Unternehmensangaben - Tesla verbraucht durch Recyceln deutlich weniger Wasser als geplant
Tesla verwertet nach eigenen Angaben fast sein gesamtes Schmutzwasser aus der Autoproduktion wieder. Der Konzern spart dadurch mehr Frischwasser, als er ursprünglich kalkuliert hat - und verbraucht deutlich weniger als andere Industrieanlagen. Von Andreas B. Hewel
Die Anlage ist beeindruckend. Riesige Bottiche ragen in die Höhe und füllen die ganze Halle aus. "Wir sind hier bei der Flotation, also bei der chemischen und physikalischen Reinigung", sagt Theresa Eggler. Sie ist Projektleiterin im Tesla-Werk in Grünheide. Es gibt noch eine biologische Reinigung, aber die findet in einem großen Tank außerhalb der Halle statt.
Fast 100 Prozent des Abwassers kann wiederverwendet werden
Das Abwasser, das es zu reinigen gilt, ist eine schwärzliche, fast undurchsichtige Brühe. Sie ist industrielles Abwasser aus der Autoproduktion. 90 Prozent dieses Abwassers fallen bei der Lackiererei an. Pro Auto werden bei Tesla 2,25 Kubikmeter Wasser benötigt. Bei 300.000 Autos im Jahr ergibt das eine gigantische Menge, theoretisch. Denn wenn das Schmutzwasser gereinigt ist, ist es glasklar. Die Verunreinigungen werden als Feststoffe ausgeschieden und entsorgt. Das gereinigte Wasser aber fließt zurück in die Autoproduktion.
"Wir schaffen es damit", sagt Theresa Eggler stolz, "dass wir unser gesamtes Prozessabwasser hier bis zu 100 Prozent recyceln und somit kaum Abwasser aus der Produktion in das Sanitärsystem leiten und damit auch signifikant unseren Wasserbedarf reduzieren." Ihr Tesla-Kollege Alexander Riederer setzt noch einen drauf: "Wir haben hier eine der größten industriellen Abwasserbehandlungsanlagen in Deutschland. Es gibt nur noch eine größere, die steht in einem Atomkraftwerk."
Zumindest in der Autoproduktion wird somit der Wasserbedarf in großen Teilen von einem Kreislaufsystem gedeckt. Das zeigt sich auch beim Frischwasserverbrauch. Statt der genehmigten 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr verbraucht Tesla derzeit nur knapp 500.000 Kubikmeter. Ein großer Teil hiervon wird für die Sanitäranlagen für die 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt. Vorhaltungen, dass das Teslawerk das Grundwasser in der Region zu sehr beanspruchen könnte, will Alexander Riederer nicht stehen lassen. Die Wassermenge, die Tesla benötige, entsprächen circa vier Prozent der Gesamtwassermenge des Wasserverbandes WSE, der Tesla und die Region mit Wasser versorgt. "Wir haben tatsächlich hier eine der effizientesten Automobilfabriken der Welt, was den Wasserverbrauch angeht."
Andere Industrien in Brandenburg verbrauchen ein Vielfaches des Wassers
Den großen Wasserverbrauch durch Industrieanlagen in Brandenburg haben andere. Am meisten Wasser benötigt nach Auskunft des Umweltministeriums Brandenburg das Kraftwerk Jänschwalde. 44,9 Millionen Kubikmeter Wasser gehen hier pro Jahr durch die Anlagen. Mit 23 Millionen Kubikmetern Wasserbedarf im Jahr liegt der Abfallverwerter EEW in Premnitz auf Platz zwei. Das PCK in Schwedt benötigt jährlich 13,6 Millionen Kubikmeter, gefolgt von den beiden Papierwerken Leipa, ebenfalls in Schwedt mit zusammen 10,6 Millionen Kubikmetern. Auf Platz fünf schließlich landet der Stahlhersteller Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt mit einem Jahreswasserverbrauch von 6,7 Millionen Kubikmetern. Tesla liegt da weit darunter. Und selbst der Spargelhof Klaistow benötigt mit knapp 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr mehr als doppelt so viel wie derzeit Tesla.
