Berlin und Brandenburg - Zahl der Hitzetoten war 2022 überdurchschnittlich hoch

Mo 12.06.23 | 17:19 Uhr
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Vertrocknetes Gras vor der Berliner Siegessäule (Bild: imago images/Sabine Gudath)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.06.2023 | Torsten Mandalka | Bild: imago images/Sabine Gudath

635 Menschen sind 2022 in Berlin und Brandenburg hitzebedingt gestorben - viel mehr als üblich. Dass Hitze eine echte Gefahr ist, haben viele noch nicht realisiert. Gefährdet sind vor allem bestimmte Gruppen.

Die Zahl der hitzebedingten Sterbefälle in der Region Berlin-Brandenburg hat 2022 extrem zugenommen. Das meldet das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg auf Nachfrage von rbb24-Recherche.

Demnach sind im vergangenen Jahr in Berlin 416 und in Brandenburg 219 Menschen hitzebedingt ums Leben gekommen. Die Zahl liegt mehr als viermal so hoch wie der Durchschnitt von 98 Hitzetoten in Berlin und 59 in Brandenburg im vorherigen Zeitraum seit 1985.

In Berlin 23 Hitzetage im Jahr 2022

Das Amt für Statistik ermittelt die Zahlen, indem es die Zahl der Hitze-Tage mit der Übersterblichkeit in diesem Zeitraum in Relation setzt. Als Hitzetage gelten Tage mit einer 24-Stunden-Durchschnittstemperatur von mehr als 23 Grad. Im vergangenen Jahr betraf das in Berlin 23 Tage, in Brandenburg 15.

Wenn mehrere Hitzetage aufeinander folgen, steigt die Übersterblichkeit besonders. Dann sind besonders kleine Kinder, Alte und vorerkrankte Menschen, beispielsweise mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemproblemen, gefährdet. Das Statistikamt verzeichnet seit 2010 einen merkbaren Anstieg von hitzebedingten Sterbefällen, was als Folge des veränderten Klimas in der Hauptstadtregion gewertet wird.

Hitzejahr 1994 war besonders schlimm

Die Werte für das Jahr 2022 sind allerdings kein Höchstwert in Bezug auf Hitzetote. Die meisten - 877 in Berlin und 362 in Brandenburg - hat es im Hitzejahr 1994 gegeben. Auch 2020 war die Region von einem besonderen Hitzesommer betroffen, die Todeszahlen aus diesem Jahr sind aber wegen der hohen Übersterblichkeit aufgrund der Corona-Pandemie wenig aussagekräftig.

Hitze als Gefahr noch nicht in den Köpfen verankert

Angesichts der erwarteten Zunahme von Hitzewellen sollen die Menschen in Berlin besser über die zugehörigen Gesundheitsrisiken aufgeklärt werden. Tipps und Hinweise dazu sollen unter anderem auf Postkarten, Flyern, Spots in der U-Bahn und auf Werbebannern zu finden sein, wie das Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin am Montag mitteilte.

Empfohlen werden etwa ausreichende Trinkmengen, leichte Kost, Abkühlung durch lauwarmes Duschen und regelmäßige Pausen. Erreicht werden sollen vor allem die besonders gefährdeten Menschen über 65.

Das Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin, das hinter der Kampagne steht, war vor rund einem Jahr von der Berliner Ärztekammer, der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) sowie der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege initiiert worden.

Auch im Jahr 2023 sei Hitze noch nicht so sehr als Gefahr in den Köpfen verankert, sagte Ärztekammerpräsident Peter Bobbert. "Aber Hitze tötet Menschen, Jahr für Jahr." Die Vielzahl an Hitzetoten sei nicht wahrnehmbar, es gebe auch keine dramatischen Bilder, etwa von überfüllten Krankenhäusern. "Weil der Hitzetod selber ein einsamer, ein stiller ist." Viele Betroffene seien etwa einsame, alleinstehende, pflegebedürftige und vorerkrankte Menschen. Man dürfe nicht denken, dass man nichts tun könne, sagte Bobbert: Vorbeugung sei bei Hitze entscheidend.

