Lärmblitzer in Berlin - Diese Maschine soll Auto-Poser ruhig stellen

Mi 31.05.23 | 15:54 Uhr
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Kamera und Mikrofone eines neu installierten Lärmblitzers sind am Mast auf dem Mittelstreifen des Kurfürstendamms am 31.05.2023 befestigt.(Quelle:dpa/J.Lichetzki)
Audio: rbb24 Inforadio | 31.05.2023 | Marcus Latton | Bild: dpa/J.Lichetzki

Starkes Beschleunigen, lautes Motorenheulen: Dagegen will Berlin mit dem bundesweit ersten Lärmblitzer vorgehen. Doch erst sind eine Reihe von Tests notwendig. Immerhin: Das Gerät ist schon einmal da - und lauscht nun am Ku'damm mit.

Wer den Motor seines Fahrzeugs extra laut aufheulen lässt, mag sich für einige Sekunden cool fühlen, meistens versetzt er oder sie aber nur die Mitmenschen in Stress - und dann bleibt die Aktion meistens auch noch straffrei. Möglicherweise nicht für immer: Seit Mittwoch steht ein Lärmblitzer am Kurfürstendamm in Berlin. Es ist der erste seiner Art in Deutschland.

Konkret ist das Gerät auf dem Mittelstreifen auf Höhe der Gedächtniskirche im Einsatz und sammelt acht Wochen lang Daten für ein wissenschaftliches Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin (TU). Geprüft wird, wie gut laute Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr erfasst werden können.

Verkehrssenatorin: keine Strafverfolgung

Die Technik befindet sich also noch im Prototyp-Stadium. Ausgestattet ist der Lärmblitzer mit vier Mikrofonen und einer 180-Grad-Weitwinkel-Kamera. Das Gerät detektiert laut Senat derzeit lediglich die Schallquelle – Halterdaten oder Gesichter werden bei den Tests in Berlin nicht erfasst, auch eine Ahndung erfolgt somit nicht.

Es gehe derzeit rein um die wissenschaftliche Auswertung, sagte die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) bei der Vorstellung des Geräts am Mittwochmittag. Flackerndes Blitzlicht wie bei einem Messgerät von Geschwindigkeiten gibt es nicht. "Das wollten wir auch gerne vermeiden. Wir wollen nicht auch noch Wasser auf die Mühlen geben und eine Egobestätigung erzeugen", sagte Schreiner wohl mit Blick auf die Berliner Auto-Poser.

Im Vordergrund stehe die Klärung technischer Fragen wie "Warum ist das erfasste Auto jetzt zu laut? Ist das legal oder wurde das Auto manipuliert?". Die gesammelten Daten müssten am Ende beweissicher sein, damit eines Tages auch Ahndungen erfolgen könnten, so Schreiner.

"Hydre" kommt aus Frankreich

Die neue Technologie stammt aus Frankreich und soll in der Lage sein, sehr laute Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr zu identifizieren. Das Gerät ist eine bezahlte Leihgabe aus dem Nachbarland, in Paris wird es unter dem Namen "Hydre" bereits seit 2022 an verschiedenen Orten getestet. Möglicherweise ein Trend - auch in Großbritannien kommen Lärmblitzer zum Einsatz [theguardian.com].

Gesetzliche Ahndung bei Auto-Posing kaum möglich

Die Ergebnisse des Projekts sollen in den neuen Lärmaktionsplan für Berlin fließen, geplante Veröffentlichung: Juli 2024.

In der Straßenverkehrsordnung gibt es zwar für Auto-Posing und unnötigen Lärm ein Bußgeld von 100 Euro - genauere Abstufungen fehlen jedoch. Um Fahrerinnen und Fahrern bei Verstößen bestrafen zu können, ist eine Änderung der Gesetzeslage nötig. Bislang können Lärmvergehen per Gesetz in Deutschland nicht umfassend kontrolliert werden.

