Straßenblockaden in Berlin - Autofahrer besprüht Klima-Aktivisten offenbar mit Reizgas

Mo 18.09.23 | 20:22 Uhr
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Aktivisten der Klimaschutzgruppe Letzte Generation blockieren am Spandauer Damm die Straße am 18.09.2023.(Quelle:dpa/S.Gollnow)
Video: rbb24 Abendschau | 18.09.2023 | R. Unruh | Bild: dpa/S.Gollnow

Mitglieder der "Letzten Generation" haben am Montag wieder Straßen in Berlin blockiert. Vielerorts versuchten wütende Autofahrer die Straßen selber freizuräumen - einer benutzte dabei vermutlich Reizgas.

  • Klimaaktivisten der "Letzten Generation" blockieren bis zum Abend mehr als 40 Kreuzungen und Straßen
  • 500 Beamte sind im Einsatz, sie können das Festkleben teilweise verhindern, an anderen Stellen dauert das Ablösen ein bis zwei Stunden
  • Laut Polizei wurden die Personalien von 229 Blockierern aufgenommen, die meisten werden wegen Nötigung und Widerstands gegen die Polizei angezeigt
  • Ein Video auf X (früher Twitter) zeigt einen wütenden Autofahrer, der Aktivsten mutmaßlich mit Reizgas besprüht, gegen ihn wird nun ermittelt

Blockaden der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" haben am Montag zu erheblichen Einschränkungen im Berliner Straßenverkehr geführt. Unterstützer der Gruppe haben sich den Tag über an mehr als 40 Orten auf die Fahrbahnen gesetzt, mitunter auch festgeklebt.

Betroffen waren vor allem Autobahnabfahrten und Bundesstraßen, wie die Polizei dem rbb bestätigte. Sie war mit mehr als 500 Kräften im Einsatz. Betroffen war auch der Busverkehr. "Bitte nutzt, wenn möglich, die S- und U-Bahn", baten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf X (früher Twitter).

An einigen Stellen Fahrbahn beschädigt

Im morgendlichen Berufsverkehr gegen 7:30 Uhr hatten die Blockaden an zahlreichen Kreuzungen begonnen. Die Polizei konnte nach eigenen Angaben an sieben Kreuzungen das Festkleben von Demonstranten verhindern.

An vielen Stellen dauerte das Ablösen von angeklebten Händen jedoch ein bis zwei Stunden. Die Polizei schrieb auch von einigen "besonders hartnäckigen Klebstoff-Gemischen", die an einigen Kreuzungen zu sehr langen Einsätzen führten. An einigen Stellen sei nun die Straße beschädigt und müsse noch repariert werden, hieß es. Eine Polizistin sei bei einer Festnahme leicht an einer Hand verletzt worden.

Wut und Reizgas - aber auch Zuspruch und Blumem

Durch die Blockaden kam es zu langen Staus und Wartezeiten. Autofahrer protestierten laut, etwa weil sie zur Arbeit mussten. Zu beobachten war aber auch, dass einzelne Fußgänger und Radfahrer die Blockaden lobten. Die "Letzte Generation" bedankte sich für Blumen, die Blockierer erhalten hätten.

In mehreren Fällen versuchten wütende Autofahrer, auf eigene Faust die Straßen freizuräumen. Nach Angaben der Polizei besprühte bei einer Blockade in Prenzlauer Berg ein Autofahrer Aktivisten mit Reizgas und versuchte, sie "mit Tritten von der Fahrbahn zu entfernen."

Die "Letzte Generation" teilte auf X, ehemals Twitter, ein Video, auf dem ein Mann zu sehen ist, der mehrere noch stehende Blockierer angeblich mit Pfefferspray besprüht und ruft: "Weg ihr Penner." Einem Blockierer, der sich hinsetzt, sprüht er direkt ins Gesicht und versucht, andere zu treten. Die Straße wird dadurch aber nicht frei. Die Polizei kennt das Video nach eigenen Angaben und ermittelt nun wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.

In Spandau stoppte die Polizei einen Autofahrer, der selbst einen Klimademonstranten von der Straße lösen wollte und appellierte auf X: "Wir haben Verständnis, wenn Sie von den Protesten genervt sind, aber bitte greifen Sie nicht ein oder wenden gar Gewalt an."

