Meldungen von Notaren - Immer mehr Verdachtsfälle von Geldwäsche in Berlin gemeldet

Do 15.08.24 | 13:57 Uhr
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Symbolbild: Ein Auto fährt vorbei an einem nicht fertiggestellten neu gebauten Einfamilienhaus. (Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Audio: rbb 88.8 |15.08.2024 | David Klevenow | Bild: dpa/Monika Skolimowska

Der Staat hat die Gesetze gegen Geldwäsche zwar verschärft - aber noch immer ist Deutschland attraktiv für Verbrecher, die ihr Geld aus illegalen Geschäften waschen wollen, besonders im Immobilienbereich. Das zeigen neue Zahlen aus Berlin.

Die Zahl der Verdachtsfälle von Geldwäsche, die von Berliner Notaren gemeldet wurden, steigt seit Jahren. Im laufenden Jahr waren es bis Juli 362 Fälle, die auffielen - meist, weil bei einem Immobilienkauf der Verdacht aufkam, dass Geld aus kriminellen Geschäften stammen könnte. Das antwortete der Senat auf eine Anfrage der SPD [pardok.parlament-berlin.de]. Im Vorjahr waren es 478 Fälle, davor 431 und 425.

Nach dem Geldwäschegesetz müssen Notare bei Immobiliengeschäften und anderen Transaktionen entsprechende Meldungen an die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) machen. Seit 2020 sind die Regelungen so, dass diese Meldung deutlich einfacher wurde. Vor 2020 gab es daher in Berlin so gut wie keine von Notaren gemeldeten Verdachtsfälle. Bis heute problematisch: Notare dürfen in der Vergangenheit begangene Straftaten, die ihnen in der Beratung offenbart werden, nicht an Strafverfolgungsbehörden melden.

Die Berliner Notarkammer erklärt, Deutschland sei eines der rechtssichersten Länder der Welt und "gleichzeitig auch eines der gefragtesten Zielländer für illegal erworbene Gelder (z.B. aus Drogenhandel, Prostitution oder Steuerhinterziehung). Die Folge deutscher Rechtsstaatlichkeit ist, dass die Wäsche von Geld aus kriminellen Handlungen leicht ist".

Bis April 2023 konnte man Immobilien bar bezahlen

Bis zum 1. April 2023 war es in Deutschland möglich, Immobilien in bar zu bezahlen, was Geldwäschern sehr entgegenkam. Kriminelle konnten große Summen Bargeld aus illegalen Quellen für den Kauf von Immobilien verwenden, ohne dass die Herkunft des Geldes hinterfragt wurde. Diese Methode war bei Geldwäschern besonders beliebt, da sie so illegal erworbenes Geld direkt in legale Vermögenswerte umwandeln konnten. Kriminelle nutzen oft komplexe Firmenkonstrukte und Tarnfirmen, um die wahren Eigentümer von Immobilien zu verschleiern. Das Fehlen eines lückenlosen Immobilienregisters in Deutschland erleichtert diese Praxis zusätzlich.

Ermittlungsbehörden haben nicht genug Leute

Der deutsche Immobiliensektor ist für Geldwäscher erfolgsversprechend, weil die Bundesregierung bisher zu wenig unternommen hat, um gegen Betrüger vorzugehen und die Ausstattung der Ermittlungsbehörden nicht ausreicht. Geldwäscher umgehen häufig Banken und andere Finanzinstitute, die strengeren Kontrollen unterliegen. Schätzungen zufolge werden jährlich 20 bis 30 Milliarden Euro Schwarzgeld in Deutschland allein im Nicht-Finanzsektor gewaschen.

Das Zweite Sanktionsdurchsetzungsgesetz (SDG II), das Ende 2022 in Kraft trat, verbietet seit April 2023 Bargeldzahlungen beim Immobilienkauf. Trotz dieser Verbesserungen bleibt Deutschland ein attraktives Ziel für Geldwäscher. Experten fordern weitere Maßnahmen wie die Digitalisierung und Zentralisierung der Grundbücher und mehr Personal für die Geldwäschefahndung.

Sendung: rbb 88.8, 15.08.2024, 14:30 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Ich habe auch einen. Die Ampel versorgt NGOs mit staatlichen Zuschüssen und die spenden diese dann an die Parteien.

  2. 23.

    "Aber ein stark vergesslicher Cum Ex Kanzler sieht natürlich keinen Handlungsbedarf! Die Clanfamilien und Maffiabosse lachen nur noch über uns! Traurig…"

    Der Finanz- und der Justizminister sind immer noch von der FDP die alles dafür tun werden ihre Klientel zu schützen.

  3. 22.

    Wieso kriminell? Das ist wahrer Unternehmergeist! So etwas lernt man in D leider nicht in der Schule. Selber Schuld wer da noch hingeht.

    Versteht mich bitte richtig, ich kritisiere den Staat. Der hat es versaubeutelt. Macht es immer weiter. Camorra & Co. treiben was sie wollen. Über Clans in B fallen wir dann im Ersatzschock her. Ist richtig so, aber nur blind herumgefuchtelt. Reine Symbolik.

  4. 21.

