Terrorverdacht - 15-Jähriger aus Frankfurt (Oder) ist wieder auf freiem Fuß
Die in Wien geplanten Taylor-Swift-Konzerte mussten wegen Terrorgefahr abgesagt werden. Im Zuge dessen wurde in Frankfurt (Oder) ein Jugendlicher festgenommen. Er ist nach rbb-Recherchen wieder frei, wird aber von der Polizei beobachtet.
Der 15 Jahre alter Syrer, der Anfang September in Frankfurt (Oder) wegen Terrorverdachts festgenommen wurde, ist aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Das haben Recherchen des rbb ergeben.
Der Jugendliche soll Kontakt zu dem Mann gehabt haben, der einen Anschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert in Wien (Österreich) geplant hat.
Es erging kein Haftbefehl gegen den Jugendlichen
Außerdem hat der Jugendliche offenbar auch damit gedroht, Anschläge auf Veranstaltungen zu verüben, an denen Homosexuelle teilnehmen. Deshalb waren beim Christopher Street Day in Frankurt die Sicherheitsvorkehrungen deutlich erhöht worden.
Anfang September wurde dann in Frankfurt (Oder) die Wohnung des Syrers durchsucht, der 15-Jährige zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam genommen. Nach zwei Wochen ist entschieden worden, die Ingewahrsamnahme um zwei weitere Wochen zu verlängern. Bis zum Ablauf der Frist habe kein Haftbefehl vorgelegen, der aus dem Ermittlungsverfahren des Generalbundesanwalts hervorgegangen sei, erklärte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Brandenburg am frühen Montagmorgen. Daher sei der Jugendliche seit Mitternacht wieder auf freiem Fuß. Nun kommt es auf das weitere Ermittlungsverfahren des Generalbundesanwalts an, wie die Sprecherin weiter sagte.
Austausch im Eins-zu-Eins-Chat
Drei Konzerte von Swift im Ernst-Happel-Stadion in Wien waren Anfang August wegen Terrorgefahr kurzfristig abgesagt worden [tagesschau.de]. Die Behörden nahmen zuvor zwei junge Männer fest. Ein 19-Jähriger soll nach österreichischen Ermittlungen geplant haben, mit Sprengstoff und einem Auto in die Menge von Swift-Fans vor dem Stadion zu fahren. Er hatte nach bisherigen Ermittlungen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) online die Treue geschworen.
Nach ARD-Informationen stellten die österreichischen Behörden bei den folgenden Ermittlungen fest, dass sich der 15-Jährige aus Brandenburg und der 19-Jährige über einen Messenger-Dienst austauschten. "Tatsächlich ist der 15-Jährige offenbar sogar derjenige gewesen, der den 19-Jährigen in Österreich in diese Radikalisierung angetrieben hat, der ihn ermutigt hat, Anschläge zu verüben", sagte ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg.
Die beiden Männer haben sich laut Götschenberg auf "einem einschlägigen radikal-islamistischen Forum" kennengelernt. In einem Eins-zu-Eins-Chat hätten sich die beiden anschließend intensiver ausgetauscht und sich weiter radikalisiert.
Es werde gegen den Jugendlichen aus Frankfurt (Oder) wegen des Verdachts des Werbens für eine ausländische terroristische Vereinigung ermittelt, hatte eine Sprecherin der Behörde in Karlsruhe gesagt.
Familie war vorher nicht negativ aufgefallen
Der Fünfzehnjährige ist nach Angaben des Frankfurter Oberbürgermeisters René Wilke seit dem Wochenende wieder bei seiner Familie in Frankfurt. Zur Schule gehe der Gymnasiast nicht. Für den Jungen sei eine 24-Stunden-Begleitung organisiert, erklärte Wilke.
Wie es mit dem Schüler nun weitergeht, darüber verständigen sich noch in dieser Woche Vertreter des Schulamtes, der Polizei, des LKA, Jugendamt, Ausländerbehörde und Jugendgerichtshilfe.
Sendung: rbb24 Inforadio, 30.9.2024, 6:20 Uhr