Weltweite Technik-Probleme - Flugverkehr am BER bleibt wegen IT-Panne bis Samstag gestört

Fr 19.07.24 | 21:04 Uhr
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Vorfeld des BER am 19.7.2024. Wegen einer IT-Panne gibt es Verspätungen und Ausfälle (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Video: rbb24 Spezial | 19.07.2024 | 20:30 Uhr | Bild: dpa/Christoph Soeder

Wegen einer technischen Störung ist es am Freitag zu Verspätungen und über 100 Ausfällen am Flughafen Berlin-Brandenburg gekommen. Auslöser waren IT-Probleme bei Microsoft. Fluggäste müssen auch weiterhin mit Problemen rechnen.

  • Flugverkehr am BER wird sich frühestens Samstagmorgen normalisieren
  • Erst am Abend beruhigte sich im Flughafen die Lage
  • Grund für die vielen Ausfälle sind technische Probleme
  • Weltweite IT-Störungen gemeldet - offenbar in Verbindung zu Software von Microsoft

Technische Probleme haben am Freitag den Flugbetrieb am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) schwer beeinträchtigt. Insgesamt mussten durch die Computerprobleme 113 Flüge am BER storniert werden. 51 geplante Ankünfte und 62 Abflüge mussten abgesagt werden. Das bestätigte Axel Schmidt, Sprecher des Flughafens, dem rbb.

Auslöser war eine weltweite technische Störung infolge eines fehlerhaften Software-Updates eines Sicherheitsprogramms. Nach stundenlangen Problemen lief der Betrieb gegen Mittag langsam wieder an. "Die Systeme des Flughafens sind wieder hochgefahren und wir kehren sukzessive zum Normalbetrieb zurück", teilte eine Sprecherin mit. Es komme aber weiterhin zu Wartezeiten.

Flugverkehr normalisiert sich frühestens am Samstagmorgen

Der Flugbetrieb in Schönefeld wird derweil noch bis in die Nacht hinein beeinträchtigt sein. Zahlreiche Passagiere mussten deshalb weiter am Flughafen ausharren, sagte ein Sprecher. Viele Gesellschaften versuchten, ihre Fluggäste in umliegenden Hotels unterzubringen. "Bei dieser Größenordnung ist das nicht ganz leicht." Am Abend beruhigte sich dann die Lage im Flughafen, nur noch wenige Passagiere waren vor Ort. Mit einer vollständigen Normalisierung des Betriebs rechnen die Flughafenbetreiber frühestens für Samstagmorgen.

Am frühen Freitagmorgen war der Flugverkehr zunächst weitgehend eingestellt worden. Nach unbestätigten Informationen kam es am BER zu einem massiven Serverausfall, Notsysteme sollen angesprungen sein. Flüge wurden umgeleitet oder gestrichen, nur wenige landeten und starteten - und das oft mit Verspätung. Seit etwa 10 Uhr wurden die Systeme dann wieder hochgefahren.

Nachtflüge sind möglich

Am späten Freitagnachmittag teilte die Fluglinie Eurowings mit, dass sie auch in den Abendstunden Flüge streichen muss. Zuvor hatte es gehießen, dass ab 15 Uhr wieder die Maschinen abheben und landen können. "Wir streichen immer noch schwerpunktmäßig innerdeutschen Flüge auch über 15 Uhr hinaus", sagte eine Unternehmenssprecherin. Damit solle das betroffene IT-System weiterhin entlastet werden.

Unterdessen können die Airlines bei der Luftsicherheit Flüge für die Nacht auf Samstag beantragen, sagte eine Flughafensprecherin. Wie viele das tun werden, bleibt offen. Bis zum Abend kam dieser Möglichkeit nach Informationen eines rbb-Reporters keine Fluglinie nach. Grundsätzlich gilt ein Nachtflugverbot am BER.

