Statement in "Süddeutscher Zeitung" - Ehemalige RAF-Terroristin Klette bestreitet Mordversuche

Do 15.08.24 | 17:55 Uhr
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Im Innenhof eines Behördenzentrums wird die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette zu einem Hubschrauber geführt. (Quelle: dpa/Uli Deck)
Bild: dpa/Uli Deck

Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette hat sich aus der Untersuchungshaft mit einem Statement zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen geäußert. Klette war im Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden, ihr wird versuchter Mord und die Beteiligung an schweren Raubüberfällen vorgeworfen.

Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" [Bezahlinhalt] bestreitet Klette, sie und die noch gesuchten Ex-RAF-Mitglieder Volker Staub und Burkhard Garweg seien bereit gewesen, bei ihren Raubüberfällen über Leichen zu gehen.

Klette: Staatsanwaltschaft "konstruiert" Geschichte

Zwischen 1999 und 2016 - also nach Auflösung der RAF - soll das Trio mehrere Raubüberfälle im Norden und Westen Deutschlands begangen haben, um sich das Leben im Untergrund zu finanzieren. Das hatte die Staatsanwaltschaft Verden Ende Februar in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. In dem Bericht der Süddeutschen Zeitung heißt es nun, es gebe Anzeichen dafür, dass an den Überfällen eine Gruppe von mindestens vier Tätern beteiligt gewesen sei. Neben Klette sei demnach eine weitere "weibliche Person" darunter gewesen, das hätten dei Anwälte Klettes der Staatsanwaltschaft geschrieben, heißt es in dem Bericht.

Damit - so die Argumentation - könne nicht mehr automatisch davon ausgegangen werden, dass Klette an konkreten Taten beteiligt war. In einer persönlich unterzeichneten Erklärung bestritt die ehemalige Terroristin auch, sie, Garweg und Staub seien bereit gewesen, "über Leichen zu gehen". Die Staatsanwaltschaft "konstruiere" eine Geschichte, behauptet Klette. "Im Gegenteil: Beim Kampf um Befreiung geht es doch gerade auch um eine Welt ohne Gier nach Geld, frei von Ausbeutung und jeglicher Unterdrückung", wird sie von der Zeitung zitiert.

Keine neuen Informationen zu Garweg und Staub

Der Anwalt von Daniela Klette hatte am Mittwoch erklärt, er rechne damit, dass im Herbst die Anklage gegen Klette erhoben werde und bezog sich auf die zuständige Staatsanwältin. Der Prozess würde am Landgericht Verden stattfinden.

Die mutmaßlichen Mittäter Klettes, Garweg und Staub, werden weiterhin gesucht. Am Mittwoch hatte die Polizei kurzzeitig in einem Zug in Berlin-Spandau einen Mann fälschlicherweise festgenommen. Die Beamten hatten nach einem Tipp geglaubt, es könne sich um Garweg handeln. Zum möglichen Aufenthaltsort ihrer ehemaligen Wegbegleiter schweigt Daniela Klette offenbar.

Ermittlungen auch wegen RAF-Taten

Parallel zu dem bald beginnenden Prozess in Verden, ermittelt auch die Bundesanwaltschaft gegen Klette. Dabei geht es um Taten der Roten Armee Fraktion (RAF), an denen sie beteiligt gewesen sein soll. Zwischen 1990 und 1993 soll Klette an drei Anschlägen mitgewirkt haben, dabei geht es um einen Sprengstoffanschläg auf ein Verwaltungsgebäude der Deutschen Bank in Eschborn, die Sprengung der damals noch leerstehenden Justizvollzugsanstalt Weiterstadt und einen Anschlag mit Schusswaffen auf die US-Amerikanische Botschaft in Bonn. Zu diesen Vorwürfen scheint sich Klette bislang noch nicht geäußert zu haben.

Sendung: Radio 3, 15.08.2024, 6 Uhr

15 Kommentare

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  1. 14.

    @Frank: Mord und auch Mordversuch verjährt nicht. Auch nach 100 Jahren kann der Täter, wenn er noch lebt, dafür verurteilt werden. Und das ist auch gut so. Bei Frau Klette besteht zumindest Tatverdacht bezüglich Mord/ Mordversuch.

  2. 13.

    Schon erstaunlich dass einer Linksterroristin überhaupt ein Statement zugestanden wird.
    Dies sollte, wie bei der gegenüberliegenden Gesinnung, prinzipiell undenkbar sein.

  3. 12.

    Frank/ wollen sie provozieren oder sind sie wirklich der Ansicht, dass Schwerverbrecher eine „milde“ Behandlung erfahren sollten??? Ich hoffe sie haben nicht vergessen was alles auf das Konto dieser Ganoven geht??

  4. 11.