ADAC wenig begeistert von Lärmblitzern

Kritik gibt es derweil vom ADAC Berlin-Brandenburg: Die Einrichtung von stationären Lärmblitzern sei wenig erfolgversprechend bei der Ahndung von Verstößen, so Verkehrsvorstand Martin Koller. Die Standorte würden sich schnell herumsprechen und das Problem eher verlagern als es zu lösen, argumentierte er.

"Durch das vorsätzliche Aufheulen lassen des Motors im Stand, quietschende Reifen oder ständiges Hin- und Herfahren versuchen Poser in Berlin immer wieder, Aufmerksamkeit zu gewinnen", sagte Koller. "Um vorsätzliche Verstöße wie diese zu ahnden, braucht es unserer Ansicht nach mehr Kontrollen und Polizeipräsenz, insbesondere an Hot-Spots wie dem Kurfürstendamm."

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.05.2023, 18:30 Uhr

64 Kommentare

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  1. 64.

    " ...dann später aber auch noch nutzen könnte über die ursprüngliche Begründung für die Notwendigkeit hinaus."

    Ein interessanter Punkt.

    Jede Katastrophe entsteht letztlich so: Eine Möglichkeit muss ausgenutzt werden bis hin zum Allerletzten, jenseits der empfindsamen und ggf. juristisch festgelegten Grenzen. Es muss technisch herausgeholt werden, was technisch möglich ist. Das ist Sinnbild einer archaischen, vorzivilisatorischen Gesellschaft, nicht einer humanen, aufgeklärten, die dadurch human ist, dass sie unterhalb ihrer technischen Möglichkeiten bleibt.

  2. 63.

    Ich stelle mir die Frage, sind Polizeibeamte blind und taub? Wenn ich durch die Straßen gehe und fahre, fallen mir laute Fahrzeuge sofort auf, speziell von den Motoradfahrern fahren offensichtlich 70% mit manipulierten Schalldämpfern. Unglaublich was hier abgeht.

  3. 62.

    Bin mal gespannt, wie das Teil funktioniert, wenn im Sommer die Loveparade am Kudamm stattfindet.

  4. 61.

    " Sind es ja auch mannigfaltige andere Arten von Lärm. "

    Und deswegen soll man nichts gegen unnötigen Lärm unternehmen? Merkwürdige Einstellung. Und mein Namensvetter hat zum Thema des Artikels geschrieben, im Gegensatz zu ihnen.

  5. 60.

    Max, oder wer auch immer, es geht um das Thema des Berichts, okay? Dazu habe ich mich klar geäußert. Anstatt ständig und mantrahaft die sich wiederholenden und einsilbigen Pauschalurteile zu posten,, wäre ich über Differenzierung dankbar. Sind es ja auch mannigfaltige andere Arten von Lärm. Aber ich bleibe lieber beim Eingangsthema. Womit ich dies hier beschließe, da ich merke, das Stigmatisierung anscheinend eher zum Zeitgeist gehört als ein vernünftiger Diskurs.

  6. 59.

    Sehe ich auch so. Alles unausgereifter Nonsens. Auf die Widersprüche und Gerichtsverfahren, die sich daraus ergeben, darf man gespannt sein.

  7. 58.

    Naiv-juveniler, unsubstantiierter Senf, mit haltlosen Zitaten und Scheinargumenten kontern ist doch ihre Spezialität was sie gerade eben wieder bewiesen haben.

  8. 57.

    Hier schreiben mehrere Leute unter dem nick "Max", nur falls ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte.

    Wobei ich mich dem Post meines Namensvetter durchaus anschließen kann und ich bin "ein wenig älter". Unnötiger Lärm ist kein "Hobby" wie sie meinen, sondern Umweltverschmutzung und eine Körperverletzung.

  9. 56.

