Darts-Profi aus Berlin - Die extreme WM des Ricardo Pietreczko

Zwischen Weltklasse und Chancenlosigkeit: Darts-Profi Ricardo Pietreczko aus Berlin begeisterte die deutschen Fans und scheiterte dann spektakulär im Achtelfinale der Weltmeisterschaft. Jetzt steht ein wichtiges Karrierejahr an.Von Mats Nickelsen
Den letzten Gang im Alexandra Palace hätte Ricardo Pietreczko sich ersparen können. Nur die Sieger müssen zur Pressekonferenz im prachtvollen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Viele Verlierer lassen die Reporter stehen, tief enttäuscht ohne große Lust die Niederlage zu erklären.
Darts-Profi Pietreczko aber gab am Montag in London nach seinem Achtelfinal-Aus einen Einblick in die Gedankenwelt eines Mentalsportlers. "Heute war einfach nicht mein Tag. Das habe ich schon beim Aufstehen gemerkt", so der gebürtige Berliner nach der unerklärlichen 0:4-Pleite gegen den Engländer Nathan Aspinall. Pietreczko, der sich selbst als tagesformabhängigen Spieler bezeichnet, verzichtete auf tiefgehende Analysen. Es sollte nicht sein, abhaken.
Vor der Profi-Karriere: Kellner, Postbote und Maler
Das sarkastische Lachen zum Spielende auf der Bühne und das Bejubeln einer wertlosen, weil viel zu seltenen hohen Aufnahme wirkten deplatziert, so aber geht Pietreczko nun mal mit Rückschlägen um.
Bisher stimmt die persönliche Gesamtbilanz der jungen Profikarriere. Die vergangenen beiden Jahre brachten insgesamt fast 300.000 Euro Preisgeld ein, nach dieser WM kamen weitere 40.000 Euro dazu - viel Geld für den 30-Jährigen, der vor der Profikarriere als Kellner, Postbote und Maler arbeitete und nach der WM die deutsche Nummer zwei nach dem Brandenburger Martin Schindler sein wird.
Kontrahent Aspinall: "Ein odd character"
Pietreczko hat sich längst großen Respekt in der Darts-Welt erarbeitet. Sein Achtelfinalgegner Aspinall bezeichnete den Deutschen als "great darts player", schob dann aber noch eine interessante Bemerkung über den "odd character" des Deutschen hinterher, was frei übersetzt so viel heißt wie: ein seltsamer Typ.
"Ich weiß kaum etwas über ihn. Er ist sehr zurückhaltend, spricht wenig und ist immer mit seiner Freundin unterwegs", so Aspinall. Pietreczko nahm diese Charakterisierung locker zur Kenntnis und erklärt seine Zurückhaltung gegenüber den englischen Profis unter anderem mit der Sprachbarriere.
Wie Aspinall richtig feststellte, ist Freundin Lena die wichtigste Bezugsperson. Für sie ist Pietreczko, der in Berlin geboren wurde, aus Nürnberg nach Hannover gezogen. "Wenn sie im Begleitblock sitzt, guck ich von der Bühne immer runter zu ihr. In schwierigen Momenten gibt sie mir die Kraft weiterzuspielen", so der Darts-Profi.
Die Sehnsucht nach dem deutschen Topstar
Pietreczko schaffte es als erst zweiter Deutscher nach Gabriel Clemens ins WM-Achtelfinale. "Als letzter Deutscher im Turnier im Fokus der Medien zu stehen, war nicht einfach - auch wenn es viel Zuspruch aus den sozialen Medien gab", erklärt Pietreczko.
In der Breite ist das deutsche Darts besser aufgestellt als vor ein paar Jahren, die Lücke zur absoluten Weltklasse ist aber nicht wegzudiskutieren. Noch fehlt der deutsche Topstar, der regelmäßig Turniere gewinnt und für den die Fans auch außerhalb der WM-Wochen regelmäßig in die Hallen kommen. Für die Profiorganisation PDC, die das WM-Turnier und die Profitour veranstaltet, ist der deutsche Markt der zweitwichtigste.
Ein Profiturnier hat Pietreczko gewonnen, Ende 2023 in Hildesheim. Die Phase nach der WM ist eine wichtige für die weitere Karriere, die Popularität ist gestiegen. Beim Management vertraut der Mentalsportler vor allem seiner Familie - Anfragen von Sponsoren, Organisatoren von Showturnieren und von Medienvertretern gilt es zu koordinieren.
Herausforderung: Fokus behalten
Dabei kommt im Idealfall zusätzliches Geld in die Kasse ohne dabei den Fokus aufs Wesentliche zu verlieren. Gabriel Clemens, der es 2023 sensationell ins WM-Halbfinale schaffte, konnte danach keine weiteren großen Erfolge liefern und gab zu, in den Monaten nach der WM das Training vernachlässigt zu haben.
2025 muss Ricardo Pietreczko zeigen, wie er mit dieser extremen WM-Erfahrung zwischen Weltklasse und Chancenlosigkeit umgeht. In London verwies er auf seine positive Bilanz. Bei der ersten WM-Teilnahme ging es in die dritte Runde, bei der zweiten ins Achtelfinale. "Wenn die Entwicklung so weitergeht, haben wir in vier Jahren einen deutschen Weltmeister", erklärte Pietreczko und lachte dabei - auch wenn das Lachen an diesem Tag in London ein wenig deplatziert wirkte.
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