Straßenblockaden in Berlin - Autofahrer besprüht Klima-Aktivisten offenbar mit Reizgas
Mitglieder der "Letzten Generation" haben am Montag wieder Straßen in Berlin blockiert. Vielerorts versuchten wütende Autofahrer die Straßen selber freizuräumen - einer benutzte dabei vermutlich Reizgas.
- Klimaaktivisten der "Letzten Generation" blockieren bis zum Abend mehr als 40 Kreuzungen und Straßen
- 500 Beamte sind im Einsatz, sie können das Festkleben teilweise verhindern, an anderen Stellen dauert das Ablösen ein bis zwei Stunden
- Laut Polizei wurden die Personalien von 229 Blockierern aufgenommen, die meisten werden wegen Nötigung und Widerstands gegen die Polizei angezeigt
- Ein Video auf X (früher Twitter) zeigt einen wütenden Autofahrer, der Aktivsten mutmaßlich mit Reizgas besprüht, gegen ihn wird nun ermittelt
Blockaden der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" haben am Montag zu erheblichen Einschränkungen im Berliner Straßenverkehr geführt. Unterstützer der Gruppe haben sich den Tag über an mehr als 40 Orten auf die Fahrbahnen gesetzt, mitunter auch festgeklebt.
Betroffen waren vor allem Autobahnabfahrten und Bundesstraßen, wie die Polizei dem rbb bestätigte. Sie war mit mehr als 500 Kräften im Einsatz. Betroffen war auch der Busverkehr. "Bitte nutzt, wenn möglich, die S- und U-Bahn", baten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf X (früher Twitter).
An einigen Stellen Fahrbahn beschädigt
Im morgendlichen Berufsverkehr gegen 7:30 Uhr hatten die Blockaden an zahlreichen Kreuzungen begonnen. Die Polizei konnte nach eigenen Angaben an sieben Kreuzungen das Festkleben von Demonstranten verhindern.
An vielen Stellen dauerte das Ablösen von angeklebten Händen jedoch ein bis zwei Stunden. Die Polizei schrieb auch von einigen "besonders hartnäckigen Klebstoff-Gemischen", die an einigen Kreuzungen zu sehr langen Einsätzen führten. An einigen Stellen sei nun die Straße beschädigt und müsse noch repariert werden, hieß es. Eine Polizistin sei bei einer Festnahme leicht an einer Hand verletzt worden.
Wut und Reizgas - aber auch Zuspruch und Blumem
Durch die Blockaden kam es zu langen Staus und Wartezeiten. Autofahrer protestierten laut, etwa weil sie zur Arbeit mussten. Zu beobachten war aber auch, dass einzelne Fußgänger und Radfahrer die Blockaden lobten. Die "Letzte Generation" bedankte sich für Blumen, die Blockierer erhalten hätten.
In mehreren Fällen versuchten wütende Autofahrer, auf eigene Faust die Straßen freizuräumen. Nach Angaben der Polizei besprühte bei einer Blockade in Prenzlauer Berg ein Autofahrer Aktivisten mit Reizgas und versuchte, sie "mit Tritten von der Fahrbahn zu entfernen."
Die "Letzte Generation" teilte auf X, ehemals Twitter, ein Video, auf dem ein Mann zu sehen ist, der mehrere noch stehende Blockierer angeblich mit Pfefferspray besprüht und ruft: "Weg ihr Penner." Einem Blockierer, der sich hinsetzt, sprüht er direkt ins Gesicht und versucht, andere zu treten. Die Straße wird dadurch aber nicht frei. Die Polizei kennt das Video nach eigenen Angaben und ermittelt nun wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.
In Spandau stoppte die Polizei einen Autofahrer, der selbst einen Klimademonstranten von der Straße lösen wollte und appellierte auf X: "Wir haben Verständnis, wenn Sie von den Protesten genervt sind, aber bitte greifen Sie nicht ein oder wenden gar Gewalt an."
Zuvor wurden von der Polizei Orte mit Blockaden gemeldet. Diese sind mittlerweile wieder aufgelöst:
- in Pankow an der A114 Prenzlauer Promenade, Granitzstraße, Prenzlauer Allee, Landsberger Allee
- in Tempelhof am S-Bahnhof Tempelhof, Höhe Autobahn stadtauswärts
- in Neukölln im Bereich Grenzallee und Britzer Damm/Hermannstraße in Höhe der Auffahrt zur A100.
- in Steglitz an der A103 Saarstraße Richtung Schöneberg
- in Tiergarten am Großen Stern und am Ernst-Reuter-Platz
- in Kreuzberg am Hallesches Ufer und Kottbusser Tor
- in Charlottenburg am Spandauer Damm
- in Alt-Treptow auf der Köpenicker Landstraße
- in Reinickendorf am Kurt-Schumacher-Platz
- in Tegel auf der Max-Dorn-Straße
Ebenfalls aufgelöst wuren nach rbb-Informationen diese Blockaden:
- in Tiergarten an der Kurfürsten- Ecke Burggrafenstraße
- in Tempelhof am S-Bahnhof Tempelhof
"Letzte Generation": Widerstand soll fortgesetzt werden
Bis zum Spätnachmittag wurden die Personalien von 229 Blockierern aufgenommen, teilweise wurde sie vorläufig festgenommen. In einigen Fällen wird nun ein Richter entscheiden, ob die Festgenommenen weiter in Gewahrsam bleiben, wie Polizeisprecherin Beate Ostertag dem rbb sagte.
Die "Letzte Generation" hat erklärt, ihre Aktionen so lange fortzusetzen, bis die Bundesregierung mehr für den Klimaschutz tut. Die Protestaktionen wurden schon in der vergangenen Woche angekündigt.
Am Sonntag besprühten Mitglieder der "Letzten Generation" das Brandenburger Tor mit Farbe. Neben Straßenblockaden seit Anfang 2022 gehörten immer wieder Farbattacken zu den Aktionen der Klimaaktivisten. In Berlin hatten sie unter anderem das Grundgesetz-Denkmal, Parteizentralen, Luxus-Läden und ein Privatflugzeug beschmiert.
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