Teure und dreckige Holzöfen? - Heimeliger Feuerschein mit Nebenwirkungen

So 08.01.23 | 07:42 Uhr | Von Kira Pieper
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Ein Holzkamin raucht auf einem Dach. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Die Energiekrise bringt viele Menschen dazu, nach Heiz-Alternativen zu suchen. Schornsteinfeger verzeichnen deswegen eine erhöhte Nachfrage nach Holzöfen. Doch Heizen mit Ofen ist nicht mehr günstig. Und auch nicht gerade sauber. Von Kira Pieper

Wärme braucht jede:r im Winter, allerdings ist Energie in diesem Winter teuer. Auf der Suche nach Heiz-Alternativen schaffen sich aktuell viele Berliner:innen und Brandenburger:innen Öfen an oder wollen alte Öfen reaktivieren. Zum Leid ihrer Nachbarn. rbb|24 erreichten einige Zuschriften, in denen Nutzer:innen von verrauchter Luft berichten.

Nach einer Berechnung des Umweltbundesamts (UBA) entsteht bei der Verbrennung von Holz im Schnitt 2.500 Mal mehr Feinstaub als bei einer Gasheizung. Offenbar ist das auch in der Region besonders an kalten Tagen draußen deutlich zu riechen und zu spüren. So schreibt ein rbb|24-Nutzer aus Pankow über die verrauchte Luft in seiner Wohngegend: "Ich konnte nicht mehr das Schlafzimmer meines dreijährigen Sohnes lüften, weil durch das Öffnen des Fensters verrauchte Luft in die Wohnung gelang." Deswegen würden nun alle Fenster in der Wohnung geschlossen bleiben. Diese Situation sei nicht hinnehmbar.

Nachfrage nach Holzöfen boomt seit Ukraine-Krieg

Das Umweltbundesamt erklärt auf rbb|24-Nachfrage: 2019 gab es in Deutschland 11,2 Millionen Einzelraumfeuerungsanlagen. Darunter 6,2 Millionen Kaminöfen, 200.000 Pelletöfen und 900.000 Holzkessel.

Konkretere Zahlen aus Berlin und Brandenburg liegen zwar nicht vor. Aber Experten äußern den Eindruck, dass das Interesse an Öfen steige. Norbert Skrobek, Schornsteinfegermeister aus Berlin-Kreuzberg, bestätigt rbb|24 die höhere Nachfrage nach Holzöfen und dass diese nun mehr genutzt würden. Vor dem Ukraine-Krieg habe er innerhalb eines halben Jahres sechs Anfragen zum Einbau von Öfen erhalten. Mit Beginn des Krieges seien es sechs Anfragen pro Tag gewesen.

Schornsteinfeger: "Man spart da gar nichts"

Die Nachfrage ebbe nun aber langsam ab, sagt Schornsteinfegermeister Skrobek. "Die Menschen merken, dass die Wartezeit für den Einbau von Öfen lang ist." Sie betrage aktuell sechs bis acht Monate, sagt er. Außerdem lasse die Nachfrage nach, weil die Menschen mertken, dass die Brennstoffe mittlerweile sehr teuer seien. Es geht sogar so weit, dass der Fachmann mittlerweile von Öfen abrät. "Man spart da gar nichts."

Ein Blick in die Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zeigt: Die Preise für Brennholz und Holzpellets haben sich im August 2022 um 85,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erhöht. Damit stiegen die Preise in diesem Bereich wesentlich stärker als die Verbraucherpreise insgesamt. Diese nahmen im selben Zeitraum um 7,9 Prozent zu.

Schornsteinfegermeister Skrobek glaubt nach eigener Aussage nicht, dass die zusätzliche Rauchbelästigung sich nur auf die Anzahl der Öfen zurückführen lässt. "Oft entsteht Rauchbelästigung, weil Menschen ihren Ofen falsch nutzen. Sie nutzen falsche Brennstoffe, zum Beispiel Kohle im Kamin, und sorgen für keine gute Luftzufuhr. Oder das Holz ist zu feucht, weil es gerade frisch geschlagen ist."

Gefährliche ultrafeine Partikel

Bei der Holzverbrennung entstehen ultrafeine Partikel. Sie sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen, aber wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Sie dringen tief in die Atemwege vor. Und schaffen es sogar bis in den Blutkreislauf und bis in die Organe.

Die Folgen: Feinstaubpartikel im Körper können den Blutdruck erhöhen, die Lungenkapazität verringern und so Asthma begünstigen. Außerdem steht Feinstaub im Verdacht, Krebs zu erzeugen und Schlaganfälle auszulösen.

Die Europäische Umweltagentur (EEA) veröffentlichte für 2019 eine deutschlandweite Zahl zu Todesfällen. Demnach waren hierzulande 53.800 Menschen vorzeitig aufgrund von Feinstaub gestorben. Natürlich nicht nur, weil sie einer Ofenheizung ausgesetzt waren. Feinstaub entsteht auch an anderen Stellen, wie zum Beispiel im Straßenverkehr.

