Zwischenbilanz Wettbewerb - So war das erste Berlinale-Wochenende - und das kommt noch
Das erste Berlinale-Wochenende ist vorbei - und damit die Hälfte der Wettbewerbsfilme schon ins Rennen um die Bären gestartet. Zeit für einen ersten kleinen Blick zurück - und für Vorfreude auf mehr. Von Fabian Wallmeier
Es ist schon fast ein Gesetz: Der Eröffnungsfilm der Berlinale taugt in der Regel nicht viel. Das ist in diesem Jahr nicht anders: "Small Things Like These" mit Oscar-Anwärter Cillian Murphy ist nicht mehr als tristes Historienkino.
Aber sei's drum. Ein zweites Berlinale-Gesetz lautet zum Glück: Der Eröffnungsfilm der Berlinale ist kein Gradmesser für die Qualität des Festival-Jahrgangs insgesamt. Der ist dieses Mal fürs Erste alles andere als schlecht: Die zehn bis Sonntagabend gestarteten Wettbewerbsfilme bilden eine große Vielfalt ab - und es sind kaum Ausfälle dabei.
Ärgerlich ist neben dem Eröffnungsfilm eigentlich nur der englisch- und spanischsprachige Science-Fiction-Film des Italieners Piero Messina: "Another End" hat zwar eine interessante Idee: Ein Unternehmen bietet Hinterbliebenen von plötzlich Verstorbenen an, ein paar letzte Tage mit den Liebsten zu verbringen, indem deren Wesen und Erinnerungen in andere Menschen, sogenannte Hosts, verfrachtet werden. Doch den betulichen Kitsch, den Messina daraus macht, können auch Gael Garcia Bernal und Renate Reinsve nicht retten.
Ansonsten, mit Ausnahme von Andreas Dresens bravem Historiendrama "In Liebe, Eure Hilde" nur Treffer: Aus Frankreich kommen die launige Lockdown-Miniatur "Suspended Time" und die sehr originelle Science-Fiction- und Religionssatire "The Empire" sind "A Different Man", ein aufregender Genre-Mix mit Elementen von Body Horror, Thriller und Liebeskomödie, und das grundsolide Küchendrama "La Cocina" im Rennen.
Dazu noch mit Mathias Glasners Dreistünder "Sterben" ein provokant hartes und verblüffend lustiges Familiendrama, der kluge kurze Dokumentarfilm "Dahomey" über die Rückgabe von Beutekunst und ein rührender, wenn auch etwas vorhersehbarer Film aus dem Iran: "My Favourite Cake" erzählt mit toller Hauptdarstellerin vom zweiten Frühling einer Siebzigjährigen. Das ist vordergründig leicht und streckenweise sehr lustig, aber auch mit klarer politischer Haltung, weshalb den Regisseur:innen die Anreise nach Berlin verboten wurde.
Was noch kommt
Die zweite Hälfte des Wettbewerbs verspricht ähnlich vielfältig zu werden, wenn es auch im Schnitt wohl etwas weniger lustig zugehen dürfte als in erstaunlich vielen Filme der ersten Hälfte. Der Dokumentarfilmer Victor Kossakovsky etwa ist nicht gerade für seinen Humor bekannt. Wohl aber für seine Bildgewalt: In "Aquarela" etwa ging es ganz allgemein um Wasser - mit spektakulären Bildern und Heavy-Metal-Soundtrack. In seinem neuen Film "Architecton" setzt er sich nun mit Stein und Beton auseinander. Und wüsste man nicht um seine Könnerschaft im Überwältigungskino, müsste man möglicherweise eine etwas zähe Angelegenheit erwarten.
Spannend klingt auch ein weiterer französischer Beitrag: Claire Burger schickt mit "Langue Étrangère" eine Liebesgeschichte um eine deutsche und eine französische Schülerin ins Rennen. Wer Burgers Debüt "Party Girl" kennt, weiß, wie einfühlsam und lebensprall sie von der Liebe erzählen kann.
Besonders ungewöhnlich dürfte "Pepe" vom dominikanischen Regisseur Nelson Carlos De Los Santos Arias werden: Der Film ist aus der Warte eines Nilpferds erzählt. Viel seltsamer dürfte es im Wettbewerb dann auch nicht mehr werden.
Sehr gespannt darf man auch auf "Des Teufels Bad" von Veronika Franz und Severin Fiala. Die Österreicher:innen brachten vor zehn Jahren einen der bemerkenswertesten und unheimlichsten deutschsprachigen Horrorfilme heraus: "Ich seh ich seh" über ein Zwillingspaar und ihre rätselhaft agierende Mutter, dem ein paar Jahre später in Hollywood unter dem Titel "Goodnight Mommy" ein nicht halb so gutes Remake folgte. Nach ihrem nur bedingt geglückten englischsprachigen Debüt "The Lodge" und Ausflügen ins Seriengenre kehren sie nun nach Österreich zurück - mit einer im Jahr 1750 angesiedelten Geschichte auf Grundlage von Gerichtsprotokollen.
Zwei Dauergäste des Festival tun sich noch einmal zusammen: Der Koreaner Hong Sangsoo, mehrfacher Bärengewinner, zuletzt im vergangen Jahr in Encounters vertreten, und die Französin Isabelle Huppert, Trägerin des Goldenen Ehrenbären 2022. Die beiden haben schon zwei wunderbare Filme zusammen gemacht und stellen nun mit "A Traveler's Needs" ihre dritte Kooperation vor. Huppert spielt darin eine Frau, von der niemand weiß, woher sie kommt und um sich zu trösten, "jeden Tag Makgeolli, ein traditionelles alkoholisches Getränk", trinkt. Kann nur ein toller Film sein.
Und die Stars? Kommen auch. Für Montag hat sich Huppert angekündigt, am Dienstag wird Martin Scorsese der Goldene Ehrenbär überreicht und am Mittwoch stellt Adam Sandler seinen neuen Film "Spaceman" vor.
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