Grünheide - Neuer Bebauungsplan: Tesla verzichtet auf Teil der Waldrodungen
Tesla hat die Pläne für die Erweiterung seines Werkgeländes überdacht und will nun 47 statt 100 Hektar Wald roden und auf geplante Gebäude verzichten. Der Bürgermeister von Grünheide hat deswegen einen neuen Bebauungsplan angekündigt.
Für die Erweiterung der Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) soll nun weniger Wald gerodet werden als ursprünglich geplant. Grünheides Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) kündigte am Donnerstagabend in der Gemeindevertreterversammlung einen neuen Bebauungsplan an. Damit solle auch dem negativen Votum einer Bürgerbefragung Rechnung getragen werden.
Nach Angaben von Christiani sollen nicht mehr 100 Hektar Wald, sondern nur rund die Hälfte davon gerodet werden. Grund dafür seien angepasste Pläne des US-Elektroautoherstellers: Die Erweiterung der betrieblichen Nutzfläche werde "auf ein geringes Maß reduziert", so Christiani. Das primäre Ziel sei ein weitgehender Walderhalt. Der Bürgermeister fordert aber nicht nur deswegen Unterstützung für den neuen Plan, sondern auch, weil damit die Schaffung von zwei Landesstraßen verbunden sei.
Ab dem 21. März soll der angepasste Bebauungsplan öffentlich ausliegen. Erst danach können die Gemeindevertreter darüber abstimmen.
Tesla will weiterhin größen Güterbahnhof bauen
Tesla-Werksleiter André Thierig sagte dem rbb, dass der Elektroautohersteller als Kompromisslösung eine abgespeckte Version anbiete. Tesla sei explizit auf die Bedenken der Anwohner – die Rodung des Waldes und den Wasserverbrauch – eingegangen. "Wir haben gemeinsam mit dem Planungsträger der Gemeinde Grünheide, der Deutschen Bahn und dem Landesbetrieb Straßenwesen einen neuen Vorschlag erarbeitet."
Demnach sollen nur etwa 47 Hektar Waldfläche gerodet werden. So soll auch der "besonders schützenswerte" Wald im Nordteil der geplanten Erweiterung stehen bleiben.
Ein geplantes Logistikzentrum und Räume für die Mitarbeiter wie eine Kita werden nicht mehr gebaut, so Thierig. Tesla plane weiterhin den Bau eines neuen Güterbahnhofes. Dieser werde nun größer als bisher geplant - mit erheblichen Vorteilen für das Unternehmen: "Mit dem größeren Bahnhof werden wir in der Lage sein, bis zu 1.000 Lkw pro Tag den Straßenverkehr zu entlasten", sagte Thierig. Das sei mit einem kleineren Güterbahnhof nicht möglich.
Um den Wegfall des geplanten Logistikzentrums zu kompensieren, wolle Tesla überprüfen, ob auf dem bereits existierenden Gelände mehr Logistikfläche möglich sei. Zudem könne Tesla trotz Ausbau der Fabrik ohne zusätzliche Wassermengen auskommen, sagte der Werksleiter. Tesla wolle das verwendete Wasser "noch umfangreicher" recyceln und plane einen komplett geschlossenen Wasserkreislauf.
Bebauungsplan ist keine Voraussetzung für mehr Produktion
Tesla hatte Ende vergangenen Jahres erklärt, im ersten Halbjahr 2024 mit dem Ausbau des Werks auf dem Stammgelände starten zu wollen. So soll die Produktion in Grünheide von angepeilten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million jährlich verdoppeln. Dazu hatte das Unternehmen Anträge beim zuständigen Landesamt für Umwelt auf eine umweltrechtliche Genehmigung gestellt. Bei einem Besuch am Mittowch in Grünheide bekannte Tesla-Chef Elon Musk zu den Ausbauplänen.
Grünheides Bürgermeister Christiani widersprach am Mittwoch die Annahme, der neue Bebauungsplan sei eine Voraussetzung dafür, dass Tesla seine Produktionskapazitäten erhöhen kann. Der ursprüngliche Bebauungsplan habe das Ziel gehabt, zusätzliche Lager- und Logistikflächen sowie Räume für die Mitarbeiter zu ermöglichen.
Die Bürgerinitiative Grünheide bezeichnet den Bebauungsplan als "Angebotsplan". Damit sollen die Bürger in Grünheide nur hingehalten werden, sagte Manuela Hoyer, Vorsitzende der Bürgerinitiative, dem rbb. Tesla könne damit alles bauen, was es will. Hoyer fordert einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan, an den sich Tesla halten müsse.
Aktuell besetzen 60 bis 80 Umweltaktivisten ein Waldstück am Tesla-Werk. Die angemeldete Zeit daür sollte in der Nacht zum Samstag ablaufen, doch die Aktivisten der Initiative "Tesla stoppen" meldeten eine Verlängerung bis zum 20 Mai an. Am Freitag wurde eine Verlängerung lediglich bis zum 21. März genehmigt, wie die Polizei und der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) dem rbb bestätigten. Damit wird das Camp vorerst nicht geräumt. Bis kommenden Montag müssen aber die Baumhäuser abgebaut werden, so Stübgen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 15.03.24, 19:30 Uhr
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