Folge der Dürrejahre - Grundwasserspiegel liegt in Berlin weiterhin deutlich zu niedrig

Mi 12.04.23 | 17:20 Uhr
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Trinkwasser Spender Berlin (Quelle: dpa)
Video: rbb24 | 12.04.2023 | Nachrichten | Bild: dpa

Zwar ist der Trinkwasserverbrauch im letzten Jahr in Berlin leicht gesunken - doch angesichts eines stetig sinkenden Grundwasserspiegels appelieren die Wasserbetriebe zu Sparsamkeit. Auch die zunehmende Versiegelung bereitet demnach große Probleme.

  • Grundwasserstände liegen teils mehr als 75 Zentimeter unter den langjährigen Mittelwerten
  • zuversichtlich stimmt Wasserbetriebe leicht gesunkener Verbrauch pro Kopf und Tag
  • in den vergangenen Sommern wurde dagegen mehr Wasser genutzt als im Vorjahr
  • großes Problem weiter zunehmende Versiegelung der urbanen Gebiete

Der Klimawandel trifft die Region und wirkt sich weiter auf die Grundwasserstände in Berlin aus. Man sei von einer Entlastung der Trinkwasser-Ressourcen nach mehreren trockenen Jahren weit entfernt, teilten die Berliner Wasserbetriebe (BWB) am Mittwoch mit.

Wie sich die Situation verändert hat, zeigt auch ein Blick auf die Grundwasserstände in den Einzugsgebieten der Wasserwerke. Dort liegen die Wasserstände teilweise mehr als 75 Zentimeter unter den langjährigen Mittelwerten. Diese unterirdischen Wasservorräte müssen nach Einschätzung des Landesunternehmens mittelfristig wieder aufgefüllt werden.

Wasserbetriebe rufen zum Wassersparen auf

Angesichts des stetig sinkenden Grundwasserspiegels haben die Wasserbetriebe die Berliner auch zu mehr Sparsamkeit beim Wasserverbrauch aufgerufen. "Mit der Ausnahme von 2021 haben wir es seit 2018 mit einer Dürresituation zu tun", sagte BWB-Chef Christoph Donner. "Besonders im Bereich der Grundflächen im Nordosten und Südosten der Stadt sinken die Grundwasserstände kontinuierlich" - in manchen Bereichen in den Einzugsgebieten der Wasserwerke um bis zu 75 Zentimeter im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Um die Ressourcen zu schonen, müsse auch der Abwasserkreislauf stärker in den Blick genommen werden. Die Berliner Wasserbetriebe haben im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro in die Reinigungsqualität der eigenen Kläranlagen investiert. Doch das gereinigte Abwasser müsse auch besser genutzt werden, sagte Donner. "Im Moment kennt es nur einen Weg: über Spree, Havel, Elbe in die Nordsee." Mit Abwasser könnten etwa Grünflächen bewässert oder eines Tages sogar die Trinkwasserversorgung unterstützt werden.

Aufgrund des ausbleibenden Regens ist die Abwassermenge leicht von 260,3 Kubikmeter auf 248 Kubikmeter gesunken. Die Menge an verkauftem Trinkwasser ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr in etwa konstant geblieben und das trotz Bevölkerungswachstum.

Wir betrachten Regen nicht als Entsorgungsproblem, sondern als wichtige Ressource.

Christoph Donner, Chef der Berliner Wasserbetriebe

Wasserverbrauch pro Kopf und Tag leicht gesunken

Zwar sei bereits im vergangenen Jahr der Trinkwasserverbrauch in Berlin mit insgesamt rund 215,5 Millionen Kubikmetern im Vergleich zum Vorjahr kaum gestiegen - trotz der extremen Hitze im Sommer. Der Pro-Kopf-Verbrauch sei sogar von um fünf Liter auf 113 Liter gesunken.

"Aber von einer Entlastung unserer Ressourcen sind wir weit entfernt", betonte Donner. Verbraucher müssten daher weiter und mehr Wasser einsparen.

In den Sommermonaten 2022 haben die Kunden dagegen mehr Wasser genutzt als im Vorjahr. Erstmals registrierten die Wasserbetriebe sogenannte "Mitternachtsspitzen", dabei wurde ein verstärkter oder stark erhöhter Verbrauch in der Nacht beobachtet, der auf vermehrte automatische Gartenbewässerung zurückzuführen ist.

