "jenseits des normalen Bürgers unterwegs sind". Es müsse auch nicht jeder überall wohnen können, sagt er. Eine gewisse Gentrifizierung, also die Verdrängung sozial schwächerer Schichten, werde man in großen Städten ohnehin immer haben. "Die Innenstädte der Welt haben nun mal in den Zentren mehr gut verdienende Menschen als mittel und schlecht verdienende Menschen." Die Frage sei nur, wie man die Gentrifizierung begleite und ob gleichzeitig genug bezahlbarer Wohnraum entstehe.

In dieser Frage sieht er das Land Berlin in der Pflicht - denn der einzige Hebel, um einen weiteren Anstieg der Mieten wirksam zu bekämpfen, ist laut Gröner nicht der Mietendeckel des rot-rot-grünen Senats, sondern "viel mehr Mietwohnungsbau".

Scharfe Kritik an investorenfeindlicher Politik

Scharfe Kritik übt Gröner vor allem an Katrin Lompscher, der linken Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen - denn seit über Mietendeckel und Enteignung debattiert werde, hätten Investoren jedes Vertrauen in den Senat verloren. "Jetzt hat quasi der Kommunismus gesiegt. Die armen Leute bleiben in der Stadt. Neue mit mehr Einkommen kommen nicht dazu."

Die wohnungs- und baupolitischen Konzepte der rot-rot-grünen Landesregierung, einschließlich der Nichtbebauung des Tempelhofer Feldes, nennt er eine "total verfehlte, ideologische Politik, die nicht wirklich einem einzigen Berliner in irgendeiner Art und Weise helfen wird". Aus Branchenkreisen wisse er von etwa fünf bis zehn Milliarden Euro, die wegen der linksgerichteten Politik nun nicht nach Berlin fließen würden. "Das sind 5.000 bis 10.000 Millionen", rechnet Gröner vor. Unter Lompscher sei die Entwicklung "nicht mehr berechenbar" und "deswegen sind eben alle Investoren auf der Flucht".

Katrin Lompscher, Die Linke, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin ; fotografiert am 18.08.2019 bei einem Interview in ihrem Büro in Berlin-Wilmersdorf. (Bild: imago-images/Thilo Rückeis)
Katrin Lompscher (Linke), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen | Bild: imago-images/Thilo Rückeis

Senatsverwaltung sieht "ÜBerlin" kritisch

Lompschers Pressestelle weist Gröners Vorwürfe zurück. Äußerungen, dass der Kommunismus gesiegt habe, werde man nicht kommentieren, sagt Petra Rohland, stellvertretende Sprecherin der Senatorin. Und auch die Prognose von Berlin als "Stadt der armen Leute" disqualifiziere sich von selbst.

Dass Gröner im Kreisel sehr teure Eigentumswohnungen baue, werde das Wohnungsproblem jedenfalls nicht lösen, sagt Rohland im Gespräch mit rbb|24. Überhaupt halte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen "ÜBerlin" für keine besonders gute Idee.

"Entscheidungen, die man nicht mehr rückgängig machen kann"

Eine solche Ansammlung wohlhabender Eigentümer mitten im Steglitzer Kiez sei "aus sozialen Gründen nicht günstig", noch zumal ein so hochpreisiges Angebot zu einer allgemeinen Aufwertung des Quartiers führen werde, zu einer "Konzentration von Besserverdienenden" - was wiederum einen allgemeinen Anstieg von Mieten und Preisen und langfristig auch Verdrängung nach sich ziehen könne.

Als der Kreisel unter der rot-schwarzen Vorgänger-Regierung an die CG-Gruppe verkauft wurde, sei man froh gewesen, eine Lösung für das leerstehende Gebäude gefunden zu haben, sagt Rohland. Dabei seien "Entscheidungen getroffen worden, die man nicht mehr rückgängig machen kann". Heute, drei Jahre später und unter einem rot-rot-grünen Senat, gehe das Land mit dem Verkauf von Immobilien und Grundstücken anders um.

Beitrag von Daniel Marschke (Text) und Götz Gringmuth-Dallmer (Fotos)

32 Kommentare

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  1. 32.

    Das Ganze ist wieder ein Skandal. Der Zynismus von CG ist nicht zu übertreffen. Es gab mal Pläne vom Bezirk (oder der Stadt?) im unteren Bereich des Wohnturms ein Studentenwohnheim, im mittleren Bereich Mietwohnungen und im oberen Bereich Eigentumswohnungen einzurichten. Das hätte Steglitz gut entsprochen.

  2. 31.

    Ich finde ja immer wieder lustig wie mit solchen Beispielen die ganzen Berlin Hasser lächerlich gemacht werden.
    Wenn das ach so schlimme Berlin der failed state ist, da würden bestimmt nicht so viele solche Preise hier bezahlen!

  3. 30.

