Reaktion auf Senatsbeschluss - Berliner Beamtensold soll unter Bundesniveau bleiben - breite Kritik

Mi 02.10.24 | 14:54 Uhr
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Ein Stempel mit der Aufschrift "ungültig" in einem Berliner Bürgeramt
dpa/Sebastian Gollnow
Video: rbb24 Abendschau | 02.10.2024 | B. Hermel | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Im Koalitionsvertrag hatten SPD und CDU vereinbart, die Besoldung der Beamten auf Bundesniveau anzuheben. Wegen der Haushaltskrise wurde der Plan jetzt gestoppt. Beamtenbund, Richterbund und GdP reagieren empört.

Gewerkschaft der Polizei (GdP), Beamtenbund und Richterbund gehen den Senat trotz erheblicher Erhöhung der Bezahlung hart an. Zuvor hatte der Senat am Dienstag beschlossen, die Berliner Beamtenbesoldung nicht an das durchschnittliche Bundesniveau anzupassen. "Wir sind stinksauer", so der Landesvorsitzende der GdP Stephan Weh. Der Beamtenbund sprach von einer "unverantwortlichen Fehlentscheidung". Der Richterbund kritisierte, Senat und Koalition würden ein Besoldungsversprechen brechen. Der Bund der Steuerzahler wertete die Senatsentscheidung dagegen als Zeichen dafür, wie "eng" die Haushaltslage sei.

SPD legt Veto gegen Angleichung an Bund ein

Die Angleichung an das Bundesniveau sollte ursprünglich in zwei Schritten von jeweils 0,76 Prozent im nächsten und übernächsten Jahr erfolgen. Den Landeshaushalt hätten diese Erhöhungen mit rund 100 Millionen Euro im Jahr belastet. Dem Vernehmen nach war es die SPD in Senat und Koalition, die wegen der Haushaltskrise ihr Veto einlegte.

Der Beamtenbund beklagte, dass Berlin nun "verheerende Folgen" bei der Gewinnung von Nachwuchskräften drohten. Der Richterbund warnte vor einer Abwanderung von Berliner Richterinnen und Richter in andere Bundesländer, was die Funktionsfähigkeit der Justiz in der Hauptstadt gefährden könnte. GdP-Chef Weh hielt dem Senat vor, insbesondere die Polizei immer weiter kaputt zu sparen, um damit "Sahnehäubchen wie das 29-Euro-Ticket und andere Wunschprojekte und finanzieren". Koalitionsintern gilt es allerdings längst als ausgemacht, dass im Zuge der notwendigen Kürzungen auch das 29-Euro-Ticket wieder abgeschafft wird.

Bezüge werden ab November aufgestockt

Der Vorsitzende des Steuerzahlerbundes in Berlin Alexander Kraus zeigte einerseits Verständnis für den Wunsch der Landesbediensteten nach besserer Bezahlung. Er verweis gegenüber dem rbb aber auch auf die extrem engen finanziellen Spielräume. "Alles, was bei den Beschäftigten draufgesattelt wird, würde woanders fehlen", so Kraus. Der Senat muss bekanntlich eine Finanzierungslücke von drei Milliarden im kommenden Jahr schließen. 2026 müssen - Stand jetzt - noch einmal rund 1,8 Milliarden Euro gekürzt werden.

Allerdings gehen die Beamten trotz des Streits um die Angleichung an das Bundesniveau keinesfalls leer aus. Der Senat hat am Dienstag auch umfangreiche Besoldungserhöhungen auf den Weg gebracht. Sie sehen vor, dass zum 1. November die Bezüge für aktive Beamte und Pensionäre um einen Sockelbetrag von 200 Euro aufgestockt werden. In einem zweiten Schritt steigen die Bezüge zum ersten Februar 2025 um 5,5 Prozent. Zusätzlich werden Stellen- und so genannte Erschwerniszulagen erhöht. Damit wird der Tarifabschluss für die Angestellten im Öffentliche Dienst wie angekündigt auf die Beamten übertragen.

