Interview | Letztes Satirefestival in Cottbus - "Nicht nur die Preise steigen, auch die Veranstaltungsorte brechen weg"
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Das studentische Satirefestival "EI(N)FÄLLE" findet in Cottbus zum letzten Mal statt. Festivalleiter Andreas Gaber erklärt im Interview warum und welche Themen dieses Jahr im Vordergund stehen.
rbb|24: Herr Gaber, wer wird bei dem Festival in diesem Jahr dabei sein?
Andreas Gaber: Insgesamt sind 27 Gruppen und Solisten aus Deutschland und der Schweiz am Start. Darunter auch alte Bekannte, die auch vorher teilgenommen und das Festival mitgeprägt haben. Die haben wir auch ganz gezielt eingeladen wie die Hengstmann-Brüder, Weltkritik und Christine Zeides. Es wird aber eine neue Gruppe dabei sein, und zwar das Musical-Ensemble der Neuen Bühne Senftenberg. Ein Jugend-Ensemble, das sich eigentlich dem Musical verschrieben hat, aber die Fassungen sehr satirisch, ironisch und humorvoll umsetzt.
Welche Themen werden dieses Jahr im Vordergrund stehen?
Alle Themen. Die Künstler sind frei in ihren Darbietungen. Alles was im Alltag eine Rolle spielt, ist erfahrungsgemäß auch für die Bühne relevant. Politische Themen, aber auch soziale und persönliche Themen.
Warum wird es das Festival dieses Jahr zum letzten Mal geben?
Naja, es gibt nicht den einen Grund, es ist eine Gemengelage aus mehreren Gründen. Wir haben eingeschätzt, das wir das Festival so nicht mehr weitermachen können. Inhaltlich nicht, organisatorisch nicht und auch wirtschaftlich nicht. Die Szene hat sich ausgedünnt, es gibt kaum noch Ensemble-Kabaretts, zumindest nicht die, die früher immer angetreten sind. Im Publikum sind kaum noch Studierende, es hat einfach ein dramatischer Strukturwandel in den letzten zehn Jahren stattgefunden.
Das Kommunikations- und Konsumverhalten der jungen Leute hat sich verändert, sodass sie nicht mehr angesprochen werden. Und auch wirtschaftlich wird es immer schwieriger. Nicht nur die Preise steigen, auch die Veranstaltungsorte brechen weg. Das Hotel Lindner steht zum Beispiel nicht mehr zur Verfügung, adäquate Konditionen sind hier in Cottbus einfach nicht mehr zu bekommen.
Auch der technische Support wird immer schwieriger, die Technikfirmen haben große Probleme Personal zu bekommen. Insofern macht es jetzt Sinn den Zeitpunkt festzulegen, bevor man irgendwann vor einem Scherbenhaufen steht. Jegliches hat seine Zeit, wir haben viele tolle Erlebnisse und Erfahrungen gemacht und waren Steigbügelhalter für den ein oder anderen und das ist das was bleibt.
Welche der Gruppen, die bei den letzten 26 Festivals dabei waren, haben denn danach Bekanntheit erreicht?
Zum Beispiel Sebastian Pufpaff, der ja mittlerweile seine eigene Fernsehsendung hat. Marc-Uwe Kling, oder auch das Musikkabarett Schwarze Grütze und das Musikkabarett-Duo Zärtlichkeiten mit Freunden, die zu Zeitpunkten hier waren, als sie noch niemand kannte.
"EI(N)FÄLLE" hat ja auch Ihr Leben mitbestimmt, Sie sind von Anfang an dabei gewesen. Wieviel Wehmut ist jetzt beim letzten Festival dabei?
Fast keine. Im Augenblick bin ich noch fest konzentriert auf das jetzige Festival und das soll ja auch keine Trauerfeier werden. Wir wollen das auf jeden Fall nochmal genießen. Wir wollen Freude und Spaß haben. Am Montag ist dann möglicherweise schon Aschermittwoch, aber zunächst schaue ich ohne Wehmut auf das Festival.
Gibt es für das Festival noch Karten?
Also für das Kernfestival vom 16. bis zum 18. Januar gibt es keine Karten mehr. Ich kann anbieten und empfehlen, die Vorveranstaltungen zu nutzen - die Kurzfilmnacht und den Science Slam.
Was erwartet die Besucher bei dem Kurzfilmfestival?
Wir zeigen 27 Filme mit einer Länge von einer bis zu elf Minuten. Das Thema ist "Aller Anfang ist kurz. Das Ende auch." Wir haben aus der Chronik die besten Filme ausgesucht und durch neue ergänzt, sodass es sicherlich eine kurzweilige Geschichte wird - drei Teile, zwei Pausen und ein wundervoller Abend.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mit Andreas Gaber sprach Dirk Schneider. Das Interview wurde für die Onlinefassung redigiert und gekürzt, aber inhaltlich nicht verändert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.01.2025, 16:12 Uhr