Fragen und Antworten - Wie Union-Mitglieder mit der "Alte-Försterei-Aktie" einen Teil des Stadions besitzen können

Di 10.12.24 | 16:18 Uhr
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Unions ehemaliger Kapitän Torsten Mattuschka mit der neuen "Alte-Försterei-Aktie" (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)
Audio: rbb24 | 10.12.2024 | Tabea Kunze | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Vereinsmitglieder des 1. FC Union können sich seit Dienstag Anteile am Stadion An der Alten Försterei sichern. Der Verein erhofft sich Einnahmen in Millionenhöhe, die in den Stadionumbau fließen sollen. Fragen und Antworten zur "Alte-Försterei-Aktie".

Warum verkauft der 1. FC Union Stadion-Aktien?

Auf der Jahreshauptversammlung seiner Stadionbetriebs-AG teilte der 1. FC Union Berlin im November mit, durch die Kapitalerhöhung mithilfe der Aktien bis zu 60 Millionen Euro einnehmen zu wollen. "Das ist der maximal mögliche Erlös", ordnet Pressesprecher Christian Arbeit im Gespräch mit Radioeins vom rbb ein.

Das Geld solle in die geplanten Baumaßnahmen des Vereins fließen, insbesondere in das Stadion An der Alten Försterei, dessen Kapazität bis zum Sommer 2027 erweitert werden soll. "Das Stadion wird auf 40.000 Plätze erweitert und das Bauvolumen beinhaltet natürlich eine Menge Geld. Das Geld wird nicht genommen, um irgendwelche Spieler zu kaufen", stellte Horst Heldt, Unions Geschäftsführer Profifußball, am Dienstag im Rahmen eines sogenannten "Zeichnungs-Frühstücks" klar, zu dem der Verein seine Mitglieder geladen hatte.

Und auch Arbeit betont: "Je besser eine Gesellschaft finanziell ausgestattet ist, je besser ihre Eigenkapital- und Bilanzstruktur ist, desto bessere Bedingungen gibt es für Finanzierungsmaßnahmen. Dafür dient dieses Geld."

Was ist die "Alte-Försterei-Aktie"?

Die Aktie ist "keine frei gehandelte Aktie, sondern eine sogenannte vinkulierte Namensaktie", wie Christian Arbeit klar stellt, "eine Schmuckaktie, die ihren Wert behält, aber nicht an der Börse gehandelt wird." Sie könne also weder an Wert zulegen noch ihn verlieren. "Darum geht es am Ende aber nicht. Es geht darum, dieses Stadion, das seit 1920 besteht und seitdem die Heimat von Union ist, zukunftssicher zu machen, weiterzuentwickeln und für zukünftige Generationen zu erhalten - das ist der größte Wert, den man aus dieser Aktie zieht", so Arbeit.

Schon im Jahr 2011 hatte Union seinen Mitgliedern eine Beteiligung an ihrem Stadion angeboten. Damals hatten mehr als 4.000 Unionerinnen und Unioner mehr als 5.400 Aktien im Wert von 2,72 Millionen Euro gezeichnet und so finanziell zum Ausbau der Haupttribüne beigetragen. Die Alt-Aktionäre konnten bereits ab Ende November für jede bestehende Aktie neun neue kaufen. Seit Dienstagmorgen und noch bis zum 31. Dezember können nun auch alle übrigen Vereinsmitglieder Stadion-Aktien erwerben.

Fans und Mitglieder des 1. FC Union stehen vor dem Stadion Schlange, um "Alte-Försterei-Aktien" zu erwerben. (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)Schlange stehen für die "Alte-Försterei-Aktie": Union-Fans beim "Zeichnungs-Frühstück" am Dienstagmorgen.

Dabei gehe der Wert der Aktien "über einen symbolischen Wert hinaus", sagt Sportökonom Christoph Breuer, der als Professor für Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln tätig ist. Aktionäre werden beispielsweise das Recht bekommen, an der jährlichen Hauptversammlung der Stadionbetriebs-AG teilzunehmen. "Dort werden wichtige Entscheidungen getroffen und mit jeder Aktie, die man hält, hat man eine Stimme", betont auch Union-Präsident Dirk Zingler.

