Drei Mal pro Woche - Privatunternehmen will ab Mai Nachtzüge von Berlin nach Brüssel anbieten

Mi 28.12.22 | 20:40 Uhr
  28
Ein Zugbegleiter steht an einer geöffneten Zugtür im Bahnhof Brüssel-Süd, Archivbild (Quelle: Belga/Thierry Roge)
Bild: Belga/Thierry Roge

Das junge belgisch-niederländische Bahnunternehmen European Sleeper will ab Mai einen Nachtzug zwischen Berlin und Brüssel anbieten. Die Fahrt ab dem Berliner Hauptbahnhof werde sonntags, dienstags und donnerstags stattfinden und etwa zehneinhalb Stunden dauern, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Die erste Verbindung sei für den 25. Mai geplant, der Ticketverkauf solle bereits am 20. Februar beginnen. Das Unternehmen hatte eigentlich schon 2021 dieses Angebot einführen wollen.

Auf dem Weg nach Brüssel sind außer Hannover weitere Halte unter anderem in Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und Antwerpen vorgesehen. Sitzplätze sollen ab 49 Euro zu haben sein, eine Liege im Sechserabteil ab 79 Euro. Mit Reservierung für 24 Euro würden auch Fahrräder mitgenommen.

Auf der Suche nach Wagen

European Sleeper wurde nach eigenen Angaben 2021 gegründet. Die Route Berlin-Brüssel ist laut Homepage die erste Strecke des Unternehmens. Für den Jahreswechsel 2023/2024 wurde eine Verlängerung über Dresden bis Prag angekündigt - ein Start in Prag war demnach der Ursprungsplan.

Wo European Sleeper die Wagen für den Mai 2023 mietet, wurde bisher nicht bekannt. "Wir sind noch mit mehreren Unternehmen im Gespräch, um zusätzliche Wagen zu bekommen", zitierte die "Berliner Zeitung" Mitgründer Chris Engelsman. Demnach sei auch noch unklar, wer die Lok und das Fahrpersonal stellt.

Studie sieht große Potentiale für Berlin

Nachtzüge erleben in Europa aktuell eine Renaissance. Noch im Dezember 2016 hatte die Deutsche Bahn ihre letzten Nachtzüge abgeschafft. Aktuell baut das Unternehmen wieder Verbindungen auf. Andere europäische Bahnunternehmen - staatliche wie private - haben in den vergangenen Monaten ebenfalls angekündigt, Taktungen zu verdichten oder neue Strecken bedienen zu wollen. Von Berlin nach Zürich beispielsweise fährt ein Nachtzug der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB), von Hamburg via Berlin in die Alpen ein Nachtzug des Privatanbieters "train4you".

Berlin könnte von dem Comeback der Nachtzüge besonders profitieren. Die deutsche Hauptstadt könnte zum internationalen Drehkreuz für Nachtzüge in Europa werden, befanden die Autoren einer Verkehrsstudie im vergangenen Winter.

Sendung: rbb24 Abendschau, 28.12.2022, 19.30 Uhr

28 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 28.

    ""Ohje, enge Abteile, unbequeme liegen, viel zu lange Reisezeiten. Da setze ich mich lieber in den Flieger"
    Klar, Fliegen ist ja auch total entspanntes Reisen, so mit stundenlangem Vorlauf und dann in der Sardinenbüchse... :-))"

  2. 27.

    Schön, was Sie so alles gefunden haben. Nur - Google Kenntnisse reichen nicht aus.

    Ein privates Eisenbahnverkehrsunternehmen bietet eine, zwar öffentlich zugängliche Dienstleistung an, die allerdings von ebeson privaten Menschen in Anspruch genommen wird. Da darf es durchaus zu Einschränkungen kommen und es besteht keine Beförderungspflicht für jedermann. Es bestehen durchaus andere Alternativen.

    Ich persönlich würde in diesen Museumszug nicht einsteigen - wer eben billig will, der bekommt es auch. Mit oder ohne Bewirtschaftung - auch das ist ein zusätzliches Angebot, was nicht verpflichtend ist.

  3. 26.

    Hier handelt sich um eine nächtliche internationale Verbindung von einem asländischen Anbieter.
    Da zu erwarten, dass man als Rollstuhlfahrer ein Anspruch auf eine Mitnahme hat, ist ein Irrtum.

    Selbst die DB hat nicht in jedem ICE im Inlandverkehr ein geignetes WC, Möbilität für Rollstuhlfahrer in Fernverkehr ja, aber nicht zu jeder Stunde.

  4. 25.

    Komisch, ich kann im Zug bestens im Sitzen pennen, leider manchmal zu gut. Das Problem sind eher die teilweise abenteuerlichen Standzeiten an Unterwegshalten, vgl. Laufweg IC 94 Berlin - Wien.

  5. 24.

    Und private Sicherheitsunternehmen sind dann Mitbetreiber der S-Bahn Berlin und der BVG, weil ihre Leute dort im Auftrag der Verkehrsunternehmen Fahrkarten kontrollieren? Das können Sie doch nicht ernst meinen (?).

  6. 23.

    Es soll ja Leute geben, die nicht für jede Zugfahrt eine eigene App runterladen möchten - oder die gar kein Smartphone besitzen.

    Stattdessen könnte die DB wenigstens dieses eine mickrige Versprechen halten und die Buchbarkeit der Nightjets über ihre Kanäle gewährleisten.