Feinstaubemissionen ähnlich wie im Straßenverkehr

Das UBA sagt allerdings, dass die Feinstaub-Emissionen der Holzfeuerungen in der Größenordnung der Emissionen aus dem Straßenverkehr lägen. Zum Vergleich: 2019 entstanden durch den Straßenverkehr im gesamten Jahr 18.590 Tonnen Feinstaub. Holzheizungen stießen – nur in der Wintersaison 2019 – 15.510 Tonnen Feinstaub aus. Gibt es nun tatsächlich mehr Holzheizungen, müsste auch die Feinstaubbelastung in dieser Saison höher ausfallen. Doch das UBA erklärt: Für den aktuellen Winter lägen noch keine Auswertungen vor.

Ähnlich fällt die Antwort aus dem Brandenburger Landesamt für Umwelt aus. Von dort heißt es: Bisher lägen keine Erkenntnisse über steigende Feinstaubimmissionen gegenüber den vorigen Jahren vor. Aber: Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es einen Konzentrationsanstieg im Winterhalbjahr gebe. Es könnten allerdings keine konkrete Aussagen dazu getroffen werden, welchen Feinstaubanteil die Holzverbrennung dazu beigetragen habe.

Feinstaubbelastung durch Holzverbrennung teilweise bei 20 Prozent

Auch der Senatsverwaltung für Umwelt in Berlin liegen nach eigener Aussage noch keine aktuellen Feinstaub-Daten für diesen Winter vor. Die Heizsaison dauere noch zu kurz an, heißt es auf Nachfrage von rbb|24. Zudem spiele der Einfluss des Wetters bei der Partikelbelastung eine große Rolle, deswegen müssten größere Zeiträume untersucht werden, die Ergebnisse könnten somit erst zeitversetzt vorliegen.

Die Sprecherin teilte aber auch mit: Für die Beurteilung der Bedeutung von Partikeln aus der Holzverbrennung seien in Berlin in den vergangenen Jahren Untersuchungen durchgeführt worden. Für das Jahr 2017 etwa lag demnach an winterlichen Tagen mit erhöhten Partikelbelastungen der Anteil aus Holzverbrennung etwa bei 12 Prozent, in Spitzen auch bei mehr als 20 Prozent. Und: Ohne diese zusätzliche Belastung wären im Bezugsjahr deutlich weniger Überschreitungen des Tagesgrenzwerts zu verzeichnen gewesen.

Beitrag von Kira Pieper

110 Kommentare

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  1. 110.

    In einer früheren Wohnung hatten wir einen "Automatikofen" OHRA 501 Leistung 5600 kcal. Nach Anheizholz kamen 4 halbe Briketts und nach einiger Zeit so 2 kg BHT-Koks. Der Ofen war innen absolut rußfrei und selbst der Schornsteinfeger lobte den fast sauberen Zug.

  2. 109.

    Ist schon bemerkenswert der Artikel. Eine "durchdachte" Energiewende und der Verzicht auf preiswertes Gas, Kohle und ÖL haben nun mal ihren Preis. Nur logisch, dass viele nach Alternativen suchen müssen. Die Staatsquote steigt, der Lebensstandard sinkt. Wir sind die Guten. Auf dem Weg zur grünen Planwirtschaft wird es noch weitaus bunter kommen.

    Man sollte bei Kohle und Holz aber den Wirkungsgrad seines Ofens kennen und günstige Bezugsmöglichkeiten haben, sonst zahlt man eher noch drauf. Es wurde ja schon gesagt - richtig heizen und nur trockenes verwenden.

  3. 108.

    Guten Morgen "Frank". Die Emmissions-Grenzwerte gibt es und liegen bei 150 Milligramm pro Kubikmeter für Feinstaub und bei vier Gramm pro Kubikmeter für Kohlenmonoxid. Die Sache mit den Filteranlagen kommt. Es regt sich noch Widerstand, weil die Notwendigkeit nicht sachlich sauber geklärt ist: Wieviel (relevanten!)Feinstaub kann eine teure und aufwendig auf dem Schornstein montierte Filteranlage mit Propeller drin, überhaupt herausfiltern, damit die Gegenaufwendungen wie Strom auf dem Schornstein und andere nicht nachhaltig produzierte Filter, sowie deren verdreckten Inhalt, für noch mehr Umweltbelastung und Brandgefahr sorgt?

  4. 107.

    In Berlin und Brandenburg müssen einfach bessere Filteranlagen gegen Feinstaub mit strikten Grenzwerten für die Pelletöfen, Kaminöfen und Holzkessel verbindlich bis zur nächsten Heizsaison vorgeschrieben und einmal pro Jahr vom Schornsteinfeger geprüft werden. Sowohl für bestehende als auch für neue Anlagen verpflichtend.

  5. 106.

    So ist es richtig. Erneuerbar ist ja alles, selbst Kohle und Öl. Es kommt nur auf den Zeithorizont an...