Aber: "Es gibt eine klare Limitation, wie viele Aktien ein Aktionär erwerben kann und vor allem, weil Union Berlin darauf geachtet hat, dass die Aktien sogenannte vinkulierte Namensaktien sind", sagt Breuer. "Das bedeutet: Der Aktionär kann die Aktie nicht einfach weiterverkaufen. Es bedarf immer der Zustimmung durch die Aktiengesellschaft. So kann auch verhindert werden, dass über einen Weiterverkauf auch Nicht-Mitglieder Aktionär werden könnten."

Was kostet eine Aktie und wie viele können von jedem Mitglied erworben werden?

Vereinsangaben zufolge sollen 120.000 Aktien zu je 500 Euro herausgegeben werden. Maximal zehn Aktien können pro Käufer erworben werden. "Das dient dazu, um zu verhindern, dass sich jemand mit sehr viel Geld sehr viel Einfluss kaufen kann", sagt Dirk Zingler, "wir wollen, dass es ein breiter Streubesitz ist und dass die Aktien so vielen Menschen wie möglich gehört."

Es gibt keine Dividenden und die Papiere werden nicht frei handelbar sein.

Wer kann eine Aktie zeichnen?

Aktuell hat Union rund 68.000 Mitglieder. Etwa 60.000 von ihnen sind derzeit zeichnungsberechtigt. Voraussetzung ist eine Vereinsmitgliedschaft, die spätestens bis Ende November abgeschlossen wurde. "Wir sind ein eingetragener Verein. Die Mitgliedschaft ist die wichtigste Form der Zugehörigkeit, die man ausdrücken kann", so Zingler. Zudem können auch Partner und Sponsoren Aktien zeichnen.

Sportökonom Breuer sagt, der Verein habe es gut gemacht: "Man geht vor Weihnachten auf den Markt, fokussiert primär Schmuckaktien, die typischerweise zu einem nur geringen Anteil nochmal zurückgefordert werden. Das ist quasi eine Schenkung für den Verein. Es besteht zwar die Möglichkeit eines Eintauschs, der Fall tritt bei Schmuckaktien aber kaum ein."

Dass nur Mitglieder zeichnen können, sei auch eine gute Strategie. Indirekt könnten dadurch noch weitere Mitglieder dazukommen, da diese Form der Teilhabe den Verein attraktiver mache. Bei ähnlichen Vorhaben in der Zukunft könnten die neu dazugewonnen Mitglieder dann ebenfalls teilhaben. "Insgesamt ist das ein sehr durchdachtes Konzept, das den Besonderheiten eines Profifußball-Klubs gerecht wird", schätzt Breuer ein.

Birgt der Aktienverkauf Risiken?

"Sehr große Risiken sehe ich nicht", sagt Sportökonom Christoph Breuer. "In Anbetracht der doch stark gestiegenen Mitgliederzahl von Union Berlin und in Anbetracht dessen, wie die ganze Maßnahme auch marketingtechnisch an den Start geht, bin ich optimistisch, dass die finanziellen Ziele zu großen Teilen erreicht werden."

Dabei hätten die "Eisernen" einen sehr interessanten Weg gefunden. "Weil man sich nicht nur Kapital beschafft, sondern gleichzeitig darauf achtet, dass Mitbestimmung, Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht beeinträchtigt werden, vielleicht sogar noch gefördert werden", so Breuer.

Offen sei dagegen eine Frage, die Ökonom Breuer zufolge noch nicht klar vom 1. FC Union beantwortet wurde: Nämlich "wie der Verein, der momentan 55 Prozent der Anteile an der Stadion-AG hält und somit Mehrheitsaktionär ist, diesen Status halten will", sagt Breuer.

"Die Logik ist klar: Man will die Aktionärsstruktur beibehalten und nun bekommt jedes Mitglied die Möglichkeit, bis zu zehn Aktien zu erwerben. Das bedeutet aber auch, dass der e.V. pro gezeichneter Aktie ebenfalls eine neue Aktie erwerben muss, damit es bei den bisherigen Anteilsverhältnissen bleibt. Die Frage ist: Wie macht man das als Verein mit klammen Taschen?"

Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 10.12.2024, 14:40 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Meines Wissens wurde das NLZ aus Eigenmittel und FÖRDERGELDER ,von Bund und Senat, finanziert.Fördergelder sind übrigens dazu da.Das Gelände der AF wurde für schlappe 2.Mio gekauft.Also meines Erachtens alles gut.Und die Aktienaktion kurz vor Weihnachten durchzuführen, clever gemacht.Schönes Weihnachtsgeschenk. Zu den Hertha Millionen ( Corona 7Mio+ 2.Mal Stundung Miete 5,8Mio) sage ich nichts. Hat zwar ein Geschmäckle,geht mir aber nichts an.

  2. 27.

    Zitat: "...kann man bei Union genau so sagen. Die lassen sich ja auch das NLZ vom Steuerzahler zahlen und die AF für einen symbolischen Euro übergeben."

    Beides falsch, denn das NLZ, das übrigens auch der Nutzung für bspw. Kita- und Seniorensport zur Verfügung steht, wurde zu 55% aus Eigenmitteln finanziert. Und das Stadiongelände, das von 2008 an im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags mit einem Pachtzins an die Stadt Berlin unterlegt war, wurde in 2022 zum Verkehrswert erworben.

  3. 26.

    BEIDE Vereine sind schon ordentlich vom Steuerzahler unterstützt worden, wie auch andere Firmen und Unternehmen. Da braucht keiner mit dem Finger auf den Anderen zu zeigen. Da hängen auch überall Arbeitsplätze dran ( und ich meine da nicht die gut bezahlten Profis).

  4. 25.

    Das Hertha vom Steuerzahler 7 Millionen Corona Hilfe geschenkt bekommen hat, lässt du einfach weg ?
    Oder das Hertha seine Miete vom Senat gestundet bekommt. Aus welchen Bereichen in Berlin wird deswegen eigentlich diese mit Sicherheit bereits eingeplante Miete entsprechend gekürzt ?

  5. 24.

    Die eine Anhängerschaft investiert halt für den Erhalt und Ausbau des einhundertjährigen Standort mit Schweiß und Knete und manch andere Anhängerschaft schafft es nicht mal zum 130'igsten Geburtstag den Gründungsdämpfer fertig zu restaurieren.
    So weit nix neues. ;)

  6. 23.

    In der Vereinshyme des 1.FC Union Berlins heißt es unter anderem auch Osten und Westen – unser Berlin. Gemeinsam für Eisern Union.

  7. 22.

    Ein reiner Union-Artikel, und mal wieder geht es in den Kommentaren um die Hertha. Welcher wohl der interessantere Verein ist? ;)
    Meine Meinung zum Artikel: Gute Umsetzung von Union, um ihr Ziel, an Geld zu kommen, zu erreichen. Von Unionern ist man es gewohnt, dass sie quasi "blind" dem Verein vertrauen. Bei anderen Vereinen wäre da vielleicht mehr misstrauen oder auch Beschwerden, dass eine einzelne Aktie bereits 500€ kostet und so nicht von jedem zu bezahlen ist (Verein des kleinen Mannes...).
    Zu den Kommentaren hier zu Hertha: wieder einmal faktenloses Rumgeschwurbel, dass ein Hertha-Stadion steuerfinanziert werden soll. Soll es nicht. Das ist Fakt, auch wenn man es immer wieder falsch wiederholt. Auch der Hinweis, dass sowas erst kurz vor knapp kommuniziert wird: kann man bei Union genau so sagen. Die lassen sich ja auch das NLZ vom Steuerzahler zahlen und die AF für einen symbolischen Euro übergeben. Hertha hingegen musste die Plumpe damals verkaufen.

  8. 21.

    Zu erst ein mal wurde hinter den Satz ein Fragezeichen gesetzt.
    Dass der Verein Hertha BSC hoch verschuldet ist, Jahr für Jahr um seine Spiellizenz bangt und sich von Stundung zu Stundung hangelt, ist wohl allgemein bekannt, darum ist doch der Weg, den der 1.Ligist 1. FC Union Berlin geht, vielleicht auch ein Weg der Finanzierung eines neuen Stadions der Hertha. Ungeachtet, dass da vielleicht der Gerichtsvollzieher kommen könnte.