"Wir wissen es eigentlich alle: Die Klimakrise ist in Berlin angekommen", sagte Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD). Es gebe viele Stellschrauben, an denen man ansetzen könne: neben einfachen, kurzfristigen Maßnahmen auch längerfristige, etwa ein Stadtumbau mit mehr Grün. Noch sei die Stadt nicht hitzefest.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.06.2023, 16:40 Uhr

54 Kommentare

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  1. 53.

    so was halt: 1991 wurden die Anteile der Deutschen Bundesbahn und damit die Aktienmehrheit durch die Stinnes AG übernommen. 1997 wurde die Schenker AG mit den Geschäftsbereichen „Schenker Logistics“, „Schenker International“ und „Schenker Eurocargo“ gegründet. Nach der Übernahme der schwedischen BTL AB, Göteborg im Jahr 1999 wurde in Schenker-BTL AG umfirmiert.
    1964 erwirtschaftete diese einen Umsatz von 1,3 Milliarden DM und wurde 1965 zu 95 Prozent von der damaligen VEBA (heute E.ON) übernommen. Unter der VEBA wurde das Unternehmen wieder zu einem reinen Logistikdienstleister. 1977 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 9,4 Milliarden DM. 1979 firmierte das Unternehmen zur Stinnes AG um. Ab 1992 gehörte die Stinnes AG zu vollständig der VEBA.

  2. 52.

    Dementsprechend bitte keine Gebäude mehr in Berlin bauen/nachverdichten! Es kühlt sich sonst kaum noch ab. Es dürfte nur noch in kühlen, neu zu erschließenden Umlandgemeinden gebaut werden. Sonst werden Klimaanlagen installiert, die auch wieder für Aufheizen der Stadt sorgen.

  3. 51.

    Platzbedarf --Fahrrad:

    Laut Gesetz dürfen Fahrräder--dazu gehören auch Lastenfahrräder--4 Meter lang sein, "mehrspurige" bis zu 2 Meter breit und 2.5 Meter hoch.

    Tatsächlich gibt es eine Anzahl Autos, die schmaler als 2 Meter und kürzer als 4 Meter sind.
    Wenn man dann immer mehr Lastenfahrräder---auch mit E-Unterstützung zuläßt--werden Fahrräder zukünftig genau so viel Platz brauchen, wie Kleinwagen.Niemand wird diese Fahrzeuge im Keller abstellen. Auch werden Lastenfahrräder --genau wie Autos--die meiste Zeit rumstehen--und Parkraum benötigen.
    Welche Wucht ein so schweres Lastenfahrrad entwickeln kann--kann sich jeder denken.
    Lastenfahrräder haben kein Nummernschild--brauchen keine Versicherung,parken oft ohne Parkgebühr, sie dürfen auch auf dem Gehweg parken--und jeder, auch wer noch nie einen Führerschein gemacht hat--darf so ein Geschoss fahren.Oft mit Kleinkindern.

    Die Zukunft wird zeigen, ob Lastenfahrräder für alle eine Bereicherung sind.

  4. 50.

    "Die DB-Dividenden gingen (und gehen) aber immer fleißig an "Shoreholder"." Einziger Shareholder der Deutsche Bank AG ist unser Staat. Die Dividenden gehen an den Finanzminister, aus Geldern, die der Verkehrsminister vorher ausgegeben hat.

  5. 49.

    Das mit der Alternativverwendung des Platzes stimmt leider nur eingeschränkt. Straßen sind ja kein Selbstzweck sondern sind zwingend erforderlich, um Versorgung, Entsorgung und Sicherheit zu gewährleisten. Sie dürfen kein Haus bauen, ohne dass dieses mit einer Straße erschlossen ist. Was in den Städten tatsächlich versäumt wurde, ist, ausreichend Parkflächen abseits der Straßen zu schaffen, weshalb vor allem da Platz für alternative Verwendungen nicht zur Verfügung steht. Das ist aber nun mal eine basisdemokratische Entscheidung in den letzten Jahrzehnten gewesen. Aber auch hier kann nicht jede Parkfläche ohne Weiteres umgewidmet werden. Auch in Zukunft wird innerstädtischer Verkehr nicht gänzlich ohne Autos auskommen, das ist unrealistisch. Es sollte aber mit mehr Bedacht geschehen. Vor allem wird man sich daran gewöhnen müssen, nicht mehr vor der Tür zu parken. Diesen Komfort kann sich eine Stadt in Zukunft nicht mehr leisten.