Lange Schlangen am BER

rbb-Reporter vor Ort berichten am Morgen von chaotischen Szenen auf dem Flughafen in Schönefeld (Dahme-Spreewald). Gepäck sei aus Flugzeugen wieder ausgeladen worden, Reisende mussten es von den Kofferbändern abholen und wieder zum Check-in und umbuchen. Es bildeten sich lange Schlangen an den Schaltern.

Der Geschäftsführer Operations am BER, Thomas Hoff Andersson, erklärte dem rbb dazu, jede Airline habe ihr eigenes System fürs Check-In und fürs Boarding, daher "funktioniert das heute nicht so gut. Das bedeutet, dass ein normalerweise sehr automatischer Prozess jetzt 100 Prozent manuell ist." Nach seinen Worten hatte es auch Ausfälle bei den Gepäckbändern gegeben.

Fehlerhaftes Update bei IT-Sicherheitssdienst

Hintergrund der technischen Störungen ist mutmaßlich ein fehlerhaftes Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike gewesen. Dieses brachte offensichtlich Anwendungen von Microsoft zum Absturz.

Die Folge waren unter anderem Ausfälle im weltweiten Flugverkehr, aber auch andere Verkehrsunternehmen, Banken, Medienorganisationen oder Krankenhäuser meldeten Probleme. Zahlreiche Microsoft-Nutzer weltweit bekamen am Freitag den "Blue Screen" mit einer Fehlermeldung angezeigt und konnten ihre Computer nicht mehr nutzen.

Am Freitagmittag teilte Crowdstrike mit, dass der Fehler gefunden und behoben sei. Nach bisherigen Informationen handelte es sich nicht um einen Cyber-Angriff. Nach aktuellem Erkenntnisstand gebe es keine Hinweise auf eine Cyber-Attacke, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Auch Crowdstrike-Chef Kurtz schrieb in seinem Statement, es sei kein Cyber-Angriff gewesen.

Auch Medien und Banken betroffen

Der Update-Fehler löste am Freitag rund um den Globus Probleme aus. Fluggesellschaften, Krankenhäuser, Rundfunkanstalten, Börsen oder weitere Unternehmen wurden teils komplett lahmgelegt.

Im Luftverlehr meldeten Probleme auch die deutschen Flughäfen in Düsseldorf, Köln-Bonn und Nürnberg, außerdem die Airlines Eurowings, Lufthansa oder Ryanair. Die Systeme am Frankfurter Flughafen liefen hingegen einem Sprecher zufolge problemlos. Auch in Spanien, Indien, in der Schweiz oder in den USA gab es Probleme im Luftverkehr. Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellte ihren Betrieb zeitweise ein.

Störungen gab es aber auch in anderen Bereichen im In- und Ausland. Das wichtigste britische Bahnunternehmen meldete IT-Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen.

Betroffen waren in Deutschland unter anderem Volksbanken und Sparkassen, die Deutsche Bank, die Allianz, die Telekom und Vodafone. Auch in einigen Krankenhäusern ist der Betrieb gestört, außerdem bei Tesla und Mercedes. Der S-Bahn- und auch der Regional- und Fernverkehr der Bahn liefen offensichtlich aber ohne IT-bedingte Einschränkungen.

Einen Überblick über die Störungen in der Region finden Sie in unserem Newsblog.

Fluggäste warten nach einer Technischen Störung am Flughafen BER. (Quelle: rbb)Volle Wartehalle im BER: Viele Passagiere wussten auch am Vormittag noch nicht, wie es weiter geht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.07.2024, 14:30 Uhr

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32 Kommentare

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  1. 31.

    die Homepage "BER" Abflüge ist nicht erreichbar

  2. 30.

    Herrlich. Wie viel tausend tonnen co2 grade wohl gespart werden.

    Weiter so IT

  3. 29.

    Die Apotheke konnte eben wegen des Softwarefehlers kein E-Rezept einlösen.

  4. 28.

    Am Dienstag streikte der PC des Arztes. Heute bekam ich keine Medikamente in der Apotheke, weil "wir haben ein technisches Problem". Irgendwie ist hier überall der Wurm drin.

