Aus nach über 150 Jahren - Drehgestellhersteller Transtec schließt Betrieb in Vetschau

Fr 30.06.23 | 12:34 Uhr
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Ein Mitarbeiter kontrolliert in der Endmontage ein fertiges Drehgestell (Foto: dpa/Settnik)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.06.2023 | Daniel Friedrich | Bild: dpa

Der Drehgestellhersteller Transtec F&E Vetschau GmbH (Oberspreewald-Lausitz) hat am Freitag die Produktion eingestellt. Das Unternehmen ist insolvent. Es schließt nach über 150 Jahren Firmengeschichte. 72 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

In Vetschau wurden aus rohen Stahlblechen Drehgestelle und andere Teile für Züge produziert. Die Drehgestelle sind unter anderem in den roten Doppelstockzügen der Bahn, in der Berliner S-Bahn und in indischen U-Bahnen verbaut.

Zwei Mitarbeiter posieren neben einem symbolischen Sarg mit den Jahreszahlen 1867 - 2023 (Foto: rbb/Friedrich)
Die Mitarbeiter Marcel Richter und Wolfgang Richter posieren vor einem symbolischen Sarg | Bild: rbb/Friedrich

Wechselhafte Geschichte

Bei dem Unternehmen kriselte es schon länger. Laut der Geschäftsführung gab es Probleme mit Lieferketten, auch die gestiegenen Stahl- und Strompreise hätten der Firma zu schaffen gemacht. Bis zuletzt gab es Hoffnung, dass sich noch Investoren finden.

Das Aus stand fest, nachdem zwei Investoren kurzfristig abgesprungen sind, sagte Betriebsratsmitglied Marcel Richter dem rbb. Er und die anderen Mitarbeiter hatten die Nachricht über das Betriebsende Mitte Mai bekommen. "Da wurde uns auf der Belegschaftsversammlung mitgeteilt, dass der Investorenprozess gescheitert ist und somit eine Fortführung des Unternehmens nicht möglich ist."

Das Unternehmen wurde 1867 gegründet, es entstand eine Fabrik am Rand von Vetschau. Jahrelang wurde Stahl verarbeitet. Zunächst wurden Landmaschinen produziert, später unter anderem auch Flugzeugteile und seit 1970 ausschließlich Drehgestelle für Eisenbahnen.

Wie es für das 55.000 Quadratmeter große Werksgelände weitergeht, ist unklar. Bis Ende 2023 kümmern sich noch drei Mitarbeiter um die Abwicklung.

Mit Informationen von Daniel Friedrich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.06.2023, 11:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Es wird nicht lange dauern und der erste Investor wird auf der Matte stehen und nicht etwa für Insolenzmasse noch was hinlegen, sondern genügend bekommen. Der Deckmantel der Neuansiedlung und des Schaffens von Arbeitsplätzen wird das schon richten.

    Kann mir jemand die Frage beantworten, wo die Drehgestelle jetzt herkommen und zu welchem Preis und wie hoch dieser bei denen aus Vetschau war?

    Nach dem Aus des Waggonbau in Sachsen-Anhalt scheint es ja bald nix mehr im Lande zu geben, was die Materialien für die SIS aufrecht halten kann...

  2. 10.

    Sie vergessen, dass die Produktivkosten in Deutschland schon jetzt viel zu hoch sind

    Weltweit werden selbst Spezialprodukte deutlich günstiger produziert als in Deutschland.

    Schon komisch, dass viele deutsche Arbeitnehmer selbst an dem Ast sägen auf dem sie sitzen

  3. 9.

    Die Grünen haben die Strompreise in den letzten 2 Jahren nicht so hoch getrieben. Das waren nimmersatte Energiehändler und der Ukrainekrieg. An beiden sind die Grünen nicht Schuld. Die Schuldzuweisung an die Grünen ist nur dummes Gequatsche, als ob man der Piratenpartei die Schuld an der Flüchtlingskrise gibt. Wer produziert nun die Drehgestelle? Ohne Drehgestelle kann kein Schienenfahrzeug fahren (außer Wagen mit Einzelachsen). @1-7 stimme ich zu.

  4. 8.

    Danke an der tollen Ampel-Regierung, die wieder mal eine Firma in den Ruin getrieben hat. Wenn man liest, vor allem hohe Stromkosten haben zur Insolvenz geführt, braucht man nicht mehr weiterlesen. Die grüne Deindustrialisierung schreitet voran und andere Länder freuen sich, dass Deutschland auf dem absteigenden Ast ist. Wann tritt diese Bundesregierung, vor allem die Grünen endlich zurück? Die haben schon genug kaputt gemacht.

  5. 7.

    Warum ist das für die Belegschaft bedauerlich ?
    Fachkräftrmangel !
    Neue Jobs, mehr Lohn !
    Alles wird besser !

  6. 6.

    >“ Danke liebe Regierung !“
    In diesem Fall speziell hat das nur bedingt was mit der Regierung zu tun, sondern mehr mit dem Markt für Bahntechnik. Ein Billigproduzentenland kann Deutschland nicht sein, als dass alle solche Spezialprodukte in Handarbeit hier günstiger als in Tschechien oder weiter weg produziert werden.

  7. 5.

    Kann ich nur zustimmen. Sehr traurig für die Belegschaft, deren Angehörige und für die gesamte Region. Wird das bezeichnend für die Zukunft?

  8. 4.

    55000 m2 bekommt die Wirtschaftsförderung schon weg. Die können sich angeblich nicht vor Anrufen mit gaaanz konkreten Anfragen retten. Wurde hier berichtet und so gedeutet das es jetzt so richtig losgeht.

    P.S. Wenn Milliarden zu verteilen sind ruft der eine oder andere „Cargolifter“ mal an und fragt nach was zu bekommen ist.

  9. 3.

    Na aber wenn ich unseren Bundeswirtschaftsminister richtig verstanden habe sind sie doch nicht Insolvent wenn sie nichts produzieren ?

    Ironie Ende

    Es ist ein Armutszeugnis für dieses Land das hier alles zu Bruch geht ! Danke liebe Regierung !

  10. 2.

    55000 m2 bekommt die Wirtschaftsförderung schon weg. Die können sich angeblich nicht vor Anrufen mit gaaanz konkreten Anfragen retten. Wurde hier berichtet und so gedeutet das es jetzt so richtig losgeht.

    P.S. Wenn Milliarden zu verteilen sind ruft der eine oder andere „Cargolifter“ mal an und fragt nach was zu bekommen ist.

  11. 1.

    Wieder ein Stück weniger produzierende, wertschöpfende Industrie in karger Gegend. Äußerst bedauerlich.

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