Grünheide - Waldbesetzer wollen Protestaktion gegen Tesla auf unbestimmte Zeit fortsetzen

Do 11.04.24 | 11:21 Uhr
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Archivbild: Baumhäuser hängen am frühen Morgen in einem Camp der Initiative «Tesla stoppen» in einem Kiefernwald nahe der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg. (Quelle: dpa/Carstensen)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 10.04.2024 | M. Nowak | Bild: dpa/Carstensen

Das Brandenburger Innenministerium sieht im Protestcamp in der Nähe des Tesla-Werks eine erhöhte Gefahr für Waldbrände. Die Aktivisten halten die Argumente für vorgeschoben und wollen so lange im Wald bleiben, bis Tesla seine Pläne ändert.

Die Besetzer eines Waldstücks in der Nähe des Tesla-Werks in Grünheide (Oder-Spree) wollen ihre Protestaktion auf unbestimmte Zeit fortsetzen. "Wir werden hier so lange bleiben, bis die Erweiterung der Fabrik vom Tisch ist", sagte der Sprecher der Camp-Bewohner, Paul Eisfeld, dem rbb. Die Warnung von Brandenburgs Innenminister Stübgen (CDU) vor Waldbrandgefahr und munitionsbelasteten Böden sei vorgeschoben. Man werde darauf achten, kein offenes Feuer zu machen. Außerdem seien Feuerlöscher und Löschwasser vorhanden, so der Sprecher.

Stübgen hatte am Mittwoch angekündigt, dass er wegen möglicher Gefährdung prüfen lässt, ob das Camp bleiben kann. Derzeit halten sich dort rund 80 Demonstranten auf. Mit ihrer Aktion wollen sie die geplante Erweiterung des Tesla-Elektroautowerks in Grünheide verhindern.

Die Brandenburger Landesregierung hat keine einheitliche Position zum Umgang mit der Protestaktion. So gibt es in den Ministerien unterschiedliche Einschätzungen zu möglichen Gefahren im Protestcamp: Während Innenminister Stübgen von Kampfmitteln im Boden ausgeht und eine erhöhte Gefahr für Waldbrände sieht, widerspricht das grün geführte Umweltministerium dieser Auffassung.

Stübgen: Gefährdung konkret

"Wir halten die Gefährdung nicht nur für abstrakt - wie bei hunderttausenden Hektar von Wald in Brandenburg - sondern für konkret", sagte Stübgen am Mittwoch im Innenausschuss in Potsdam. Seinen Erkenntnissen nach sei das betroffene Waldgebiet, indem rund 70 Aktivisten fast 20 Baumhäuser errichtet hatten, zum Ende des Zweiten Weltkrieges bombadiert worden.

"Es geht ja zunächst erst einmal darum, dass man eine Gefährdung für die Campbewohner, aber auch für die Forstmitarbeiter, für die Polizei und Waldspaziergänger ausgeschlossen werden kann", sagte Stübgen dem rbb. Das wolle auch sein Ministerium in einer Beschwerdebegründung an das Oberverwaltungsgericht anfügen.

Die Vorinstanz - das Verwaltungsgericht Potsdam - hatte im März Auflagen der Polizei als Versammlungsbehörde beanstandet und für unwirksam erklärt - so zum Beispiel den Abbau der Baumhäuser. Die Richter sahen demnach keine konkreten Gefahren für die Aktivisten. Gegen dieses Urteil legte die Polizei Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein und muss diese bis kommende Woche begründen. Und dafür habe das Innenministerium Fakten gesammelt.

Umweltminister widerspricht

Doch sowohl einer möglichen Belastung des Waldbodens mit Munition als auch eine erhöhte Waldbrandgefahr sei nach Einschätzung des Umweltministeriums nicht gegeben, erklärte Umweltminister Axel Vogel (Grüne): "Also eine Gefahr besteht aus Sicht der Forstbehörde (der Landesbetrieb ist Teil des Umweltministeriums, Anm. d. Red.) in dem Fall nicht, wenn keine Eingriffe in den Boden erfolgen, also wenn nicht in den Boden hineingegraben wird."

Dennoch freue er sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Inneministerium, so Vogel weiter: "Der Innenminister hat angeboten, dass der Kampfmittelberäumungsdienst eine Absuche durchführt." Das sei bereits vor kurzem auf den Waldwegen geschehen, ergänzte der Umweltminister.

Zuvor hatte schon der Abteilungsleiter für Naturschutz und Forsten, Frank Reichel, im Innenausschuss erklärt, dass zwar Baumhäuser unmd Campingplätze nicht in den Wald gehörten und Kochmöglichkeiten oder Toiletten kritisch gesehen würden, jedoch keine Erkenntnisse über ein erhöhtes Potenzial für Kampfmittel oder eine besondere Waldbrandgefahr zu erkennen seien. Jedoch wolle die Forstbehörde dies erneut prüfen, sollten neue Erkenntnisse vorliegen.

