Eishockey - Banner mit "Todeslager"-Schriftzug bei Eisbären-Spiel in Polen gezeigt

So 08.09.24 | 16:05 Uhr
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Die Eisbären Berlin (in weiß) zu Gast in Oswiecim (PAP/Michal Meissner)
Bild: PAP/Michal Meissner

Beim Champions-League-Spiel der Eisbären Berlin im polnischen Oswiecim wurden Mannschaft und Anhänger des Berliner Eishockey-Teams auf den Rängen mit großen Bannern empfangen, auf denen "Welcome to the city of your biggest crime", also "Willkommen in der Stadt eures größten Verbrechens" sowie "German Death Camps", "Deutsche Todeslager", zu lesen waren. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Oswiecim ist der polnische Name der Stadt Auschwitz und damit der Ort des größten Konzentrationslagers zu Zeiten des Nationalsozialismus. Die Gedenkstätte ist nur wenige Kilometer von der Eishalle entfernt. Dieser hatte das Team der Eisbären Berlin am Freitag, also einen Tag vor dem Spiel, auch einen Besuch abgestattet.

Deutsche Hymne mit Techno-Beats unterlegt

Nach dem Spiel bei Unia Oswiecim haben sich die polnischen Gastgeber und die Veranstalter der Champions Hockey League beim deutschen Eishockey-Meister für die Banner entschuldigt. "Diese Entschuldigung haben wir angenommen", teilte ein Sprecher der Eisbären der Deutschen Presse-Agentur (DPA) auf Anfrage mit.

Die Banner waren dabei nicht der einzige Aufreger. So hatte schon das Abspielen der Nationalhymnen vor Beginn des Spiels für Irritationen gesorgt. Der deutschen Hymne wurden dabei Techno-Beats untergemischt.

Die Eisbären-Spieler, mit denen der Club darüber gesprochen habe, haben das Banner nach Angaben des Vereins nicht wahrgenommen, weil sie sich auf das Spiel fokussiert hätten.

Auf dem Eis und im Nachgang der Partie, die die Eisbären mit 4:1 gewannen, kam es zu keinen weiteren Vorkommnissen.

Sendung: rbb24, 08.09.2024, 18 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Es tut mir nach wie vor leid für die erlittenen Traumata Polens, und hoffe für kommende Generationen, auf ein Leben in Frieden ohne Grausamkeit.

  2. 8.

    Ja, wir müssen zur Schuld des deutschen Volkes stehen und nichts darf in Vergessenheit geraten oder verdrängt werden. Ich bin als Deutscher sehr froh, dass wir die letzten fast 80 Jahre offen und ungefiltert unsere deutsche Geschichte realistisch angenommen haben. Unseren Freunden in Polen, besonders denen in der PIS möchte ich zurufen: Macht es genauso! Auch in Polen gab es Rassisten und Antisemiten und Kollaboration. Das soll nicht der Relativierung deutscher Verbrechen dienen. Aber jeder darf sich bei diesem schlimmen Thema auch an die eigene Nase fassen.

  3. 6.

    von Erinnerungskultur kann wohl keine Rede sein. Tatsächlich gehört weder das Zeigen von Bannern bei einem Sportereignis dazu(immerhin waren ja die Deutschen wohl geladene Gäste),noch steht es mit der polnischen Erinnerungskultur zum Besten, wenn zum Jahrestag der Lagerbefreiung die Enkel der Befreier gar nicht eingeladen werden.
    Geschichtspolitik, die das Gedenken an die Opfer und ihre Befreiung kurzfristigen Zielen opfert, halte ich für sehr problematisch.

  4. 5.

    Warum wurde das Spiel von der Deutschen Mannschaft überhaupt angefangen. Stell sich mal jemand vor, es wäre die polnische Nationalhymne verunstaltet worden.
    Ich plädiere in solchen Fällen zum sofortigen Spielabbruch. Das Banner ist auch keine Erinnerungskultur da die Spieler nicht dabei waren.

  5. 4.

    Auch ich kann nichts dafür.Auch meine Kinder und vielleicht Enkelkinder können nichts dafür. Warum unsere Generationen sich immer wieder entschuldigen müssen für diese Verbrechen von damas, kann ich nicht verstehen. Aber ich finde sehr wichtig, das nicht zu vergessen. Sich die Gedenkstätten anzusehen und sich darüber im Klaren zu sein, wie das damals war. Ähnlich ist es auch mit anderen Gedenkstätten in anderem Zusammenhang (9/11 Memorial z.B.) Zu vergessen oder zu verharmlosen wäre schlimm.

  6. 3.

    Erinnerungskultur ist ja berechtigt, aber bei einem Sportereignis doch völlig fehl. Die Sportler aus DE können schließlich nichts dafür.

  7. 2.

    "Oswiecim ist der polnische Name der Stadt Auschwitz und damit der Ort des größten Vernichtungslagers zu Zeiten des Nationalsozialismus."

    Äh, nein. Das Vernichtungslager war in Brzezinka, das liegt nicht in der Stadt Oswiecim (!sic, die Kommentar-Software erlaubt leider nicht, das korrekt zu schreiben, und nein, Miasto und Gminia sind nicht deckungsgleich).

    "Die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau ist nur wenige Kilometer von der Eishalle entfernt."

    Es gibt zwei Gedenkstätten: Die des Stammlagers Auschwitz I (ein ehemaliges Kasernengelände), die liegt tatsächlich in Oswiecim, und die (weitaus größere) Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz II in Brzezinka.

    Ein Besuch ist jedenfalls gerade in der heutigen Zeit durchaus anzuraten, die in verschiedenen Sprachen buchbaren Führungen gehen (inklusive Busverbindung) durch beide Lager, 4 bis 5 Stunden Zeit sollte man dafür schon mitbringen.

  8. 1.

    Erinnerung schadet heute nicht, in diesen Zeiten.

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