Interview | Autorin Jenny Erpenbeck - "Die Sprache hat dazu beigetragen, dass die DDR untergegangen ist"

Di 21.05.24 | 15:36 Uhr
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Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck sitzt am 01.04.2023 in ihrem Arbeitszimmer in Berlin (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.05.2024 | Interview mit Jenny Erpenbeck | Bild: dpa/Jens Kalaene

Im englischsprachigen Raum gilt Jenny Erpenbeck derzeit als die wichtigste deutsche Schriftstellerin. Mit "Kairos" ist die Berlinerin erneut für den International Booker Prize nominiert. Warum die Wertschätzung im Ausland anders ist, erzählt sie im Interview.

rbb: Frau Erpenbeck, Sie sind Sie mit Ihrem Buch "Kairos" zum fünften Mal für den International Booker Prize nominiert, so häufig wie keine andere Deutsche. Damit haben Sie jetzt auch Daniel Kehlmann mit vier Nominierungen überholt. Und Sie haben 2015 den Vorgängerpreis, der damals noch Independent Foreign Fiction Prize hieß, gewonnen. Das hat vor Ihnen nur ein deutscher Autor geschafft, W. G. Sebald. Das ist schon was Besonderes.

Jenny Erpenbeck: Es ist natürlich toll. Aber es ist ja nicht wie beim Sport, wo man jetzt sagt: 'Ja, der Kehlmann hat vier Nominierungen und ich habe fünf.' Es ist nicht so, als ob man jetzt eine Geschwindigkeit beim 100-Meter-Lauf schafft.

Der englischsprachige Raum scheint gerade ein großes Interesse an Frauen aus dem Osten zu haben. Ihre Bücher werden mit Preisen geehrt und Sandra Hüller mit Filmen in Hollywood gefeiert. Erstaunt Sie das?

Ja, vielleicht liegt das daran, dass wir weniger machen, was dort die meisten machen. Die Amerikaner haben diese Prinzipien erfunden 'How to write a novel' und 'How to do this and how to do that' - und vielleicht sind sie auch ganz froh, wenn sie da mal rauskommen.

Zur Person

Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Ost-Berlin geboren. Ihr Vater ist der Physiker, Philosoph und Schriftsteller John Erpenbeck. Auch ihre Großeltern väterlicherseits waren Autoren.

Sie studierte u.a. an der HU Berlin und Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin. Neben der Arbeit als Theater-Regisseurin arbeitete sie ab 1997 parallel als Schriftstellerin. 1999 erschien ihr Debüt "Geschichte vom alten Kind". Es folgten u.a. die Romane "Heimsuchung" (2008), "Aller Tage Abend" (2012) und "Gehen, ging, gegangen" (2015).

Für ihre Werke, die in über 30 Sprachen übersetzt worden sind, hat sie zahlreiche Nominierungen und Auszeichnungen bekommen, u.a. den "Independent Foreign Fiction Prize" (2015) und den Thomas-Mann-Preis (2016).

In diesem Jahr steht sie mit "Kairos" (übersetzt von Michael Hofmann) auf der Shortlist des "International Booker Prize".

Andererseits gibt es einen bestimmten Ton, der englischsprachige Leser besonders trifft.

Es gibt vor allem in Amerika und auch in England ein Nachdenken darüber, ob man aus dem Kapitalismus rauskommt, ob es irgendwelche Alternativen gibt. Und es gibt tatsächlich ein großes Interesse daran zu verstehen, woran zum Beispiel diese vermeintliche Alternative DDR gescheitert ist. Ich glaube, die Leser wissen, dass in einem Moment des historischen Umbruchs Erfahrungen gemacht werden und diese intensiver sind, und man mehr von dem versteht, was Menschenleben vermag. Es geht in "Kairos" auch nicht nur um Ost-West. Es ist eine Liebesgeschichte, es geht um Missbrauch.

Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass - sobald dieses Signalwort Ost-West auftaucht - die deutschen Leser eher zu machen oder das Interesse ein anderes ist, zumindest in der westlichen Hälfte von Deutschland. Es ist auch schwierig in einem Land, wo beide Hälften in das Problem verwickelt sind, aber nicht die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Es ist etwas anderes, wenn man von außen auf diese Erfahrungen schaut.

Es ist auch total spannend, wie die Sprache das widerspiegelt.