    Die terroristischen Strukturen damals wurden durch hohen Verfolgungsdruck sowohl auf Täter, als auch Umfeld zerschlagen. Nicht durch Stuhlkreise. Man hat Gesetze angepasst, bzw. ausgereizt. Nachsicht ist von diesen Leuten als Schwäche interpretiert worden, und hätte das Klientel nur bestätigt. Im heutigen Umgang mit schwerkriminellen Strukturen sieht man, was passiert, wenn der gesetzliche Rahmen nicht angepasst wird. Es wird munter weiter gemacht.

  5. 10.

    Die letzten Straftaten und Nutzung der Waffen ist einige Jahre her. Was sollen sie nun mit den Waffen und der Munition machen? Bei der Polizei abgeben? Da wären sie aufgeflogen und festgenommen worden. Das wollten sie nicht. Auf dem Flohmarkt oder Ebay verkaufen oder in der Zeitung inserieren? Im Wald vergraben? Da können sie von Verbrechern gefunden und für Verbrechen genutzt werden. Im Müll hätten die Waffen und vor allem die Munition viel Schaden angerichtet. Denen wird einfach noch keine Lösung eingefallen sein, wie sie die Waffen und die Munition loswerden. Die Lösung wäre, wenn sie irgendwann gestorben sind, werden Waffen und Munition gefunden.

  6. 9.

    "Ich halte Ihre Aussagge für glaubwürdig"
    Schade nur oder dankenswerterweise,Sie sind kein Richter oder Anwalt.

    Wenn die Herrschaften doch alle unschuldig sind, warum stellen sie sich nicht und die Fahndung wird eingestellt. So muss man nicht im Untergrund leben und Staftaten begehen.

  7. 8.

    Ich halte ihre Aussage für glaubwürdig. Die Taten, derer sie bezichtigt wird, sind zudem z.T. sehr (!) lange her. Einige sind vermutlich sogar schon verjährt. Man sollte hier Milde walten lassen. Die Haftbedingungen finde ich auch nicht eines Rechtsstaats würdig.

  8. 7.

    Warum nicht? Sicherlich nicht direkt vor Ort an die Medien, aber jederzeit über Ihren Anwalt. Die besonderen Bedingungen bezüglich der Kontaktsperre in Stammheim in den 70ern war dem Umstand geschuldet, dass es noch intakte terroristische Strukturen gab, und befürchtet wurde, dass Absprachen zur Befreiung transportiert werden. Wobei dies von den Anwälten umgangen wurde. Siehe Mogadischu und die Landshut. Glücklicherweise hat der Staat unter Schmidt damals konsequent gehandelt. Respekt!

  9. 6.

    Kann jeder Gefangene in Untersuchungshaft ein Statement in einer Zeitung abgeben?
    Sie konnte ja schon eine ,Warn-SMS' schreiben ...

  10. 5.

    Auch wenn die Zeit angeblich alle Wunden heilt, gibt es bei Terrorismus und Extremismus rein gar nichts zu verharmlosen. Ich bin in solchen Fällen auch gegen eine Verjährungsfrist.
    Wenn sich jemand von seiner terroristischen Vergangenheit trennt, dann hortet er keine Waffen. Er hortet Waffen, um neue Überfälle zu begehen, auch wenn es sich dabei dann "nur" um Beschaffungskriminaltät zur Sicherung des Lebensunterhalts handelt, ist es Raub, geplante Straftat und zwar ohne Rücksicht auf Leben und Gesundheit der Opfer. Einbuchten, Ende!

  11. 4.

    Klette hat die Blase der selbsternannten Kämpfer gegen das"imperialistische Schweinesystem "nie verlassen. Die Morde der ersten Generation RAF wurden immer mit dem Argument entschuldigt, doch nur die Gesellschaft von eigentlichen Tätern zu befreien. Sind bei den Anschlägen Personen zu Schaden gekommen, die altersbedingt nicht zum Mief der 1000 Jahre gehörten, so waren das "Knechte" des Systems, die es nicht besser verdient hatten. Selbstreflekion war noch nie die Stärke von Fanatikern

  12. 3.

    Wenn Sie die letzten Beiträge bei RBB24 verfolgen, dann kommt es auch den zahlreichen Kommentaren zu etliche Verharmlosungs- und Ablenkungsversuche, um die ganze Thematik RAF entgegen der Realität herunterspielen zu wollen.

  13. 2.

    Klette stellt sich als Justiz Opfer da. Hoffentlich kommt sie nie wieder auf freien Fuß.

  14. 1.

    Wie macht man einen glaubwürdigen Überfall ohne Waffen?
    Wie primitiv ist diese Argumentation von Personen die über Leichen gingen?
    Und was sind das nur für Anwälte die derartige Subjekte ohne Handschuhe anfassen?

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