Die Köpenicker in der Krise - Union Berlin verteidigt ungenügend

So 08.10.23 | 08:22 Uhr | Von Till Oppermann
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Frust bei Unions Danilho Doekhi und Christopher Trimmel im Spiel gegen den BVB (IMAGO/Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 07.10.2023 | Robin Gosens | Bild: IMAGO/Matthias Koch

Zum siebten Mal in Serie verliert Union und offenbart dabei erneut Schwächen in der Defensive. Trainer Urs Fischer spricht die Fehler klar an. Seine Mannschaft setzt seine Vorgaben derzeit nicht um. Von Till Oppermann

Etwas entgeistert guckte Sheraldo Becker nach 42 Minuten bei Unions Auswärtsspiel in Dortmund aus der Wäsche. Nach einem Alleingang im Vollsprint über 50 Meter hatte er aus spitzem Winkel parallel zur Grundlinie aufs Dortmunder Tor geschossen. BVB-Torwart Gregor Kobel parierte, ein Union-Mitspieler war nicht mitgelaufen, um den Abpraller zu verwerten.

Frei nach dem Motto: "Was ihr könnt, kann ich schon lange", brauchte Becker danach mehr als eine Minute, um wieder in der eigenen Hälfte aufzutauchen, wo seine Mitspieler schon längst den Gegenangriff verteidigten. Das ging gut, der 1. FC Union Berlin ging mit einer 2:1-Führung in die Pause. Und doch war diese Szene eine Vorschau für das, was nach dem Seitenwechsel passieren sollte.

Innerhalb von neun Minuten verloren

Denn innerhalb von wenigen Minuten gab Union das Spiel gegen den BVB aus der Hand und kassierte zwei Gegentreffer. Anschließend sollte jedem klar geworden sein, dass die Probleme der Mannschaft nicht nur mit den vielbesprochenen Verletzungen der beiden unangefochtenen Stammspieler Rani Khedira und Robin Knoche zu erklären sind. Nicht nur in Dortmund agierte Unions Mannschaft zu inaktiv, wirkte teilweise sogar teilnahmslos. Die Eisernen sind aktuell allgemein nicht in der Lage, sich über 90 Minuten auf ihren Plan zu konzentrieren und ihre Spiele so zu kontrollieren.

Natürlich war in Dortmund der Gewaltschuss von Nico Schlotterbeck, der den Ball aus 25 Metern zum Ausgleich in den Winkel gehämmert hatte, ein Traumtor. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dem BVB-Abwehrspieler eigentlich nichts anderes übrig geblieben war, als abzuschließen. Acht verteidigende Unioner hatten sich vorher hinter dem Ball zurückgezogen, ohne Anstalten zu machen einen Dortmunder anzugreifen. "Wir sind schlapp und in den Zweikämpfen zu weit weg", kritisierte Rekordtransfer Robin Gosens nach Spielende. Allerdings war auch er an Unions Einbruch nicht ganz unschuldig.

Union verteidigt nicht bundesligareif

Denn auch Gosens war zu weit weg, als Marco Reus über seine linke Abwehrseite das 3:2 durch Julian Brandt vorbereitete. Nachdem er bei einem Eckball nicht zum Kopfball gekommen war, nahm er zu langsam die Verfolgung der konternden Dortmunder auf. Den noch schlimmeren Fehler machten seine Kollegen: Janik Haberer etwa ließ sich die Möglichkeit entgehen, den Konter mit einem der taktischen Fouls zu beenden, für die Union in den letzten Jahren so berüchtigt war.

Die Kollegen in der Konterabsicherung wiederum guckten nur auf den Ball und ließen sich von Reus in die Mitte locken. Auf Dortmunds rechter Angriffsseite startete Brandt in den freien Raum, stand frei vor dem Tor und traf. "Anstatt den Ball zu attackieren, weichen wir", schimpfte Trainer Urs Fischer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel und fasste zusammen: "Wie du das zweite und dritte Gegentor bekommst, das geht auf diesem Niveau nicht." Mehrmals sprach der Schweizer davon, dass man "andere Absprachen" habe.