    Gröner ist einer, der sich eine gewisse Beinfreiheit erlauben kann. Zu den Grünen sagt Gröner:

    "Beispielsweise die Grünen, die von einer Klimawende durch das batteriebetriebene Elektroauto reden und behaupten, dass es weniger CO2 ausstößt als ein Diesel. Im Strommix, mit dem ein Batterieauto fährt, steckt eben mehr CO2, als ein moderner Diesel ausstößt, und dazu kommt noch der Aufwand für die Herstellung der Batterie. "

  4. 29.
    Antwort auf [Berlinerin] vom 08.12.2019 um 22:16

    Ihre Kommentare hier sind einfach göttlich und sehr zutreffend. Muß hier auch mal erwähnt werden.

  5. 28.

    Die haben doch einen Höhenflug bei den Preisen.

  6. 27.

    Ich frage mich: Warum wird alles was Politiker und öffentliche Verwaltungen anfassen, zum finanziellen Desaster? Dann wird das Zeug für einen Appel und ein Ei verscheuert und für die neuen Besitzer zur Goldgrube? Gibt es da eine Gesetzmäßigkeit, oder Ko...... meinte natürlich Lobbyarbeit!?

  7. 26.

    @Eleonora: Guter Kommentar, dem ist von mir, einem geborenen Steglitzer, der die Erbauung des Kreisels miterlebt hat, nichts hinzuzufügen.

  8. 25.

    Also ich habe ganz und gar nichts gegen diese Art der Aufwertung dieses Schandflecks. Dass sich Herr Gröner allerdings gegen die Sozialstruktur dieser Stadt positioniert finde ich denkwürdig bis zum kotzen.

  9. 24.

    jaja, toller Ausblick. Und sonst so? Hätte ich die Kohle dort zu wohnen, würde ich dankend ablehnen. Eine laute, hässliche Gruselecke. Aber als Drittwohnung für Shoppingjunkies vielleicht das Richtige.

  10. 23.

    Schöner Kommentar, sehe ich auch so. Wer will da auch wohnen? Unten tobt der Verkehr, jeder Krankenwagen vom und zum Benjamin-Franklin-Krankenhaus muss da vorbei, hunderttausende Autofahrer auf die Autobahn, der Krach und der Dreck sind unglaublich, ich habe da gearbeitet, man hält es nicht aus. Dazu immer mehr "sozial" Schwache, die aus den Innenbezirken rausgedrängt werden und an den Bahnhöfen und Gammelfraßbuden herumlungern, also direkt vor der Haustür der "Überliner". Wer für diese Lage freiwillig einen hohen sechsstelligen Betrag ausgibt, ist doch herzlich willkommen, an solchen Schwachköpfen verdient sich der Staat ein ordentliches Sümmchen. Hauptsache, die Verwaltungsangestellten müssen nicht mehr in der Asbest-Bude sitzen. Klar wäre ein Abriss die richtige Lösung gewesen. Aber was richtig und sinnvoll ist, passiert nun mal nicht in Berlin.

  11. 22.

    @Berlinerin. Doch, ich mag ihn. Herr Gröner labert nicht nur rum, sondern stellt auch was auf die Beine. Ich mag bodenständige, fleißige Menschen, die nicht nur ihr Leben lang träumen, sondern ihren Traum, ihre Vision leben und umsetzen. Der Steglitzer Kreisel wird Steglitz in jedem Fall aufwerten. Bekanntlich profitiert davon die unmittelbare Umgebung, sodass hoffentlich auch Pinkelecken verschwinden werden. Aus einem schäbigen, asbestverseuchten Betonklotz wird ein moderner Hingucker aus Glas und Alu. Die Lage ist super. Die Baukosten sind extrem hoch, also können dort nur Luxuswohnungen entstehen. Freuen wir uns doch auf den architektonischen Gewinn für Steglitz . Sozialwohnungen zu bauen ist Frau Lompschers Aufgabe, aber bevor sie eine einzige fertig hat, hat Herr Gröber schon einen Wolkenkratzer gebaut.

  12. 21.

    Moment! Wollen Sie andeuten, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum in Berlin gäbe? Dem Problem wird doch in Bälde abgeholfen. Zwar nicht mit Wohnungsneubau, sondern mit dem Mietendeckel. Schwupps, ziehen alle Besserverdienender aus ihren ex-15€/m²-Wohnungen aus, die dann an WBS-Inhaber vermietet werden, weil es keine anderen Interessenten gibt. Fragen Sie mal Frau Lompscher.

    Schmidt hat in FHXB analysiert, wo es Wohnungsbaupotential gäbe - allerdings nicht für Berliner oder Obdachlose.

    Schon vergessen: Am Postscheckamt wollte CG auch Wohnungen für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen errichten, durfte es aber nach dem Willen den Bezirkes nicht. Stattdessen gibt es dort zwar auch neue Wohnungen, jedoch in Summe weniger und jetzt von Berlin finanziert. Dazu kommen noch Büroarbeitsplätze. Wehe, wenn die anständig bezahlt werden. Dann ist dort garantiert auch wieder der Teufel los, weil das ja zur Gentrifizierung beiträgt.