  5. 27.

    Viel Spaß im Mittelalter..... ick möchte diese Zeit nicht mehr erleben.

  6. 26.

    Und plötzlich sind wir alle aufgeschmissen...

  7. 25.

    Dafür nehmen Sie eine IT-Störung als Ausgangspunkt? Die Frage sollte eher sein: wie sicher ist IT? Ohne diese können sie heutzutage weder über Ihr Geld verfügen, noch Trinkwasser im Haus erhalten oder Ihr Auto bewegen. Und tatsächlich braucht es auch Flüge. Oder wie gedenken Sie anderweitig nach New York oder Sydney zu kommen? Es gibt ja keinen Liniendienst mehr, nur Kreuzfahrtschiffe. Oft ist es auch dringend wie bei Beerdigungen oder Transplantationen.

  8. 24.

    Genau, die Notsysteme vom BER könnten natürlich offline arbeiten. Allerdings bringt das nichts wenn die Flieger nicht fliegen dürfen.

  9. 23.

    Was ist da so schlimm?
    Was nutzt ein Start wenn man nicht mehr vernünftig landen kann da überall die Flughäfen ausfallen.

  10. 22.

    Das ist die Hölle. Aber es kommt immer wieder zu Irritationen. Ob Wetter oder Technik. Wenn ich zur Familie in die USA fliege, muss ich regulär meist 2x umsteigen.
    Ich bleibe auf einer Strecke meist irgendwo hängen.
    Deshalb habe ich immer eine aufblasbare Isomatte für meine Tochter mit und genügend essen dabei.

    Im Ausland sollte man immer die App der Fluggesellschaft haben und Internet (kein w- lan). Die Airlines buchen alleine um, man muss nur noch bestätigen. Das bringt im Fall von Berlin nichts, hatte mich letztens Jahr in Atlanta aber gerettet. Die Schlange am Schalter war ca 100 m lang. Ich habe meinen Flug direkt bekommen und konnte 5 Stunden später nach Europa fliegen.
    Im Flieger setzt die crew die Familien dann zusammen. Ist bisher immer gut gegangen.

  11. 21.

    Sieht nach einem globalen FallOut von IT-Systemen aus.
    Die Tagesschau titelt in Eilmeldung, dass Computersysteme weltweit ausgefallen sind...Banken sind dabei...

  12. 20.

    Diesmal ist niemand am BER schuld. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen sicherlich alles am Flughafen, aber hexen können die auch nicht.
    Man sollte die Kirche im Dorf lassen.

  13. 19.

    Soviel muss vielleicht tatsächlich nicht sein, aber darum geht's hier nicht.
    Was da ist, muss zuverlässig funktionieren, und darf nicht mal durch Technik, mal durch Arbeitskampf, mal durch Aktivisten.. . ständig ausfallen!

  14. 18.

    Laut 'The Guardian' könnte das Problem möglicherweise bei Microsoft gelegen haben.

  15. 17.

    @Carlos
    Es gibt auch Ziele, wo man mit dem Auto schlecht hinkommt, z.B. Amerika, Afrika, Australien usw.

  16. 16.

    Angeblich ein Cyberangriff…

  17. 15.

    Nein, es ist keine Farce, es ist ganz normal.
    Die digitalen Systeme werden immer komplizierter und es gibt kaum Leute, die sie warten können.
    Oder sie werden so schlecht bezahlt wie ich und sollen alles auf einmal machen. Es war absehbar, dass es überall irgendwann dazu kommen muss.

    Dazu diese irrsinnige Erwartungshaltung der Menschen, das alles immer funktionieren muss.

  18. 14.

    Genau!!Carlos, viel Spaß mit dem Fahrrad auf Dienstreise nach Südafrika!

  19. 13.

    Hahahah hatten die nicht gestern noch groß getönt, dass es jetzt mit technischen Neuerungen und Optimierungen besser laufen soll?

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