Fischer bleibt der Richtige

Am Ende verloren die Köpenicker mit 2:4, die siebte Pflichtspielniederlage in Serie. Unions letzter Negativlauf dieser Art ist lange Jahre her. Am Ende der Saison 2004/05 stieg der Verein in die Oberliga ab. Von solchen Horrorszenarien sind die Unioner heute noch relativ entfernt. Zumal sie schlimmstenfalls in die zweite Liga müssten und nicht nach Eberswalde oder Falkensee wie damals vor 18 Jahren.

Auch wenn Pal Dardai, Trainer beim Stadtrivalen Hertha BSC, mal sagte, dass heutzutage kein Trainer sieben Niederlagen hintereinander überlebe, zweifelt bei Union niemand ernsthaft daran, dass Fischer der richtige Trainer ist. Der Schweizer wirkt angesichts der ständigen individuellen und taktischen Fehler seiner Mannschaft zwar langsam etwas ratlos, er analysiert sie aber auch ziemlich schonungslos. Besserung ist also möglich, wenn die Mannschaft es will.

Vielleicht sollte Fischer ihr bei der nächsten Videoanalyse anstelle der Fehler gegen Dortmund einfach Ausschnitte aus der letzten Saison zeigen, als Union die beste Abwehr der Liga stellte und Gegner regelmäßig mit harten Zweikämpfen in die Verzweiflung trieb. Der Fischer-Ball war selten sonderlich schön, aber in seiner ganzen Zeit bei Union immens erfolgreich. Gruppentaktisch gehörte die Mannschaft zu den besten in Europa. Vielleicht muss Union wieder dahin zurück, um in Zukunft wieder zu siegen.

Erste Halbzeit kein Gradmesser

Worauf sich die Eisernen in der Länderspielpause lieber nicht zu viel einbilden sollten, ist ihre Pausenführung in Dortmund. Zwar waren sich Gosens und Fischer einig, dass Union in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht habe, aber dafür, dass Dortmund keinen Rhythmus fand, gab es andere Gründe als Unions Abwehrarbeit.

Insgesamt dreimal war das Spiel mehrere Minuten lang unterbrochen. Schiedsrichter Patrick Ittrich musste bei zwei Abseitstoren und einem Foul an Sheraldo Becker den VAR heranziehen, um die richtige Entscheidung zu treffen. "Da war es schwierig, das Tempo hochzuhalten", erklärte der Dortmunder Trainer Edin Terzic. Es entwickelte sich ein Kick, der mit Bundesliganiveau wenig zu tun hatte. Wenn er so eingesetzt wird, raubt der VAR dem Fußball Attraktivität. Nicht nur während der langen Pausen, sondern auch danach.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.10.2023, 18:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

32 Kommentare

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  1. 32.

    stimmt - ich verstehe immer noch nicht, was ihr Kommentar unter diesem Union-Artikel soll
    Ich werde wohl nicht der Einzige sein

    ... vielleicht erklären Sie uns doch endlich: "WAS ist ein "BCC777-Fan" ??? "

  2. 31.

    Zitat: "Urs Fischers Zeit bei Union ist abgelaufen. Er schafft es nicht mehr der Mannschaft die entscheidenden Impulse zu geben."

    Sie sind ja mal ein feines Beispiel für die viel befloskelten 80+ Mio. Bundestrainer, die voll den Durchblick haben. Nur weil der FCU gerade eine Schwächephase hat und nicht wie im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt auf einem CL-Platz steht, sondern nur das untere Tabellendrittel anführt, soll der Trainer ausgedient haben? Über solche Kommentare kann man nur schmunzeln und/oder den Kopf schütteln, Santa Claus. Der FCU weiss was er an Fischer hat und wird, wenn von ihm so gewollt, auch noch lange mit diesem Trainer zusammen arbeiten. Fakt!

  3. 30.

    Erneuter Versuch meinen Kommentar von gestern anzubringen, der diesmal hoffentlich "Gnade" finden wird, werte Radaktion.

    Zitat: "Und mir geht der vollkommen irrationale Hass vieler Union-Anhänger einfach ganz gewaltig auf den Geist!"