Das hat mich immer interessiert, dass Sprache eigentlich auch so eine Art Oberfläche ist. Ich habe Theater studiert und auch als Regisseurin gearbeitet. Da schaut man sehr genau: Was ist der Text und was ist der Untertext? Was wird nach außen hin gesagt, aber was wird eigentlich erzählt? Solche Sachen sind interessant und haben natürlich auch viel mit Manipulation zu tun, mit Verbergen.

Ich habe mich in dem Buch auch gefragt, wo kommt die falsche Sprache her? Ab wann wird die Sprache plötzlich domestiziert und kontrolliert und so reflektiert, dass sie nicht mehr frei ist? Das sind ja interessante Fragen, sowohl für Privatleben als auch für das politische Leben.

Und die, sage ich jetzt mal, falsche Sprache hat, glaube ich, auch einen Großteil dazu beigetragen, dass die DDR untergegangen ist, weil es einfach keinen wirklichen Austausch mehr gegeben hat. Zwischen der Regierung und den Leuten hat es keinen wirklichen Dialog mehr gegeben. Das ist viel schlimmer, als man denkt. Die Wirtschaft war natürlich auch marode, aber auch diese Sprache hat die Idee des Aufbruchs, die es am Anfang gab, nach dem Krieg, wirklich ruiniert.

In Deutschland ist die Kritik generell anders als im englischsprachigen Raum. Es wird generell mehr mit kritischem Bewusstsein als mit Neugier und Euphorie auf die Bücher und auf die Autoren geschaut.

Jenny Erpenbeck

Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Sie im Ausland quasi als Weltstar gesehen werden und hier in Deutschland sind die Kritiken doch noch eher zurückhaltend?

In Deutschland ist die Kritik generell anders als im englischsprachigen Raum. Es wird generell mehr mit kritischem Bewusstsein als mit Neugier und Euphorie auf die Bücher und auf die Autoren geschaut. Aber ich habe auch eine lange Preisliste in Deutschland. Ich habe auch für das Buch "Kairos" sehr gute Kritiken bekommen. Und "Heimsuchung", mein früheres Buch von 2008, ist Schullektüre geworden. Die Deutschen behandeln mich auch nicht so schlecht.

Aber die "New York Times" sieht Sie als Literaturnobelpreis-Kandidatin. Sind solche Gedankenspiele irgendwie komisch? Verändert sich das Schreiben bei Ihnen dadurch?

Das Schreiben wird natürlich nicht automatisch besser. Das wäre eher praktisch. Beim Schreiben hilft es eigentlich nicht, weil jedes Buch auch ein Buch ist, was es vorher nicht gibt. Man steht vor Fragen, die es in der Weise vorher auch noch gar nicht geben konnte. Und man muss sich mit immanenten Problemen, die den Stoff betreffen, rumschlagen. Da hilft auch leider kein Preis.

Vielleicht ist es eher ein bisschen komisch, wenn die Leute mich plötzlich mit so einem Blick anschauen: 'Hey, die soll den Nobelpreis kriegen? So gut schreibt sie ja nun wieder auch nicht' oder was weiß ich. Es ist ein bisschen absurd. Ich habe eher die Befürchtung, dass ich bis ich 95 bin, falls ich so alt werde, damit rumlaufen muss, dass ich eine große Hoffnung für den Nobelpreis war und ihn nicht bekommen habe. Und das ist dann vielleicht doch eher sogar eine Belastung oder eine Luxusbelastung, aber auch ein bisschen absurd.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Jenny Erpenbeck führte Corinne Orlowski, rbb24 Inforadio.

Der Text ist eine gekürzte und redaktionell bearbeitete Fassung. Das komplette Gespräch können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: radio3, 21.05.2024, 12:30 Uhr

33 Kommentare

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  1. 33.

    Ich schätze die Pressefreiheit in unserem Land sehr, durch Ihren Blick auf Sensationen bzw. negative Schlagzeilen übersehen Sie anscheinend Wesentliches.

  2. 32.

    Jeder Mensch kann beim Bundestag und bei den Landtagen Petitionen einreichen.
    Wieso es das heute nicht geben sollte, wie Sie schreiben, ist mir völlig schleierhaft.
    Und wie riesig in der DDR häufig die Lücke zwischen einfach wahrnehmbarer Realität und den Worthülsen der Parteifunktionäre war, ist meines Erachtens offensichtlich.

  3. 31.

    Was stellst Du hier die Fragen nach der ,,falschen Sprache''in der DDR? Es gibt un jeder Diktatur eine ,,falsche Sprache z.B. Lies mal: LTI von Klemperer / Sprache des dritten Reiches. Aber davor lies erstmal das Buch von Jenny, eh Du uns hier belästigst.