Ein großes Problem stellt auch die weiter zunehmende Versiegelung der urbanen Gebiete dar. "Das Problem bleibt der Bestand", sagte Donner. "Hier fehlen Umsetzungskonzepte und Ressourcen, um den so wichtigen Umbau zur Schwammstadt weiter vorzubereiten." Die Wasserbetriebe hätten Flächen von insgesamt rund 100 Hektar identifiziert, die potenziell entsiegelt werden könnten.

Zudem versuche das Unternehmen herauszufinden, wer als Hauseigentümer Regen unerlaubterweise in die Schmutzwasser-Kanalisation leite, anstatt dafür zu sorgen, dass das Wasser versickern kann. "Wir betrachten Regen nicht als Entsorgungsproblem, sondern als wichtige Ressource", sagte Donner.

Wasserbetriebe erwirtschaften Jahresüberschuss

Vorstandschef Christian Donner bezeichnete sein Unternehmen als "Garant" dafür, dass die Stadt weiter mit ausreichend Wasser in gewohnt hoher Qualität versorgt wird. "Der schonende Umgang mit der Ressource Wasser, unter anderem durch ein umfassendes Wassermanagement, spielt dabei auch zukünftig eine entscheidende Rolle", betonte Donner und fügte hinzu: "Jeder Tropfen zählt!"

Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschafteten die Wasserbetriebe einen Jahresüberschuss von 266,3 Millionen Euro (2021: 22,3 Millionen Euro). Die Investitionen unter anderem in Klärwerke und Abwasserkanäle lagen mit 401,5 Millionen Euro knapp über dem Vorjahresniveau.

Sendung: rbb24, 12.04.2023, 13:00 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Ja und wenn der Mensch weiter fröhlich in der Natur rumpfuscht, verteilt sich das Wasser gern auch unnatürlich, ist also da, wo man es nicht haben will. Nochmal auf die Murmeln zurückzukommen. Unsere Spezies hat das Giromurmelkonto bereits deutlich überzogen und Mutter Natur ist ein schlechter Kreditgeber. Meerwasserentsalzung gibt es ja auch nicht für lau und wohin mit dem ganzen Salz?
    Besser wäre es doch mit den regionalen, natürlichen Ressourcen schonend und sorgsam umzugehen. Z.B. das Wasser im Saarland hilft Brandenburg genau so viel, wie Ihnen die Murmeln im Beutel ihres Nachbarn.

  2. 25.

    Geld ist eine Verrechnungsgröße. Ganz früher hat man dafür auch Murmeln benutzt. Wasser ist dagegen ein natürliches Element des Lebens. Die Wolken sorgen dafür, dass es immer mal da und dort regnet. Wasser geht nicht verloren! Die Dürren entstehen durch die natürliche Verteilung des Wassers auf dem Planeten. Deshalb betreibt man in der Wüste besser keine Landwirtschaft! Viele Länder, die Meereswasser nutzen können, sind heute übrigens viel besser mit Trinkwasser/Süßwasser versorgt, weil wir inzwischen das Wasser besser entsalzen können.

  3. 24.

    Die Sonne "macht" unser Klima. Sie ist sozusagen unser Lebensmotor. Da die Sonne fast immer gleichmäßig scheint, gibt es auch schon so lange Leben auf unserem Planeten. Es ist jedoch zum Beispiel durch die Eiszeit erwiesen, dass wir unterschiedliche Klimaphasen auf der Erde hatten. Da war immer die Sonne "schuld". Die momentane natürliche Sonnenaktivität (wo wir als Mensch keinen Einfluss haben) ist also für unser Klima nicht zu unterschätzen. Ansonsten gebe ich Ihnen natürlich Recht, dass wir Menschen auch alles dafür tun müssen, dass wir nicht durch unsere eigene Dummheit vorzeitig aussterben.

  4. 23.

    Ok, das ist grundsätzlich richtig. Mit dem Wasser ist aber wie mit dem Geld - es ist nicht weg, nur woanders. So entstehen eben Dürren und Pleiten. Eigentlich ganz einfach.

  5. 22.

