Tarifstreit - Erneuter Warnstreik bei Berliner Yorck-Kinos

So 27.11.22 | 22:04 Uhr
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Archivbild: Kino International an der Karl-Marx-Allee, 07.05.2021 (Quelle: dpa/Oliver Mann)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.11.2022 | Bild: dpa/Oliver Mann

Ein Teil der Beschäftigten der Yorck-Kinos ist am Sonntag in einen Warnstreik getreten. Angesichts stockender Tarifverhandlungen hatte die Gewerkschaft Verdi dazu aufgerufen. Der Streik sollte bis 1:00 Uhr in der Nacht auf Montag andauern. "Wir gehen davon aus, dass alle Vorstellungen wie geplant stattfinden werden", sagte Christian Bräuer, Geschäftsführer der Kinogruppe, gegenüber rbb|24. Man werde weiterhin versuchen, eine Lösung mit den Gewerkschaften zu finden.

Die Gewerkschaft fordert einer Mitteilung von Sonntag zufolge für die Beschäftigten eine Bezahlung von 13,50 Euro pro Stunde in der Einstiegsstufe. Der Gewerkschaft nach hat die Arbeitgeberseite zuletzt 12,50 Euro pro Stunde angeboten. Verdi wirft der Kino-Gruppe zudem vor, sich nicht an den bisherigen Tarifvertrag zu halten. Mindestens 50 Prozent der Belegschaft seien befristet angestellt, erlaubt seien nach dem Tarifvertrag nur 10 Prozent. Die Arbeitgeberseite verweigere zudem weitere Verhandlungen.

Elf Kinos betroffen

"Die letzte Gesprächsrunde war am 13. September. Seitdem haben wir wiederholt Termine vorgeschlagen, doch der Arbeitgeber schweigt dazu", sagte Jörg Reichel von Verdi. Der Warnstreik am Sonntag war bereits der dritte in den laufenden Tarifverhandlungen. Zur zentralen Streikkundgebung am Abend kamen laut Reichel 30 Beschäftigte vor das Filmtheater am Friedrichshain - dies entspreche etwa der Zahl der Streikenden.

Der Arbeitgeber sei nun zu weiteren Tarifverhandlungen innerhalb der kommenden zehn Tage aufgefordert worden. Als Termine habe Verdi den 3. und den 6. Dezember vorgeschlagen. "Wir erwarten dazu ein Signal am morgigen Tag", so Reichel.

Dritter Warnstreik

Bei der Yorck-Kinogruppe sind etwa 160 Menschen beschäftigt. Vom Warnstreik betroffen sind elf Kinos. Das Cinema Paris, der Delphi-Filmpalast und das Kant-Kino gehören zwar zum Verbund der Yorck-Kinos, haben aber einen anderen Besitzer.

Es ist bereits der dritte Warnstreik bei der Kino-Gruppe im aktuellen Tarifstreit. Erstmals hatte Verdi Anfang November zum Warnstreik aufgerufen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.11.2022, 21:30 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Liebe Claudia, ich arbeite in einem mittelständigen Unternehmen und eine Lohnerhöhung im von den Mitarbeitenden gewünschten Rahmen benötigt keine Preissteigerung von 3-4€ im Ticketverkauf. Es klingt, als gehörten Sie zum Unternehmen - mein Tipp: verhandelt mit den Mitarbeitenden und nicht mit unternehmensfremden im Kommentarbereich von rbb 24.... peinlich

  2. 19.

    "Heute musste ich mich gegen meinen Besuch entscheiden..." Das wird zur entscheidenden Wende in den Verhandlungen führen! Wäre es auch noch Ihr Stammkino, wenn der Besuch 3-4 Euro teurer würde?

  3. 18.

    Danke für die ausführliche Info, das sollte hoffentlich alle die gegen die Gewerkschaften pöbeln vom Gegenteil überzeugen. Wir brauchen die Gewerkschaften mehr denn je....

  4. 16.

