Neue Landesregierung Brandenburg - Wildkatzen willkommen - Wölfe nicht

Mo 24.02.25 | 11:55 Uhr | Von Amelie Ernst
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Europäische Wildkatze oder Waldkatze (Felis silvestris) (Quelle: dpa/Stefan Huwiler)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.02.2025 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Stefan Huwiler

Die Wildkatzen sind zurück in Brandenburg, und sie sollen mit Unterstützung aus dem Umweltministerium wieder heimisch werden. Gegen den längst zurückgekehrten Wolf dagegen will die neue Landesregierung rigide vorgehen. Das gefällt nicht allen. Von Amelie Ernst

Wer Wildkatzen anlocken will, nimmt Baldrian, präpariert damit einen Stock und schlägt ihn in den Boden. Die Katzen werden angelockt, reiben sich daran, Haare bleiben kleben, und schon weiß der Mensch: Hier war eine Wildkatze.

Angewendet wird die Technik in Brandenburg zum Beispiel im Naturschutzgebiet Heidehof-Golmberg im Kreis Teltow-Fläming, ein neuer Lockstock wurde in dieser Woche von Brandenburgs neuem Umwelt-Staatssekretär Beyer (parteilos) in den Boden gehämmert.

Mit den Lockstöcken wurden die ersten Wildkatzen in den vergangenen Jahren bereits im Hohen Fläming und in der Schorfheide verortet. Seit Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts galten sie in Brandenburg als ausgerottet. Wie viele es heute wieder sind, weiß niemand genau. Aber sowohl männliche als auch mehrere weibliche Tiere wurden genetisch festgestellt.

"Das Monitoring zeigt, dass diese Tiere wieder da sind, dass sie zurückkommen, dass sich die Bestände auch wieder aufbauen", sagt Staatssekretär Beyer. "Das ist einfach toll."

Konflikte bei Wolf und Biber

Dass die Wildkatze nach Brandenburg zurückkehrt, freut auch Carsten Preuß, den Landesvorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Sein Verband übernimmt einen Großteil des Wildkatzenmonitorings, finanziell unterstützt vom Land. Die Kooperation funktioniere auch deshalb so gut, weil die Wildkatze ein Tier sei, das wenig Konfliktpotential mit sich bringe. Als Räuber jage sie vor allem Mäuse - aber auch Vögel. Bisher stört sich niemand daran, denn die Anzahl der Wildkatzen ist überschaubar.

Beim Wolf und beim Biber sei das anders, betont Preuß. "Da sehen wir auch, dass sich im Land die Zeichen im Umgang mit diesen Tieren geändert haben. Dass hier Bestandsregulierungen vorgenommen werden sollen, die sich möglicherweise auch sehr, sehr negativ auswirken können."

Regierung will Bestandsmanagement

Das Landesamt für Umwelt zählt für die beiden vergangenen Jahre 58 Wolfsrudel – doch wie viele Wölfe es tatsächlich sind, dazu gibt es nur Schätzungen. Das Landesumweltamt gibt auf seiner Seite keine konkrete Angabe zum Wolfsbestand an. Staatssekretär Beyer spricht indes von mehr als 2.000 Tieren. Diese Zahl rechtfertige eine Entnahme- beziehungsweise Abschussquote. "Wir müssen einen Wolfsbestand in Brandenburg einregulieren, bei dem wir mit gutem Gewissen sagen können: Wir können auch mit den Schäden leben, die dieser Bestand weiter verursacht."

Im Koalitionsvertrag haben SPD und BSW deshalb ein "Bestandsmanagement" für Wölfe und Biber festgeschrieben. Das Ziel sei, den Wolf bis Mitte des Jahres ins brandenburgische Jagdrecht aufzunehmen, so Beyer. Ein klarer Kurswechsel im Vergleich zum früher grün-geführten Umweltressort.