Laut Minister Vogel müsse bis dahin aber die Versammlungsbehörde - sprich die Polizei - das Versammlungsrecht gewährleisten.

Opposition ebenfalls gespalten

Wie die Regierung sind auch die Oppositionsparteien gespalten. Während die AfD eine Räumung des Camps fordert und damit den Aussagen des Innenministeriums folgt, spricht sich die Linke im Landtag für einen Verbleib aus. Laut Marlen Block (Linke) habe der Innenminister Schwierigkeiten mit dem Versammlungsrecht: "Ich habe den Eindruck, dass dieses Camp dort nicht gewollt ist", sagte sie nach der Ausschusssitzung. Für sie handele es sich um einen legitimen Protest, solange er friedlich bleibe und keine erhöhte Waldbrandgefahr bestehe. Unter diesen Bedingungen "kann man die Menschen ihren Protest dort leben lassen", so Block.

Seit Ende Februar protestieren die Umweltaktivisten in der Nähe des Tesla-Werks gegen eine geplante Erweiterung genau auf dem Waldgebiet, die sie dafür besetzt haben. Sie befürchten negative Auswirkungen auf die Umwelt. Zuvor hatte der US-Elektroautobauer angekündigt, seine Pläne zu reduzieren und den Wald in größerem Umfang als bislang geplant erhalten zu wollen.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.04.2024, 15:40 Uhr

 

Mit Material von Torsten Sydow

81 Kommentare

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  1. 81.

    Das ist nun kompletter Blödsinn, weil diese Art Flächenverwertung sich nicht mehr politisch gewaltfrei in Zeiten des Klimawandels und den zugrundeliegenden Problemen gegen ansässige Bürger durchsetzen ließe.
    Wer bereits versiegelte und erschlossen Gebiete brach liegen lässt, aber dafür Waldflächen kahlschlägt und Habitate vernichtet, ist nicht mehr ganz dicht.

  2. 80.

    Die ganze Diskussion um Tesla ist reine Verzögerung. Jeder der mit offenen Blick durch die Region geht, weiß, dass Tesla nicht alleine bleibt. Die Bäume bis zum Dreieck Spreeau und drumherum haben keine Zukunft. Sie sind eher eine Gefahr für Waldbrände. Das kann die Region nicht gebrauchen. Es ist ideal dort ein Industriegebiet zu installieren. Die Windräder machen Lärm, den keine Gemeinde erträgt. Die Autobahnen machen Lärm. Da passt ideal ein lautes Industriegebiet hin. Und die Kiesgrube am Kanal ist für den Frachttransport ideal. Den Damm zum Kanal beseitigt, kann dort ein leistungsfähiger Binnenhafen entstehen. Bis zur Anschlussstelle Friedersdorf sind es wenige hundert Meter. Kein Anwohner wird belästigt. Von Grünheide Erkner-Rüdersdorf kann mit dem Fahrrad hingefahren werden. Wobei ich für eine Verlängerung der Woltersdorfer Straßenbahn durch Erkner, Grünheide bis zum Kanalhafen bin. Die Industrie versorgt die umliegenden Orte bis nach Königs Wusterhausen mit Fernwärme.

  3. 79.

    Bei Tesla arbeiten überwiegend Polen und die fahren auch nach Schönefeld. Den in Berlin wohnenden Tesla-Mitarbeitern wäre es radial gesehen ebenfalls egal zumal Schönefeld von Hause aus eine gute Anbindung an den Nahverkehr oder mit Auto per Stadtautobahn besitzt und Platz ist da jetzt noch mehr als genug, auch mit falscher Standortentscheidung für den BER, denn da hat "Kennste...Weste..Wossi" gemäß Dornier-Studie ganz klar einen Punkt.
    Für mich ist die Entscheidung Tesla in Grünheide anzusiedeln, auch wenn sie mit den Voraussetzungen formaljuristische Recht haben, eine Standortfehlentscheidung.
    PS. Schönefeld wäre zudem ein Steuerparadies für Musk ;-)

  4. 78.

    Dann würde eine Menge überflüssiges Zeug nicht produziert werden und die Reichen würden ihren Reichtum nicht vermehren....

  5. 77.

    Schönefeld bietet nicht den Platz. Flughäfen erfordern eine Sicherheitszone. Hinzu kommt, Schönefeld ist zu weit weg von Grünheide, Erkner-Rüdersdorf. Sie wissen selbst was tagtäglich auf der A10 an Pendlerverkehr los ist. Der muss weniger werden. Der nächste Hotspot ist Ludwigsfelde. In König Wusterhausen ist auch kein Platz mehr. Rund um das Dreieck Spreeau ist Platz und sind verschiedene Verkehrswege vorhanden ( Autobahnen, Eisenbahnen und schiffbare Kanäle).

  6. 76.

    Im Müggelwald erfolgte der Waldumbau weiter. Das ist von Naturverbänden nicht kritisch gesehen worden.

  7. 74.