  13. 20.

    "Keiner hat was gegen Reichtum. Ein anständiger Mensch sollte aber was gegen Armut haben." Sie werden das eine nicht ohne das andere bekommen.

  14. 19.

    Ja und? Dort hatte sowieso niemand Wohnungen für Geringverdiener errichtet. Wenn Menschen bereit sind, so viel Geld zu zahlen, sollen sie doch. Dann tun die das wenigstens nicht in Kreuzberg oder Prenzlauer Berg. Jetzt ist immerhin einer der größten Schandflecken der Stadt Geschichte. Für die Arbeitnehmer der Umgebung ist es auch ein Gewinn. Was will man mehr. Einfach mal die Chancen begreifen statt immer nur meckern und gegen alles sein, stünde Berlin gut. Alle meckern über zu niedrige Löhne, aber gleichzeitig wird jede Chance, daran was zu ändern, massiv abgelehnt. Nur von armen Schluckern kann Berlin auch nicht überleben.

  15. 18.

    ... und das für Menschen, die sich ganz überwiegend nur wenige Tage im Jahr in ihrer Zweit- oder Drittwohnung aufhalten dürfte - das zeigt doch mal wieder dass diese marktgesteuerte Wirtschaft vom tatsächlichen Bedarf einer Stadt keine Ahnung hat. Der Bedarf der oberen zehntausend wird bedient weil er eine schöne Rendite bringt; und die zehntausend die im Winter auf der Strasse pennen müssen haben eben Pech gehabt. Die sind ja auch selber schuld, warum ziehen sie keine Investoren an, die haben wohl nicht BWL studiert?!

  16. 17.

    Gut, mögen tut den Kerl keiner :-) muss ja auch nicht. Er macht in Luxussanierungen. Dazu hat ja sonst auch keiner Bock oder das Geld. Der Kreisel nebst Hotel, Globetrotter und Co gehörte im Prinzip komplett abgerissen, nun baut er Luxus auf dem Sockel von Piefigkeit, Urin-Ecken und no-go-areas. Soll er. Die, die dort einziehen, also teuer kaufen, mag auch sonst keiner als Nachbarn. Win-Win also. Der Hobel ist saniert, diese Neureichen sind weg vom Markt, an Steglitz wird das nix ändern, denn DORT geht von denen keiner shoppen oder essen oder so. Die verkehrsgünstige Lage ist denen schnurz, die fahren weder Ubahn noch Auto, die werden kutschiert. Das pissige Parkhaus, wo man Gummihandschuhe braucht für die Türen und Aufzüge, brauchen sie also auch nicht.

    Also mich als Südberliner tangiert das null. Ich fahr da 2 mal am Tag vorbei, auch weiterhin, und "vorbei" ist auch alles. Egal, ob und wer da oben wohnt.

    Übrigens: Schall geht nach oben weg, da wird es laut auf der Loggia ;-)

  17. 16.

    Keiner hat was gegen Reichtum. Ein anständiger Mensch sollte aber was gegen Armut haben. Ob Berlin ein weiteres Haus braucht, in dem sich zum Beispiel der Schweisser aus der Fotostrecke zeitlebens nicht einmal eine Besenkammer leisten können wird - darüber sollte man vielleicht mal nachdenken.

  18. 15.

    Gefallen lassen? Wer fleißig ist kann sich das leisten.
    Da nützen die Enteignungsutopien der SPD nichts.
    Man hat ein Leben, und das muss man ja schließlich nicht in den Sand setzen. Wer sein Leben genutzt hat um Geld zu verdienen, kann sich das doch kaufen.
    Und bezahlbaren Wohnraum als Steilvorlage für Sozialhilfe fordern, ist ungerecht all der Mehrheit gegenüber die nicht nach bezahlbarem Wohnraum brüllen. Es ist eine Frage der Organisation, wie man etwas bezahlen kann, z.B. zu zweit in einer Wohnung leben. Zwei Einkommen, eine Miete. Rechnen erste Klasse.

  19. 14.

    Ist der Steglitzer Kreisel nicht das Gebäude, das beim Bau seinerzeit sehr skandalumwittert war, lange Zeit NIE fertig wurde und auch immer teurer wurde.

  20. 13.

    Dieses Objekt stand jahrzehntelang leer. Nun hat jemand investiert. Wer 190 Mio. Euro investiert möchte dieses Geld auch mit einer Gewinnmarge wieder zurückbekommen. Es war doch von vornherein klar dass hier hochpreisige Wohnungen entstehen. Diese Wohnungen können von ihrem Gehalt der Krankenhausarzt genauso wenig finanzieren wie der Krankenpfleger. Diese Wohnungen bleiben für den Schutzpolizisten genauso unbezahlbar wie für den Kriminalkommissar. Daher ist es doch egal wie extrem hoch hier die Kaufpreise sind. Und wenn ich sechsstellige Summen auf dem Konto hätte würde ich damit lieber mehr exclusive Fernreisen und Kreuzfahrten machen.

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