Tarifkonflikt - Berufung gegen Lokführerstreik abgelehnt - Schienenverkehr weitgehend lahmgelegt
Auch ein letzter Versuch der Bahn, den sechsten Streik der GDL im laufenden Tarifstreit zu verhindern, ist vor Gericht gescheitert. Seit 2 Uhr fahren so gut wie keine Fern-, Regional- und S-Bahnzüge. Für Pendler steht nur ein Grundangebot bereit.
- seit 2 Uhr fahren so gut wie keine Züge der Bahn
- Berufung der Deutschen Bahn abgewiesen
- BVG und private Bahnunternehmen sind nicht betroffen, rechnen aber mit sehr vollen Zügen
- S-Bahn hat Notfahrplan erstellt - manche Linien fahren im 60-Minuten-Takt
- Knackpunkt im Tarifstreit bleibt die 35-Stunden-Woche
Der bereits sechste Bahnstreik im laufenden Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat begonnen. Bereits seit Montagabend wird der Güterverkehr der Deutschen Bahn bestreikt, seit 2 Uhr in der Nacht zu Dienstag ist auch der Personenverkehr betroffen. Der Streik soll jeweils 24 Stunden, also im Personenverkehr bis Mittwochfrüh, 2 Uhr andauern.
Das Hessische Landesarbeitsgericht wies am frühen Nachmittag in zweiter Instanz die Berufung der Deutschen Bahn gegen den Streik ab. Zuvor hatte das Arbeitsgericht Frankfurt am Montagabend den Eilantrag des Konzerns abgelehnt.
S-Bahn hat Streikfahrplan erarbeitet
Der Streik trifft seit dem frühen Dienstagmorgen auch wieder den S-Bahn- und Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg. Wie schon bei vorigen Ausständen der Gewerkschaft kommt im Innenstadtring der Hauptstadt nahezu der gesamte S-Bahnverkehr zum Erliegen. Lediglich einzelne Linien verkehren, um Pendlerinnen und Pendlern in den Außenbezirken die Fahrt in die Innenstadt zu ermöglichen.
Bis Mittwochfrüh komplett entfallen werden folgende Linien komplett: S26, S41, S42, S45, S47, S7, S75, S8 und S85.
Auf folgenden Linien gibt es einen Streikfahrplan:
S1: Birkenwerder – Nordbahnhof (60-Min-Takt, ab 22 Uhr: Birkenwerder – Gesundbrunnen)
S2: Bernau – Anhalter Bahnhof (60-Min-Takt, ab 22 Uhr: Bernau – Greifswalder Straße)
S25: Hennigsdorf – Nordbahnhof (60-Min-Takt, ab 22 Uhr: Hennigsdorf – Wollankstraße)
S3: Erkner – Ostbahnhof (60-Min-Takt)
S46: Königs Wusterhausen – Bundesplatz (60-Min-Takt)
S5: Strausberg Nord – Ostbahnhof (40-Min-Takt)
S9: Friedrichstraße – Schöneweide – Flughafen BER (20-Min-Takt)
Der planmäßige Bus-Ersatzverkehr fährt auch während des Streiks, also Bus S1X: Birkenwerder – Oranienburg sowie Bus S1A: Birkenwerder – Oranienburg.
Zusätzlich soll auf folgenden Strecken ein Bus-Ersatzverkehr angeboten werden:
Bus S25: Teltow Stadt – Lichterfelde Ost (10-Minuten-Takt)
Bus S2: Südkreuz – Blankenfelde (10-Minuten-Takt)
BVG und Odeg nicht betroffen
Im Regionalverkehr sind ebenfalls einzelne Züge im Einsatz oder die Bahn hat einen Ersatzverkehr eingerichtet. Informationen darüber können Fahrgäste auf den Online-Auskünften der Bahn erhalten.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind von dem Streik erneut nicht direkt betroffen. Man müsse allerdings so wie während der jüngsten Bahnstreiks wieder mit volleren U-Bahnen, Trams und Bussen rechnen, teilten die Verkehrsbetriebe auf X mit.
Von der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (Odeg) hieß es am Montag, dass sie so wie zuletzt von den GDL-Streiks nicht betroffen sein wird. Gleichwohl könne es zu Störungen und Unregelmäßigkeiten kommen, betont das Unternehmen auf seiner Internetseite [odeg.de].
Bahn will kulant mit ausgefallenen Fahrten umgehen
Die Deutsche Bahn weist ihre Kunden daraufhin, dass alljene, die bis einschließlich Sonntag ein Ticket für eine Reise am Dienstag gekauft haben, ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen können. Die Zugbindung sei aufgehoben. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Zudem könnten Fahrgäste im Fernverkehr "im Rahmen einer Sonderkulanz" ihre Reise vorverlegen und bereits an diesem Montag früher fahren.
Ob und welche Fernzüge der Bahn im Einsatz sind, erfahren Kunden in der Fahrplanauskunft auf bahn.de und im DB Navigator. Geplant war, ein Fünftel des Fernverkehrs zu ermöglichen. Darüber hinaus hat die DB eine kostenlose Sonderhotline unter 08000 99 66 33 eingerichtet", teilte die Bahn mit.
Die Gewerkschaft GDL kämpft in den seit Monaten andauernden Tarifverhandlungen um höhere Gehälter und weniger Arbeitszeit. Knackpunkt des Konflikts ist weiterhin die Forderung, dass Schichtarbeiter künftig für das gleiche Geld nur 35 Stunden statt wie bisher 38 Stunden arbeiten müssen. Neue Streiks werden nun nicht mehr 48 Stunden vor Beginn angekündigt. Auch Arbeitskämpfe über Ostern hat die GDL mit ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky nicht ausgeschlossen.
Korrekturhinweis: In einer vorherigen Version dieses Beitrags schrieben wir, dass dies der fünfte Streik im laufenden Tarifstreit sei. Das ist nicht korrekt - es ist bereits der sechste. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.
Sendung: Radioeins, 12.03.2024, 07:30 Uhr
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