    Sie wissen selbst, dass die stillgelegten Industrieflächen in Berlin mittlerweile dem dringend benötigten Wohnungsbau zugeführt wurden. Siemens hat das Glück seine alten Flächen nicht aufgegeben zu haben. Dennoch ist auch für Siemens die räumliche Entfaltung nicht mehr gegeben. Genauso BMW, das Motorradwerk. Es bleibt nur der Weg ins Umland. Die Grundstückspreise sind auch im Umland stark gestiegen. Sicherlich gibt es für Ansiedlungen Landesförderung und Bundesförderungen. Sie wissen auch, dass Herr Musk nichts gegen die Landesregierung und Kommunen durchsetzen kann. Er kann nicht einfach ohne Rücksicht auf die Natur und Landschaft loslegen. Sie wissen auch, dass Herr Musk freiwillig, viel in die Umgebung rund um das Werk investiert hat. Er war und ist offen für innovative Problemlösungen.

  8. 72.

    Und zur selben Zeit fielen viele Bäume ungehindert im Müggelwald und keinen interessiert ein Naherholungsgebiet

  9. 71.

    Wenn ich mir ansehe, in welchem Umfang Industrieanlagen in Berlin während der letzten Jahrzehnte stillgelegt wurden sollte dort genug Platz für Tesla sein. Indes wären die Grundstückspreise erheblich höher als in Grünheide gewesen. Daher wollte Herr Musk seine Gigafactory ohne Rücksicht auf Natur und Landschaft mitten im Wald errichten.

  10. 69.

    Bisher waren Sie auch erfolglos, den Wasserverbrauch eines Güterbahnhofs als limitierenden Faktor zu belegen. Kein Wunder, dass Sie anderen Erfolge neiden.

  11. 67.

    Das mag alles richtig sein. Aber, noch einmal. Es geht um die Region Grünheide, Erkner, Rüdersdorf. Es geht um Ansiedlungen wie Tesla, in deren Größenordnungen. Man fragt sich wirklich, wäre es Siemens gewesen oder eine anderer großer Konzern, ob dann auch so ein Wirbel, um die Ansiedlung gemacht worden wäre? Es muss den jetzigen Gegnern klar sein, das in Berlin kein Platz mehr für Industrieansiedlungen ist. Deshalb, um für die Region, um Berlin herum, tausende, vielfältige Arbeitsplätze, für die Menschen hier zu schaffen, müssen große Industrieansiedlungen hier geschaffen werden. Ihre ganzen genannten Orte sind für die dort in den Orten, lebenden Menschen gut. Wir wollen alle, dass die Menschen weniger Auto fahren. Dann müssen die Industrieansiedlungen hier in der Region sein. Es geht nicht um die Firmen XYZ sondern um Industriearbeitsplätze. Das muss den Gegnern klar sein. Die Mehrheit will nicht von staatlichen Transferleistungen leben. Die Mehrheit will Arbeiten.

  12. 66.

    Das mag alles richtig sein. Aber, noch einmal. Es geht um die Region Grünheide, Erkner, Rüdersdorf. Es geht um Ansiedlungen wie Tesla, in deren Größenordnungen. Man fragt sich wirklich, wäre es Siemens gewesen oder eine anderer großer Konzern, ob dann auch so ein Wirbel, um die Ansiedlung gemacht worden wäre? Es muss den jetzigen Gegnern klar sein, das in Berlin kein Platz mehr für Industrieansiedlungen ist. Deshalb, um für die Region, um Berlin herum, tausende, vielfältige Arbeitsplätze, für die Menschen hier zu schaffen, müssen große Industrieansiedlungen hier geschaffen werden. Ihre ganzen genannten Orte sind für die dort in den Orten, lebenden Menschen gut. Wir wollen alle, dass die Menschen weniger Auto fahren. Dann müssen die Industrieansiedlungen hier in der Region sein. Es geht nicht um die Firmen XYZ sondern um Industriearbeitsplätze. Das muss den Gegnern klar sein. Die Mehrheit will nicht von staatlichen Transferleistungen leben. Die Mehrheit will Arbeiten.

  13. 65.

    Das könnte gut sein. Und die Camper werden unterstützt. Stellen Sie die Frage so: Würde es eine Waldbesetzung mit Unterstützern geben wenn es der richtige Standort wäre, wo das Wasser nicht limitiert wird?

  14. 64.

    Das könnte gut sein. Und die Camper werden unterstützt. Stellen Sie die Frage so: Würde es eine Waldbesetzung mit Unterstützern geben wenn es der richtige Standort wäre, wo das Wasser nicht limitiert wird?

  15. 63.

    Was würde denn eigentlich passieren, wenn keiner mehr arbeiten gehen würde ?

  16. 62.

    Sie bleiben weiterhin eine Alternative mit Bebauungsplan schuldig, weil Sie aus Prinzip dagegen sind. Kein Wunder, dass jemand wie Sie immer zu den letzten gehört.

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