Sendung: Inforadio, 02.10.2024, 14:00 Uhr

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24 Kommentare

  1. 24.

    Die Mindestpension für Beamte beträgt 1800 EUR nach nur 5 Jahren, die Durchschnittsrente für Rentner beträgt 1500 EUR nach 45 Jahren. Rentner zahlen in die Rentenkasse ein, die Pensionen der Beamten hingegen werden vom Steuerzahler finanziert. Finde den Fehler

  2. 22.

    Also was hier so geschrieben wird ...

    Bitte doch einmal realistisch mit der Materie befassen. Beamte haben neben einigen Vorzügen auch entscheidende Nachteile. Wie zum Beispiel das Streikverbot. Es gibt auch keine Möglichkeit Verbesserungen über Tarifverträge zu erreichen, wenn der Dienstherr die Arbeitszeit erhöht, dann ist das am Ende des Tages so ...

    Thema PKV: Beamte in Berlin müssen nicht in die PKV, eine freiwillige gesetzliche Versicherung ist auch möglich (inkl. Arbeitgeberzuschuss). Und ja, Kinder müssen separat versichert werden (PKV) aber es gibt auch einen nicht unerheblichen Familienzuschlag für jedes Kind (ab dem dritten im Übrigen extrem hoch).

  3. 21.

    Ist richtig. Nur mit einem anderen, geringeren, Steuersatz als der normale Arbeitnehmer. Versorgungsfreibetrag und Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag senken die Steuerlast des Pensionärs im Vergleich zum Rentner.

  4. 18.

    Ich bin dafür, dass der Regierende Bürgermeister Wegner und der Finanzsenator ihre Diäten um ca. 3.000 € monatlich für 2025 und 2026 kürzen .

  5. 17.

    Nun ja, bei einem Jahresbrutto von 69300 Euro dürfen auch sie sich privat versichern und ihr AG wird 50% ihrer Beiträge übernehmen. Der kleine Beamte kann jedoch nicht in die GKV, die bei 843,53€ gedeckelt und die Familie mitversichert ist. Der Beamte zahlt für jedes Familienmitglied extra. Nur kein Neid!

  6. 16.

    Bitte nicht so vorwurfsvoll. Wenn schon die zuständigen Finanzsenatoren und die Abgeordneten, welche die entsprechenden Besoldungsgesetze durchwinken die verfassungsmäßigen Grundsätze wie das Abstandsgebot wissentlich ignorieren, kann man es einem Leser hier nicht vorwerfen, diese nicht zu kennen.

  7. 15.

    „bundesweit in die Rentenkasse einzahlen würden“
    Dann müssten Sie (!) ja mehr Steuern zahlen, damit es keine Netto-Gehaltskürzungen gibt: Die Arbeitgeberanteile für 45 Arbeitsjahre plus ca. 7% mehr Bruttolohn für die Arbeitnehmeranteile. Denn „Sie“ haben bei der Verbeamtung der Landesbeamten gleich doppelt gespart, durch die Kürzung des Brutto um 7%, damit Netto das Gleiche raus kommt als vor der Verbeamtung. Das muss auch ausgeglichen werden.

    P.S. Stellen Sie sich vor, andere Branchen fordern bei Ihnen eine Gehaltskürzung...? Sie aber wagen dies...

  8. 14.

    Auch das bringt nichts, schließlich erwerben die Beamten dann auch entsprechende Ansprüche aus der Rente Kasse. Auch muss dann die Besoldung weiter nach oben angepasst werden. Beschäftigen Sie sich bitte mit dem Grundsatz der angemessenen Alimentation

  9. 13.

    ich bin für die Erhöhung,wenn alle Beamten
    bundesweit in die Rentenkasse einzahlen würden,umso mehr würden Sie für soziale Gerechtigkeit sorgen in Deutschland,es funktioniert ja auch in unseren Nachbarländern.