  6. 48.

    In Paris baut man das Fern-Wärmesystem nun zum Fern-Klimasystem um, Heizen wie auch Kühlen sind über dieselben Fernleitungen möglich. Berlin, winke winke, Senat. Na?

  7. 47.

    Vermögenssteuer wieder einführen, wäre ein Anfang. Die Schwarz-Gelben hatten sie dem Volk weggenommen und den "Vermögenden" als Zulage und Stimm-/Lobbyzusage geschenkt. Umverteilt v.u.n.o.

  8. 46.

    Das Volk hat genau dieses "Wirtschafts"-System gewählt.
    Ist ja nicht so, dass die Misere ein Naturgesetz wäre.

  9. 45.

    Das Staatsunternehmen DB hat für sichere Züge zu sorgen, das betrifft auch die Gesundheit, ähnlich ASchuG. Aber man hat das Steuergeld in den Ausbau der Auslandslogistik gesteckt, die Inlands-Infrastruktur absichtlich verkommen lassen, – warum?

    Weil geregelt war:
    Instandhaltung = DB, Sanierung (wenn reparieren/pflegen nix mehr bringt) = Bund, Steuerzahler zahlen nochmals alles, am DB-Unternehmen vorbei. Das übernähme dann danach wieder, um erneut zu ruinieren.

    Aber Min. WISSING, FDP, hat's ja gerade erst geändert:
    Nun ist alles und immer durch Steuerzahler direkt zu finanzieren.

    Die DB-Dividenden gingen (und gehen) aber immer fleißig an "Shoreholder".

    Abwendung der Bürger von der Politik? Ach, warum denn.


  10. 44.

    Da spricht der Verwalter, "Gefahren von Hitze erst jetzt ganz allmählich registriert". Studien und Berechnungen samt Warnungen und Umbauplänen gibt es seit den 1970ern! Gaaanz allmählich, da sind wir heute dank vielerlei Ignoranz der letzten 30 Jahre.

    "Für Obdachlose muss es entsprechend zur Kälteschutzhilfe im Winter eine Hitzeschutzhilfe im Sommer geben" – Nein, es muss ordentliche Wohnungen für alle Menschen geben, geschütztes Wohnen ist ein Grundbedürfnis.

    Aber das sickert erst ganz allmählich in den Beton, oder auch gar nicht.

  11. 43.

    fragdenstaat, IFG, Statistikamt – machen Sie sich doch ein Bild und posten es dann hier

  12. 42.

    Auch hierauf sind Wärmepumpen eine Antwort. Die können nämlich beides - heizen und kühlen. Mit einer großen Wärmepumpe die am Potsdamer Platz realisiert werden soll können 3000 Haushalte im Winter geheizt werden und 30.000 (!) im Sommer klimatisiert!

  13. 41.

    nein. Autoverbot wäre nicht Egoismus.

    Im Gegensatz zu einem Fahrrad braucht ein Auto (auch ein E-Auto) wahnsinnig viel Platz in Form von breiten Straßen und Stehplätzen. Den könnte man verdammt gut für andere Dinge brauchen. zB für mehr Begrünung um die Temperatur runter zu bekommen wovon wiederum die Allgemeinheit etwas hätte.

    Im Gegensatz zu einem Fahrrad stellt ein Auto (auch ein E-Auto) eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben aller anderen Verkehrsteilnehmer dar und zwingt sie in die Randbereiche des öffentlichen Raumes. Mit weniger Autos in der Stadt würde der Allgemeinheit eine lebenswertere Stadt ermöglichen. Eine Stadt in der Leute öfter raus aus den aufgeheizten Wohnungen in möglichst begrünte, kühle, öffentliche Räume kommen.

    Autos in der Stadt zu "verbieten" bzw stark einzuschränken ist wirklich kein Ding des Egoismus. Hier geht es um Allgemein-Interessen vs Partikular-Interessen.