    Nun, Herr Ostberliner, wenn Sie hier von "irrationalen Hass vieler Union-Anhänger" schreiben meinen zu müssen, sollten Sie sich vllt. mal ins Gedächtnis rufen, was HBSC Anhänger beim ersten BL-Stadtderby 2019 in der AF abgezogen haben - Feuerwerkskörper auf Fans, Spieler und Staff - oder auch, dass diese "Fans" Anfang des Jahres zu Hunderten versucht haben, mit Union Fans besetzte S-Bahnzüge am Ostkreuz zu überfallen, um diese von der Anreise zum Derby im O-Stadion abzuhalten. Das würde ich mal "irrationalen Hass " nennen, aber sicher nicht das, was hier in den Kommentarspalten (nach vorgeschalteter Überprüfung) zu lesen ist.

    https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2023/01/fussball-bundesliga-hertha-bsc-union-berlin-fans-ostkreuz-polizei.html

  4. 29.

    @Walter,
    schade, dass Sie nur reflexartig reagieren, statt das Gelesene zu verstehen.
    Und was nun, ich hasse Hertha und nun auch Union?
    Versuchen Sie es einfach noch einmal, vielleicht verstehen Sie meinen Kommentar zu diesem Artikel.
    Allein, mir fehlt der Glaube.

  5. 28.

    ... glauben Sie wirklich, dass ihre Kommentare einen Union-Fan interessieren ?!?

    ... dass Sie Hertha hassen, wissen wir zur genüge. Aber verschonen Sie doch bitte Union damit !!!
    Auch wäre es erfreulich zu erfahren, was denn dieser BCC777 eigentlich ist - bcc777 hex Color wird wohl kaum gemeint sein, oder

  6. 27.

    Ja, Hertha BSC, bzw. Investor Hort Windei ist mit seinem Vorhaben gescheitert. Das ist doch mal ein Zeugnis und Paradebeispiel guter Fan-Kultur incl. dem obligatorischen Nachtreten !

  7. 26.

    Wieder hat der Literat die Kurve zum "Stadtrevalen" gekriegt, aber glauben Sie wirklich, dass das hier einen interessiert, was der charakterlose Jojo sagt, der zweimal vom Hof gejagt wurde, und wieder angekrochen kam?
    Hat dessen Verein nicht genug mit der Affäre um den brutalen Schläger zu tun?
    Es ist schmerzlich, wie und was derzeit bei Union passiert. Aber, im Gegensatz zu diesen BCC777-Fans, die ihre Mannschaften aus pfiffen und deren Köpfe forderten. Darum ist Hertha auch kein Stadtrevale, denn soweit sinkt Union und ihre Anhängerschaft nicht. Damit steht Hertha in Berlin allein.

  8. 25.

    Aber natürlich habe ich Ihre "Frage" beantwortet!
    Eine "Frage", die
    1. eine vollkommen unnötige Provokation ist - es geht hier nicht um Hertha BSC
    2. nichts mit meiner ursprünglichen Bemerkung zu tun hatte - es geht hier nicht um Hertha BSC!

    Ich zitiere mich aber trotzdem gerne selbst:
    >> Sie werden keine Hertha-Fans finden, die mit den Ergebnissen der letzten Jahre und dem Verbrennen von 380 Millionen Euro zufrieden sind <<

    Und falls Ihnen das als Antwort auf die "Frage" nicht genügt, hier noch die Sekundärliteratur:
    Ja, Hertha BSC, bzw. Investor Hort Windei ist mit seinem Vorhaben gescheitert.

    Zufrieden?

  9. 24.

    Sie haben meine Frage leider nicht beantwortet, sondern sind gleich mehrmals weitläufig abgeschweift. Ich wollte nicht wissen, wer zufrieden ist und wer nicht. Es wird sicherlich Hertha-Fans geben, die mit dem Ergebnis aus irgendwelchen Gründen zufrieden sind. Wahrscheinlich auch jede Menge andere ?

  10. 22.

    Ich habe mich jetzt noch älter gemacht, als ich bin... es sind nicht mehr als 30, sondern nur fast 30 Jahre, seit ich nicht mehr zu Hertha Spielen gehe.

  11. 21.