Zuvor wurden von der Polizei Orte mit Blockaden gemeldet. Diese sind mittlerweile wieder aufgelöst:

  • in Pankow an der A114 Prenzlauer Promenade, Granitzstraße, Prenzlauer Allee, Landsberger Allee
  • in Tempelhof am S-Bahnhof Tempelhof, Höhe Autobahn stadtauswärts
  • in Neukölln im Bereich Grenzallee und Britzer Damm/Hermannstraße in Höhe der Auffahrt zur A100.
  • in Steglitz an der A103 Saarstraße Richtung Schöneberg
  • in Tiergarten am Großen Stern und am Ernst-Reuter-Platz
  • in Kreuzberg am Hallesches Ufer und Kottbusser Tor
  • in Charlottenburg am Spandauer Damm
  • in Alt-Treptow auf der Köpenicker Landstraße
  • in Reinickendorf am Kurt-Schumacher-Platz
  • in Tegel auf der Max-Dorn-Straße

Ebenfalls aufgelöst wuren nach rbb-Informationen diese Blockaden:

  • in Tiergarten an der Kurfürsten- Ecke Burggrafenstraße
  • in Tempelhof am S-Bahnhof Tempelhof

"Letzte Generation": Widerstand soll fortgesetzt werden

Bis zum Spätnachmittag wurden die Personalien von 229 Blockierern aufgenommen, teilweise wurde sie vorläufig festgenommen. In einigen Fällen wird nun ein Richter entscheiden, ob die Festgenommenen weiter in Gewahrsam bleiben, wie Polizeisprecherin Beate Ostertag dem rbb sagte.

Die "Letzte Generation" hat erklärt, ihre Aktionen so lange fortzusetzen, bis die Bundesregierung mehr für den Klimaschutz tut. Die Protestaktionen wurden schon in der vergangenen Woche angekündigt.

Am Sonntag besprühten Mitglieder der "Letzten Generation" das Brandenburger Tor mit Farbe. Neben Straßenblockaden seit Anfang 2022 gehörten immer wieder Farbattacken zu den Aktionen der Klimaaktivisten. In Berlin hatten sie unter anderem das Grundgesetz-Denkmal, Parteizentralen, Luxus-Läden und ein Privatflugzeug beschmiert.

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Sendung: rbb24 Inforadio, 18.09.23, 08:00 Uhr

132 Kommentare

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  1. 131.

    Ein paar Fakten zum Nachdenken:

    1. Farbe, Kleber, deren Beseitigung, die Polizei- und Feuerwehreinsätze, das alles verursacht CO2.

    2. Die durchschnittliche Geschwindigkeit auf den deutschen Autobahnen beträgt stabil unter 120 km/h, wie man anhand der Autobahn App leicht erfahren kann.

    3. Das Deutschlandticket für €49/Monat ist da.

    Was also sollen diese Aktionen?

  2. 130.

    Welche Klimakatastrophe ? Welche Medizin muss man einnehmen , um an eine mediengemachte Klimakatastrophe zu glauben ?

  3. 129.

    Die nächste Wahl wird dem nachsichtigen Umgang mit den Störern definitiv Rechnung tragen

  4. 128.

    Mit dieser Blockierereu und Festkleberei wird nichts erreicht. Der Staat läßt sich nicht erpressen. Demonstrieren ja, aber nicht so, da wird es nur noch mehr Gegenwind geben und die Akzeptanz geht gegen Null für die Klimaaktivisten der letzten Generation. Gründet eine Partei und lasst euch wählen und ihr bekommt Gehör und könnt euch an Gesetzeerstellung beteiligen. Alles andere ist Anarchie, Terrorismus und gegen Demokratische Prozesse und wird vom Staat und dem großen Teil der Bevölkerung abgelehnt.

  5. 127.

    Klimawandel gab es schon immer , dagegen kann man nichts tun .

  6. 126.

    Vielen Dank an die letzte Generation :)

    Für die Zeit, die ihr opfert, um auch den letzten wach zu rütteln und die negativen Energien, die ihr in diesem Bestreben über euch ergehen lassen müsst!

    Je mehr Initiativen (FridaysForFuture, Letzte Generation…), desto besser - nicht jeder Mensch kann auf die gleiche Art angesprochen und zum Umdenken animiert werden.

    Ps dies schrieb ein Autofahrer, der sich heute auch im Stau befunden hat und sich über ÖPNV Ausbau freuen würde!!

  7. 125.

    Zum Thema Klimawandel, der nun zweifellos weltweit in seiner schädlichen Gestallt da ist, zwei sicherlich krasse Fragen:
    - Was haben wohl die Saurier getan, bevor ohne Industrialisierung die Eiszeit ihre Existenz vernichtete?
    - Wer kann uns heute mit Sicherheit sagen, dass heutige Innovationen von Menschen und Wissenschaftlern in 70 oder 100 Jahren nicht als völlig falsch bewertet werden?