    Im Bezug auf die Wasserschutzgebiete haben Sie sicherlich Recht. Wobei private Gartenwasserbrunnen auch in den Zonen 3(Aund B) der Wasserschutzgebiete beantragt und genehmigt werden können. Insofern bleibt ein rel. gringer Flächenanteil für Zone 1 und 2 der Wasserschutzgebiete übrig, in denen keine privaten Brunnen errichtet werden dürfen. Dort gilt es eben Regenwasser zu sammeln, was ja rel. unaufwändig zu machen ist. Trinkwasser würde ich jedenfalls nicht zur Gartenbewässerung nutzen, auch wenn durch einen Gartenwasserzähler der Abwasseranteil nicht zu zahlen ist.

  6. 21.

    Gartenbrunnen, wie Sie Ihre Installation beschreiben sind beispielweise innerhalb von Wasserschutzgebieten (Einzugsgebiete der Wasserwerke) oft nicht zulässig. Die Menschen die dort einen Garten zu bewässern haben, bewässern ihn meist über einen sog. Gartenwasseranschluss. Das Wasser daraus stammt auch aus dem Trinkwassernetz. Die Gebühren werden hier aber nur für das Trinkwasser berechnet ohne den Abwasserkostenanteil.

  7. 20.

    Jeder, der einen Garten hat, sollte Regenwasser auffangen. Wir machen das seit Jahrzehnten. Und es gelingt uns jedes Jahr, ohne Gießwasser aus der Leitung auszukommen.

    Außerdem habe ich in der Küche einen 5-Liter Behälter stehen. In diesen kippe ich das Wasser rein, das ich zum Salat-oder Gemüsewaschen brauche. Man staunt, wieviel Wasser man zum Gemüsewaschen verbraucht (sollte man auch einmal mit der Fleischproduktion--ich esse kein Fleisch-- in Vergleich stellen--und jedem gönnen, was schmeckt). Auch dieses Wasser nutze ich zum Blumengießen.

    Für die Fallrohre der Dächer gibt es Klappen, aus denen man Regenwasser in Regentonnen ableiten und dann zum vergießen nutzen kann.

    In unserem Garten wachsen Kirschbäume, Haselnusssträucher, Bodendecker, Holunder, Efeu, Kirschlorbeer.... Die Blüten locken unzählige Bienen an. Das Gesumme ist ein Erlebnis. Jeder könnte sich so ein eigenes Paradies schaffen und dem Klima helfen---ist doch besser, als sich mediengeil irgendwo festzukleben.

  8. 19.

    Worüber garnicht gesprochen wird ,Baustellen bei denen ja das Grundwasser abgepumpt werden muss,dieses dann aber der Kanalisation in rauen Mengen übergeben wird.Gebaut wird überall in der Stadt und das möglichst groß und tief,da ja immer von Wachstum ausgegangen wird.Aber der Einzelne soll sparen ,damit die Wirtschaft weiter so machen kann.

  9. 18.

    Die Aktivität der Sonne hat mit der Konzentration von klimaschädlichen Gasen in der Atmosphäre nun aber auch gar nichts zu tun. Oder wollen Sie den menschenverursachten Ausstoß seit Industrialisierung leugnen? oder etwa dessen Wirkung auf den Treibhauseffekt in Frage stellen? Der von Ihnen gewählte Begriff "klimawandel-Panik" zeigt schon sehr deutlich, dass Sie den Ernst der Lage nicht erfasst haben.

    Im übrigen sind die Saurier nicht ausgestorben, weil es ihnen zu kalt war aufgrund einer von Ihnen suggerierten relativen Sonnenpassivität, sondern weil ihre Nahrungsgrundlage verschwand. Nebenbei sind auch eine Vielzahl weiterer Arten vor rund 65 Mio. Jahren ausgestorben. Zum Grund des Nahrungsmangels gibt es verschiedene Theorien, von denen aber keine mit der Sonnenaktivität zu tun hat.

  10. 17.

    Der Verbrauch ist über die Jahre gesunken durch Sparschalter, Entfall von Industrie und so weiter. Deswegen müssen ja auch manche Abwasserkanäle gespült werden. Aber die Trockenheit im langjährigen Mittel, also die auf die es ankommt, ist eben noch stärker.

  11. 16.

