Berlinale-Filmtipp | "The Cats of Gokogu Shrine" (Forum) - Von Menschen und Maunzen
Der japanische Dokumentarfilmes Kazuhiro Soda ist wieder im Forum zu Gast. Dieses Mal zeigt er eine symbolische Lebensgemeinschaft von Katzen und Menschen. Ein anrührender kleiner Film. Von Fabian Wallmeier
Eine goldgescheckte Katze in einer Gasse. Sie läuft auf die Kamera zu, sieht etwas, zögert kurz - und greift an: Auf das Mikrofon mit seinem wuscheligen Windschutz hat sie es abgesehen. Wir hören und sehen, wie sie sich festkrallt, sie zieht das Mikro ins Bild, hängt sich daran. Im Hintergrund hören wir ein Lachen: Es ist der Regisseur, Kamera- und Tonmann Kazuhiro Soda. Er setzt sich am Ende durch.
Mit dieser Eingangsszene ist schon viel über Sodas neuen Film "The Cats of Gokogu Shrine" festgesteckt: Es geht um Katzen - und wohin die gehen, lässt sich auch Kazuhiro Soda treiben. Aus dem stillen Beobachter wird immer wieder der freundlich lachende, zugewandte Gesprächspartner der Menschen, denen er begegnet.
Gemeinschaft von Menschen und Katzen
Wie schon in dem wunderbaren "Inland Sea", einer wunderbaren Doku über das Leben am Hafen, mit der er vor vier Jahren im Forum zu Gast war, ist Soda in Ushimado, einer Küstengemeinde in der Nähe von Okayama.
Dieses Mal interessiert ihn der Schrein und seine regelmäßigen Besucher:innen und Bewohner:innen: Dutzende, wenn nicht Hunderte von Katzen sind dort heimisch geworden - und immer wieder werden weitere Katzen dort ausgesetzt. Aus gutem Grund, denn hier sind die Tiere versorgt: Die Gemeinschaft, größtenteils Senior:innen, hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Katzen zu sorgen.
Facettenreich und anrührend
Immer wieder kommen mehr oder weniger gebrechliche Menschen in bester Laune die steile Treppe zum Schrein hoch und sehen nach den Katzen. Sie geben ihnen Namen, streicheln und füttern sie - und bekommen im Gegenzug, was Katzen zu geben bereit sind: Sie maunzen, schnurren - und machen sich wieder aus dem Staub. Nur einige Male sind sie nicht schnell genug. Denn die Katzenliebhaber:innen tun auch, was sonst noch notwendig ist: Die Tiere werden eingefangen und sterilisiert, um die Population in Schach zu halten.
Soda folgt mal einer Katze, die den Fisch eines Anglers ergattert und vor anderen Katzen für ihren Nachwuchs verteidigt. Dann plaudert er mit einem Mädchen über seine Arbeit als Filmemacher. Menschen und Katzen teilen sich in diesem Film die Aufmerksamkeit. Und am Ende kommt dabei ein facettenreiches, anrührendes, auch auf einer Länge von zwei Stunden nie zähes Porträt einer symbiotischen kleinen Lebensgemeinschaft heraus.
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