Zahlen für 2023 - Mehr schwere Straftaten im Brandenburger ÖPNV

Fr 25.10.24 | 08:28 Uhr
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Symbolbild: ÖPNV in der Potsdamer Innenstadt (Bild: dpa/ Monika Skolimowska)
Video: rbb24 | 25.10.2024 | Martin Schmitz | Bild: dpa/ Monika Skolimowska

Die Zahl schwerer Kriminalitätsfälle im Brandenburger Nahverkehr ist gestiegen - vor allem bei Körperverletzung, Rauschgift-Delikten und Sachbeschädigungen. Die Verkehrsunternehmen reagieren mit mehr Videoüberwachung.

Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Brandenburgs haben sich die schweren Fälle von Kriminalität auch im vergangenen Jahr erhöht. Dies geht aus einer Antwort des Verkehrsministeriums in Potsdam auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Wilko Möller und Daniela Oeynhausen (beide AfD) hervor.

Demnach stieg die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen von 2022 auf 2023 um 14 auf 46. Stark zugenommen haben auch die Rauschgift-Delikte, die von 68 Fällen auf 95 im vergangenen Jahr anstiegen. Bei Sachbeschädigungen gab es ein Plus um 162 auf 981 Delikte.

Ein versuchtes Tötungsdelikt - mehr Körperverletzungen

Rund 1.100 Straftaten ereigneten sich 2023 im Bus-Nahverkehr Brandenburgs. Die restlichen Fälle wurden dem öffentlichen Schienennahverkehr, Taxi und dem sonstigen öffentlichen Personenverkehr zugeordnet.

Der schwerste Kriminalitätsfall des vergangenen Jahres war demnach ein versuchter Totschlag in einem Schienenfahrzeug in Eberswalde. Die letzte derartige Straftat war ein versuchter Mord 2021 in einer Straßenbahn in Cottbus.

Mehr Videoüberwachung in Zügen und auf Bahnsteigen

Nach Angaben des Ministeriums setzen die Verkehrsunternehmen vermehrt auf eine stärkere Videoüberwachung in Zügen und auf Bahnsteigen. Die in den Verkehrsverträgen geforderte vollständige Videoüberwachung aller Fahrzeuge im Regionalverkehr Brandenburgs werde umgesetzt. So seien die neuen Züge der S-Bahn Berlin bereits vollumfänglich mit Videokameras ausgestattet. Bis 2025 sollen Überwachungskameras in allen 500 Viertelzügen eingebaut sein. Damit würden mehr als 90 Prozent der Flotte mit Kameras ausgestattet.

Die AfD-Abgeordnete Oeynhausen nannte die PKS-Zahlen "ernüchternd". Seit Jahren wachse die Zahl der Straftaten, nur kurz gebremst vom Corona-Lockdown. Sie forderte die künftige Landesregierung dazu auf, dagegen stärker vorzugehen.

Polizeistatistik weist im Vergleich zu 2022 Rückgang auf

Insgesamt weist die Polizeistatistik für 2023 mit 4.953 Delikten allerdings einen Rückgang der Fälle aus: um 514 im Vergleich zum Vorjahr 2022. Im Jahr 2021 hatte die Kriminalitätsstatistik der Polizei (PKS) 3.991 Straftaten gezählt, im Jahr 2020 waren es 3.884 Fälle.

Die Abnahme im Jahr 2023 geht nahezu ausschließlich auf die Abnahme bei den Delikten der sogenannten strafrechtlichen Nebengesetze zurück, wie aus der Antwort des Verkehrsministeriums hervorgeht. Dabei handelt es sich um Straftatbestände, die nicht im Strafgesetzbuch zu finden sind - konkret vor allem im Ausländerrecht. Am häufigsten handelte es sich dabei um Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylrecht sowie gegen das Freizügigkeitsgesetz. Darunter fallen Delikte wie unerlaubte Einreise und unerlaubter Aufenthalt.

Die Fälle der sogenannten strafrechtlichen Nebengesetze selbst betrugen demnach 1.108 im Jahr 2023. Im Jahr zuvor waren es 1.806 gewesen.

Sendung: rbb24, 25.10.2024, 13:00 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Die Ordnungshüter vergessen Amtsausweise , andere haben ihre Dienstausweise auf der Wache liegenlassen, Amtsmissbrauch und manche wissen nicht mal auf welcher Gesetzlichen Grundlage sie selbst handeln...

  2. 22.

    Sie vertauschen Ursache und Wirkung. Dass vermehrt Uberwachung überhaupt erst nötig wird, liegt doch an zunehmenden Straftaten, ist also eine Reaktion darauf, um die Aufklärungsquote zu erhöhen und damit natürlich auch das Sicherheitsgefühl. Wenn aber die Justiz am Ende nicht konsequent und vor allem zeitnah sanktioniert, ist Überwachung tatsächlich wirkungslos, wie ich bereits ausführte. Einzelne Maßnahmen alleine sind selten wirksam.

  3. 21.

    Von die Damen und Herren am Steuer werden aber auch zahlreiche schwerwiegende Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung begangen.

    Handy am Steuer, Ticketverkauf unterwegs usw usf.

  4. 20.

    Ich habe erst kürzlich wieder darüber nachgedacht und, wenn ich wirklich ehrlich zu mir selbst bin, hat sich mein Ausgehverhalten in den letzten Jahren wirklich stark verändert. Zum Einen, weil ich mit dem Großteil der (nächtlichen) Klientel in Berlin (auch, aber sicher nicht nur ein Alterssymptom mit Ende 30) nichts mehr anfangen kann. Zum Anderen aber, weil das Sicherheitsgefühl ein anderes ist. Und die grundsätzlich ungute Veränderung im Umgang miteinander seit Corona-Zeiten tut ihr Übriges noch dazu. Da ist bei mir auch viel Vertrauen in meine Mitmenschen verloren gegangen.