  6. 105.

    Ich fürchte, Sie haben meinen Namensvetter nicht verstanden. Erneuerbare Energie gibt es nicht, da Energie lediglich umgewandelt werden kann, aber nicht erzeugt. Erneuerbarer Strom wäre zumindest richtiger, da nicht sämtliche Energie auch Strom ist, aber Strom immer Energie.

  7. 104.

    Bei weißem Rauch ist das Holz nicht ausreichend trocken. In der Erwärmungsphase verdampft das enthaltene Restwasser. Es dauert somit deutlich länger bis die Pyrolyse zwischen 150 und 300 Grad beginnen kann und solange qualmt es unnötig. Nach dem Verbennen der Holzgase, mit Beginn der Ausbrandphase wird die auf dem Holz entstandene Holzkohle bei 500 - 800 Grad vergast und ohne Rußbildung verbrannt.
    Ein vernünftiges Holzfeuer erzeugt kaum sichtbaren Rauch.
    Übrigens verstehe ich die "Schornsteinferger:in" nicht. In Post Nummer 89 steht "Schornsteinfeger:in". Da das Editieren eines Posts hier nicht möglich ist frage ich sie, auch wegen der "Fugenproblematik": benötigen sie eine Sehhilfe? Auch "fegt" eine Schornsteinfegerin nicht, sie kehrt.
    Zustimmend bin ich jedoch beim Geruch des Neidholzes und es gibt nichts schöneres als nach der Arbeit mit einer Tasse Tee am Ofen zu sitzen.

  8. 103.

    Das obige Bild zeigt.... "Wir sind Papst"
    Der Rauch ist weiß bei trockenem Holz, die älteren Fugen sind dicht, der Luftdruck ist lt. sichtbarer Wetterlage Tiefdruck, die Schornsteinfeger (statt "Schornsteinferger:in") haben ihren Job gemacht, er wurde gefegt und nicht vergessen.

  9. 102.

    Es hat sich herausgestellt, dass "Neidholz" am meisten stinkt...
    Die Emmissions-Grenzwerte meines Kamines liegen unter 150 Milligramm pro Kubikmeter für Feinstaub und unter vier Gramm pro Kubikmeter für Kohlenmonoxid. Meinen Sie, man sollte dann im Wohnzimmer, in ein schwarzes Loch gucken?

  10. 101.

    "woher kommt das?"
    Vom Anspruchsdenken mit wenig Gegenleistung?

  11. 100.

    Was hat die Klimaproblematik mit Kaminen zu tun?
    Bitte die Zahlen- u. Massenwichtung richtig einordnen...

  12. 99.

    Wie Klimaretter sind automatisch Öfenbesitzer? Also bei mir im Nordosten sind es eigentlich hauptsächlich "blau"-Wähler. Würde also sagen, dass es dort nicht diesen Zusammenhang gibt.

  13. 98.

    Wenn man es ganz genau nimmt, ist es verboten dort Öfen zubesitzen. Der einzigste Grund warum man dort einen Ofen bräuchte, wäre der, dass man da illegal wohnen will.

  14. 97.

    Wie können sie lachen, sie haben ja nicht mal den einfachen Inhalt verstanden? Also ein bisschen Textverständnis sollte man schon haben.

  15. 96.

    Nein, sondern:
    Luftverschmutzung = Luftschadstoffe wie z.B. Feinstaub
    Klimaschädlich = Treibhausgase wie CO2

  16. 95.

    ... ja eigentlich schon, weil die Kleingärten für gute Luft und viel Grün stehen sollen und nicht als Ersatzwohnraum an kalten Tagen.

  17. 94.

    Diese blöden Öfen gehören ALLESAMT verboten. Man kann in der Tat in Pankow abends nicht mehr lüften. Aber schön alle auf "Klimaretter" machen und die Umwelt über alles stellen und sich dann schön, wie im Mittelalter, gegenseitig verpesten. Super Sache!

  18. 93.

    Was ist mit den vielen Öfen in Kleingärten,sollen die alle abgebaut wefden?

  19. 92.

    Eine Bitte an die Redaktion des RBB: eine kurze Begriffsbestimmung kann hilfreich sein, auch wenn diese in diesem Fall nicht immer lupenrein auseinander zu halten.
    Luftverschmutzung = bodennah, regional begrenzt, wie z.B. Feinstaub
    Klimaschädlich = in der Atmosphäre, wie z.B. CO2, Methan

  20. 91.

    Merkwürdig wie hier Kommentare genutzt werden, um sich gegen Waffenlieferungen in die Ukraine auszusprechen.
    Natürlich werden die Waffen zur Unweltverschmutzung beitragen, aber der Aggressor ist Russland. Sollen sich die Ukrainer einfach umbringen lassen, damit wir weiterhin Gas und Öl beziehen können.
    Ausserdem müssen wir eigene Sichetheitsinteressen vertreten .

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