    "komplexe Firmenkonstrukte und Tarnfirmen, "
    Ich war mal in Liechtenstein, also als Touri, nicht nur das in Vaduz sehr viele geschniegelt, gebügelt, lackiert rumlaufen oder stöckeln, Koffer und Köfferchen schleppen. Da gibt es Häuser, zwei Etagen, keine Riesendinger, aber Briefkästen und Klingelschilder ohne Ende. Ich frage mich immer wieder wie tief die Keller wohl sind. Müller, 12. UG, natürlich. Ich glaube nicht, das das Problem der Geldwäsche, weder national noch international, gelöst werden kann.
    @Die Patin: Vom Fach?

  5. 20.

    "deM oder denen an den Kragen geht" aber mal für die billigen Plätze. Es geht nicht um Barzahlung.

  6. 19.

    Wenn Sie die Liebenswürdigkeit besitzen würden, sich den vorletzten Artikel genauer anzuschauen. Er erhellt annähernd fantastisch.

    Oder einfach hier:
    - 'Der deutsche Immobiliensektor ist für Geldwäscher erfolgsversprechend, w....' ob dafür 6 € für'n Döner ausreichen?- ' -'Schätzungen zufolge werden jährlich 20 bis 30 Milliarden Euro Schwarzgeld in Deutschland allein im Nicht-Finanzsektor gewaschen.' Und das beim Barber - naja.

    Geldwäsche funktioniert wirklich anders und muss sich wegen einer zu vermutenden Strafverfolgung zwangsläufig lohnen. Ob es denn real zu einer Verfolgung kommt - ist die andere Seite der zerkauten Medaille.

  7. 18.

    Alles klar, verstehen nur Sie. Kam mir auch so vor !
    Und Geldwäsche ist was anderes als Steuerhinterziehung, wie auch „sie“ und „Sie“.

  8. 17.

    Barzahlung ist gleich Geldwäsche ? Na hoppla da frag ich gleich mal Bäcker nach bevor es den an den Kragen geht !

  9. 16.

    " konsequent den Verkauf gegen Bares ablehnen"
    Den möchte ich sehen, der das macht. Wenn das Papier raschelt kommt es doch nur auf die Höhe des Berges an und im Notarvertrag steht der Taxwert mit Unterkante des Machbaren. Waren halt Mängel vorhanden - sagt der Gutachter und eine notarielle Objektbesichtigung ist nicht vorgesehen, schon garnicht, wenn zwei sich einig sind.

  10. 15.

    Doch ... Geldwäsche ist Geldwäsche und beginnt im "kleinen". Darum geht es doch in diesem Beitrag oder habe ich da was falsch verstanden. Erhellen Sie mich gerne bitte !

  11. 14.

    Es steht sehr gut beschrieben da: "Der Staat hat die Gesetze gegen Geldwäsche zwar verschärft..." Klasse, wenn sich weiter keiner um die Umsetzung kümmert. Das Geschrei nach Staat und Gesetze und noch mehr Gesetze hat hier ja schon einen Kultstatus erreicht. Weil der Staat das wohl auch am besten kann. Danach folgt eher nix mehr. Von daher - weiter so.

    Jeder sollte sich einfach mal fragen, wer ist Staat? Was kann ich für diesen Staat tun?

    Hier z.B.: konsequent den Verkauf gegen Bares ablehnen - auch wenn es noch so reizvoll ist, liebe Deutsche Steuerhinterzieher*innen / Hinterziehenden (muss ja korrekt sein). Und etwas mehr Vorsicht wenn man, so auf insbesondere südländische, Menschen zeigt. Der Bumerang kommt ganz sicher zurück.

  12. 13.

    Sie müssen Basel 2/3 auch nicht verstehen. Ein Wirtschaftsminister sollte das schon. Und falls selbst das zuviel für sie ist, ich habe damit nur auf einen anderen Kommentar reagiert. Alles klar ?

  13. 12.

    Sehr schön. Aber um solche Armutsgeschäftchen geht es gerade gar nicht.

  14. 11.

    Na ein Glück war das früher anders ! Im Westen wie im Osten, da gab es sowas nicht !

  15. 10.

    Ah, ich verstehe auch nicht Basel was auch immer.
    Oder ist das die Adresse von deutschen Abgeordneten, die in der Schweiz residieren ?
    Was hat Geldwäsche mit Cum Ex zu tun ? Und wenn Sie das erwähnen, wer ist denn der Rechtsanwalt von Cum Ex Tätern ? Ein gewählter AFD Angeordneter ! Der immer noch vielerlei Dinge macht !

  16. 7.

    Cum Ex ? Der Mann leidet unter Amnesie ! Das hilft ihm im Job. Jedes Land bekommt die Volksvertreter, die es verdient. Unser Wirtschaftsminister z.B. mußte sich von einem Studenten Basel 2/3 erklären lassen. Kein Fake und dokumentiert. Also, alles bestens

  17. 6.

    Echt ? Das überrascht mich aber. Aber ich muss unbedingt mal wieder zur Bartpflege in einen Barber Shop. Natürlich nur mit Barzahlung... Anschließend einen Gourmet Döner !

  18. 5.

    Die Geldwäsche ist grad in Deutschland immer noch extrem hoch und sehr einfach anzuwenden. Sämtliche Fachleute warnen und warnen. Aber ein stark vergesslicher Cum Ex Kanzler sieht natürlich keinen Handlungsbedarf! Die Clanfamilien und Maffiabosse lachen nur noch über uns! Traurig…

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