  5. 19.

    Bei wurde nie eingebrochen, ich wurde noch nie überfallen. Und ermordet wurde ich auch nicht. Gebrannt hat es bei mir auch nie. Was sagt das nun aus? Geht wohl den meisten Menschen so. Aber dennoch schließen wir das Haus ab usw… Es geht auch um Vorbeugung. Und das Gefühl, sich frei und sicher bewegen zu können. Und das habe ich nicht immer und überall.

  6. 18.

    Wie wäre es mit mehr Präsenz der Polizei an den Stellen, wo es gefährlich ist? Aber nein , tagsüber einer Mutter Strafgeld abnehmen, weil sie ganz langsam mit ihren Fahrrad fahrenden Kindern auf dem Gehweg fährt, ...oder nachts aus dem Auto heraus einer völlig erschrockenen Jugendlichen auf den Fahrradgehweg Strafgeld abnehmen, weil sie wirklich aus Versehen das Licht vergessen hat. Und wo die dann fast weint, ihr unterstellen, dass sie Cannabis genommen hätte und noch schnell einen ( negativen) Alkoholtest machen... Heldentaten... gibt's dafür einen Orden?

  7. 17.

    „steht und fällt jedoch mit einer effektiven Justiz.“
    Die Bußgeldstellen wissen wie es geht... Warum?

    Jedes reisendes „weiße Kleidchen“ gehört zu jeder Tageszeit nicht in die Öffis. Die 1. Klasse ist ja nicht unmoralisch...und sei es das eigene Gefährt, sauber, sicher, leise sind Tugenden ... Wer das Gegenteil will, der will verbieten.. Haustiere bald auch?

  8. 16.

    Na nicht wirklich, aber bislang wurde meine Ergänzung zu einem Post dazu nicht veröffentlicht.

  9. 15.

    Wie kommt es denn dann das trotz steigender Überwachung kein Rückgang der Straftaten zu verzeichnen ist… sie steigen munter weiter ?
    Die Polizei erreicht nicht einmal bei 2% der Videodaten einen Tatverdächtigen zu ermitteln… und Verdächtiger ist nicht gleich Schuldiger.
    Kein privates Unternehmen würde bei so einem Kosten/Nutzen Verhältnis immer weiter daran festhalten und es sogar noch ausbauen.

  10. 14.

    Ja, Autofahrer freuen sich über solche Nachrichten. Und haben dann ein besseres Gewissen. Aber ob sie sonst wechseln würden, ist sehr fraglich. Aber so kann man sich sein Tun natürlich schön reden.

  11. 13.

    "Wie auch bei der BVG hat man in Brandenburg nicht verstanden das Videoüberwachung keine Straftat verhindert." Das ist so nicht ganz korrekt. Natürlich verhindert Überwachung eine Straftat nicht direkt. Aber es erleichtert oder ermöglicht überhaupt erst die Aufklärung und ermöglicht damit die Sanktionierung, was zumindest Wiederholungstaten verhindern kann und in Fällen, die keine Affekttaten sind, durchaus eine abschreckende Wirkung entfaltet. Die Wirkung von Überwachung steht und fällt jedoch mit einer effektiven Justiz.

  12. 12.

    So etwas ist sicherlich in unserem Land nicht möglich?!
    Datenschutz, Diskriminierung, Teilhabe ect.

  13. 11.

    In Foren wie diesem ist es immer sinnvoll, satirische Beiträge auch als solche zu kennzeichnen. Oder meinten Sie das etwa ernst?

  14. 9.

    Um ein geringes Risiko zu meiden, dass Ihnen etwas passiert, gehen Sie ein größeres Risiko ein, dass Ihnen etwas passiert? Verstehe ich nicht.

  15. 8.

    Und weil Ihnen noch nichts passiert ist, glauben Sie nicht, dass die Kriminalität zugenommen hat?

    Dann sehen die Opfer gar nicht?

  16. 7.

    Zugangskontrolle zu Bahnhöfen mit KI-Kamera-Überwachung sollte in Brandenburg eingeführt werden. Wer 3x auffällt bekommt 1 Jahr ÖPNV-Hausverbot. Transparent und klar im Vorwege kommuniziert. Problem gelöst!

  17. 6.

    >"Dabei kann das eigene Erleben helfen, die Zahlen einzuordnen im Sinne eines Angstabbaus."
    Jepp! Alles relativ. Ich fahre viel mit ÖPNV, schon immer, seit Kindesbeinen an. Und was soll ich Ihnen sagen... mich hat noch nie einer blöde angemacht, geschweige denn angegriffen oder mir was geklaut.

  18. 5.

    Was soll eine vollständige Videoüberwachung bringen bzw. vozu Videos überwachen?
    Und wenn man z.B. beim rbb "Täter - Opfer - Polizei" die Fahndungsfotos mit deren reudiger Qualität gezeigt bekommt, wundert man sich eh das da manchmal eins zum Täter führt.
    Ansonsten macht jede 30-40 Euro Drohne/Dashcam bessere Fotos/Filme.

  19. 4.

    Ich befürchte für Sie, dass Sie ohne Benutzung des ÖPNV sich immer nur von Artikeln wie diesem nur in Ihrer Rechtfertigung leiten lassen, dass Auto nicht stehen zu lassen. Und in Ihrer Angst. Dabei kann das eigene Erleben helfen, die Zahlen einzuordnen im Sinne eines Angstabbaus. Und mehr (vernünftige, Benehmen ausstrahlende und gelassene) Menschen im ÖPNV schaden der Sicherheit sicher auch nicht.

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