  8. 124.

    Wie hoch muss der Aggressionspegel und der innere Kontrollverlust eigentlich sein, wenn man auf die Idee kommt, Menschen, die an der Straße kleben, mit Reizgas zu besprühen und Tritte zu verteilen? Ein solches Verhalten macht mich nur noch fassungslos.

  9. 123.

    Mit der Demo ist keinem geholfen, weder dem Autofahrer, welcher noch weniger Bock hat sich damit zu befassen nach der Aktion, noch den Protestierenden welche sich Gewalt aussetzen. Protestiert doch lieber da wo es sinnvoll ist: an Regierungsgebäuden oder beim Politiker vor der Tür

  10. 122.

    Ich kann den z.T. vorhandenen Unmut und die Verärgerung über die Klima-Aktivisten bei Menschen, die von den heutigen Aktionen eventuell betroffen waren, nachvollziehen. Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann ist, wenn sich Menschen darüber "aufregen" die nicht davon betroffen waren. Wollen sie mit Ihrer "Solidaritäts-Verärgerung" nur von den eigentlichen Problemen, auf die die Klima-Aktivisten aufmerksam machen wollen, ablenken? Was wollen Sie mit diesem Verhalten erreichen? Sind Ihnen die Probleme, auf die die Klima-Aktivisten hinweisen so egal?

  11. 118.

    Sie bedanken sich bei Menschen die Straftaten begehen? Wo endet bei Ihnen dieser Dank? Wenn Bekannte von Ihnen geschädigt werden? Wenn Freunde geschädigt werden? Familienmitglieder? Oder erst wenn Sie selbst Opfer einer Straftat werden?

    Ich frage mich, wie jemand, der Straftaten und Tätern huldigt, zu unserem Rechtsstaat und damit auch zur freiheitlichen Grundordnung. Und das die Mittel des Rechtsstaates noch nicht erschöpft sind, das haben Klagen gegen die Bundesregierung doch deutlich gezeigt. Nur als Hinweis, falls Sie jetzt auf Artikel 20 Absatz 4 abstellen wollen.

  12. 117.

    Wie einfallsreich.
    Der alte, renitente Genpool droht mit Faschismus , falls es jemand wagt, seine Bequemlichkeit in Frage zu stellen.
    War ja auch klar, dass deutsche Oligarchen die AfD geschaffen haben um ihren Status Quo bewahren zu können, mit Hilfe Schweizer Unternehmer….
    Herzlichen Glückwunsch Alter Genpool

  13. 116.

    Und in dem man das Brandenburger Tor nachhaltig schädigt und normale Menschen daran hindert zur Arbeit, zur Schule zu kommen, löst man das Problem ???
    Was für eine kranke Gedankenwelt.

  14. 115.

    Ganz dünnes Eis. Wem sollte denn noch so das Wahlrecht aberkannt werden? Aber ich verstehe schon! Besonders als Rentner ist es natürlich besonders lästig, wenn man mitten im Berufsverkehr in einem Stau feststeckt, der von Leuten verursacht wird, deren Zukunft gerade verheizt wird. Ich verstehe die Kritik an den gewählten Mitteln und heiße sie ebenfalls nicht gut, nur sollte man dennoch auf dem Teppich bleiben.

  15. 114.

    Sowas kann passieren wenn die demokratischen Parteien die Gesellschaft von schreienden, gewaltbereiten Minderheiten terrorisieren lässt. Dann wählen die Menschen eben Parteien, die ihre Interessen wahr nehmen statt jene, die dies nicht tun. Ganz normaler demokratischer Vorgang. Dazu sind Wahlen da.
    Mich wundert nur, dass viele ihr Recht nicht wahr nehmen.

  16. 113.

    Ich meine okay: sie sitzen da ganz friedlich rum. Das stimmt schon. Aber wenn sie sich freiwillig festkleben, könnten sie sich dann bitte auch selber wieder lösen und auch selber dann den entstandenen Schaden reparieren. Warum muss das denn die Polizei machen? Und warum muss das von den Steuern bezahlt werden? Die Steuergelder könnte man zum Beispiel für den Klimaschutz ausgeben. Jetzt gibts noch mehr Stau, weil Fahrbahn kaputt, noch mehr Baustellen und Umleitungen! Ist auch für ÖPNV echt blöd!!

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