  4. 30.

    Dann ist der Untergang der Bundesrepublik auch nicht mehr fern.

  5. 29.

    Frau Erpenbeck hätte auch mal ihren offenbar kongenialen Übersetzer Michael Hofmann erwähnen können - mit ihm gemeinsam hat sie heute den International Booker Prize gewonnen. Glückwunsch an beide!

  6. 27.

    Welche Korrekturen meinen sie? Einführung von Arbeits- und Obdachlosigkeit, Abschaffung der (einen) Kranken- und Rentenkasse für alle, Schließung der Kitas, Einstellung des Wohnungsbauprogramms, Abschaffung des einheitlichen Schulsystem, Absenkung der Frauenrechte auf Westniveau usw. Dafür Reisen nach Malle und Westautos, wenn man dies sich leisten kann. Und wenn freie Presse bedeutet das alles sensationiert wird und je negativer die Schlagzeile desto besser, dann müsste hier korrigiert werden.

  7. 26.

    Danke für Ihren Hinweis!
    Ich bezog mich auf ,meine ersten Gedanken/Fragen beim Lesen des Artikels!' und haben den Fragen/Anmerkungen von @ickedettekiekemal zugestimmt.
    Aber wahrscheinlich hätte ich eindeutiger Teil 1 des Kommentators zustimmen müssen ...

    Kann jedoch auch Teil 2 (Eingaben) nicht ganz widersprechen, nach meiner Erfahrung.
    Bei vier schriftlichen "Eingaben" in den letzten ca. 10 Jahren wurde bei zwei'en der Eingang bestätigt und dann leider nichts mehr gehört.
    Aber wahrscheinlich war ich nur bei den "falschen Stellen" ...

  8. 25.

    Die DDR ist daran gescheitert, dass man nach gutem Beginn glaubte , alle richtigen Antworten zu kennen und daher freie Wahlen mit Alternativen, eine freie Presse und überhaupt Kritik am politischen System verhindert hat. Dadurch fehlte es diesem Staat an den notwendigen Korrekturen. Fehlentwicklungen nahmen ungehindert ihren Lauf. Die Entfremdung des Volkes mit seinem Staat nahm immer mehr zu.

  9. 24.

    Warum werden hier - und in anderen Kommentaren auch - die Aussagen aus den anderen Kommentaren kommentarlos wiederholt? Gibt es dafür Gründe?

  10. 23.

    Ich halte jedwede Diffamierung der DDR für kontraproduktiv. Ich habe fast die Hälfte meines Lebens in diesem Land gelebt und sehne mich in keinster Weise zurück. Die Schriftstellerin Frau Erpenbeck war als Kind staatsnaher Intellektueller sicher ein Stück privilegiert und hat die Zeit etwas anders erlebt und hat trotzdem das Recht, ohne Ihr denunziatorisches Framing ihre Sicht auf DDR darzulegen. Im Gegensatz zu Ihnen erhebt sie keinen Anspruch darauf, dass nur ihre Sicht die maßgebliche ist.

  11. 21.

    Ich bin unter nicht allen...groß geworden. Besonders die schlimmen 60er gaben mir eine andere Wahrnehmung. Gefiel nicht allen....

  12. 20.

    Die falsche Sprache hat, glaube ich, auch einen Großteil dazu beigetragen, dass die DDR untergegangen ist, weil es einfach keinen wirklichen Austausch mehr gegeben hat. Zwischen der Regierung und den Leuten hat es keinen wirklichen Dialog mehr gegeben. Das ist viel schlimmer, als man denkt.
    Wie sich alles so wiederholt …

  13. 19.

    ... gehen Sie auf berlin.de und auf die Seiten der Bezirksverordnetenversammlung. Suchen sie den Ausschuss für Eingaben und Beschwerden. Den gibt es hoffentlich in jeder BVV von Berlin. Oder stellen sie vor den öffentlichen Stzungen eine Büger:innenanfrage. Demokratie kann so einfach sein.

  14. 18.

    Ich halte jedwede Verklärung der DDR als kontraproduktiv.
    Ich habe fast die Hälfte meines Lebens in diesem Land gelebt und sehne mich in keinster Weise zurück.
    Die Schriftstellerin Frau Erpenbeck war als Kind staatsnaher Intellektueller sicher ein Stück privilegiert und hat die Zeit etwas anders erlebt.

  15. 17.

    Als geborene oder, wie ich gelernte Ossi versteht mensch Ostliteratur. Habe Heimsuchung gelesen.