    Es ist übrigens nicht möglich, dass auf unserem Planeten ein einziger Tropfen verloren geht. Das liegt am Kreislauf des Wassers. Wasser versickert oder verdunstet. Das Wasser, dass von Lebewesen verbraucht wird, geht langfristig auch nicht verloren. Das Problem ist eigentlich nicht, wieviel Wasser ein Haushalt verbraucht. Sondern, dass aktuell zur Verfügung stehende Wasser und die Rückführung und Klärung des Wassers aus den Haushalten. Das können die Wasserwerke inzwischen sehr gut. Es ist auch gut, wenn das zur Verfügung stehende Wasser immer fließt". Also vom Wasserwerk zum Verbraucher und zurück.

  12. 15.

    Bis Oberflächenwasser es ins Grundwasser schafft dauert es viele Jahre. Dürreperioden haben deswegen sehr langfristige Auswirkungen aufs Grundwasser.

  13. 14.

    Wir haben einen ziemlich verregneten und kalten Frühling. Das ist auch gut so. Vielleicht sollte man bei der ganzen Klimawandel-Panik auch mal berücksichtigen, dass wir die Aktivität der Sonne nicht beeinflussen können. Deshalb hat es auf diesem Planeten immer wieder Schwankungen gegeben. Die Saurier sind ausgestorben, weil es ihnen zu kalt war. Dann wurde es wieder wärmer. Das alles geschah, ohne dass der Mensch daran einen Anteil hatte. Wer war das dann nun? Vielleicht doch nur unsere schöne Sonne.

  14. 13.

    Es geht nicht darum, wieviel es in den letzten Wochen geregnt hat, sondern in den letzten Jahren. Deshalb ist der Wasserstand nicht so hoch, wie er sein sollte.

  15. 12.

    Vor 2 Wochen wurde berichtet, dass der Boden 2 Meter tief durchfeuchtet ist, aber wichtig ist ja Panikmache.

  16. 11.

    Habe mal jemand daran gedacht dass Berlin immer mehr Einwohner bekommt, und dass jeder dieser Einwohner Wasser verbraucht? Vielleicht ist das ganze Problem gar nicht auf die Dürre zurückzuführen... Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß wie es angeprangert wird.

  17. 10.

    Dem kommen die Wasserbetriebe mit der Sanierung alter Infrastruktur zuvor.
    Der Schaden durch Trockenfallen alter Infrastruktur wäre im Übrigen ungleich höher als das bisschen Spülwasser.
    Es können aber nicht alle Kanäle auf ein Mal umgebaut oder saniert werden.

  18. 9.

    Wenn es schon sein muss, dann zwischen 03 und 06 Uhr. Der Boden ist abgekühlt, Wasser kann gut aufgenommen werden, die Verdunstung ist geringer und mit der aufkommenden Sonne trocknet die Narbe oberflächlich ab. Dadurch werden z.B. Pilzkrankheiten vermieden und diese Nacktschnecken halten sich in Grenzen. Gewässert muss eigentlich erst, wenn sich die Halme des heimischen "Golfplatzes" sich nicht mehr selbst aufrichten, also Trittspuren bleiben. Am schönsten finde ich allerdings so eine wilde Wiese - und selbst die kann man gezielt anlegen.

  19. 8.

    Ich kenne das 45 ha versiegelte Fläche in vwrkehrstechnusch guter Lage, die nicht bebaut werden sollen. Ansonsten ist es aber bei Neubauten üblich, dass das Oberflächenwasser lokal versickert wird. Nur muss man dabei aufpassen, dass der Grundwasserspiegel nicht zu stark ansteigt.

  20. 7.

    Die Gewinne werden größtenteils an den Senat abgeführt. Die Gehälter sind tarifliche geregelt und ausreichend schlecht, dass es bei den praktisch Arbeitenden es schwer ist, Personal zu finden.
    Die Effektivität müssten die Wasserbetriebe steigern. Was bringen eingefallene Abläufe bei z. Bsp Regenwasser Gräben und defekte Regengullis. Außerdem wird ja Regenwasser überwiegend nur Zwischengespeichert um es dann ins Klärwerk zuschicken. Warum bewässert man damit nicht Grünanlagen oder Unterstützt damit die BSR beim Bäume gießen?

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