Folge der Dürrejahre - Grundwasserspiegel liegt in Berlin weiterhin deutlich zu niedrig
Zwar ist der Trinkwasserverbrauch im letzten Jahr in Berlin leicht gesunken - doch angesichts eines stetig sinkenden Grundwasserspiegels appelieren die Wasserbetriebe zu Sparsamkeit. Auch die zunehmende Versiegelung bereitet demnach große Probleme.
- Grundwasserstände liegen teils mehr als 75 Zentimeter unter den langjährigen Mittelwerten
- zuversichtlich stimmt Wasserbetriebe leicht gesunkener Verbrauch pro Kopf und Tag
- in den vergangenen Sommern wurde dagegen mehr Wasser genutzt als im Vorjahr
- großes Problem weiter zunehmende Versiegelung der urbanen Gebiete
Der Klimawandel trifft die Region und wirkt sich weiter auf die Grundwasserstände in Berlin aus. Man sei von einer Entlastung der Trinkwasser-Ressourcen nach mehreren trockenen Jahren weit entfernt, teilten die Berliner Wasserbetriebe (BWB) am Mittwoch mit.
Wie sich die Situation verändert hat, zeigt auch ein Blick auf die Grundwasserstände in den Einzugsgebieten der Wasserwerke. Dort liegen die Wasserstände teilweise mehr als 75 Zentimeter unter den langjährigen Mittelwerten. Diese unterirdischen Wasservorräte müssen nach Einschätzung des Landesunternehmens mittelfristig wieder aufgefüllt werden.
Wasserbetriebe rufen zum Wassersparen auf
Angesichts des stetig sinkenden Grundwasserspiegels haben die Wasserbetriebe die Berliner auch zu mehr Sparsamkeit beim Wasserverbrauch aufgerufen. "Mit der Ausnahme von 2021 haben wir es seit 2018 mit einer Dürresituation zu tun", sagte BWB-Chef Christoph Donner. "Besonders im Bereich der Grundflächen im Nordosten und Südosten der Stadt sinken die Grundwasserstände kontinuierlich" - in manchen Bereichen in den Einzugsgebieten der Wasserwerke um bis zu 75 Zentimeter im Vergleich zum langjährigen Mittel.
Um die Ressourcen zu schonen, müsse auch der Abwasserkreislauf stärker in den Blick genommen werden. Die Berliner Wasserbetriebe haben im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro in die Reinigungsqualität der eigenen Kläranlagen investiert. Doch das gereinigte Abwasser müsse auch besser genutzt werden, sagte Donner. "Im Moment kennt es nur einen Weg: über Spree, Havel, Elbe in die Nordsee." Mit Abwasser könnten etwa Grünflächen bewässert oder eines Tages sogar die Trinkwasserversorgung unterstützt werden.
Aufgrund des ausbleibenden Regens ist die Abwassermenge leicht von 260,3 Kubikmeter auf 248 Kubikmeter gesunken. Die Menge an verkauftem Trinkwasser ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr in etwa konstant geblieben und das trotz Bevölkerungswachstum.
Wasserverbrauch pro Kopf und Tag leicht gesunken
Zwar sei bereits im vergangenen Jahr der Trinkwasserverbrauch in Berlin mit insgesamt rund 215,5 Millionen Kubikmetern im Vergleich zum Vorjahr kaum gestiegen - trotz der extremen Hitze im Sommer. Der Pro-Kopf-Verbrauch sei sogar von um fünf Liter auf 113 Liter gesunken.
"Aber von einer Entlastung unserer Ressourcen sind wir weit entfernt", betonte Donner. Verbraucher müssten daher weiter und mehr Wasser einsparen.
In den Sommermonaten 2022 haben die Kunden dagegen mehr Wasser genutzt als im Vorjahr. Erstmals registrierten die Wasserbetriebe sogenannte "Mitternachtsspitzen", dabei wurde ein verstärkter oder stark erhöhter Verbrauch in der Nacht beobachtet, der auf vermehrte automatische Gartenbewässerung zurückzuführen ist.
Ein großes Problem stellt auch die weiter zunehmende Versiegelung der urbanen Gebiete dar. "Das Problem bleibt der Bestand", sagte Donner. "Hier fehlen Umsetzungskonzepte und Ressourcen, um den so wichtigen Umbau zur Schwammstadt weiter vorzubereiten." Die Wasserbetriebe hätten Flächen von insgesamt rund 100 Hektar identifiziert, die potenziell entsiegelt werden könnten.
Zudem versuche das Unternehmen herauszufinden, wer als Hauseigentümer Regen unerlaubterweise in die Schmutzwasser-Kanalisation leite, anstatt dafür zu sorgen, dass das Wasser versickern kann. "Wir betrachten Regen nicht als Entsorgungsproblem, sondern als wichtige Ressource", sagte Donner.
Wasserbetriebe erwirtschaften Jahresüberschuss
Vorstandschef Christian Donner bezeichnete sein Unternehmen als "Garant" dafür, dass die Stadt weiter mit ausreichend Wasser in gewohnt hoher Qualität versorgt wird. "Der schonende Umgang mit der Ressource Wasser, unter anderem durch ein umfassendes Wassermanagement, spielt dabei auch zukünftig eine entscheidende Rolle", betonte Donner und fügte hinzu: "Jeder Tropfen zählt!"
Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschafteten die Wasserbetriebe einen Jahresüberschuss von 266,3 Millionen Euro (2021: 22,3 Millionen Euro). Die Investitionen unter anderem in Klärwerke und Abwasserkanäle lagen mit 401,5 Millionen Euro knapp über dem Vorjahresniveau.
Sendung: rbb24, 12.04.2023, 13:00 Uhr