Umweltverbände in Sorge

Andreas Meißner von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg betrachtet diesen Plan mit Sorge. Er halte das Bestandsmanagement speziell beim Wolf nicht für notwendig, sagt er. Auf den Wildnisflächen der Stiftung lebten mehrere Rudel – dort seien sie geschützt und richteten auch kaum Schäden an. Das passiere meist erst dann, wenn der Abstand zwischen den Lebensräumen von Menschen und Tieren zu gering sei.

Außerdem befürchtet Meißner, dass das neue, SPD-geführte Umweltressort den Wildnisgebieten weniger Bedeutung beimessen könnte als das vorherige unter grüner Führung. Zwei Prozent Wildnisgebiete fordere der Bund – in Brandenburg sei man aber erst bei 1,14 Prozent der Landesfläche. Und laut Koalitionsvertrag sollen Natur- und Artenschutz künftig mit "nachhaltiger Regionalentwicklung" verbunden werden. Was das bedeutet, bleibt vorerst offen.

Umweltverbände befürchten, dass der Artenschutz nur noch da stattfinden könnte, wo er keine wirtschaftlichen Interessen stört – oder wo die Landwirtschaft profitiert.

Was die Wildkatze betrifft, ist das bisher noch nicht klar erkennbar. Deren Population darf sich erstmal ruhig weiter entwickeln.

Korrekturhinweis: In einer vorherigen Version des Textes war die Rede von einer Schätzung von maximal 1.200 Wölfen in Brandenburg von Seiten der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. Die Stiftung bat uns die Zahl zu entnehmen. Außerdem haben wir korrigiert, dass es in Brandenburg 1,14 Prozent und nicht 0,7 Prozent Wildnisgebiete gibt. Das Zitat zuvor war falsch wiedergegeben worden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.02.2025, 12:45 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

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33 Kommentare

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  1. 33.

    Ständige Angst vor Wölfen und ständige Angst vor Geflüchteten haben eins gemeinsam:

    Ständige Angst treibt Ihr Herz-Kreislauf-Risiko nach oben.

    Also, Ihr blauen Muffel, gönnt Euch mal nen Roten Tee, geht auf Menschen zu und genießt die seltene Sichtung von wilden Tieren.

  2. 32.

    oh der arme Wolf es gibt ja ganz wenige in Brandenburg, dass sollten mehr werden das heimische Wild frisst ja den Wald auf erzählen uns die Wolfsmanager und Wolfsfreunde deshalb müssen es mehr werden.
    wer braucht schon heimisches Wild der Wolf ist das Nutztier!!!

  3. 31.

    Bevor die hier auftauchen, die gerne mal andere berichtigen oder auf andere Weise ihre Überheblichkeit dokumentieren, wollte ich auf meinen Fehler selber hinweisen: nicht 'Kopulationen' sondern 'Population'. Wobei Ersteres mehr Spass macht.

  4. 30.

    Interessant, macht euch die Erde untertan, ja? Wir brauchen von allem viel weniger, denn wir sind hier nur zu Gast und eine relativ neue Erfindung, die ziemlich aus dem Ruder läuft.

  5. 27.

    Dit sind keene Wildschweine, dit sind doch Löwen:-) Sorry, aber der Flachwitz muss sein

  6. 26.

    Ein Biologe: Für den Schutz einer bedrohten Tierart werden hunderte stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten geopfert."

    Ja, das ist schon bitter. Weil der böse Wolf ungehindert durch die Brandenburger Lande streifen will, stirbt das unschuldige kleine Heideröslein aus.

  7. 25.

    Es macht wenig Sinn Wälder für Weideflächen abzuholzen oder Moore trocken zu legen. Vielleicht mal über Rückwirkung in nichtlinearen Systemen nachdenken.

  8. 24.

    Bevor die hier auftauchen, die gerne mal andere berichtigen oder auf andere Weise ihre Überheblichkeit dokumentieren, wollte ich auf meinen Fehler selber hinweisen: nicht 'Kopulationen' sondern 'Population'. Wobei Ersteres mehr Spass macht.

  9. 23.

