Koalitionsstreit über Haushalt - Berliner Innensenatorin lehnt Sparziel für ihr Ressort ab

Mi 10.01.24 | 17:03 Uhr
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Archivbild: Iris Spranger (SPD), Berlins Innensenatorin, spricht bei einer Pressekonferenz. (Quelle: dpa/Gateau)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.01.2024 | Jan Menzel | Bild: dpa/Gateau

Angesichts eines Milliarden-Haushaltslochs und massiver Sparauflagen des Finanzsenators verschärft sich der Ton in der schwarz-roten Koalition in Berlin. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte am Mittwoch, dass sie die geforderten Kürzungen in den Bereichen Inneres und Sport nicht erbringen könne und schon gar nicht bis Ende Februar.

5,9 Prozent bei allen, fordert Evers

"Wenn das so kommen sollte, dann kann ich Polizei und Feuerwehr schließen", sagte Spranger wörtlich. Sie bezog sich dabei auf ein Rundschreiben von Finanzsenator Stefan Evers (CDU). Darin hatte Evers allen Senatsverwaltungen zur Auflage gemacht, bis Ende Februar im laufenden Haushalts 5,9 Prozent zu kürzen. Der Hintergrund ist, dass in diesem Jahr rund 1,8 Milliarden Euro fehlen.

Die Innensenatorin beruft sich bei ihrem Veto auf einige Besonderheiten ihres Etats. Der umfasst zwar insgesamt rund 3,12 Milliarden Euro für 2023. Mehr als zwei Drittel der Summe sind allerdings für Besoldung und Gehälter der Beschäftigten bei Polizei, Feuerwehr und in den Verwaltungen vorgesehen. Einen weiteren fixen Posten bilden Mieten und Betriebskosten von Gebäuden wie Polizei- und Feuerwachen.

Besondere Sparbedingungen für Ressorts mit hohem Personalaufwand

Durch diese festen Ausgabenblöcke blieben letztlich 257 Millionen Euro für die Polizei und 119 Millionen Euro für die Feuerwehr übrig, rechnete Spranger vor. Davon müssen allerdings sämtliche Verbrauchsmaterialien, Schutzausrüstungen, Taser und Reparaturen von Fahrzeugen sowie Benzin und Diesel bezahlt werden. "Zugespitzt könnte man sagen: Dann bleiben zur Monatsmitte Polizei- und Feuerwehrwagen stehen", so Spranger.

Die Innensenatorin steht mit dieser Problematik im Senat nicht alleine da. Auch die Justizsenatorin, die Bildungssenatorin und der Finanzsenator sind mit einem hohen Personalkostenanteilen in ihren jeweiligen Etats in einer vergleichbaren Situation. Spranger stellt sich nun aber öffentlich gegen pauschale Sparvorgaben, die jede Verwaltung gleichermaßen treffen und bis Ende Februar umgesetzt werden müssen.

Warten auf die Antwort des Finanzsenators

Spranger fordert stattdessen, dass sich der Senat auf Prioritäten verständigt. "Es muss politisch entschieden werden, wo und in welchem Umfang gespart wird", so die SPD-Politikerin. Ähnlich hatte sich zuvor SPD-Fraktionschef Raed Saleh geäußert. Auch er hatte dafür plädiert, zunächst abzuwarten, was die Mai-Steuerschätzung ergibt. Die Hoffnung dahinter ist, dass die Steuereinnahmen sich positiv entwickeln und damit der Spardruck nachlässt.

Zunächst ist aber der Finanzsenator am Zug, die Situation aufzulösen. Seine Frist und seine Einsparvorgaben sind rechtlich bindend. Kommen die Fachverwaltungen dem nicht nach, könnte Evers auch Haushaltssperren verhängen. Das gilt aber in Koalitionskreisen eher als theoretische Option.

Wahrscheinlicher dürfte dagegen sein, dass CDU und SPD nun in verschiedenen Runden nach einer Lösung suchen. In den Blick dürften dabei insbesondere Häuser geraten, die in der Vergangenheit ihre Etats nicht ausgeschöpft haben. So sind beispielsweise in der Verkehrsverwaltung in den beiden letzten Jahren jeweils mehrere hundert Millionen Euro liegen geblieben. In der Stadtentwicklungsverwaltung sorgen Verzögerungen bei Bauprojekten immer wieder dafür, dass hohe Beträge nicht wie vorgesehen investiert werden. Auch die Innenverwaltung schaffte es 2023 nicht, alles auszugeben. Hier blieben zum Jahresende rund 50 Millionen Euro übrig.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.01.2024, 16:40 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Was ich eigentlich bedaure ist, dass die SPD die Kontroverse erst in den Medien und dann mit dem Koalitionspartner diskutiert. Wäre es nicht angebracht, diese Einsparungen intern zu klären? Einsparungen wird kein Ressort richtig finden. Nur können die öffentlichen Medien wenig zur Lösung beitragen. Schade SPD, aus der Vergangenheit nichts gelernt.

  2. 3.

    Mir fallen gleich einige Bereiche ein, in den ein hohes Einsparpotential liegt.
    Verkehrsplanung: Sinnlose bzw. ewig nicht fertig gestellte Vorhaben/Baustellen prduzieren erhebliche Mehrausgaben.
    Die öfftl. Verwaltungen ( und damit meine ich so ziemlich alle) mit seinem sog. "Wasserkopf":
    Zu aufgbläht, unflexibel und uneffektiv, oft wiehert da noch der Amtsschimmel und jeder Bezirk kocht sein eigenes Süppchen. Das Ergebnis wären Einsparung von Personal, Minimierung von Kosten und eine bessere Arbeit FÜR den Bürger. Verbesserungsvorschläge? Bloß keine schlafenden Hunde wecken, damit eckt man an (ich rede aus eigener, langjähriger beruflichen Erfahrung)...Wo ein Wille ist...


    Unsere Regierenden im Senat sollten sich selbst zuallerst einer kritischen Prüfung unterziehen, was und wieviel unbedingt benötigt wird.. Fahrbereitschaft, Personal...Sie erhalten ihre Einkünfte/Diäten aus Steuergeldern, doch ihre Ausgaben werden daraus bestimmt nicht beglichen. Wo ein Wille ist...

  3. 2.

    Wie wäre es denn, wenn die Verkehrsverwaltung auf Straßenbau-Großprojekte wie die TVO vorerst verzichten würde? Aber sicher wird zunächst beim ÖPNV gespart.

  4. 1.

    Also sollen geplante Investitionen in die Infrastruktur gekürzt werden...
    Vielleicht sollte man einfach mal Verwaltungsprozesse und gesetzliche Regelungen vereinfachen und minimieren, dann bräuchte man dort weniger Personal. Wenn ich mich bei uns umschaue, sehe ich, dass der praktisch arbeitende Teil der Beschäfftigten nicht weiß, wo vorne und hinten ist, da immer weniger Personal immer mehr Aufgaben, egal welcher Qualifikation erledigen soll, während die sogenannte Führungsebene wächst und wächst. Während die Instandhaltung seine Probleme nur noch dokumentieren kann, da sowohl die eigenen als aus Fremdfirmen nicht verfügbar sind, sitzen die immer mehr werdenden Hochbezahlten mehrfach wöchentlich in Kaffeekränzchen und diskutieren wild über Probleme und Optimierungen, ohne tatsächlich Lösungen zu schaffen.

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