    Bei dem Lärm in Berlin wird das sowieso technisch kaum funktionieren. Eine hohe Fehlerquote bei z. B. vorbeifahrenden Lkw oder anfahrenden Bussen oder lauter Musik ist vorprogrammiert.

  10. 55.

    Das habe ich schon verstanden.
    "Was hier allerdings das Thema ist, ist das aus niederen Beweggründen heraus stattfindende Exponiergehabe, welches nicht nur Geräuschen, sondern angesichts des dann sichtbaren Fahrverhaltens eine extreme Gefährdung anderer darstellt." Das ist nach meiner Auffassung der Aufhänger für Etablierung. Ich möchte darauf hinweisen, wozu man eine einmal etablierte und akzeptierte Technik dann später aber auch noch nutzen könnte über die ursprüngliche Begründung für die Notwendigkeit hinaus.

  11. 54.

    Ich denke, es braucht nicht einmal geübte Ohren, um das - im Zweifelsfall auch laute - Geräusch eines Oldtimers von den effekthaschend nochgejubelten Motoren unterscheiden zu können. Niemand dürfte sich über eine Sonntagsfahrt eines S-Bahn Zuges der Baureihe 475 beschweren; wenn der Mensch da vorne aber einen Zug der neuesten Baureihe 484 mit seinem privaten Porsche verwechselt und beim Einfahren und Ausfahren aus den Stationen Fahrgäste durcheinandergewirbelt würden, wäre er aber nicht mehr lange Triebfahrzeugführer. ;-

  12. 53.

    Naja - Glauben ist das Eine - Fakten sind was anderes. Und Ihren Senf kann man einfach nicht ernst nehmen, weil Sie mit vorurteilen nur so um sich werfen. Oder wollen Sie einfach nur Ihren naiv-juvenilen, unsubstantiierten Senf in die Runde werfen um wieder mal auf Reaktionen darauf mit haltlosen Zitaten und Scheinargumenten kontern zu wollen um hier sich ein Forum für Ihre Sinnlosigkeiten aufzubauen? Das eigentliche Thema haben Sie definitiv verfehlt.

  13. 52.

    Keine AHnung was Sie mal wieder zu kompensieren haben, abr bleiben Sie doch beim eigentlichen Thema der Poser und des Gerätes, was ich sehr gut finde. Sie werden auch mal älter - das sollten Sie nicht vergessen und wer welches Hobby auch immer pflegt, ist immer noch jedem selbst überlassen - also: bleiben Sie bitte beim Thema.

  14. 51.

    Im Grunde sollten wir beim eigentlichen Thema bleiben: bei den meist jungen, testosterongefluteten Typen mit PS-starken, übermotorisierten KfZ mit u.A. illegalen Tuningkits und Auspuffanlagen, um die es vornehmlich geht. Ausflugsverkehr sollte über Geschwindigkeitsbegrenzungen und mobile Blitzer an bestimmten Bereichen langsam gehalten werden. Dem stimme ich unumwunden zu bin aber gegen jede Stigmatisierung anderer, die mit tatsächlich legalen Teilen (die ich in letzter Zeit sehr fragwürdig finde) oder mit zugelassenen Oldtimern unterwegs sind. Mir sind Klassiker mit sonorem, dezent bassigem Klang bedeutend lieber als diese hochtourig heulenden Reihenmotoren der Autos und Motorräder mit Klappenauspuffanlagen.

  15. 50.

    Dann wussten Sie ja über einen längeren Zeitraum, dass es dort laut wird. Die Poser sind nicht schnell weg. Die einen gehen die anderen kommen. Wenn man denkt, dass der Straßenlärm sich nachts etwas entspannt, legen die Poser los. Das hat nichts mit Gr0ßstadt zu tun!

  16. 49.

