Interview | European Shooting Star - "Auf einem roten Teppich zu stehen, war eine Erfahrung aus einer anderen Welt"
Ihr Name ist noch relativ unbekannt, aber das dürfte sich bald ändern. Die 25-jährige Katharina Stark wird Montag auf der Berlinale als deutsche Vertreterin der "European Shooting Stars" geehrt. Und sie ist gespannt, wie sich der Berlinale-Teppich anfühlt.
rbb|24: Katharina Stark, die Liste der vergangenen Shootingstars ist ein Who is Who des deutschen und europäischen Films. Die Fußstapfen sind groß. Wie versuchen Sie, die zu füllen?
Katharina Stark: Ich versuche erstmal Projekte zu spielen, die mir auch selbst gefallen. Natürlich streng ich mich an, aber noch will und kann ich mich mit diesen großen Namen nicht vergleichen.
Was ist Ihr persönliches Verhältnis zur Berlinale?
Ich finde die Berlinale beeindruckend. Zumindest aus der Ferne, denn ich war selbst noch nie so richtig Teil davon. Ein Festival mitten in der Stadt, zu dem so viele internationale Leute reisen. Das ist doch einfach nur krass. Krasse Leute, krasse Filme.
Können Sie mit dem Konzept "Roter Teppich" etwas anfangen?
Ich weiß es nicht – denn ich war da nicht so oft. Das aufregendste Erlebnis war da bisher die Premiere von "Deutsches Haus". Und eine Premiere beim Tribeca-Filmfestival. In New York auf einem roten Teppich zu stehen, war eine Erfahrung aus einer anderen Welt. Ich bin gespannt, wie sich der Berlinale-Teppich anfühlen wird.
Woher kommt der Wunsch, Schauspielerin zu werden?
Das wollte ich schon sehr früh, ungefähr mit acht. Aber ich hatte keine Ahnung, wie man das wird. Ich wusste nur, dass ich es unbedingt werden will. Irgendwann habe ich mir dann auf eigene Faust eine Schauspielagentur gesucht und habe hobbymäßig am Wochenende Schauspielunterricht genommen. Ein paar Jahre nach dem Abitur bin ich dann auf die Schauspielschule. Eigentlich verrückt, dass es geklappt hat. Ich habe immer noch nicht realisiert, dass das jetzt mein Beruf ist, Schauspielerin.
Was gibt Ihnen der Beruf, was gibt Ihnen das Spielen?
Es ist für mich eine absolut erfüllende Erfahrung, mich mit Themen auseinandersetzen zu können, die sonst jenseits meines Erfahrungshorizontes liegen. Ich mag die Teamarbeit der Strukturen am Set, die kreative Beschäftigung, das Grenzenlose, dass es in meinen Händen liegt, was ich aus einer Rolle mache. Das ist ein sehr schönes Gefühl.
Ihre erste große Rolle war in der Serie "Deutsches Haus". Sie spielen eine junge Dolmetscherin, die bei den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt eingesetzt wird und sehr naiv an die Sache rangeht. Wie war die Arbeit an der Serie?
Es war zunächst eine Mammut-Aufgabe für mich. Ich war mal positiv aufgeregt, mal supernervös. Wir, also das ganze Team, mussten natürlich sehr behutsam an das Thema rangehen. Ich habe eine Menge gelernt von den Schauspielern und Schauspielerinnen um mich herum, von den beiden Regisseurinnen und der Showrunnerin Annette Hess.
Wie sind Sie die Rolle angegangen?
Ich hatte nur zwei Monate Vorbereitungszeit. Gar nicht so viel, um ehrlich zu sein. In denen habe ich versucht, möglichst viel zu lesen, mir Dokumentationen angeguckt, ganz viel mit Annette Hess gesprochen. Die Szenen, vor denen ich am meisten Angst hatte, konnten wir zum Glück proben. Das hat mir Sicherheit gegeben.
Was hat die Auseinandersetzung mit den Auschwitz-Prozessen mit Ihnen auf einer persönlichen Ebene gemacht?
Es hat mich sehr beschäftigt. In der Vorbereitung bin ich selbst nochmal nach Auschwitz gefahren. Ich war mit meiner Familie schon mal dort, eine Oma von mir ist in der Gegend aufgewachsen. Ich finde das Thema und die Auseinandersetzung damit sehr wichtig, auch für junge Menschen. Gerade, wenn man sich die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland anguckt. Es ist wichtig, Zeichen zu setzen, Menschen diese schrecklichen Taten näher zu bringen, zu erinnern, den Zeitzeugen von einst eine Stimme zu geben.
Worin sehen Sie die Aufgabe von Schauspielenden, dass sich Geschichte nicht wiederholt?
Ich sehe uns als Multiplikatoren, die eine Plattform bekommen. Wir haben eine unvermeidbare Verantwortung uns mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen und die sichtbar zu machen. Ich hoffe, dass Serien wie "Deutsches Haus" vielleicht einen Effekt haben, gegen die lauten rechten Stimmen zu wirken.
Wie gehen Sie damit um, dass die Schauspielerei mit Höhen und Tiefen verbunden sein kann?
Ich versuche das Positiv zu sehen, eine Dynamik, die einfach dazu gehört. Wenn ich frei über meine Projekte entscheiden will, muss ich damit rechnen, dass es auch mal Durststrecken gibt. Aus dieser Unsicherheit heraus habe ich auch angefangen selbst zu schreiben.
Und die Unsicherheit von Castings? Die Konkurrenz anderer Schauspielerinnen?
Den Konkurrenzgedanken versuche ich abzuschalten. Ich gehe eher über meine eigenen Impulse, mein eigenes Rollen-Interesse an Castings heran. Viel Spannendes ergibt sich oft aus einer Situation außerhalb der Komfortzone, aber ja, natürlich bin ich nervös. Vor Castings, vor ersten Drehtagen und vor allem an Pressetagen. Also auch jetzt. (lacht)
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Anna Wollner für rbb|24.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.2024, 12:05 Uhr