    Es wird ein Umdenken und eine sachliche Diskussion stattfinden müssen! Verweigern die Wolfsbefürworter diese weiterhin, riskieren sie die Akzeptanz im ländlichen Raum komplett zu verlieren. Der ländliche Raum lebt mit den Wölfen, nicht die Ballungszentren.
    Es gab übrigens letzte Woche eine interessante Doku dazu im TV, wo beide Seiten zu Wort kamen. 2 Aussagen von ausdrücklichen Wolfsbefürwortern waren besonders bemerkenswert:
    1. Italienischer Aktivist: Eine kontrollierte Bejagung ist wichtig, damit der Wolf den Respekt vor dem Mensch behält.
    2. Ein Biologe: Für den Schutz einer bedrohten Tierart werden hunderte stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten geopfert. (Durch Wegfall bzw. Verringerung der Weidewirtschaft und demzufolge Verlust an Biotopen).
    Vielleicht einfach mal drüber nachdenken.

  10. 22.

    Nee, aber er richtet erheblichen Schaden bei Nutztieren an. Und der Biber torpediert den Hochwasserschutz. Deshalb muss reguliert werden.

  11. 21.

    Ich höre förmlich das Gejammer der Naturschutzgebiete, wenn nachweislich die Kopolationen von Vögel, Hamstern, die jetzt schon auf der Roten Liste stehen, und anderen Beutetieren von Wildkatzen ausgerottet werden.
    Feiern wir also die Wiederkehr der Katzen und verteufeln den Wolf.

  12. 20.

    Aber die Anwesenheit von Wölfen hätte die Population der Wildschweine von Anfang an eingeschränkt. Das die Population der Wildschweine aus dem Ruder läuft und Wildschweine inzwischen riesige Rotten bilden, liegt an wem?? Genau, an uns Menschen, gepaart mit hirnloser Landwirtschaft.

  13. 19.

    Falsch, denn der Wolf ist ein Spitzenprädator. Ihn reguliert nur das Nahrungsangebot und natürlich Krankheiten. Das macht ihn auch so wertvoll, denn seine Anwesenheit optimiert biologisch die Fauna und damit auch die Flora.
    Sein jahrzehntelange Vertreibung führte zu den aus dem Ruder gelaufenen Wildbständen, Wildverbiss an jungen Bäumen, an der Verdrängung von Unterarten etc..

    Der Überschrift dieses Artikels sagt schon eine Menge über den Verstand des Menschen und seinen Umgang mit der Natur aus. Der Mensch wird kaum die Arbeit des Wolfs und anderer wichtiger "unbequemer" Evolutionsteilnehmer übernehmen können, soviel ist sicher!!

  14. 18.

    "Selbst der Feldhamster, nach der aktuellen roten Liste vom Aussterben bedroht, erreicht bei weitem nicht die Aufmerksamkeit, die dem Wolf "

    Der Felshamster gilt in Brandenburg seit zwei Jahrzehnten als ausgestorben.

  15. 17.

    Ich habe nichts gegen Wölfe, aber tausende die sich unkontrolliert vermehren, und auf Beute ausweichen bei der es zu Konflikten mit Menschen kommt - das muss nicht sein.

  16. 16.

    Wölfe gehen nur ungern an die wehrhaften Wildschweine, die problemlos einen Oberschenkel aufschlitzen können, was für den Wolf infolge Parasiten- und Bakterienbefall faktisch immer tödlich endet.

  17. 15.

    Falsch, der Wolf ist selbst Spitzenprädator. Die Wolfspopulation reguliert sich selbst über das Nahrungsangebot und natürlich Krankheiten.
    Deswegen ist seine Existenz auch so fruchtbar für die Artenvielfalt in Fauna und damit auch in der Flora.
    Und deswegen entnimmt man keine Spitzenprädatoren, weder zu Land, zu Wasser noch in der Luft.

  18. 14.

    Ich fand die Zeit ohne Wölfe schön. War eine tolle Zeit.