    Im Übrigen ist Ihre "Antwort" auf meine Post eigentlich keine, denn sie hat nichts mit ihm zu tun!
    "whataboutism" ist fast immer ein Zeichen dafür, dass Diskutanten keine Argumente haben.
    Und ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und behaupte, Sie werden keine Hertha-Fans finden, die mit den Ergebnissen der letzten Jahre und dem Verbrennen von 380 Millionen Euro zufrieden sind - ganz egal, welche Farbe die Brille hat. Aber das ist nur eine Vermutung, fragen kann ich die aktuellen Anhänger nicht, denn ich kenne keine mehr persönlich.

  12. 20.

    Sie sind ein schönes Beispiel, für die Projektion vieler Union-Anhanger in diesem Forum.
    Sie projezieren Ihren Hass auf Hertha BSC: "Ich bin Union-Fan und hasse Hertha BSC, also m u s s jeder, der sich kritisch zu Union-Fans äußert ein Hertha-Fan sein."

    Ich fasse den tatsächlichen Gesprächsverlauf noch Mal kurz zusammen:
    Steffen schreibt, der Trainer habe fast Unmögliches geschafft und wünscht ihm Erfolg zurück
    Jasinowsky "antwortet" darauf, indem er irgend etwas über Herthas Vergangenheit schreibt - was im Übrigen nichts mit der Äußerung von Steffen zu tun hat
    Coriolan antwortet darauf und fragt, warum Steffens Kommentar zynisch sein soll
    Sie antworten darauf, dass Steffen es zynisch gemeint haben k ö n n t e und dass es vergiftete Formulierungen gäbe, nur um im nächsten Halbsatz vollkommen unprovoziert Gift zu versprühen
    darauf habe ich mit meiner Antwort hingewieden
    Und nun bin ich auf einmal Hertha-Fan mit rosaroter Brille.

  13. 19.

    Ich habe mich hier schon oft geäußert, in der Tat oft kritisch zu Union-Fans (nie zum Verein). Aber zeigen Sie mir einen Kommentar, aus dem Sie erkenen, welche Farbe meine Brille hat, oder dass ich Hertha BSC Fan bin. Viel Spaß beim Suchen! Ich schicke vorweg, dass es mich wundern würde, wenn Sie etwas finden, denn mit der aktiven Fan-Szene von Hertha BSC habe ich seit mehr als 30 Jahren nichts mehr zu tun. Mein Fan-Block wird immer "Block O" sein. Das war die Zeit, als "wir zusammen hielten, wie der Wind und das Meer...". Wer schon länger dabei ist weiß, was ich meine. ;)

    Ich bin in erster Linie Berliner, nicht nur Ost-. Und mir geht der vollkommen irrationale Hass vieler Union-Anhänger einfach ganz gewaltig auf den Geist!

  14. 18.

    Ist Hertha BSC nun als BCC grandios gescheitert und hat für den Abstieg 380 Millionen gebraucht, oder nicht ? Vielleicht brauche ich auch eine rosarote Brille ? Könnte ja sein !

  15. 17.

    „ Gruppentaktisch gehörte die Mannschaft zu den besten in Europa“

    Erstens etwas hochtrabend. Europa ist groß. Zweites, was isr gruppentaktisch?

  16. 16.

    Die Union Spieler müssen zurück auf den Teppich. Wenn man jetzt gegen Real spielt bedeutet es nicht, dass man Weltklasse ist.

  17. 15.

    Nein, sind sie nicht. Kommt endlich mal raus aus den gegenseitigen Anfeindungen. Mir als UmlandBerliner und HerthaFan tut es weh, was Union jetzt durchmachen muss. Ich wünsche Union viel Erfolg!

  18. 14.

    Ich kann in der Äußerung von Steffen keine Zweideutigkeit erkennen, dafür lese ich bei Ihnen etwas von
    >> grandios gescheiterten Losern <<
    und frage mich - wieder einmal - aus welcher Ecke
    >> vergiftete Formulierungen <<
    kommen...!

  19. 13.

    Vielleicht zynisch ? Könnte durchaus sein ? Es gibt auch vergiftete Formulierungen, gerade wenn sie aus der Ecke von grandios gescheiterten Losern kommen, die sich an der negativ Serie des ehemaligen, aber erfolgreicheren Konkurrenten erfreuen und ergötzen. Die Sticheleien, wie erst jüngst im Olympiastadion zu sehen war, gehen ja munter weiter,

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