    So wie Sie das kommentieren, finde ich erstaunlich; gibt noch andere Leute, die dergleichen von sich geben: Die Gewerkschaften würden alles ruinieren, die Forderungen seien maßlos, seien überzogen. Ist das Ihr Ernst?
    Rechnung: 13,5 € je Stunde x 8h je Tag x 21 Arbeitstage im Monat ... Ergebnis: 2.268 € Brutto im Monat. Macht - bei Steuerklasse 1 - netto 1.519,56 €. D a s ist überzogen & maßlos? Ich bitte Sie! (... und alle anderen Kritiker einer solchen Lohnsteigerungsforderung). Für ein solches monatl. Salär würde ich mich im Bett nicht 'mal umdrehen, geschweige denn aufstehen. Lassen Sie also die Kirche im Dorf. Ich würde mit Freuden 2 bis 3 € mehr je Kinobesuch zahlen, wäre garantiert, die Mitarbeiter würden höher entlohnt.
    Rajko Petrow

  5. 15.

    Vor 20, 25 Jahren wussten alle "Experten" (erst recht jene mit BWL-Bildung ...), dass die kleinen Kinos keine Überlebenschance hätten - die Zukunft gehöre den Multiplexen.

    Seither hat kaum ein kleines Kino in Berlin geschlossen - und wenn doch, dann nicht wegen Unwirtschaftlichkeit, sondern weil der Besitzer der Immobilie diese lukrativer verwerten wollte. Es sind sogar neue kleine Kinos hinzugekommen. Aufgeben mussten hingegen zahlreiche der großen Filmabspielmaschinerien.

    Die Zauberwörter heißen: Individualität, spezielle Angebote, Zuschauerbindung, Einbindung in den Kiez.

    Also einfach mal informieren. Aber wer allen Ernstes glaubt, an den Dauerproblemen bei Karstadt/Kaufhof wären die Gewerkschaften schuld ...

  6. 14.

    Die Yorck-Kino-Gruppe ist die größte Kinokette Berlins und laut Selbstaussage die größte arthouse Kinokette Europas - einige hier denken, ach kleines süßes Kino, es sind aber 11 Kinos mit teilweise sehr vielen Sälen - das toppt Cinemaxx und UCI - und die Tickets sind teurer als bei den großen und den noch kleineren und eigentlich auch viel sympathischeren ECHTEN independent Kinos: ich gehe lieber ins ILKino, Arsenal, City Kino Wedding, Hackeschen Höfe, Movimento, Central, Xenon, Bundesplatzkino, Eva Lichtspiel, FSK und das Cosima macht wieder auf und so viele andere tolle Kinos die Berlin aus machen. Filmstudios veranstalten in den Yorck Kinos teure Premierenparties, Events, die Bürgermeisterin gönnt sich ein Yorck Kino als Pressekonferenz Lokalität. Die Mitarbeiter machen nicht nur Kinoarbeit, sondern sollen auch Barkeeper, Special Event Caterter und Putzkraft sein. Zwischenzeitlich zahle ich 5,90 für ein Popcorn, die vor mir und nach mir in der Schlange auch: u dann nur Mindestlohn?

  7. 13.

    Alles sehr schade! Die Yorck-Kinos waren immer mein erster Anlaufpunkt für mein geliebtes Kino. Muss ich jetzt umdenken für mehr soziale Gerechtigkeit? Überlegt alle mal, was ein gutes Programm wert ist...

  8. 12.

    Vielleicht ist es eine Generationenfrage, aber...... Die Mitarbeiter wollen mehr Geld, sie wollen verhandeln und die Antwort in diesen Kommentaren: sollen sie sich doch was neues suchen???! Nicht jeder will für immer husch husch, was neues. Neue Wohnung, neues Handy, neue Kleider, neuer Job?? Wie toll, dass es noch Menschen gibt, die Bock auf Kultur haben und sich dafür einsetzen! Gebt ein bisschen mehr Geld und alle sind zufrieden. Meine Meinung....

  9. 11.

    Ich bin schockiert. Mein Stammkino seit Jahrzehnten und jetzt erfahre ich, dass die Yorck Kinogruppe nicht mal ein paar Pfennig mehr zahlen möchte. Heute musste ich mich gegen meinen Besuch entscheiden. Schade.

  10. 10.

