Weltweite Technik-Probleme - Flugverkehr am BER bleibt wegen IT-Panne bis Samstag gestört
Wegen einer technischen Störung ist es am Freitag zu Verspätungen und über 100 Ausfällen am Flughafen Berlin-Brandenburg gekommen. Auslöser waren IT-Probleme bei Microsoft. Fluggäste müssen auch weiterhin mit Problemen rechnen.
- Flugverkehr am BER wird sich frühestens Samstagmorgen normalisieren
- Erst am Abend beruhigte sich im Flughafen die Lage
- Grund für die vielen Ausfälle sind technische Probleme
- Weltweite IT-Störungen gemeldet - offenbar in Verbindung zu Software von Microsoft
Technische Probleme haben am Freitag den Flugbetrieb am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) schwer beeinträchtigt. Insgesamt mussten durch die Computerprobleme 113 Flüge am BER storniert werden. 51 geplante Ankünfte und 62 Abflüge mussten abgesagt werden. Das bestätigte Axel Schmidt, Sprecher des Flughafens, dem rbb.
Auslöser war eine weltweite technische Störung infolge eines fehlerhaften Software-Updates eines Sicherheitsprogramms. Nach stundenlangen Problemen lief der Betrieb gegen Mittag langsam wieder an. "Die Systeme des Flughafens sind wieder hochgefahren und wir kehren sukzessive zum Normalbetrieb zurück", teilte eine Sprecherin mit. Es komme aber weiterhin zu Wartezeiten.
Flugverkehr normalisiert sich frühestens am Samstagmorgen
Der Flugbetrieb in Schönefeld wird derweil noch bis in die Nacht hinein beeinträchtigt sein. Zahlreiche Passagiere mussten deshalb weiter am Flughafen ausharren, sagte ein Sprecher. Viele Gesellschaften versuchten, ihre Fluggäste in umliegenden Hotels unterzubringen. "Bei dieser Größenordnung ist das nicht ganz leicht." Am Abend beruhigte sich dann die Lage im Flughafen, nur noch wenige Passagiere waren vor Ort. Mit einer vollständigen Normalisierung des Betriebs rechnen die Flughafenbetreiber frühestens für Samstagmorgen.
Am frühen Freitagmorgen war der Flugverkehr zunächst weitgehend eingestellt worden. Nach unbestätigten Informationen kam es am BER zu einem massiven Serverausfall, Notsysteme sollen angesprungen sein. Flüge wurden umgeleitet oder gestrichen, nur wenige landeten und starteten - und das oft mit Verspätung. Seit etwa 10 Uhr wurden die Systeme dann wieder hochgefahren.
Nachtflüge sind möglich
Am späten Freitagnachmittag teilte die Fluglinie Eurowings mit, dass sie auch in den Abendstunden Flüge streichen muss. Zuvor hatte es gehießen, dass ab 15 Uhr wieder die Maschinen abheben und landen können. "Wir streichen immer noch schwerpunktmäßig innerdeutschen Flüge auch über 15 Uhr hinaus", sagte eine Unternehmenssprecherin. Damit solle das betroffene IT-System weiterhin entlastet werden.
Unterdessen können die Airlines bei der Luftsicherheit Flüge für die Nacht auf Samstag beantragen, sagte eine Flughafensprecherin. Wie viele das tun werden, bleibt offen. Bis zum Abend kam dieser Möglichkeit nach Informationen eines rbb-Reporters keine Fluglinie nach. Grundsätzlich gilt ein Nachtflugverbot am BER.
Lange Schlangen am BER
rbb-Reporter vor Ort berichten am Morgen von chaotischen Szenen auf dem Flughafen in Schönefeld (Dahme-Spreewald). Gepäck sei aus Flugzeugen wieder ausgeladen worden, Reisende mussten es von den Kofferbändern abholen und wieder zum Check-in und umbuchen. Es bildeten sich lange Schlangen an den Schaltern.
Der Geschäftsführer Operations am BER, Thomas Hoff Andersson, erklärte dem rbb dazu, jede Airline habe ihr eigenes System fürs Check-In und fürs Boarding, daher "funktioniert das heute nicht so gut. Das bedeutet, dass ein normalerweise sehr automatischer Prozess jetzt 100 Prozent manuell ist." Nach seinen Worten hatte es auch Ausfälle bei den Gepäckbändern gegeben.
Fehlerhaftes Update bei IT-Sicherheitssdienst
Hintergrund der technischen Störungen ist mutmaßlich ein fehlerhaftes Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike gewesen. Dieses brachte offensichtlich Anwendungen von Microsoft zum Absturz.
Die Folge waren unter anderem Ausfälle im weltweiten Flugverkehr, aber auch andere Verkehrsunternehmen, Banken, Medienorganisationen oder Krankenhäuser meldeten Probleme. Zahlreiche Microsoft-Nutzer weltweit bekamen am Freitag den "Blue Screen" mit einer Fehlermeldung angezeigt und konnten ihre Computer nicht mehr nutzen.
Am Freitagmittag teilte Crowdstrike mit, dass der Fehler gefunden und behoben sei. Nach bisherigen Informationen handelte es sich nicht um einen Cyber-Angriff. Nach aktuellem Erkenntnisstand gebe es keine Hinweise auf eine Cyber-Attacke, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Auch Crowdstrike-Chef Kurtz schrieb in seinem Statement, es sei kein Cyber-Angriff gewesen.
Auch Medien und Banken betroffen
Der Update-Fehler löste am Freitag rund um den Globus Probleme aus. Fluggesellschaften, Krankenhäuser, Rundfunkanstalten, Börsen oder weitere Unternehmen wurden teils komplett lahmgelegt.
Im Luftverlehr meldeten Probleme auch die deutschen Flughäfen in Düsseldorf, Köln-Bonn und Nürnberg, außerdem die Airlines Eurowings, Lufthansa oder Ryanair. Die Systeme am Frankfurter Flughafen liefen hingegen einem Sprecher zufolge problemlos. Auch in Spanien, Indien, in der Schweiz oder in den USA gab es Probleme im Luftverkehr. Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellte ihren Betrieb zeitweise ein.
Störungen gab es aber auch in anderen Bereichen im In- und Ausland. Das wichtigste britische Bahnunternehmen meldete IT-Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen.
Betroffen waren in Deutschland unter anderem Volksbanken und Sparkassen, die Deutsche Bank, die Allianz, die Telekom und Vodafone. Auch in einigen Krankenhäusern ist der Betrieb gestört, außerdem bei Tesla und Mercedes. Der S-Bahn- und auch der Regional- und Fernverkehr der Bahn liefen offensichtlich aber ohne IT-bedingte Einschränkungen.
Einen Überblick über die Störungen in der Region finden Sie in unserem Newsblog.
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.07.2024, 14:30 Uhr
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