Keine Abschüsse -
In Brandenburg werden Waschbären gejagt, Berlin setzt jedoch weniger auf Gewehr und Falle. Das zumindest sagt der Senat und appelliert an die Berlinerinnen und Berliner, sich an Maßnahmen zum Zurückdrängen zu halten. Wichtig sei Öffentlichkeitsarbeit, um die indirekte Ernährung der Waschbären durch Müll und Essensreste von Menschen zu verringern, erklärte der Senat in Reaktion auf eine SPD-Anfrage.
Berlin darf kein Schlaraffenland für Waschbären sein
Ziel sei es, dem Waschbären das "Schlaraffenland Stadt" mit seinem Nahrungsangebot in Mülleimern und Parks "ungemütlich zu machen und somit die Reproduktionsrate zu minimieren", heißt es vom Senat. Um den Bestand zu reduzieren, müsste es weniger Nahrungsquellen und auch weniger "Schlaf- und Vermehrungsstätten" in der Stadt geben. Daher berät das Projekt "Waschbär-vor-Ort-Beratung" mit Internetseiten und Flyern.
Wie viele Waschbären in Berlin leben, ist nicht bekannt. Daten verschiedener Behörden lägen vor, hieß es. Die Erfassung sei allerdings personell und finanziell nicht möglich. Der Bestand wurde vor einem Jahr auf mehrere hundert Tiere geschätzt. Sie sind in ganz Berlin einschließlich der Innenstadt verbreitet, wie Meldungen an den Naturschutzbund Nabu zeigen. In Brandenburg werden mehrere zehntausend Waschbären pro Jahr von Jägern geschossen. In ganz Europa wird die Zahl der Waschbären auf einige Hunderttausend geschätzt.
Viele Ecken, in denen sich der Waschbär eingerichtet hat
In Berlin leben die Waschbären fast überall: unter Containern, in Schrebergärten, leerstehenden Gebäuden, Dachböden, aber auch in der Dämmung von Hauswänden und Dächern. Im Rahmen des Pilotprojekts "Waschbär-Vor-Ort-Beratung" besucht eine Waschbär-Expertin Hausbesitzer, die Probleme mit den Tieren in ihren Gärten oder Bauten haben. Außerdem können in Berlin Gewässer zum Schutz von Amphibien eingezäunt oder Fledermausquartiere gesichert werden.
Der Senat mahnt, dass eigenmächtiges Fangen oder Töten nicht erlaubt ist. Waschbären gehören zum jagdbaren Wild. Wer nicht über eine Jagderlaubnis verfügt und Waschbären tötet, macht sich der Wilderei schuldig und kann mit einer Bußgeld oder Haft bestraft werden.
"Wir sollten also anfangen zu akzeptieren, dass der Waschbär wie Fuchs und Marder ein in Deutschland wild lebendes Raubtier darstellt und uns um eine friedliche Koexistenz mit diesen durchaus auch spannend zu beobachtenden Tieren bemühen."
Waschbären kommen ursprünglich aus Nordamerika. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zur Pelzgewinnung auch in Deutschland gezüchtet. Einige entkamen und inzwischen kommen sie in mehr als der Hälfte der deutschen Jagdreviere vor und breiten sich weiter aus, vor allem in Hessen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Sendung: rbb88,8, 16.11.2022, 8 Uhr