    "Man werde aber weiterhin versuchen, eine Lösung mit den Gewerkschaften zu finden", so Geschäftsführer Dr. Christian Bräuer. Bei der Aussage entsteht der Eindruck, Dr. Bräuer wäre gesprächsbereit. Tatsache ist aber, dass die Geschäftsführung der Yorck seit dem letzten Verhandlungstermin im September die Anfragen von ver.di zum neuen Verhandlungstermin ignoriert. Solange die Geschäftsführung sich weigert, mit der Gewerkschaft zu verhandeln (die nebenbei bemerkt ja die Interessen der Mitarbeiter vertritt), ist es schwer nachzuvollziehen, wieso die Yorck "mit Unverständnis auf den Streik-Aufruf" reagiert habe, wie es in dem Artikel heißt. Die Behauptung, "seit Juli sei man mit der Gewerkschaft in Gesprächen", stimmt nicht. Sehr enttäuschend, dass gerade die Yorck, die um ein soziales, politisch korrektes Image nach außen bemüht ist, zu solch niederen, manipulativen Strategien greift. Leider scheint das "nette" Image der Yorck bloßes Marketing ohne Substanz in den eigenen Reihen zu sein…

  11. 9.

    Sie machen den Job freiwillig.

    Was nützt mehr Geld, wenn der Job weg ist. Die Mehrkosten sehr nicht mehr umlegbar

  12. 8.

    Die Forderung ergibt aber keinen Sinn. Warum will Verdi von kleinen Kinos mehr Geld als von Konzernen, zumal die Beschäftigten in dem Yorck Kino bereits jetzt mehr verdienen? Als ob in so einem kleinen Kino so viel los ist... Und wer sich kino als Arbeitsplatz und davon überrascht ist dass man dann abends oder am Wochenende arbeitet... tut mir leid, da fehlt mir jegliches Verständnis. Der Arbeitsmarkt ist groß genug und überall wird gesucht!

  13. 7.

    In der Filmbranche, wo Millionen verdient werden, sollten 13,50€ für die Arbeitsbienen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
    Die uns suggerierte Glanz-Atmosphäre bei Galas und Preisverleihungen scheint sich in den Lohntabellen von Popcornverkäufen und Einlassdiensten offenbar nicht widerzuspiegeln.

  14. 6.

    Hat hier einer von den Kommentierenden mal die Verdi_Forderung gelesen?
    Es geht um 13€50 Stundenlohn!!
    Die Mitarbeiter arbeiten nachts, an Wochenenden, ja, auch an Weihnachtstagen.
    Ist das schon ein Grund, hier so vernichtend zu kommentieren?
    Was ist an der Forderung überzogen?
    Schlimm genug, dass überhaupt erst Verdi tätig werden muss bei so wenig Mitarbeitern.
    Wo doch die Kinos eher auf freundschaftlich und familiär machen.
    Zu Coronalockdowns bekamen die Kinos Zuschüsse.
    Von der Zeit und den Preissteigerungen jetzt sind die Mitarbeiter auch betroffen.
    Sollen die das ausbaden?
    Inzwischen scheint ja jede Minimalforderung der prekär Arbeitenden möglichst schnell öffentlich niedergemacht zu werden.

  15. 5.

    Und wenn dadurch der eigene Job verloren geht, ist das der Gewerkschaft egal. Denen geht's nur um die hohen Mitgliedsbeiträge

    Höhere Kosten lassen sich im Kinobereich nicht umlegen.

    Aber die Mitarbeiter bekommen dann etwas mehr ALG 1

  16. 4.

    Ich bin überrascht, dass es diese ganzen kleinen Kinos überhaupt noch gibt in Zeiten von Streaming. Aber die Gewerkschaften setzen scheinbar auch hier alles daran, die restlichen Arbeitsplätze noch zu vernichten. Karstadt und Kaufhof lassen grüßen.

  17. 3.

    Gewerkschaften sind dafür da sich um gute Löhne und Arbeitsbedingungen einzusetzen. 12€ Mindestlohn ist das Minimum was es gibt. Wenn man in der Gewerkschaft organisiert ist erwartet man zurecht mehr, gerade bei dieser hohen Inflation.

  18. 2.

    Gewerkschaften können durch ihr Verhalten auch sehr viel kaputt machen.
    Sie riskieren eine Arbeitslosigkeit der Beschäftigten und die eventuelle Schließung der Kinos.

    Ist dafür ein Streik lohnenswert?

  19. 1.

    Dann geht niemand mehr ins Kino. Dafür bekommen die Mitarbeiter dann etwas mehr ALG 1

    Das ist wieder ein Beispiel dafür, dass Gewerkschaften die Bodenhaftung und den Bezug zur Realität verloren haben

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