  7. 22.

    Also ich hab' mir mal die Seiten des Anbieters angesehen. Extra Abteile für Frauen finde ich klasse. In Brüssel war ich auch noch nicht - mal "wegmerken".

  8. 21.

    Werden diese Nachtzüge auch mit Essen und Trinken bewirtschaftet , und wer bewirtschaftet diese .

    Bin vor Jahren mit Nachtzüge gefahren und es war immer ein herrlich da zu essen und zu trinken .

  9. 20.

    In ihrem Artikel 9 Absatz 1 verpflichtet die UN-Behindertenrechtskonvention ihre Unterzeichnerstaaten, geeignete Maßnahmen zu treffen, um für Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen den Zugang
    zur physischen Umwelt,
    zu Transportmitteln,
    zu Information und Kommunikation, einschließlich Informations- und Kommunikationstechnologien und -systemen,
    sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit in städtischen und ländlichen Gebieten offen stehen oder für sie bereit gestellt werden,
    zu gewährleisten.

    Neue Angebote, die gegen die UN-Konvention verstoßen, sollten nicht genehmigt werden.

  10. 19.

    @Werner Über die ÖBB App lassen sich die NightJets ganz bequem buchen.
    Das auf Rollstuhl angewiesene Fahrgäste nicht mitfahren können, ist ärgerlich, jedoch für ein StartUp vorerst verständlich. Es gibt doch recht große Probleme Rollmaterial zu bekommen. Bei Altfahrzeugen passen oft die Fluchtwegbreiten nicht zu Rollis. Spätestens wenn der ICE L kommt, werden genug Reisezugwagen zur Verfügung stehen. Vielleicht findet sich ja eine Firma, die diese zu Schlafwagen umbaut.

  11. 18.

    Ihr Kommentar macht mich fassungslos.
    Über Barrierefreiheit und Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln sollte eigentlich nicht mehr diskutiert werden müssen. Warum sollten Rollstuhlfahrende ausgeschlossen werden? Vielleicht möchten sie der Umwelt zu Liebe, wie andere auch, nicht fliegen sondern Bahn fahren. Denken Sie einmal darüber nach. DANKE

  12. 17.

    In ihrem Artikel 9 Absatz 1 verpflichtet die UN-Behindertenrechtskonvention ihre Unterzeichnerstaaten, geeignete Maßnahmen zu treffen, um für Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen den Zugang
    zur physischen Umwelt,
    zu Transportmitteln,
    zu Information und Kommunikation, einschließlich Informations- und Kommunikationstechnologien und -systemen,
    sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit in städtischen und ländlichen Gebieten offen stehen oder für sie bereit gestellt werden,
    zu gewährleisten.

    Neue Angebote, die gegen die UN-Konvention verstoßen, sollten nicht genehmigt werden.

  13. 16.

    Auch in Deutschland werden nicht alle Ausbildungen anderer Länder/Staaten anerkannt. Die Berufsbilder und Lehrinhalte unterscheiden sich eben. Und wenn Sie persönlich auswandern wollen, tun Sie es doch. Eigeninitiative zeigen,
    Internet nutzen, Sprache lernen.
    Wenn sie vor über 30 Jahren eine Ausbildung in der DDR absolviert haben, könnte es sein, dass diese Ausbildung nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht. Vielleicht Umschulung?

  14. 15.

    Das es keine Mitnahmemöglichkeit für Rollstuhlfahrer gibt, verletzt keine Menschenrechte.

    Es gibt keinen Anspruch auf Mitnahme, zumal es für Rollstuhlfahrer noch andere Beförderungsmöglichkeiten wie Flieger gibt

  15. 14.
    Antwort auf [Müller's Detlef] vom 29.12.2022 um 00:30

    Also die Form ist schon ok. Beim Reimen und beim Inhalt sehe ich aber doch Nachholbedarf. Nicht entmutigen lassen! Weiter so!

  16. 13.

    Das gefeierte Start Up verletzt die Menschrechte von Rollstuhlfahrern. Die dürfen nicht mitfahren. Warum wird das anders als die Fahrradmitnahme vom RBB verschwiegen?

  17. 12.

    "beschränkt sich auf den Fahrkartenvertrieb" das ist faktisch falsch. Kurz hinter der deutschen Grenze wechselt der Tf - der Zug wird tatsächlich ab dem Zeitpunkt von der DB betrieben.

  18. 11.

    Solch ein Schwachsinn. Meine ganze Familie als es ehemalige DDR Bürger haben sehr gute Arbeitsstellen mit guter Bezahlung.

  19. 10.

    Ich drücke dem Neueinsteiger die Daumen. Nur scheint es zwischen dem Bohei und dem Glauben der Kapitalgeber eine erhebliche Differenz zu geben. Abgerockte Wagen notdürftig restaurieren wie das Flix gemacht hat und Loks mieten, scheint doch bei so speziellen Zügen wesentlich komplizierter zu sein, ganz banal weil es die kaum gibt. Für neue Züge, wie sie die ÖBB bestellt hat, muss man mehr Geld ausgeben. Das war wohl auch schwierig.

  20. 9.

    Ohje, enge Abteile, unbequeme liegen, viel zu lange Reisezeiten.

    Da setze ich mich lieber in den Flieger

Nächster Artikel