    Fragt sich wieviel in die Übersetzungen davon bleibt, ausgelassen wird oder vereinfacht?

  16. 16.

    Mein Nefffe hatte eine Eingabe zur Ausreisegenehmigung in den Westen (1977) gemacht.Für die Antwort hat es keine vier Wochen gebraucht. Wurde dann 1980 oder 1982 freigekauft.

  17. 15.

    "Die vermeintliche Alternative DDR" - eine real existierende Alternative im sozialistischen/kommunistischen Sinne ist z.B. China. Jetzt schreien natürlich die Verfechter der kapitalistischen Werte auf und beharren darauf, dass nur der Westen die ideale Lebensweise darstellt, alles andere muss bekämpft werden. Eine "Alternative DDR" fürchtet man wie der Teufel das Weihwasser.
    In der DDR hat man zwar auf das richtige Pferd gesetzt, es ist nur leider nicht ins Ziel gekommen.

  18. 14.

    "Zu DDR-Zeiten konnte man immerhin Eingaben schreiben,....." ===> Und zu Zeiten des "Alten Fritzen" nagelten die Untertanen ihre Bittschriften an eine Linde vor dem Potsdamer Stadtschloss.
    "Heutzutage gibt es nicht mal das". ===> Heute gibt es auf Bundes- und Landesebene ein Petitionsrecht und zudem, im Gegensatz zur DDR, eine Verwaltungsgerichtsbarkeit mit deren Hilfe sich Streitigkeiten zwischen Bürgern und Behörden klären lassen.

  19. 12.

    >"wird nämlich auch nur noch der „Kopf“ geschüttelt bei dem, was derzeit unsere Regierenden so von sich geben…"
    Das ist ein aktuelles Kommunikationsproblem der Bildungsschichten, Bevölkerungsschichten und Generationen untereinander. Mit solchen aktuellen gesellschaftlichen Unverständlichkeiten beschäftigen sich die Romane von Jenny Erpenbeck derzeit nicht.
    Ex-DDR Bürger mit Zwischenzeilenkenntnisse sind beim aktuellen Politikergeschwafel auch im Vorteil. Es wird viel verquast und positiver ausgedrück, obwohl es fürs Volk wieder draufzahlen heißt. Beispiel DDR-Sprichwort:
    Der Intelligenzquotient eines Agrotechnikers ist reziprok proportional den Parametern seiner subterritorialen Produkte.
    Klingt doch super und echt schlau oder? in Klardeutsch:
    Die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln. ;-))

  20. 11.

    "Und die, sage ich jetzt mal, falsche Sprache hat, glaube ich, auch einen Großteil dazu beigetragen, dass die DDR untergegangen ist, weil es einfach keinen wirklichen Austausch mehr gegeben hat. Zwischen der Regierung und den Leuten hat es keinen wirklichen Dialog mehr gegeben." - Wie absurd. Was versteht Frau Erpenbeck unter "falscher Sprache"? Und was für einen "Austausch", was für einen "Dialog" gibt es denn bitte *heute* zwischen "der Regierung und den Leuten"? Zu DDR-Zeiten konnte man immerhin Eingaben schreiben, das haben unzählige Bürger in Anspruch genommen - und mit den Eingaben mußten sich die Zuständigen beschäftigen, zumindest innerhalb von 4 Wochen eine Rückmeldung geben (Eingabengesetz). Und manchmal wurde damit sogar etwas bewirkt. Heutzutage gibt es nicht mal das. Wo bleibt der Untergang?

  21. 10.

    Ich halte solche Artikel nicht für Zielführend. Sie schreibt über Sachen in die sie aufgrund ihrer sozialen Herkunft keinen Einblick hatte.
    Ich bin unter Bergleuten aufgewachsen und hatte eine andere Wahrnehmung.

  22. 9.

    …sehe ich alles genauso… Allerdings ist das Thema „die Einen verstehen die Sprache der Anderen nicht“, weshalb es dadurch zu keinem konstruktiver Dialog kommt, hochaktuell! In meinem Bekanntenkreis wird nämlich auch nur noch der „Kopf“ geschüttelt bei dem, was derzeit unsere Regierenden so von sich geben…

  23. 8.

    Ihr Kommentar braucht eine Bedienungsanleitung. Bauanleitungen von IKEA verstehe ich zumindest eher.

  24. 7.