Riesige Badewanne für den Grundwasserschutz
Den Wasserverbrauch gering zu halten aber ist für Tesla nur eine der Herausforderungen. Die Tesla-Fabrik liegt in einem Wasserschutzgebiet. Hier muss besonders darauf geachtet werden, dass es zu keinen Grundwasserverschmutzungen kommt, auch nicht bei Unfällen. Die Fabrik wurde daher so gebaut, dass sie zum Teil in einer Art Auffangbecken steht. "Quasi alle relevanten Gebäude sind wie eine Badewanne konzipiert. Das bedeutet im Endeffekt, dass der gesamte flüssige Gebäudeinhalt in dem Gebäude zurückgehalten werden kann."
Mercedes-Benz in Ludwigsfelde produziert ebenfalls im Wasserschutzgebiet
Mit Autoproduktion in Wasserschutzgebieten hat man in Brandenburg jahrzehntlang Erfahrung. Mercedes-Benz in Ludwigsfelde liegt ebenfalls in einem Wasserschutzgebiet. 50.000 Sprinter werden hier pro Jahr produziert und das seit Anfang der 1990er Jahre. Rund 2.000 Beschäftigte arbeiten dort, der Wasserverbrauch liegt bei unter 100.000 Kubikmeter im Jahr. Proteste wegen des Verbrauchs oder wegen möglicher Gefährdungen gab es hier keine und auch keine Schwierigkeiten wegen des Schmutzwassers. "Mit Mercedes hatten wir noch gar keine Probleme", sagt Hans-Reiner Aethner knapp wie klar. Aethner ist Vorstandschef des Wasserverbandes WARL, der für Ludwigfelde und somit auch für Mercedes zuständig ist. Offenbar also ist es technisch möglich, solche Anlagen so abzusichern, dass sie auch in Wasserschutzgebieten stehen können.
Auch bei den ständigen Beprobungen des Wassers arbeite man eng mit Mercedes zusammen. Die Proben selbst werden hier wie bei Tesla von akkreditierten Laboren genommen. Die Daten werden gegenseitig ausgetauscht. Hintergangen werden könne man eh nicht, schon gar nicht, wenn es bei Mercedes eine Panne geben sollte. "Wenn es eine Havarie geben sollte" sagt Aethner, "würden unsere Leute sofort informiert werden auf dem kurzen Weg, denn die wissen, die Mikroorganismen auf der Kläranlage, die die Arbeit machen, sind Sensibelchen."
Tesla will Produktion ausbauen
Auch wenn Tesla nicht in seinem Verbandsgebiet liegt, die Wasseraufbereitungsanlage hat Hans-Reiner Aethner schon besichtigt und die hat ihn schwer beeindruckt. "Hut ab, das ist wirklich eine sehr gute Anlage, die dort gebaut worden ist", sagt er anerkennend. "Das ist schon eine beeindruckende ingenieurtechnische Leistung mit einem sehr hohen Sicherheitsstandard.“
Eine Industrieanlage in einem Wasserschutzgebiet zu unterhalten, ist aber eine stete Arbeit. Ständige Grundwasserkontrollen sind notwendig. Tesla hat dafür auf und um sein Firmengelände 25 Messstellen eingerichtet, an denen in festen Zyklen Proben von akkreditierten Laboren genommen werden. Kontinuierlich würde der Grundwasserstand gemonitort. Die Daten würden den zuständigen Behörden wie auch dem zuständige Wasserverband WSE zur Verfügung gestellt. Bislang scheint es bei Tesla in Grünheide so zu laufen, wie seit Jahrzehnten bei Mercedes in Ludwigsfelde. "Es gab, seit wir hier sind und seit wir eben diese Messungen machen, keinerlei Auswirkungen auf das Grundwasser in Bezug auf die Fabrik", sagt Theresa Eggler von Tesla. "Das heißt, dass die Fabrik keine negativen Folgen auf die Region und auf das Grundwasser hier aufweist."
In Zukunft soll das Werk eine Million Autos pro Jahr bauen, mehr als dreimal so viel wie heute. Ausgebaut aber, so Alexander Riederer von Tesla, würde dann auch das Wasserrecycling, um den Frischwasserbedarf auch weiter so gering wie möglich zu halten.
Sendung: Brandenburg aktuell, 24.03.2024, 19.30 Uhr
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