Nach umstrittener Bären-Gala - Aufsichtsrat fordert Berlinale "frei von Hass und Hetze"

Mo 11.03.24 | 22:14 Uhr
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Der Berlinale-Bär ist während einer Pressekonferenz am Mikrofon befestigt. Im Hintergrund ist das Auge des stilisierten Bären zusehen. © dpa/Soeren Stache
Audio: rbb24 Inforadio | 12.03.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Soeren Stache

Der Aufsichtsrat der Internationalen Filmfestspiele hat die Berlinale-Leitung nach der umstrittenen Preisverleihung Ende Februar in die Pflicht genommen. Die Berlinale müsse ein Ort bleiben, "der frei ist von Hass, Hetze, Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jeder Form von Menschenfeindlichkeit", heißt es in einem am Montagabend veröffentlichten Beschluss des Aufsichtsrats der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB), zu denen auch die Berlinale gehört. Der Aufsichtsrat tagte am Montagabend.

Während der Preisgala war der Nahostkonflikt mehrfach thematisiert worden. Mitglieder der Jury sowie Preisträgerinnen und Preisträger forderten verbal oder mit Ansteckern einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. In Statements war auch die Rede von "Apartheid" im Zusammenhang mit der Situation in den von Israel besetzten Gebieten und von "Genozid" (Völkermord) mit Blick auf das Vorgehen der Armee in Gaza. Im Anschluss gab es zahlreiche Kritik bis hin zu Vorwürfen von Israelhass und Antisemitismus.

"Persönliche Meinung einzelner Preisträger kann nicht Berlinale zugerechnet werden"

Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte den KBB-Aussichtsrat als Vorsitzende einberufen. An der Spitze der Berlinale stehen aktuell noch Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, im April übernimmt Tricia Tuttle die Leitung.

"Die persönliche Meinung einzelner Preisträgerinnen und Preisträger, die für ihr künstlerisches Schaffen ausgezeichnet wurden, kann nicht der Berlinale zugerechnet werden", heißt es im Beschluss des Aufsichtsrats. Für die Zukunft solle sichergestellt werden, "dass für Gäste und Preisträger einerseits Meinungs- und Kunstfreiheit innerhalb des grundgesetzlich geschützten Rahmens gewährleistet bleiben, dass für die Berlinale andererseits aber Raum für politische Einordnung und Gegenrede bleibt". Was das konkret heißt und wie das umgesetzt werden soll, wurde nicht näher ausgeführt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.03.2024, 07:43 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Danke, es kann gar nicht genug solche Kommentare geben. Kritik an der rechtsnationalen und justizfeindlichen Regierung Israels ist legitim und wird auch von liberalen Israelis ausdrücklich gewünscht. Das ist kein Antisemitismus, echte Solidarität mit Israel erfordert es sogar.

  2. 11.

    Ich teile Ihre Ansicht hier. Es macht mich alles sehr nachdenklich. Diese Wertungen.

  3. 10.

    Bisher stimme ich den Kommentaren (bis 09.) zu.
    Ich empfinde es in letzter Zeit immer anstrengend, wenn Israel (und dessen Politik) in einem Atemzug mit Judentum gebracht wird.
    Trump und Putin gleich Amerikaner und Russen?

  4. 9.

    Deutsche Politik und jüdische Verbände schaffen es die legitime Meinungsäußerung auf dem Festival zu unterdrücken und schaden der Berlinale und der Stadt mit dieser Haltung. Nebenbei wird auch noch der Begriff Antisemitismus verwässert und das jüdische Volk wird darunter ebenfalls leiden. Diese Debatte muss endlich alle Blickwinkel mit einbeziehen, sonst schaden sich alle die daran teilnehmen.

  5. 8.

    Wie wäre in diesem Zusammenhang mal eine Diskussion über antimuslimischen Rassismus? Ich glaube, dass dieser hier auch eine Rolle spielt und gar nicht berücksichtigt wird. Es gibt die Opfer in Israel und in Palästina. Es muss doch möglich auf beides hinzuweisen. Auch einseitig! Hier verweise ich gern auf BA Pankow/BA Neukölln, welche einseitig pro-Israel argumentieren. Ist das dann antimuslimischer Rassismus? Preisverleihungen sind immer politisch, siehe auch Oscars.

  6. 7.

    Vielleicht wäre es auch eine Erwähnung wert, welche Auswirkungen die Vorwürfe auf die Regisseure hatten/haben?? Siehe Post von Yuval Abraham auf X vom 27.02. — die Scheindebatte unter deutschen Politiker*innen, die sich offenbar profilieren müssen, schadet Palestinänser*innen und jüdischen Menschen.

  7. 6.

    "Ist es Hass und Hetze Israels Außenpolitik zu kritisieren?"
    Nein.

  8. 5.

    Ist es Hass und Hetze Israels Außenpolitik zu kritisieren?

  9. 4.

    Die Frage ist doch, ob Antisemitismus unwidersprochen bleibt, wie es auf der letzten Berlinale leider geschehen ist.
    Alle haben geklatscht!

  10. 3.

    Die Berlinale wird diesen Wunsch den ich unterstreiche, kaum zur Erfüllung bringen.
    Über den roten Teppich laufen nicht nur einheitlich geprägte Promis.
    Ich wäre eher für ein Hausverbot, die mit auffälligen Meinungen schon vorher aufgefallen sind.

  11. 2.

    Ich dachte, das wäre ein Filmfestival...
    Inwischen ist ein Politik- und Politiker-Profilierungsfestival geworden.
    Schade

  12. 1.

    "Aufsichtsrat fordert Berlinale "frei von Hass und Hetze""
    Die kritisierte Hetze bestand in wesentlichen Teilen in der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe. Soweit ich weiß, fordern das inzwischen so ziemlich alle, bis hin zum amerikanischen Präsidenten.
    Und wenn jemandem die Verhältnisse zwischen Israel und Palästinensern wie Apartheid vorkommen, dann darf er das natürlich sagen.
    Wer soll jetzt also bei der Berlinale bestimmen, was Hass und Hetze sind - und wie konkret soll dagegen dann vorgegangen werden?

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