  10. 12.

    „Exorbitant hoch“?
    Das ist eine Neiddebatte.
    Sicher müssen Beamte nicht hungern. Aber niedrige Besoldungsgruppen sind durchaus schlecht gestellt. Alleine für diese wäre eine Angleichung fair gewesen. Nicht berücksichtigt wird in der Debatte meist, dass sich Beamte zu 50% privat versichern müssen. Wer die Tarife der PKV kennt, weiß, was das bedeutet.

    Richtig wäre es allerdings, Beamte wie andere Berufsgruppen in die R3ntenversicherung zu überführen, was aber juristisch und wirtschaftlich knifflig ist.

    Man sollte schon genauer hinschauen.

    PS: Ich bin kein Beamter!

  11. 11.

    Könnte oder müsste man nicht im Zuge der sozialen Gerechtigkeit auch den normalen Arbeitnehmern wenigstens einige der Vergünstigungen zu Teil werden lassen ?

  12. 10.

    Der Witz ist, dass es selbst Brandenburg möglich ist Berlin in der Anpassung in die Tasche zu stecken.

    Was soll erst geschehen, wenn das BVerfG in Sachen A-Besoldung eine vergleichbare Entscheidung wie zur R-Besoldung trifft?

    Es wird Zeit sich mal ehrlich zu machen und die Taschenspielertricks zu lassen. Zumindest im Besoldungsbereich ist die Hauptstadtzulage in der aktuellen Form verfassungswidrig. Wenn man meint, dass es Handlungsbedarf gibt sind die Grundgehaltssätze entsprechend anzupassen. Hat man ganz bewusst nicht gemacht. Sparen bis es quietscht und irgendwann werden viele verstanden haben, dass die Anpassung an das Bundesniveau nur ne alte gammlige Möhre ist, die bei Bedarf vorgehalten wird.


  13. 9.

    Könnte oder müsste man nicht im Zuge der sozialen Gerechtigkeit auch den normalen Arbeitnehmern wenigstens einige der Vergünstigungen zu Teil werden lassen ?

  14. 8.

    Die Beamtenbesoldungen sind eh exorbitant hoch. Solche Nettoeinkommen verdienen sich in der freien Wirtschaft kaum, außerdem haben wir dort seit 13 Jahren keine Gehalts-Erhöhung erhalten. Also, mal auf dem Teppich bleiben und nicht vergessen, wer die Bezüge zahlt: Wir alle aus den hohen Steuern.

  15. 7.

    Das Lage wäre weniger schlimm, wenn Berlin weniger Personal für Tätigkeiten bräuchte, die schon längst digitalisiert sein sollten. Aber so lange Beamte in Bürgerämtern usw. noch manuell Papierformulare bearbeiten müssen, ist das Besoldungsherr entsprechend groß.

  16. 6.

    Wetten, dass die geplante Anhebung der Pensiongrenze auf 67 Jahre - wie beim Bund - nicht gestrichen wird. Das Versprechen "Pensionsgrenze wie beim Bund erst wenn die Besoldung auf Bundesniveau angehoben wird" scheint nicht mehr zu gelten. Die amtsangemessene Besoldung ist trotz Urteil des BVerfG auch noch eingeführt worden. So geht man nicht mit seinen Mitarbeitern um. Und das Ganze iniitiert von der ach so sozialen SPD. Vielen Dank dafür.

  17. 5.

    Vielleicht sollten die Beamtenbezüge des Bundes angeglichen werden an die der Länder und dann noch an die Gehälter der Tarifbeschäftigten der Länder. Und dann noch die Pensionen an die Renten - dann wäre viel Geld vorhanden und die gravierenden Ungerechtigkeiten für gleiche Leistungen zumindest im Öffentlichen Dienst beseitigt. Von der Doppelbesteuerung der Renten, aber natürlich nicht der Pensionen will ich gar nicht sprechen. Aber dafür fehlt wie bei so vielen Dingen der Wille der Politik.

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