    In einer hitzefesten Stadt hat das Auto nicht sehr viel zu suchen.

  14. 40.

    "Häufig tritt ein Hitzetod als schwerste Folge von Hitzeschäden wie Hitzeerschöpfung, Hitzschlag und Sonnenstich ein." ...die praktisch alle auf fehlende Flüssigkeitszufuhr zurückzuführen sind, wodurch der Körper die Schweißproduktion als Hitzeregulierung nicht mehr aufrecht erhalten kann. Bei älteren Menschen nimmt das Durstgefühl rapide ab, wodurch diese tendenziell zu wenig trinken, was aber gerade im Sommer überlebenswichtig werden kann. Es gibt aber schlicht nicht genügend Personal, um in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern oder auch der häuslichen Pflege diese Menschen zum Trinken zu animieren. Hitzetote wären in unseren Breiten in den allermeisten Fällen vermeidbar.

  15. 39.

    Es müßten weniger Menschen an Hitze sterben wenn alle Seniorenheime/Pflegeheime klimatisiert währen. Der Betrieb von Klimaanlagen ist in Deutschland teuer und an Mehrfamilienhäusern durch Verbotsrechte von Vermietern/Eigentümergemeinschaften kaum möglich. Also schwitzen und sterben wir für die Umwelt und damit Hausfassaden nicht verschandelt werden. Außerhalb Deutschlands schüttelt man darüber nur mit dem Kopf z.B. In den USA oder auch in Osteuropa!!

  16. 38.

    Sie können aber nicht immer nur die Steuerlast immer weiter anheben"
    Könnte man schon-für die oberen 5 % der Einkommensbezieher sowie die Vermögensbesitzer ab 1 Mio.
    Man tut nämlich immer so als ob mal Otto Kabuttke, Jahreseinkommen 30 000 Euro, vor zusätzlichen Steuern schützen müsse wenn es eigentlich um Sven-Malte Milliardenerben geht.

  17. 37.

    Der die das Autofahrende sind generell an allem Schuld. Trotz Deutschlandticket fahre ich nach den Erfahrungen mit der S-Bahn alleine in dieser und der letzen Woche ab heute wieder Auto. Obwohl ich nicht mal umsteigen muss. So viele Ausfälle und Lebenszeitverschwendung auf irgendwelchen Bahnhöfen wegen Reparaturen an einem Signal/Zug/Strecke …. Es kamen weniger Züge pünktlich als ausfielen! Und nach 20 Minuten kommt ein Zug, bei dem von 8 Wagen die ersten beiden verschlossen sind. Also die Mencken aus zwei Zügen müssen dann in einem verkürzten Zug Platz finden, in dem der die das Radfahrende alles verstopfen. Dann kommt man hoch und der Bus fährt weg und im nächsten essen zwei Jugendliche ein Döner. Also rein ins Auto, Dach auf, genug trinken wenn’s warm wird.

  18. 36.

    @chr/christiane: Da drücke ich die Daumen, dass niemand im Auto bei Hitze in einen Stau gerät.

    Zum Thema: Im Sommer im ÖPNV ist es stets ratsam, einen Fächer und eine Wasserflasche mit dabei zu haben.

    In Sachen Fassaden-, Dach- und Innenhofbegrünung könnte man beispielsweise von Wien einiges lernen. Auch die messbaren Ergebnisse sind dort bereits vorhanden.

  19. 35.

    "Falle ich dann einfach um?" So einfach ist es nicht, eher qualvoll: "Unter Hitzetod verstehen Fachleute einen Todesfall, der durch innere Überhitzung des Körpers ausgelöst wird. Häufig tritt ein Hitzetod als schwerste Folge von Hitzeschäden wie Hitzeerschöpfung, Hitzschlag und Sonnenstich ein.
    Diese akute Überhitzung des Körpers führt zu einer Hirnschwellung. Der Körper kann durch seine natürliche Reaktion, das Schwitzen, die Hitze nicht abführen und die Körpertemperatur steigt. Symptome sind hohes Fieber, Krämpfe, fehlende Schweißabsonderung und Bewusstseinstrübung. Es kann zur Hirnschädigung kommen."

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