    >"Wer kann, soll sie im Original lesen, meine ich!"
    Das wären dann Menschen, die Literatursprache (erweiterte Sprachkenntnis) verstehen. Also meist hier in Deutschland oder deutschsprachige Länder. Wir selber können uns mit den Inhalten ihrer Ost-West-Romane vielleicht gut beschäftigen und einiges auch wiederfinden. Als Übersetzung im Ausland sind solche Romane leider dann ein eindimensionales Zerrbild der vielschichtigen Biographien und Vergangenheit vieler Deutschen. Weil es eben nur diese wenigen Veröffentlichungen mit diesem Hintergrundthema gibt.

  25. 6.

    Ich habe einiges von Jenny Erpenbeck gelesen, fand es ganz gut, aber das im englischsprachigen Ausland solch ein Hype um sie gemacht wird, hat mich doch einigermaßen überrascht.
    Das schon wiederholt für den renommierten Booker Price vorgeschlagene Buch " Kairos " habe ich 2 mal gelesen , einmal als es rauskam und das zweite Mal aus Anlass des darauf basierenden Theaterstückes in Cottbus.
    Ich selbst (Ü 50 , DDR- Biographie) konnte dem Buch nichst abgewinnen, mehr noch fand ich es in Teilen verkitscht, unrealistisch, einige Schilderungen regelrecht abstoßend und widerlich. Mag sein, dass jemand mit einem anderen biografischen oder nationalen Background eine andere Wahrnehmung hat.
    Letztlich ist die Bewertung von Kunst auch etwas Subjektives

  26. 5.

    Mitunter lohnt sich der „zweite Blick“. Natürlich gibt es Unterschiede, die zum Teil ganz gravierend sind.

  27. 4.

    Wir halten also fest: die Frauen haben ihre Männer im Stich gelassen und sind dem Geld gefolgt?! Toller Charakter. Wir lernen außerdem, dass die Frauen dort besonders begehrt waren/sind. Warum nur? Wegen IHRER Sprache? Ist diese denn besser als die der Männer? Sprechen nur die Männer diese Sprache? Und ich hoffe inbrünstig, dass die Gebiete, wo sie hingewandert sind nicht auch wegen deren Sprache untergehen. Sorry, die "Expertin" hat analog zum Märchen des Kaisers neue Kleider, keine Kleider an.

  28. 3.

    Ostedeutschland = Old Germany (plus und minus!)

    Erpenbecks Bücher werden auch in mehreren weiteren Sprachen herausgegeben. Wer kann, soll sie im Original lesen, meine ich!

  29. 2.

    Habe nach der Wende mehrfach die Erfahrung gemacht, wenn wir im Urlaub waren, Bayern, Österreich, Thailand etc.bis hin nach Griechenland und Florida : " Ach, Sie sind Ossis,.....sieht man Ihnen aber garnicht an". Was soll das denn heißen? Wir sind oftmals geschmackvoller und respektvoller in die Kirchen, Tempel, Moscheen gegangen und überhaupt im täglichen Urlaub, als so manch Andere, für die man sich fremdgeschämt hat. Ich finde es nur noch äußerst befremdlich, wenn immer wieder, so lange nach der Wende, und vor Allem durch die Medien, in Ost und West Deutschland unterschieden wird. So wird eine Einigung bewusst verhindert. Mir persönlich ist es völlig egal, ob Jemand Ossi oder Wessi ist, finde die Begriffe schon echt blöd. Es muss einfach ein netter, ehrlicher Mensch sein.

  30. 1.

    "Zwischen [...] den Leuten hat es keinen wirklichen Dialog mehr gegeben. Das ist viel schlimmer, als man denkt."
    Das lag nach meiner Lebenserfahrung auch daran, dass in der DDR viel mit Zweideutigkeiten und zwischen den Zeilen als Sinn gesprochen wurde - zumindest was gesellschaftskritische Äußerungen anbetraf. Nur so konnte man ausdrücken, was man als freies Wort nie sagen konnte. Solche zwischensinnige Sprache kannten "Westdeutsche" in ihrem Leben nicht und haben das natürlich nicht verstanden. Verstehen sie heute auch noch nicht, wenn sie mal in eine Gesprächsgruppe von "Ostdeutschen" der Boomergeneration oder älter geraten. In der Generation nach 1990 geboren gibts solche Verständnislosigkeiten natürlich nicht mehr. Das ist auch irgendwie gut so. Dafür verstehen sich die Generationen allgemein untereinander heute nicht mehr, weil sich die Sprache auch mit den Bildungs- und Lebensjahren verändert.

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