  9. 20.

    ... Meinen Sie auch IHREN Kommentar von 09:36 ...

    mit "alternative Fakten"

  10. 19.

    keine Ahnung was ich aus dem Geschreibsel lesen sollte... aber bei so griffigen Argumenten gebe ich mich geschlagen ;-)

  11. 18.

    Wo klingt die Vereinshyme anders?Etwa,"wer lässt sich nicht vom Westen kaufen..."Aber die Aktien kaufen wir doch,unser Geld.Das hat nichts mit West und Ost zutun,geschweige denn,von Fremdkapital.Und über D.Z. zu urteilen, naja.Ich wäre auch nicht,damals,dort hingegangen. Aber es ist vorbei. Und ihnen geht's um ganz was anderes.Der Herr heißt übrigens Zingler.Bis Sonnabend in der AF. U.N.V.E.U.

  12. 17.

    Und wie das in der so erfolgreichen Geschichte geendet ist, wissen die Geschichtsbücher. Also hat’s am Ende der Steuerzahler bezahlt ….

  13. 16.

    Was man so alles als "Fakt" verkaufen will ;-)
    Dein "Fakt" gehört wohl in die Kategorie "Alternative Fakten"

  14. 15.

    "NUR finde ich nirgends etwas Offizielles dazu. "
    Solch unangenehme, unpopuläre Nachrichten werden doch immer erst kurz vor Schluss kommuniziert, kennen wir doch ;-)
    Und da die noch nicht mal wissen, wo sie bauen können, ist es noch zu früh für eine offizielle Publikation. Dumm nur, dass inzwischen viele Menschen wissen, wie ausgeprägt der Klüngel zwischen GmbH&Co.KGaA und Senat ist.

  15. 14.

    Zitat: !Dann doch lieber ein Stadionbau auf Kosten der Allgmeinheit, der Steuerzahler?"
    ... ich dachte es geht hier um die "Alte Försterei" ?!? Was haben andere Fußballvereine damit zu tun ???

    In den Kommentaren hier beim rbb wird immer wieder geschrieben, dass der Steuerzahler das geplante Stadion bezahlen soll - NUR finde ich nirgends etwas Offizielles dazu.
    BITTE einen Link dazu - vom Senat, Hertha oder Abgeordnetenhaus - - - ABER NICHT wieder: haben doch sowieso kein Geld um das Stadion bauen zu können

  16. 13.

    Das kann und will ich nicht bewerten. Es geht mir nur um den Fakt, daß hier etwas verkauft wird, was vielleicht gar nicht gebaut wird.

  17. 12.

    Genau, wir kennen uns mit Volkseigentum aus und leben nicht von Alimenten der Steuerzahler oder sind vom Goodwill der Politik abhängig. ;-)

  18. 11.

    "Da verkauft der Guru Zingler also Aktien von etwas, was vielleicht gar nicht gebaut wird. "
    Da sieht man mal wieder, wie schwierig das mit dem sinnerfassenden Lesen ist ;-)

    Aktien werden an der Stadionbetriebs-AG verkauft, nicht an einem neuen Stadion oder dem Ausbau eines bestehenden Stadions. Insofern dürfe es für die meisten der jetzt zeichnenden Mitglieder wumpe sein, ob sie Miteigentümer eines neuen oder alten Wohnzimmers werden. Wir haben ein eigenes Stadion und werden über dies auch in Zukunft selbst bestimmen.
    Eisern

  19. 10.

    Ich werde drei Aktien zeichnen - ein wunderbares Weihnachgeschenk.
    So sind die Ostler.
    Trauen dem "Guru Zingler" ihr schwer verdientes Geld an.
    Dann doch lieber ein Stadionbau auf Kosten der Allgmeinheit, der Steuerzahler?
    Oder, Sven?
    Wie dieser 2.Liga Verein?

  20. 9.

    Aktien und Kapital im VEB Köpenick. Der Text der Vereinshymne klingt nach anderem. Da weht die Fahne mal schnell in die andere Richtung, wie beim Genossen Ziegler. Wo hat der nochmal gedient?! Schlimm ……

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