Cai, eine Hausfrau Ende 40, schlittert unvermittelt in eine Krise. Bei einem Basketballspiel ihrer Tochter verletzt sie aus Versehen eine ältere Frau. Dieser kleine Unfall löst in ihr grundsätzliche Veränderungen und Verschiebungen aus. Ein Nachdenken über ihr bisheriges Leben setzt ein, eine Suche nach Antworten auf teils nie gestellte Fragen.

Regisseurin Qiu Yang begleitet in ihrem Langfilmdebüt "Some Rain Must Fall" ihre Protagonistin ausgesprochen diskret und sehr stilbewusst. Nie sehen wir Cai bei Tageslicht und nie sehen wir sie frontal. Die Kamera filmt sie immer im Profil, halb von Schatten verdeckt, und oft aus einiger Entfernung, durch Fenster und Türrahmen. Die Dialoge sind geflüstert und Yang neigt dazu, zu schneiden, bevor eine Enthüllung in der Geschichte ihren Höhepunkt erreicht.

Was sich nach und nach herausschält aus ihrer Vergangenheit und der ihrer Nächsten, ist durchaus erheblich. Aber Yang inszeniert es so distanziert und Hauptdarstellerin Yu Aier lässt ihre Figur sich so dezent durch das Leben tasten, dass man schon gut aufpassen muss, um das Wesentliche mitzubekommen. Das ist formal absolut folgerichtig und gerade die Distanziertheit der Inszenierung baut eine ganz spezielle Spannung auf.

Sicherlich ist dieser chinesische Beitrag eine Herausforderung im Rahmen eines Filmfestivals, bei dem nicht wenige Menschen an vielen Tagen in Folge sehr viele Filme sehen, die um ihre Aufmerksamkeit buhlen. Aber es ist eine Herausforderung, die sich unbedingt lohnt.

"Some Rain Must Fall" ist ein meisterlich konzentrierter Film, der einen ungewöhnlich leise Variation der vom Kino immer wieder erzählten Geschichte eines Neuanfangs erzählt.

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