    Ich glaube zu 99 % Männer, die an ihrem "angeblichen Hobby" (Bsp. viel zu laute Motorräder) ungefragt andere teilhaben lassen. Oder einfach nur nerven und mit Krach andere schädigen. Dabei faseln jene noch was von angeblicher "Freiheit". Man könnte auch einfach konstatieren, irgendwie muss was kompensiert werden, oder man muss sich selbst noch irgendwie im Schritt spüren, weil sonst nichts mehr läuft oder einfach nur eine völlig verquere Selbstwahrnehmung, dass auch nur ansatzweise Frauen das männlich fänden. Und nun muss die Gesellschaft mit Gegenmaßnahmen handeln, weil einzelne einfach zu blöd sind, die Tragweite ihres Handelns zu erkennen. Aber wie erwähnt, als erstes schreien jene Männer "Freiheit, Verbote!"!

  17. 48.

    @Auweia: Ihren Hirnwindungen scheint nicht in den Sinn zu kommen, dass nicht jeder mal eben so woanders hinziehen kann.
    Aber wenn Sie mir eine nette Bude anbieten können, dannn immer her damit! Es gibt ja so viel freien Wohnraum...
    Die Lärmbelastung ist deutlich angestiegen, es war nicht von Anfang an so.

  18. 47.

    Auweia - Sie haben´s auch nicht verstanden - aber nichts für ungut. In Buckow und dem Landkreis MOL hat man es, wie woanders auch, in der Hand, Straßen an Wochenenden für Motorräder zu sperren, wie es mitunter in der Eifel praktiziert wird. Witzigerweise spielen Sie auch auf´s Alter an - sind Sie ein wenig "Altersrassist" und darf man Ü50 nur noch flüsternd unterwegs sein? Und auch stelle ich Ihnen mai eine Frage: waren alle, die Sie hier pauschal verurteilen, nur mit lauten Fz unterwegs? Und wie sind Sie nach Buckow gekommen? Bestimmt umweltfreundlich mit dem Auto rangefahren, oder haben Sie die historische Bahn genommen? Das wäre dann akzeptabel, denn das leider abgelegene Buckow liegt in einem Kessel, dass da Lärmmissionen stärker wahrgenommen werden ist natürlich. Übrigens meide ich aus Rücksicht beispielsweise die Straßen rund ums Schiffshebewerk Niederfinow, weil ich um die Belastung der Menschen dort, durch meist JUNGE PS-Protze, weiß und fahre dort nicht entlang!

  19. 46.

    Ich bitte Sie, hier nichts Unvermischbares zu vermischen.

    Zustimmen tue ich Ihnen darin, dass in einer aufgezogenen Rechtsanwalts- und Versicherungsrepublik der kleinste Anlass genügt, andere zu verklagen und Kindergeräusche, angekündigte, keineswegs dauerhafte Musikveranstaltungen und derlei herhalten müssen, um seine "Rechtsposition" unter Beweis zu stellen.

    Was hier allerdings das Thema ist, ist das aus niederen Beweggründen heraus stattfindende Exponiergehabe, welches nicht nur Geräuschen, sondern angesichts des dann sichtbaren Fahrverhaltens eine extreme Gefährdung anderer darstellt. Beides ist nicht voneinander zu trennen.

    Das Auto-Posertum ist übrigens nicht nur auf Großstädte beschränkt. In Templin war es, wo ich auf dem Marktplatz saß, um ein Eis zu essen und während dieser 20 Minuten kreuzte da viermal jemand auf, um mit seinem ohrenbetäubend getunten Fahrzeug offensichtlich seinen Kumpel in der Eisdiele zu besuchen. Das finden Sie anderswo auch ...

  20. 45.

    Ach Bine - hätteste mal verstanden was ich meinte...... Die Verallgemeinerung fing woanders an. Ich bin auch in eine Anflugzone gezogen und habe mich nicht aufgeregt - und nun? Jetzt ist TXL dicht und ich genieße es durchaus. Aber wäre er noch da, hätte ich über einen Ortswechsel nachgedacht - fertig.

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