Interview | "Woodwalkers"-Schauspieler Emile Chérif - "Es gab sogar zwei echte Pumas am Set"
Emile Chérif aus Berlin ist ab dem 24. Oktober auf der großen Kinoleinwand zu sehen: Der 15-Jährige spielt im Film "Woodwalkers" einen Jungen, der sich in einen Puma verwandeln kann. Im Interview erzählt Emile, wie er lernte, sich wie ein Raubtier zu bewegen.
rbb|24: Hallo Emile. Hand aufs Herz: Hund oder Katze?
Emile Chérif: Schwierige Frage. Eher Hund.
Hast Du ein Haustier?
Ich liebe Tiere. Aber wir haben leider kein Haustier, denn wir leben in einer Wohnung und da wäre es für ein Tier nicht so schön.
Apropos Tiere: Wie stehst Du zu Pumas? War eigentlich ein echter dabei bei den Dreharbeiten zum Woodwalkers-Film?
Es gab sogar zwei echte Pumas am Set. Aber mit denen haben wir leider nicht gedreht. Denn es sind ja Raubkatzen, die doch ziemlich gefährlich sind und die man nicht so gut beherrschen kann wie beispielsweise Wölfe oder Hunde. Pumas sind tatsächlich schon lange meine Lieblingstiere – schon vor dem Woodwalkers-Dreh und den Büchern. Ich finde Pumas echt cool, weil sie so stark und elegant sind.
Wie bist Du an die Rolle als Pumajunge Carag gekommen?
Meine Agentur aus Berlin schickt mir Casting-Termine zu. Und einer davon war der für den Woodwalkers-Film. Da musst man sich bewerben. Da habe ich für das E-Casting Präsentations-Videos für Szenen des Films gemacht. Da kam ich dann in die zweite, in die dritte und am Ende in die finale, eine Live-Runde, in München.
Hast Du, was die Verfilmung von Woodwalkers betrifft, direkt gewusst, dass du Carag sein wollen würdest - und nicht ein anderer Character, der in den Büchern vorkommt?
Man musste sich bei der Bewerbung für zwei Charaktere entscheiden. Ich hatte mich für Carag, den Puma, und Jeffrey, den Wolf, entschieden.
Hast Du damit gerechnet, dass es klappt?
Man kann wirklich nie wissen, ob es klappt. Es ist auch ein bisschen Glück dabei und kommt darauf an, ob man dem Charakter ähnelt vom Aussehen her.
Verdienst Du schon richtig Geld mit der Schauspielerei?
Ja.
Wie hast Du Dich mit den anderen Schauspielern verstanden?
Wir sind als Kollegen schon ziemlich zusammengewachsen und gute Freunde geworden. Denn wir haben ja schon zwei Woodwalkers-Filme gedreht. Mit Emil, der Jeffrey spielt und auch in Berlin lebt, habe ich mich schon öfter getroffen. Mit anderen Schauspielern habe ich mich auch schon außerhalb des Drehs getroffen. Aber ich lebe ja gar nicht die ganze Zeit in Berlin. Gerade lebe ich in Marseille.
Dein Vorname ist Emile, im Woodwalkers-Film bist Du Carag – wurdest Du schon Carag genannt oder gar auf der Straße erkannt, seit klar ist und auch im Internet zu sehen, dass du ihn spielst?
Obwohl der Film noch gar nicht angelaufen ist, er startet ja erst am 24. Oktober, wurde ich tatsächlich am Flughafen schon einmal mit Carag angesprochen. Aber sonst noch nicht.
Ähnelst Du charakterlich deiner Filmfigur? Die ist beispielsweise unheimlich fair und menschlich korrekt. Mitunter geht sie aber lebensbedrohliche Risiken ein.
Ich würde schon sagen, dass wir manche Ähnlichkeiten haben. Wie Carag bin ich auch neugierig darauf, neue Dinge zu entdecken und auch so mutig wie er.
Hast Du die Buchreihe gelesen, bevor Du dafür gecastet wurdest?
Nein, ich kannte sie nicht. Ich habe sie dann aber vor dem Casting gelesen, um mich auf die Rolle vorzubereiten.
Vor dem Dreh hast Du sicherlich ein Drehbuch erhalten. Musstest Du das komplett auswendig können? Musstest Du den Text genau so sagen – oder durftest Du auch improvisieren?
Da ich die Hauptrolle spiele, bin ich in den meisten Szenen dabei. Daher habe ich das Drehbuch öfter gelesen und ich kannte es ziemlich gut. Den Text mussten wir schon so wiedergeben, wie er im Drehbuch steht, aber wenn wir ihn mundgerechter machen wollten oder etwas verändern wollten, was für einen nicht gepasst hat, konnte man das mit dem Regisseur oder mit der Schauspiel-Coachin besprechen und auch etwas ändern.
Wie war das Drehen mit einem internationalen Cast? Es gab auch Schauspieler, die nicht deutsch sprechen.
Das war nicht so schwer, denn wir sprechen alle ziemlich gut Englisch. Deshalb konnten wir uns verstehen und miteinander reden. Beim Dreh haben diejenigen, die Englisch sprechen, die Texte auf Englisch gesagt und ich habe auf Deutsch geantwortet. Das war manchmal ein bisschen schwierig für mich, denn wenn jemand einen auf Englisch anspricht, hat man den Impuls, auch auf Englisch zu antworten. Aber ich musste ja auf Deutsch antworten.
Ihr spielt im Film Menschen, die sich in Tiere verwandeln können. Wie lief das beim Dreh - war das schwierig zu spielen?
Wir hatten vor den Dreharbeiten eine Probewoche und ein Animal-Training mit einer Theaterschauspielerin. Sie hat uns mehr zu unseren Tieren und ihren Eigenschaften gesagt. Also wie sie leben und wie sie so sind. Sie hat mir gezeigt, wie man Sachen, die Pumas machen, auch in menschlicher Form andeuten oder spielen kann. Das lief dann ganz gut. Auch wenn es manchmal lustig ist, in eine Puma-Gestalt zu wechseln.
Wie lange hat der Dreh gedauert? Und wie ging das mit der Schule für Dich?
Insgesamt hatten wir etwa 36 bis 37 Drehtage. Und ich war auch fast jeden Tag dabei. Was die Schule betrifft, da war ich dann befreit und musste den Stoff nachholen, den ich verpasst habe.
Was war bei den Dreharbeiten war am herausforderndsten für Dich?
Ich habe fast jeden Tag acht Stunden lang gedreht. Das ist schon lang. Am Ende des Tages fand ich manche Szenen, insbesondere die, in denen ich viel schreien und mich aufregen musste, schon herausfordernd. Ich bin selbst eher ein ruhiger Mensch. Schreien finde ich anstrengend. Insbesondere, wenn solche Szenen dann mehrfach wiederholt werden müssen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Sabine Priess.
Sendung: rbb24 Inforadio, 20.10.2024, 16:30 Uhr